Ab wieviel Einwohnern spricht man eigentlich von einer Kleinstadt?! Diese Frage stellt sich mir unweigerlich, als für meine mittlerweile 11. AIDA-Kreuzfahrt tatsächlich erstmals nicht nur die Route, sondern auch das Schiff den Ausschlag einer Buchung gab.
Aus beruflichen Gründen konnte ich erst recht spät buchen, und leider steht mir auch – ebenfalls berufsbedingt – immer nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung, in dem ich meinen Urlaub planen kann.
Ein bisschen stöbern auf der Homepage von AIDA – unter Eingabe des in Frage kommenden Zeitraums – und schon stellte ich fest, dass genau in meinen Wunschzeitraum eine Reise fällt, die obendrein auch noch für Alleinreisende angeboten wird. Alle Kabinenkategorien sind Anfang Juli 2024 noch buchbar. Das lässt hoffen, dass das Schiff möglicherweise nicht ausgebucht ist. Wenn ich eine Kreuzfahrt mache – was leider viel zu selten der Fall ist – dann nur in einer Balkonkabine. Die brauche ich einfach für mein Rundum-Wohlfühl-Paket, für meine Seele, zum Abschalten, Ankommen und zur Ruhe kommen. Und als Rückzugsort an Seetagen. Eine Kabine auf einem der Kussmundschiffe ist für mich jedes Mal nicht nur ein Ort, an dem ich schlafe und dusche. Nein, es ist mein Zuhause auf Zeit, mein maritimes Wohnerlebnis. Der Ort, an den ich nach erlebnisreichen Landgängen zurückkehre. Der Ort, an dem ich abends nach einem leckeren Essen die Füße auf dem Balkon hochlegen kann. Meine Balkonkabine bedeutet mir so viel: morgens die Augen aufschlagen und sofort den weiten Horizont sehen, das Meer rauschen hören und die saubere, frische Seeluft atmen können, die durch die geöffnete Balkontür hereinströmt. Der erste Morgenkaffee auf dem Balkon oder auch das Glas Sekt am Ankunftstag. Nachts in der Hängematte träumen und tagsüber Ruhe genießen können. Tageslicht in jedem Winkel meiner Kabine zu haben. Während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, wie sehr mir dieses besondere Gefühl schon wieder fehlt.
Nun gibt es ja auf diesem Kussmundschiff nicht nur Balkonkabinen, sondern auch Verandakabinen in verschiedenen Größen und Ausstattungen. Zu meiner großen Freude stellte ich fest, dass der Unterschied zwischen einer normalen Verandakabine und einer Verandakabine Deluxe gerade einmal knapp 300 € beträgt.
Sehr viel Negatives, Trauriges, Nervenzehrendes habe ich in den zurückliegenden Monaten erlebt und durchleben müssen – sowohl beruflich als auch in allererster Linie privat, so dass ich mir einfach den kleinen Luxus gönne und mich für die Deluxe-Variante meines Zuhauses auf See entscheide. Und wenn ich schon mit einer Kleinstadt auf Reisen gehe, dann darf der „Vorgarten“, sprich: Balkon, gern auch mal ein wenig größer sein.
Wie auch schon im vergangenen Jahr entscheide ich mich für die bequeme An- und Abreise mit einem großen deutschen Busreiseunternehmen. Mein Weg ans Meer ist weit und vor allem in diesem Sommer wäre er von mehreren zusätzlichen Bahnbaustellen inklusive Schienenersatzverkehr gepflastert, so dass ich mir die Anreise mit dem Zug aktuell einfach nicht antun möchte. Zumal es in diesem Sommer bahntechnisch leider ohnehin an besonders vielen Stellen klemmt.
