
Frühlingstage in Norwegen, blauer Himmel, blaues Wasser, grüne Wiesen, blühende Obstbäume, schöne Häfen, interessante Stadt Bergen und ein Trio mitten drin, auf einer wunderschönen Tour.
Wer verschwendet im jungen Alter einen Gedanken daran, wie es mal sein könnte, wenn ein Elternteil im Alter plötzlich alleine ist? Wie kann man einem 81jährigen Menschen helfen, wieder Freude am Leben zu haben? Man macht etwas ganz ÜBERRASCHENDES…, eine Reise vielleicht?
Kurz um, ich buchte eine AIDA-Reise nach Norwegen für uns drei, für meine Mutti, meine Schwester und mich. Die Anreise nicht zu weit und die Dauer der Reise nicht zu lang, 5 Tage. Um es unserer Mutter besonders schön zu machen, buchten wir natürlich eine Balkonkabine und landeten auf Deck 7 der Luna.
28. April 2011 - Anreise nach Hamburg, 19 Grad, leicht bewölkt
Eine Taxe brachte uns zum nächstgelegen Bahnhof, wir sparten damit einmal das Umsteigen und fuhren dann über Hannover nach Hamburg. Tage vorher hatten wir schon frühlingshafte Temperaturen und ich schaute immer wieder im Internet nach, wie es denn in Ulvik/Eidfjord und Bergen wettermäßig aussah – einfach genial. Winterjacken blieben zu Hause und Sonnencreme wurde eingepackt. Koffer packen war nach langer Zeit auch wieder spannend für Mutti. Also eitel ist sie schon noch. "Den Glitzerpullover nehme ich auf jeden Fall mit. Schließlich kann es sein, der Kapitän läuft an mir vorbei und da muss ich gut aussehen", sagte sie lachend zu mir.
Um 12.50 Uhr stehen wir in Hamburg am Hauptbahnhof. Erstmal müssen wir uns orientieren, welchen Ausgang wir benutzen müssen. Irgendwo hatte ich gelesen, Ausgang Kirchenallee sei richtig und draußen wartete schon der Gepäckservice, der unsere Koffer zur Luna nach Hamburg/Altona beförderte. Wir schlenderten die paar hundert Meter hinüber zum Busbahnhof und dort stand auch schon der Shuttle, der uns um 13.15 Uhr entlang der Binnenalster, St. Pauli, vorbei an der berühmten Davids-Wache zur neuen Anlegestelle in Altona brachte.
Der Check-In begann um 14 Uhr und eh wir uns versahen, waren wir auf dem Schiff. Meine Mutti und meine Schwester kannten die AIDA-Schiffe nur vom
Prospekt her und waren total überwältigt von der Größe, der Weitläufigkeit, dem
netten Empfang. Muttis Spruch, als sie das Schiff sah … „Kinder, das ist ja ein
riesen Ding, hoffentlich verlaufen wir uns da nicht!“ Naja, dachte ich so, ihr
habt ja die Kabine noch nicht gesehen – und könnt gleich weiter staunen. Ich
selbst hatte bisher noch nie eine Balkon gebucht auf meinen Reisen. So war es
für mich auch eine Premiere.
Unser erster Weg führte uns ins Weite-Welt-Restaurant und wir begutachteten das Kuchenangebot, tranken gemütlich unseren Kaffee und genossen die warme Sonne auf dem Pooldeck. An der Ocean-Bar am späten Nachmittag gönnten wir uns einen Empfangs-Cocktail, machten einen Schiffsrundgang und bezogen unsere Balkonkabine. Ooooh, so schön, so hell, so groß – Platz genug für uns drei und dann noch der Balkon, hörte ich die zwei begeistert ausrufen. Schnell noch die Koffer ausgepackt, beim Friseur einen Termin gebucht und dann war auch schon Zeit für das Abendessen im Weite Welt Restaurant. Die Vielfalt der angebotenen Speisen; meiner Mutter fiel die Entscheidung schwer, was nehmen, was probieren – dann noch die Frage, Rotwein, Weißwein oder Bier? Unser Abend begann mit viel Freude.
Nach dem Essen relaxten meine zwei in den gemütlichen Liegemuscheln am Theatrium und lauschten den Klängen der Live-Musik der Band Acoustic Avenue. Rausgehen wollten sie jetzt nicht mehr ... und so begab mich alleine aufs Deck, mein „Sail away“ hören und zu schauen, wie die Luna ablegt. Telefonierte mit meinem Mann und einer AIDA-Freundin, die per Webcam im Internet verfolgen konnte, wie die Luna sich im Hafen einmal um die eigene Achse drehte und langsam Hamburg in Richtung Nordsee verließ. Oh wie schön, was die Technik da alles vollbringt. Ich konnte meine Freude via Handy mit den Daheimgebliebenen teilen.
