Für 12 Tage waren wir mit der Jade entlang der amerikanischen Westküste unterwegs. Hier ist unser Fazit zu dem Schiff:
Das Schiff hat uns außerordentlich gut gefallen.Die Jade gehört mit Baujahr 2006 zu den älteren Schiffen der Flotte. Gebaut wurde sie von der Meyer Werft, was man an vielen Stellen irgendwie merkt. Die Größe entspricht der einer Sphinx und in gewisser Weise ähnelt sie diesen. Zwar nicht auf den ersten Blick, aber ab und an sah ich kleine Dinge und dachte: Kommt mir doch vertraut vor.
Seenotrettungsübung:
Diese fand vorab schon digital in der App beim online Checkin statt. Wir mussten dann nur noch kurz zur Musterstation, Bordkarte scannen, fertig.
Kabine:
Unsere Kabine war eine Balkonkabine auf Deck 10. Backbord, relativ mittig. Die Größe entspricht der auf AIDA, der Balkon ist kleiner als bei Mein Schiff und natürlich auch als auf Deck 6 bei AIDA. Der Stauraum war ausreichend vorhanden. Die Kabine war sehr sauber, lediglich der Balkon könnte einen neuen Anstrich vertragen, hier bröckelte die Farbe etwas ab.
Öffentliche Bereiche:
Bars:
Highlight ist die Spinnacker Lounge auf Deck 13 im Bug. Die Aussicht ist einmalig.
Aber auch die anderen Bars an Bord gefallen. Insbesondere die Bliss Lounge und die Tankards Beer & Whiskey Bar, eine Bar in gemütlicher Pub Atmosphäre und neben dem Pit Stop (war leider bis auf einen Tag immer geschlossen) die einzige, die frisch gezapftes Bier hat.
Damit komme ich zu einer Sache, die mich tatsächlich gestört hat. Sowohl mein Mann als auch ich trinken gerne Bier. Die Auswahl auf den Barkarten liest sich erstmal gut. ABER: Mit Ausnahme von Tankards & Pit Stop servieren alle Bars das Bier aus der Dose. Auch im Irish Pub, O’ Sheehan.
Restaurants:
Das Essen ist OK bis gut.
Buffet:
OK im Buffet, wenn man bedenkt, dass es ein amerikanisches Schiff ist. Das heißt für amerikanische Verhältnisse ein großes Frühstücksangebot, für Deutsche, insbesondere das “Brot” natürlich etwas gewöhnungsbedürftig.
Das Essen mittags und abends sehr fleischlastig und sehr fettig und süß. Man findet was, aber Buffet können die europäischen Anbieter, die wir kennen (TC, AIDA, MSC und Costa) definitiv besser.
Main Dining Rooms Alizar & Grand Pacific:
Hier waren wir einmal Frühstück und öfter zum Abendessen. Das Essen war hier durchweg gut und schmackhaft.
Sehr positiv, dass man wie bei Mein Schiff ohne Reservierung jederzeit kommen kann. Es gab für uns, auch in größerer Gruppe, immer einen Platz. Das Essen war hier wirklich gut, der Service schnell, man war in ca. 1 Stunde mit dem Abendessen durch und die Atmosphäre war sehr ruhig und angenehm. Einzig die Auswahl an vegetarischem Essen hätte größer sein können.
Ein Thema an Bord war auch, dass NCL wohl neu 5 USD verlangt, wenn man 2 Hauptgänge bestellen möchte. Für uns aber uninteressant. Wir sind mehr als satt geworden.
Specialty Dining:
In unserem Paket waren 3 Restaurantbesuche enthalten. Wir entschieden uns für Moderno, Cagney's und Jasmin Garden.
No Shows müssen 10 USD pP zahlen. Positiver Effekt: Man konnte auch ohne Reservierung einen Platz bekommen. Wenn ich an die halbleeren aber ausgebuchten Restaurants auf der Nova denke, würde ich mir eine solche Gebühr unbedingt auch bei AIDA wünschen.
In allen drei besuchten Restaurants war das Essen sehr gut, trotzdem mit klarem Favoriten Jasmin Garden, ein Asian Fusion Restaurant, das ein wenig an das Hanami erinnert.
O’ Sheehan Pub:
Das war leider nix. Wir waren 2x dort, beide Male einfach schlecht. Essen kalt bzw. nicht genießbar (und wir sind wirklich nicht mäkelig). Und Bier aus der Dose. Was das mit einem irischen Pub zu tun haben soll, entschließt sich mir leider nicht.
Service:
Der Service war in allen Bereichen hervorragend. Freundlich, schnell, immer gute Laune. Wartezeiten gab es nirgendwo.