Gedacht – getan – gebucht. Ein paar Telefonate, ein wenig Schriftverkehr mit dem Busreiseunternehmen und dann war sie plötzlich da – nach ein paar Tagen: Die schon sehr herbeigesehnte E-Mail von AIDA Cruises mit meiner Buchungsbestätigung und meiner Buchungsnummer. Die Buchungsnummer – der „Schlüssel“ zum Paradies der Buchungsmöglichkeiten. Ausflüge, Wellness, kleine Annehmlichkeiten. Okay, und vielleicht auch mal das eine oder andere Restaurant, obwohl ich kein großer Freund davon bin, alles bis ins Allerkleinste bereits von vornherein durchzuplanen. Woher soll ich heute schon wissen, woran ich in ein paar Wochen so alles Appetit habe – und das dann auch noch an einem bestimmten, vorher festgelegten Abend – und was ich auf dem Schiff der vielen Möglichkeiten gern probieren möchte?! Okay, der Reservierungsmarathon anderer Gäste macht mir die Auswahl da wahrscheinlich ohnehin relativ leicht. Einfach aus dem Grund, dass die meisten Restaurants in dieser kurzen Zeit bis zu meinem Reisebeginn ohnehin nicht mehr vorab gebucht werden können.
Ja, und so steht sie nun fest – meine Reise. Eine Woche. Leider nur eine Woche. Aber wenigstens immerhin eine Woche. Mich macht das sehr glücklich, denn noch vor ein paar Wochen hatte ich überhaupt nicht daran zu glauben gewagt, dass ich in diesem Sommer überhaupt verreisen kann. Umso mehr freue ich mich jetzt. Aber auch nicht ZU sehr. Nicht, dass letztlich noch etwas schiefgeht. Und beinahe wäre es tatsächlich so weit gekommen …
Dennoch beflügeln die Aussichten auf dieses besondere Ziel im August, sind seitdem immer in meinem Hinterkopf irgendwie präsent, was ja auch völlig in Ordnung ist.
Dieses Mal geht es auf eines meiner geliebten Kussmundschiffe, das mir bereits Respekt einflößt, noch bevor ich es überhaupt zum ersten Mal betreten habe. Es ist die AIDAnova. Die „Super-Nova“, die mir schon allein aufgrund ihrer Größe von 337 schwimmenden Metern, 42 Metern in der Breite und fast 20 übereinander gebauten Etagen – die ja auf Schiffen Decks heißen – unglaublich imponiert.
Schon so vieles habe ich von diesem hochhausgleichen, schwimmenden Hotel auf dem Wasser gelesen. Und ich weiß auch, dass sich an dieser Schiffsklasse im wahrsten Sinne des Wortes „die Geister scheiden“. Die einen lieben sie, andere sagen: einmal und nie wieder.
Ich möchte mir ein eigenes Bild machen, möchte diesen Giganten der Meere selbst einmal erleben, um mir meine eigene Meinung zu bilden, um eben mitreden zu können. Vielleicht werde auch ich sie lieben, vielleicht werde ich sie aber auch nach dieser Reise niemals wieder betreten wollen. Ich weiß es noch nicht. Aber eines weiß ich: Ich lasse dieses Abenteuer auf mich zukommen – ohne Vorurteile, dafür mit jeder Menge Vorfreude im Gepäck.
Ach ja, da ist ja noch die Frage nach der Kleinstadt. Die geht los bei 5.000 Einwohnern. Passt also, denn diese Zahl nimmt das schwimmende Zuhause locker auf. Ein kleinstadtgroßes Kussmundschiff also. Was für ein Gigant. Doch eigentlich bin ich dort ja richtig. Ich liebe ja die „großen Pötte“. Die großen Pötte und ich – eine Faszination, die aus meiner Schwärmerei bereits in frühester Jugend entstanden ist. Und die Nova ist groß. Sehr groß.