Natürlich ließen wir drei es uns nicht nehmen, später auf Deck 11 den obligatorischen Welcome-Sekt zu trinken und die Begrüßung durch Clubdirektor Heiko Schliek zu erleben. Mutti staunte nicht schlecht, wie viele Menschen da zusammen gekommen sind. Sie war etwas enttäuscht, dass der Kapitän nicht dabei war. "Mutti, der muss das Schiff jetzt gut hier durch manöverieren. Der hat jetzt für sowas keine Zeit. Du wirst ihn schon irgendwann sehen. Hoffentlich hast du dann den Glitzerpullover an!", flüsterte ich ihr zu. Meine Schwester zwinkerte mir zu und dann lachten wir drei.
Danach sahen wir uns noch den Auftritt des Show-Ensembles an, hörten fetzige Musik und waren begeistert von der Lasershow. Anschließend zeigte ich meiner Schwester noch kurz die AIDA-Bar und sahen vom unserem Balkon aus die hell erleuchteten Häuser entlang der Elbe in der Dunkelheit verschwinden
29. April 2011 - 1. Seetag, 15 Grad, bewölkt, nächste Etappe 530 Seemeilen (982 km)
Ein Seetag beginnt eigentlich immer damit, auszuschlafen und das taten wir dann auch, aber nicht zu lange. Die Sonne weckte uns und wir standen auf dem Balkon in Bademäntel gehüllt und erfreuten uns an dem wunderschönen ersten Sonnenaufgang für Mutti auf See. "Ob in England auch die Sonne scheint?", fragte sie uns. Es war schließlich der „Kate & Willam-Tag“. Meine Mutter freute sich schon, dass die Hochzeitsfeier auch auf dem Schiff zu
sehen war. So frühstückten wir etwas zügig und sahen das Eintreffen der Braut an der Kathedrale in London in unserer Kabine im Fernsehen an – mit einer Unterbrechung! Attention, Attention ... Es kommt am ersten Tag immer das, was alle Mitreisende und die Crew auf Trab bringt, die Seenotrettungsübung. Ich kramte die Westen aus dem Schrank und bekleidete meine Mitreisenden ordnungsgemäß und schob sie durch die Tür in Richtung Treffpunkt. Gottseidank, es wurde keine Suchaktionen nach nicht aufgetauchten Passagieren gestartet und so ging die Übung ziemlich fix über die Bühne. Zurück auf die Kabine, Weste verstauen und Mutti will unbedingt zurück zur Rezeption. Sie möchte ein Erinnerungsfotos vom Strandkorb haben, als los.
Und nach dem Mittagessen, das diesmal etwas schnell gehen musste, sahen wir die Trauung auf der Großleinwand im Theatrium an. Welch Glanz Gloria und wer alles eingeladen war. Mutti kennt etliche "gekrönte Häupter", schließlich hat ihr Friseur zu Hause alles Klatsch- und Tratschzeitschriften ausliegen. Sie war gespannt auf das Kleid von Kate und ob die Queen wieder einen Hut mit Federn auf hat. Sie wurde nicht enttäuscht, die Trauung wurde schön zelebriert.
Kurze Erholungspause nach dem Theater auf unserem Balkon, wozu haben wir die und wozu die Hängematte? Außerdem, die Sonne scheint und Vitamin D ist im hohen Alter sehr wichtig! Dann gingen wir anschließend in unser Lieblingsrestaurant, wo wir drei immer wieder auffielen. Zum einem, dass meine Schwester und ich uns so ähnlich sehen und dann unsere Mutter unverkennbar zu uns gehörte. Die jungen Männer, die uns bedienten, schäkerten mit Mutti rum und das gefiel ihr. Sie war sowas entspannt, dass kannten wir lange Zeit nicht mehr von ihr.
Das Abendprogramm verbrachten wir im Theatrium. Das Kabarettstück mit dem Titel „Verheiratet und trotzdem glücklich“ zeigte uns, dass Männer und Frauen, obwohl sie doch so unterschiedlich sind, irgendwie miteinander auskommen können. Wir hörten so manche Dinge, die uns nicht ganz unbekannt waren.
Was dann anschließend folgte, kann man schlecht beschreiben, man muss es erlebt haben: die poetische Traumwelt „Somnambul“. Eine fantastische Ausstattung, wundervolle Songs und eine tolle Akrobatik zur von Martin Lingnau komponierten Musik entrückte uns aus dieser Welt. Der Begriff Somnambul setzt sich aus den lateinischen Worten somnus (Schlaf) und ambulare (umhergehen) zusammen. Es war somit eine phantasievolle Traumgeschichte, die auch zum Schauen und Hören einlud. Doch nicht, dass wir dann genug hatten. Nein, es stand auch noch „Moulin Rouge“ auf dem Programm. Der Ungar Krisztian Szücs hat sich für sein Soloprogramm von dem Kinohit Moulin Rouge inspirieren lassen und hat daraus eine multimediale Show für AIDA entwickelt. Gefühlvolle Musik gepaart mit Pariser Impressionen, die französiches Flair ins Theatrium brachten.