Sehr positiv auch die Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft Menschen mit Handicap gegenüber. Manchmal war es mir schon fast unangenehm wie viel Hilfe und Unterstützung uns (übrigens auch von den Mitreisenden) angeboten wurde. Im Buffet hat man z.B. vom Service darauf bestanden meinem Mann das Essen zu tragen und uns Beiden Kaffe an den Tisch zu bringen, was ich natürlich ohne weiteres selbst hätte machen können. Trotzdem eine ganz liebe Geste, die ich so nicht kenne, natürlich nicht erwarte und bei AIDA und TC undenkbar wäre.
Bordleben & Atmosphäre:
Da die Jade ein kleineres und älteres Schiff ist, ist sie definitiv keiner dieser Freizeitparks, an die man bei NCL vielleicht sofort denkt. Das Schiff hat nicht einmal eine Rutsche:)
Für mein Empfinden ist sie auch kein Familienschiff. Kinder an Bord konnten an einer Hand abgezählt werden, was vielleicht aber an Route und Reisezeit lag. Es gibt wohl einen Kids Club, Unterhaltung für Kinder haben wir allerdings nicht mitbekommen.
Das Bordleben war ähnlich entspannt wie auf Mein Schiff. Ganz wesentlichen Anteil hat da sicherlich der sehr gute und schnelle Service und die Tatsache, dass man, wann immer man möchte und ohne Reservierung, essen gehen kann - auch im Bedienrestaurant.
Toll auch das entspannte, internationale Publikum. Bezeichnenderweise hatten wir zu anderen Deutschen nur am ersten Tag Kontakt. Danach hat sich sehr schnell eine tolle Gruppe mit Briten, Iren, Kanadiern und Australiern gebildet, mit der wir sehr viel Spaß und angenehme Unterhaltungen hatten. Gefunden hat sich die Gruppe in der einzigen Raucherecke auf dem Schiff. Aber so war es ja schon zu Uni Zeiten: Die besten Parties und Gespräche waren in der Küche bei den Rauchern ![]()
Rauchen (bitte keine Diskussionen zu diesem Thema! ![]()
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Apropos Rauchen: Mir als NR kann es eigentlich egal sein, aber da mein Mann raucht, muss man festhalten, dass für Raucher die europäischen Anbieter besser geeignet sind. Ich finde es tatsächlich sehr übertrieben, nur einen Raucherbereich vorne auf Deck 13 zu haben. Es gibt noch eine Lounge, da dürfen aber nur Zigarren geraucht werden und dann das Casino, solange man spielt. Na ja, wenn es darum geht Geld zu verdienen, wird zum Rauchen im Innenbereich animiert und der Nichtraucherschutz ist egal, draußen ist es dann so schlimm, dass man nicht mal auf dem Promenadendeck einen Bereich hat, um kurz eine zu rauchen. Die Balkone sind ja ohnehin alle rauchfrei.
Unterhaltung:
Das Unterhaltungsprogramm ist sehr vielfältig, vergleichbar mit MSC. Es gab jeden Tag Trivia, Live Musik, Karaoke und aber auch ruhige Dinge wie Servietten Falten und andere Bastelei. Die Veranstaltungen fanden in der Spinnaker oder der Bliss Lounge statt.
Zu den Shows im Theater kann ich nichts sagen.
Negativ fand ich, dass es keine Lektoren an Bord gab und die einzigen Infos zu den Destinationen eine Verkaufsveranstaltung für die Ausflüge war.
Ausflüge:
Die Ausflüge sind definitiv teurer als bei TC und MSC. Und auch als AIDA, zumindest im Vergleich zu den Ausflügen in Europa. Die Qualität ist wie bei allen Reedereien. Vorteil ist, dass alle Ausflüge grundsätzlich auf englisch sind und es deshalb keine nervenden “Übersetzungen” à la Mein Schiff gibt.
Bordsprache:
Bordsprache ist ausschließlich Englisch. Das Tagesprogramm gibt es zwar auf deutsch in Papierform (in der englischen Variante ausschließlich digital), alles andere erfordert aber Englischkenntnisse. Unterhaltung, Ausflüge, Bestellungen etc. Auch wenn Grundkenntnisse sicherlich reichen; für jemanden, der gar kein Englisch spricht, ist NCL m.M. nach nicht geeignet.
Gesamteindruck:
Uns hat es wahnsinnig gut auf der Jade gefallen. Sie ist für uns die fast perfekte Mischung aus TC (Erholung und Entspannung) und MSC (Unterhaltung und internationales Publikum).
In meinem persönlichen Ranking ist sie knapp auf Platz zwei hinter Mein Schiff.
Bei meinem Mann knapp auf Platz zwei hinter MSC.
Würden wir noch einmal mit NCL fahren? Auf jeden Fall! Die Frage ist nicht ob, sondern wann wir wieder mit NCL unterwegs sein werden.