Dieser Gigant wird mich nach über einem Jahr schmerzvoller Abstinenz endlich wieder zurück in mein geliebtes Norwegen bringen. Jenes schlanke, lang gezogene und von so vielen Fjorden an der westlichen Küste „ausgefranste“ Land, in das ich mich bereits 1995 bei meinem allerersten Besuch unsterblich verliebt habe. Diese Liebe auf den ersten Blick hält bis heute an. Während ich diese Zeilen schreibe, schweifen meine Gedanken zurück zum 13. Juli 2023, als ich an Bord von AIDAdiva im strömenden Regen Abschied von Norwegen nehmen musste. Als mit Eidfjord die damals letzte norwegische Destination meiner Kreuzfahrt hinter mir lag. Zum Glück wusste ich damals noch nicht, dass es über ein Jahr dauern würde, bis ich endlich nach Norwegen zurückkehren kann. 404 lange Tage zwischen Abschiedsschmerz und Wiedersehensfreude …
So oft ich schon in Norwegen war – zwei der Destinationen, die mich erwarten, sind für mich Neuland: Haugesund und Nordfjordeid. Die weitere Reise wird mich auch nach Ålesund bringen – jene Stadt, die für mich als Synonym für die schönste Stadt Norwegens steht. Wunderschöner Jugendstil, gepaart mit grandioser Landschaft drumherum. Sollte ich eines Tages auswandern, dann in diese Stadt. Vor neun Jahren habe ich sie zum bisher letzten Mal besucht. Es wird Zeit, ihr mal wieder „Hei“ zu sagen und die 418 Stufen auf den Hausberg Aksla zu erklimmen.
Eine Stadt, „die immer geht“, ist für mich Kopenhagen. Die Stadt mit dem wohl traurigsten, einsamsten Mädchen der ganzen Ostseeküste – der „Kleinen Meerjungfrau“ – bildet den Abschluss meiner siebentägigen Nordland-Kreuzfahrt, bevor die Nova wieder Kurs auf Kiel nimmt.
Vier wunderschöne Destinationen – unterbrochen von zwei Seetagen zwischen Skagerrak und Kattegat, zwischen Ost- und Nordsee, zwischen Förden und Fjorden, erwarten mich also im August.
Endlich habe ich „ihn“ wieder: meinen AIDA-Countdown in der App. Jenen Countdown, der mich jeden Tag auf unglaublich schöne Art daran erinnert, dass es bald wieder soweit ist. Für mich ist der AIDA-Countdown der schönste Countdown der Welt. Doch ein wenig erschrecke ich letztlich doch, denn er beginnt bei „Herzlich willkommen an Bord in 35 Tagen“. Das war am 13. Juli 2024. 35 Tage noch. Und mit jedem vergangenen Tag wird es ein Tag weniger sein, bis ich AIDAnova betreten werde.
Es fühlt sich ein bisschen an wie bei einem Adventskalender, denn nahezu jeder Tag brachte seit Beginn dieses Countdowns eine neue Überraschung:
So bekam ich bereits am 14. Juli, also gerade einmal einen Tag nach dem Erhalt meiner Buchungsbestätigung und somit an Tag 34 vor Reisebeginn, eine Mail mit dem Betreff „AIDA-Kabinen-Upgrade“, für mich etwas völlig Neues. Nein, ich möchte dann aber doch nicht auf Penthouse-Suite mit privatem Sonnendeck, Premium-Suite, Suite oder Junior-Suite bieten. Mit der von mir gebuchten Kabinenkategorie bin ich auch so schon mehr als zufrieden. Auch wenn ich noch nicht weiß, welche Kabine mir im Rahmen des Vario-Roulettes letztlich zugelost werden wird.
Eine etwas weniger angenehme Überraschung folgte an Tag 33 vor Reisebeginn: Die Rechnung wurde mir präsentiert, die ich natürlich aufgrund der Kürze der Zeit bis zum Beginn meiner Kreuzfahrt auch kurzfristig bezahlen musste.