30. April 2011 - Ulvik/Eidfjord, 17 Grad, heiter. Nächste Etappe 185 Seemeilen (343 km)
Die Nacht war kurz für mich, 3.40 Uhr ich werde wach und schaue zum Fenster raus. Eine ganz leichte Dämmerung ist zu sehen. Leise schleiche ich mich auf dem Balkon und sehe direkt gegenüber die Schatten der schneebedeckten Berge. Rückwärts gesehen, kohlrabenschwarze Nacht noch und als ich in Richtung Bug blickte, sah ich am Horizont einen leicht rötlichen Schimmer, beginnende Morgenröte. Welch ein Erlebnis. Ich hörte nur das leise Rauschen des Wassers und eine unwirkliche Stille umgibt mich. Mutti schläft noch, ob sie wohl von der Hochzeit geträumt hat?
In Ulvik angekommen, verließen nur die Passagiere die Luna, die einen Ausflug gebucht hatten. Sie wurden mit den Rettungsbooten zum Anlegesteg gebracht und wir verließen die Bucht in Richtung Eidfjord, der ein Ausläufer des bekannten Handangerfjords ist.
Die Fahrt ging durch ein enges Tal, gesäumt von hohen Bergen mit Schneegipfeln und ein strahlend blauer Himmel versprach einen sonnigen Tag. "Kinder, das ja eine Wucht hier. So ein schöne Landschaft, ich bin hin und weg!" Meine Schwester und ich sind uns einig, wir haben alles richtig gemacht. Richtige Route, richtiges Schiff und gutes Wetter bestellt.
Um 11 Uhr kamen wir in Eidfjord an und sofort machten wir uns auf dem Weg, zum Treffpunkt des gebuchten Ausflugs: „Obstgarten Fjordnorwegens“. Wer glaubt, dort oben wächst so gut wie nichts, der hat sich getäuscht gesehen. Wir gehörten auch zu den Ungläubigen! Die Wiesen im satten Grün, die Bäume mit zarten Blättern, die Wiesenblumen leuchteten und überall blühten die Kirsch- und Apfelbäume. Die Tour führte uns entlang des Fjords durch einige Tunnels, vorbei an kleinen Wasserfällen zu den riesigen Obstplantagen.
Die Häuser entlang der Route in klaren Farben gestrichen, waren leuchtende Punkte in dieser wunderschönen Frühlingslandschaft.
Unterwegs gab es eine kleine Kaffeepause mit einemApfelkuchen und dazu Vanilleeis, einfach nur lecker! Naja, dass ich dann noch in der Toilette die Tür nicht wieder aufbekam, war eine extra Geschichte. Man gut, dass dies nicht Mutti passiert ist. Die hätte bestimmt einen Koller bekommen.
Wir besuchten eine kleine Kirche und dann ging es auch schon zurück in Richtung Hafen. Ein schöner Ausflug, mit einer netten Reiseleiterin,die uns auch etwas über die Trolle erfahren ließ. Bei dem Wort Trolle hat sie das r so nett gerollt. Das hörte sich so an: Trrrrrrrollä.
Um noch ein paar ganz besondere Fotos für das spätere Fotobuch zu machen, suchte ich mir am Ufer eine schöne Stelle und dann sah ich sie, die Luna, wie sie sich im Wasser anschaute. So, als wolle sie fragen, ist mein Mund noch rot und meine Augen unbeschreiblich aufregend?
Eigentlich ist das ja verboten zwischen den Seilen herumspringen, wir bekennen uns schuldig
und werden das nie wieder machen. Versprochen.
Es war 21.20 Uhr und die Sonne war gerade dabei, am Horizont zu verschwinden.
Zum richtig wach werden gab es danach noch die legendäre ABBA-Show „Dancing Queen“. Die Musik kannte sogar meine Mutter und sie war total begeistert. Mama Mia, was war das damals eine verrückte Zeit … Mutti hat mit uns Mädels damals nicht geschimpft, wenn wir uns Schuhe mit hohen Absätzen gekauft haben. Sie wußte, dass die ABBA-Frauen auch sowas trugen. Sehr verständnisvoll - wobei sie hohe Schuhe auch sehr gerne trug - heute geht das natürlich nicht mehr. Sicherheit geht vor.
Den Übergang zum 1. Mai verbrachten wir "Kinder" noch gemütlich in der AIDA-Bar und dann hieß es auch bald schon wieder „Licht aus“.
Wie es weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Teil.
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