Am 30. Tag vor Reisebeginn informierte mich das Busreiseunternehmen, das mich mit einem rollenden Gefährt nach Kiel bringen würde, schon einmal über die mögliche Abholzeit in meiner Heimatstadt. Und dieser Tag – der Tag meiner Anreise – wird lang werden, seeehr lang, denn ich werde wahrscheinlich gegen 02:30 Uhr von meiner sächsischen Heimat aus die Fahrt nach Schleswig-Holstein antreten. Puh. Das ist früh. Da kann ich mir noch überlegen, ob ich vorher noch „eine Mütze Schlaf“ nehmen möchte, indem ich mit dem Sandmännchen „in die Heia“ gehen werde oder ob ich gleich durchmachen soll. Wobei … Aus dem Alter bin ich eigentlich raus. Also wird letzteres wohl ausscheiden.
Exakt 29 Tage vor Reisebeginn erfolgte die Zuteilung meiner Veranda Deluxe (DB)-Kabine: Voller Vorfreude logge ich mich morgens bei MyAIDA ein. WOW! Auf Anhieb bin ich extrem zufrieden mit dem Vario-Roulette. Kabine Nummer … Ach, nein. Meine Kabinennummer gebe ich an dieser Stelle noch nicht preis. Meine Privatsphäre ist mir wichtig. Nur so viel schon mal vorab: Noch nie habe ich so hoch gewohnt – und schon gar nicht so hoch über dem Meer.
Am 28. Tag vor Reisebeginn überraschte mich AIDA neben der obligatorischen „Startklar für Ihre Reise“-Mail mit einem persönlichen Willkommensvideo: „Traumreise in Sicht: Jetzt beginnt die Vorfreude auf Ihren AIDA-Urlaub. „Nochmals vielen Dank für die Buchung Ihrer Nordeuropa-Reise mit AIDA. Wir freuen uns schon jetzt darauf, Sie auf AIDAnova begrüßen zu dürfen.“
Dieses rund anderthalbminütige Video bescherte mir Gänsehautmomente und feuchte Augen an diesem sonnigen Sommer-Samstagmorgen. Danke, liebes AIDA-Team, für diese wunderschönen Momente. Aufnahmen aus Norwegen und vom bunten AIDAnova-Bordleben, untermalt mit stimmungsvoller Musik, versüßten mir nicht nur den Start in den Tag, für mich war es das Sahnehäubchen schlechthin.
Dieser Mail beigefügt waren noch Hinweise zu MyAIDA, ein „Einfach erklärt“-Video sowie Informationen zum Schiffsmanifest.
Inzwischen hatte ich mich auch schon für zwei Ausflüge über AIDA in Haugesund und Nordfjordeid entschieden. Ålesund und Kopenhagen kenne ich ja bereits. Hier ziehe ich, mich auf die tatkräftige Unterstützung meiner zwei Beine und Füße verlassend, auf eigene Faust los. Okay, ein bisschen Bequemlichkeit wird´s in Kopenhagen geben: Den Shuttle-Bus vom „Oceankaj“ zur „Kleinen Meerjungfrau“.
Eine Restaurant-Reservierung habe ich dann letztlich doch vorab bereits vorgenommen. Auf jeden Fall möchte ich mal das vegane Restaurant testen. Ob ich dann an einem der Abende ein „Date“ mit „Professor Tempus“ haben oder dem „Show-Kochen“ während eines Teppanyaki-Dinners folgen werde, das werde ich an Bord entscheiden.
Am 27. Tag vor Reisebeginn komme ich in den Genuss eines meiner Clubstufe entsprechenden Spa-Gutscheins in Höhe von 10 % für alle Gesichts- und Wellnessbehandlungen. Wie gut, dass ich mein favorisiertes Verwöhnprogramm noch im Warenkorb liegen hatte. Somit konnte ich hier bereits im Vorfeld noch ein paar Euro sparen. Wellness am Seetag – für mich schon fast ein Ritual auf jeder Reise.
Okay, der AdventsReisekalender hatte dann mal zwei Tage sein Füllhorn nicht über mir ausgeschüttet.
Dafür erreichte mich am 24. Tag vor Reisebeginn eine Mail „Ihre AIDA-Reise – Alles auf einen Blick“ mit dem wunderschönen Satz „Sie haben es sich verdient, sich einfach mal um nichts kümmern zu müssen.“ Wie gut das beim Lesen tut. Seelenbalsam.
Samstag, 27. Juli 2024: Heute in drei Wochen, in 21 Tagen also, beginnt endlich meine nächste Kussmundschiffreise. Doch nicht nur das. 21 Tage vor Reisebeginn … Da war doch was?! Richtig! Meine Reiseunterlagen müssten heute ankommen. Also schnell die Mails checken. Bingo! Um 05:38 Uhr wurde mein Postfach mit AIDA-Post gefüttert: „Ihr AIDA-Ticket – Bald heißt es Leinen los für Ihre Reise mit AIDA“. Okay, ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum nächsten AIDA-Glück.
Aufgrund einer heute anstehenden Familienfeierlichkeit kann ich mich leider den Unterlagen nicht mit der Sorgfalt und Zeit widmen, die ich gerne hätte, aber dafür morgen auf jeden Fall.
Tag 20 vor Reisebeginn: Sonntag, 28. Juli 2024: Oh, die Ansicht meiner App hat sich etwas verändert. Ein blauer Kasten kam hinzu: „An Bord – Bereiten Sie Ihr Gerät vor und informieren Sie sich vorab“. Nun, dann werde ich das mal tun, wobei sich die Vorbereitungen in überschaubaren Grenzen halten. Okay, den Pin schon mal eingegeben. Aber das war´s dann auch schon.
Inzwischen habe ich mir auch noch etwas Reiseliteratur gekauft. Eigentlich besitze ich schon genügend Bücher über Skandinavien, aber gerade in puncto Reiseführern bin ich gern auf dem aktuellen Stand. So sind die „Nordland-Kreuzfahrt“ aus der „Marco Polo“-Reihe und „111 Gründe, Norwegen zu lieben“ von Gabriele Haefs bei mir eingezogen. Vor allem die „Liebeserklärung an das schönste Land der Welt“ beschert mir viele Gänsehautmomente, finde ich mich und meine Empfindungen für dieses unbeschreibliche Land doch in vielen Beschreibungen wieder.
Der 15. Tag vor Abfahrt bescherte mir hingegen ein negatives Erlebnis – einen riesigen Schreckmoment, welcher jedoch letztlich noch mit Glück im Unglück endete: Meine Mama war eine Treppe hinuntergestürzt. Notaufnahme – Untersuchung – leichte Entwarnung. Nichts gebrochen, „nur“ Prellungen. Dennoch Schmerzen und die Unsicherheit und Angst, dass sich nicht doch noch irgendwelche Folgen daraus entwickeln.
Die Tage 14 und 13 vor Reisebeginn beherrschten mich Gedanken wie Nutzung meiner Reiserücktrittsversicherung, Kabinenbörse & Co., da mich der Sturz meiner Mama von einer Minute auf die andere in ein absolutes Gefühlschaos versetzt hatte. Was mache ich richtig? Was mache ich falsch? Sage ich die Reise bereits ab – wenn auch mega-schweren Herzens – oder warte ich noch ein paar Tage? Es war kein schönes Wochenende, welches ich hatte. Darüber konnte mich der Schulanfang in unserer Familie leider auch nur vorübergehend hinwegtrösten. Wenn Eltern alt werden, dann werden die Sorgen nicht weniger. Und ich weiß schon jetzt: Auch wenn ich hoffe, auf diese so herbeigesehnte Reise gehen zu können, die Unbeschwertheit, die ich beim Reisen in jüngeren Jahren hatte, ist definitiv vorbei. Und sie wird auch niemals wieder zurückkommen. Dennoch brauche ich so dringend diese Auszeit. Und ich hoffe inständig, dass sie mir vergönnt sein wird.
Tag 12 vor Reisebeginn: Normalerweise meine letzte Arbeitswoche, bevor ich endlich zweieinhalb Wochen heiß ersehnten und so dringend gebrauchten Urlaub antreten kann. Ich ließ es auf mich zukommen, und meiner Mama ging es erfreulicherweise besser. Auch wenn sie vielleicht nie wieder so „taktfest“ sein wird wie es einmal war.
Tag 10 vor Reisebeginn offenbart mir dann tatsächlich die bereits angekündigte und für diesen Tag befürchtete schonungslose Wahrheit hinsichtlich des Beginns meiner Reise: Der Bus wird mich um 02:15 Uhr am vereinbarten Treffpunkt abholen. Oh! Mein! Gott! Das wird heftig. Also muss ich tatsächlich mit dem „Sandmännchen“ schlafen gehen und stehe dann wieder auf, wenn anderswo die Nachtschwärmer sich so langsam anschicken, in ihr Zuhause zurückzukehren.
Allmählich beginne ich damit, meine Reiseunterlagen zusammenzustellen, meine Kofferliste zu sichten und ich habe erste Ideen für meinen Reisebericht. Meine Kreativität, die ich seit Monaten vermisst hatte, kehrt langsam zurück. Auch kommt hierbei ein Teil der Deko der Schulanfangsfeier am vergangenen Wochenende zum Einsatz, indem ich die Buchstaben in sinnvoller Folge aneinanderreihe. 😊
Tag 9 vor Reisebeginn. Donnerstag, der 8. August 2024. Es ist so weit. Mein letzter Tag im Büro. Morgen noch ein wenig Home-Office und dann: Abschalten! Nicht nur meinen Computer, sondern auch – hoffentlich! – meine Gedanken an die Arbeit, welche mir in den vergangenen Tagen noch einmal alles abverlangt hat.
An diesem Tag erfreue ich auch den „Taxifahrer meines Vertrauens“ mit einer nächtlichen Fahrt von meinem Zuhause zum Abfahrtsort des Reisebusses. So sehr ich mich sonst immer auf den Fahrdienst meiner Familie verlassen kann – um DIESE Zeit möchte ich das dann jedoch niemandem zumuten. So ganz unfroh darüber waren sie letztlich nicht, was ich voll und ganz verstehen kann. Wer steht schon freiwillig zu nachtschlafener Zeit auf, um eine AIDA-Begeisterte durch die Dunkelheit zum Busparkplatz zu fahren?!
7 Tage vor Reisebeginn – Samstag, 10. August 2024: Es ist 7 Uhr morgens, die Sonne lacht von einem blauen Himmel. Heute in einer Woche bin ich um diese frühe Zeit schon fast 5 Stunden unterwegs. Irgendwo zwischen meiner meeresfernen Heimat und dem weiten blauen Horizont im Norden.
Das heißt, ich hoffe es. Ich hoffe, es klappt alles und ich kann einigermaßen sorglos zu meinem Ziel Kiel aufbrechen.
Eine Woche vor Reisebeginn ist auch bei mir immer so die Zeit, in der ich mal ganz vorsichtig den Wetterfrosch befrage. Die mir empfohlene norwegische „Yr-App“ habe ich hierfür kürzlich bereits auf meinem Smartphone installiert. Ich kann nur inständig hoffen, dass die Bedeutung des norwegischen Wortes „Yr“ bei dieser App nicht Programm ist. „Yr“ steht nämlich für „Nieselregen“. Und den wünsche ich mir im Urlaub eigentlich als allerletztes. Wobei ihr jetzt nicht wirklich wissen wollt, wie die Prognosen für meine Reisetage in Norwegen ausfallen. ☹ Ich eigentlich auch nicht.
Montag, 12. August 2024 – Mein erster Urlaubstag und Tag 5 vor Reisebeginn: Auch das noch: In dieser Woche muss unbedingt noch der Klempner ran. Im Bad tropft ein Wasserhahn. Er will einfach nicht länger dichthalten und ich muss etwas dagegen unternehmen. Gebraucht hätte ich das jetzt nicht auch noch, aber was will ich machen?! Ein Telefonat später habe ich mit dem Handwerker meines Vertrauens einen Termin für Tag 4 vor Reisebeginn vereinbart.
Meinen ersten Urlaubstag beginne ich bei einem gemütlichen Frühstück in meinem Garten. Herrlich, noch ist Schatten hinter dem Haus, es weht eine kühle Brise, die Luft führt noch Sauerstoff mit sich. Das wird sich bald ändern, wenn in rund anderthalb Stunden die Sonne wieder näher gerückt ist.
Dienstag, 13. August 2024 – Tag 4 vor Reisebeginn: Heute bekomme ich also Herrenbesuch, und das zu früher Morgenstunde. Der Klempner ist pünktlich und nach kurzer Zeit hat er dem tropfenden Wasserhahn den Garaus gemacht. Perfekt – ein weiterer abgehakter Punkt auf meiner To do-Liste.
Während die Sonne ihre grellen Strahlen im Tagesverlauf immer unbarmherziger zur Erde schickt, ist der perfekte Zeitpunkt, um sich über die heißesten Stunden des Tages im Innenraum aufzuhalten. Ich nutze diese Zeit zum Sortieren meiner Reiseunterlagen, Reservierungen etc. Die erste Seite meines Reisetagebuches fülle ich auch bereits, lade die Akkus meiner Kamera, lege Ladegeräte bereit, Rucksack, Beautycase usw.
Mittwoch, 14. August 2024 – Tag 3 vor dem Tag meines Aufstiegs auf die „Super-Nova“: Es ist immer erschreckend, wie schnell ein Tag vorbei ist. Vor allem in diesen Juli- und Augusttagen merke ich es daran, wenn ich meine „Countdown-Collage“ um einen weiteren Tag ergänze.
Heute erwartet mich wieder einmal eine Mail von AIDA Cruises – die vor jeder neuen Reise vielleicht am sehnsüchtigsten erwartete. Unter der Überschrift „Auf die Vorfreude, fertig, Leinen los“ und „Ihre AIDA-Crew freut sich auf Sie“ mischt sich nunmehr so langsam zur Vorfreude auch Aufregung. General Manager Martin Röstel wünscht mir im Namen der AIDA-Crew eine entspannte Anreise. Wenn der wüsste, wie früh ich am Samstag aufstehen muss …
Ich werde informiert über die einzige Pflichtveranstaltung an Bord – die digitale Sicherheitseinweisung – und schon im Vorfeld werde ich darüber aufgeklärt, dass ich doch „papierlos glücklicher“ sei – die „AIDA heute“ gibt es nur noch in elektronischer Form. Hm, man kennt mich also doch nicht so besonders gut. Gerade, was die Bordzeitung betrifft, bin ich dann doch papierlos eher unglücklich. Okay, Memo an Meerelfe: Das ist ein Punkt für den Bewertungsbogen nach der Reise.
Aus dem Kindersitzpflichtalter in Norwegen bin ich dann doch schon etwas heraus, so dass ich diesen Punkt mal großzügig ignoriere. Die Check-in-Zeit ist reserviert. Mit dem Flugzeug reise ich nicht an, hier also auch einen Haken dran. Ein Internetpaket ist gebucht. Und ich habe auch nicht vor, am Abend mit kurzen Hosen ein Restaurant zu betreten, was ich von anderen Gästen auch hoffe.
Tja, dann kann es ja eigentlich auch bald losgehen. Ach ja, wird es ja auch. Die „Super-Nova“ legt in vier Tagen ab.
Dennoch ist heute ein Tag, an dem ich auch wieder einmal wirklich intensiv darüber nachdenke, die Reise zu stornieren oder umzubuchen. Der Zustand meiner Mama ist knapp zwei Wochen nach ihrem Sturz noch nicht wirklich optimal. Sie rät mir aber zu, es nicht zu tun. Sie will ganz sehr auf sich aufpassen und alles langsam anzugehen. Sie weiß, wie sehr ich diese kurze Auszeit für mich brauche. Ich gebe zu: Schon lange war ich nicht mehr so hin- und her gerissen. Es ist eben ein Gefühlschaos, das mich schon die ganzen Tage – mal mehr, mal weniger – begleitet.
Donnerstag, 15. August 2024 – Tag 2 vor Reisebeginn: Noch einmal schnuppere ich City-Luft, als ich am noch kühlen Morgen eines erneut schweißtreibenden Tages diverse Geschäfte zur Erledigung letzter Einkäufe aufsuche – auch, damit meine Mama in den kommenden Tagen alles Wichtige hat, was sie braucht.
Mein E-Mail-Postfach beschert mir heute das PDF-Dokuments meines Urlaubsplaners mit allen vorab gebuchten Leistungen. Dieser übersichtliche „Fahrplan“ wandert gleich mit zu meinen Reiseunterlagen.
Ich beginne Rucksack und Beautycase zu packen. Traditionell kommt der Koffer am Tag vor der Abfahrt dran. Morgen also wird mein „rollender Kleiderschrank“ bestückt, nachdem er über ein Jahr lang ein sehr einsames Dasein auf dem Dachboden gefristet hat.
Am Abend sitze ich mit meiner Familie gemütlich im Garten und genieße bei einem kühlen Getränk den noch so warmen, aber dennoch inzwischen erträglichen Sommerabend. Wir stoßen auf meinen Urlaub an und meine Lieben wollen viel von mir über das Bordleben und meine Landgänge erfahren. Auch meiner Mama geht es heute Abend sehr gut. Endlich lacht sie auch einmal wieder.
Freitag, 16. August 2024 – heute also, Tag 1 vor Reisebeginn: Früh stehe ich an meinem Urlaubstag auf. Sehr früh. Es ist 6:30 Uhr. Ich „übe“ schon mal für die Nacht, die nach diesem Tag vor mir liegt – wenn ich nach der sandmännchenschlafgleichen Nacht inmitten dieser wieder aufstehen muss …
… Und so wird auch heute Abend genauso wie gestern die Sonne über meiner spätsommerlich heißen sächsischen Heimat sinken. Wenn sie wieder aufgeht, bin ich schon etliche Stunden auf Reisen. So gern ich den Sommer mag – derzeit sehne ich mich nach kühleren Gefilden, die ich bald erreichen werde.
Der für mich schönste Countdown der Welt läuft morgen früh ab. Dann, wenn ich um 01:50 Uhr meinen sächsischen Heimathafen verlasse, um in einen Reisebus zu steigen, der sich um 02:15 Uhr auf den Weg macht, mich in die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins zu bringen. Dort werde ich mein schwimmendes Zuhause beziehen, das mich über das weite, blaue Meer hin zu meiner großen Liebe Norwegen bringen wird.
In diesem Sinne: AHOI und auf „Auf AIDAsehen“ – nach 400 Tagen. Oder 9600 Stunden. Oder 576.000 Minuten. Oder 34.560.000 Sekunden.
Ich melde mich von Bord der „Super-NOVA“ und werde versuchen, im Reisefaden regelmäßig von meinen Erlebnissen zu berichten:
AIDAnova: Norwegen ab Kiel | 7 Nächte | 17.08.2024 bis 24.08.2024
» Routenverlauf (Routenänderungen vorbehalten)
1. Tag: Kiel (Deutschland)
2. Tag: Seetag
3. Tag: Haugesund (Norwegen)
4. Tag: Nordfjordeid (Norwegen)
5. Tag: Ålesund (Norwegen)
6. Tag: Seetag
7. Tag: Kopenhagen (Dänemark)
8. Tag: Kiel (Deutschland)
» Bestpreise in Sicht
…
Macht´s erst einmal gut, Meerelfe
Und auf diesem Wege schon einmal:
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