
26. November 2019 – Livorno, sonnig 17 Grad
Natürlich habe ich den Sonnenaufgang verschlafen und schäme mich nicht mal dafür. Livorno, an was denke ich gerade? Erstmal an den November 2018, als wir schon mal hier mit der Sol in den Hafen einliefen. Damals stand ich um 6.15 Uhr achtern und bestaunte den Sonnenaufgang. Der Tag damals war etwas anders verlaufen, als wir es geplant hatten. Eigentlich wollten wir nach Lucca fahren – aber dann stornierten wir den Ausflug und waren am Vormittag zur Sternstunde auf einem Weingut. Ach, das war echt eine tolle Sache und den Nachmittag nutzten wir für einen ausgiebigen Spaziergang in Livorno, das mich an einigen Ecken irgendwie an Venedig erinnerte. Und heute, was machen wir da?
So
richtig wussten wir es nicht, als wir nach dem Frühstück mit dem
kostenlosen Shuttle-Bus bis ganz in die Nähe des berühmten Palazzo
del Commercio (1648) fuhren, in dem die Handelskammer residiert.
Unterwegs fällt mein Blick auch auf die alte Festung.
Wie
lange die Fahrt nach Pisa gedauert hat, habe ich vergessen. Nun aber
zu der toskanischen Stadt selbst. Weltweit ist sie berühmt, weil es
in der Stadt einen schiefen Turm gibt, der jährlich Besucherströme
anlockt. Ich selbst habe ihn noch nie gesehen und bin gespannt.
Der Fahrer erzählt uns, dass der Fluss Arno, der sich durch die Stadt schlängelt, die letzten Wochen gut gefüllt war. Überall wurden die Uferbefestigungen in der Stadt erhöht, damit sie nicht überflutet wird. In Venedig hatte der viele Regen ja fatale Folgen gehabt. Es hat in der Region über Wochen hinweg immer wieder stark geregnet und nun war man froh, dass es gerade trocken ist. Unterwegs schaue ich kurz nach, welche Persönlichkeit aus Livorno kommt und stoße auf Galileo Galilei, den berühmten Mathematiker und Astronom, der am Schiefen Turm seine physikalischen Versuche gemacht hat.
Durch ein riesiges Tor fahren wir hinein in die nördliche Altstadt. Die Straßen sind zum Teil sehr schmal – aber der Fahrer kennt sich aus und so kommen wir unbeschadet an. Er lässt uns in der Nähe des Turms aussteigen und in 2 Stunden holt er uns wieder hier ab. Er wird schon kommen, denn bezahlt wird erst, wenn wir wieder in Livorno sind.
Und schon verkrümeln wir uns und laufen los. Entlang der
Straßen säumen Paläste und Museen die Straße. Meine Güte, hier
müssten wir mal 2 Tage bleiben – 2 Stunden, reicht gerade mal für
die Bauwerke von außen, die sich rings um den Schiefen Turm
befinden.
Übersehen kann man ihn nicht. Eigentlich ist es ja kein
normaler Turm – also Aussichtsturm oder so was. Es ist ein
freistehender Glockenturm. Im Jahr 1185, als die Bauarbeiten bei der
dritten Etage angelangt waren, neigte sich der Turm in Richtung
Südosten. Baustopp – 100 Jahre später kamen 4 Etagen drauf und
wieder gab es eine Pause. Erst 1372 wurde der letzte Abschnitt
vollzogen und mit dem Bau der Glockenstube war der Turm vollendet.
Lange wurde danach gesucht, weshalb der Turm sich neigte und man fand heraus, dass das Gebäude am Rande einer ehemaligen Inseln errichtet worden war und der Untergrund aus Sand und lehmhaltigen Morast bestand. Irgendwann haben es Tüftler geschafft, bei Stabilisierungsarbeiten den Turm ein paar Zentimeter aufzurichten und er wurde wieder für Besucher freigegeben.
Der Turm ist schon ein Koloss. 55 Meter hoch und sein Durchmesser beträgt 12 Meter, fast 14.500 Tonnen weißer Carrara-Marmor wurden verbaut, oben in der Glockenstube hängen 7 Glocken. Am Eingang hat sich eine Schlange gebildet, man kann in kleinen Gruppen nach oben gehen. Wäre sicher interessant, aber wir wollen noch ein wenig die nähere Umgebung anschauen und die Zeit reicht nicht für alles.
Es
bleibt nicht aus, dass auch ich ein Foto mache, auf dem zu sehen ist,
dass mein starker Mann dem Turm etwas Halt und Stütze bietet. Ist
schon lustig, rings um den Turm die Menschen zu beobachten, was für
Verrenkungen sie machen, um sich gut mit dem Campanile in Szene zu
setzen.
An der Piazza die Miracoli befindet sich der Duomo di Pisa, sowie das Baptisterium mit einer atemberaubenden Fassade. Und wie wir so dastehen und den riesigen Gebäudekomplex anschauen, fällt uns auf, wie schief der Turm wirklich steht!!
Nein, reingehen können wir nicht einfach so. Man braucht für all die Bauwerke hier rings um den Schiefen Turm eine Eintrittskarte und die haben wir nicht gekauft. Ein anderes mal, nehmen wir es uns vor.
Ich bin schon ganz durcheinander, es gibt so viel zu schauen – ich habe keinen Stadtplan und es ist kein Reiseleiter dabei – kann nichts aufschreiben – einfach nur schauen. Es gibt auch ein Museum der Oper und und und …
Ein Blick auf die Uhr, wir wollen einfach noch ein Stück die Straße gegenüber besuchen und kehren der Piazza di Miracoli den Rücken. Am Engelsbrunnen „Fontana dei Putti“ bleibe ich doch noch kurz für ein Foto stehen.
Und auch hier in der Straße stehen wunderschöne dezent angestrichene Häuser mit Fassaden, die mich begeistern.
Vor den kleinen Restaurants warten gedeckte Tische auf Gäste. Wir studieren die Speisekarte und werden uns einig; es wird wieder Bruschetta und einen Wein dazu geben.
Wir
haben gut gewählt, die fruchtigen Tomatenwürfel, der fluffige
Mozzarella, der aromatische Basilikum, das duftende Olivenöl und das
knusprige Brot – ein Gaumenzauber schlechthin. Es muss nicht immer etwas ausgefallenes sein - manchmal sind es gerade die einfachen Gerichte, die den Süden präsentieren. Kleines
Gespräch mit der netten Bedienung, wir zahlen und streben dem Ort
entgegen, wo der Van schon bereit steht.
Toll war es hier in Pisa, auch wenn es nur 2 Stunden waren. Und auf der Rückfahrt entdecke ich per Zufall ein Haus mit einem Hinweis auf den berühmten Sohn der Stadt.
An der Handelskammer in Livorno
angekommen, bezahlen wir den Fahrer und weg ist er.
Was machen wir jetzt noch, frage ich meinen Mann. Er schaut besorgt nach oben. Dunkle Wolken haben sich vor die Sonne geschoben und er meint, es würde gleich regnen. „Ach was, doch jetzt nicht!“, entgegne ich und laufe einfach los. Rund 20 Schritte habe ich geschafft und dann platscht ein Regenschauer auf uns nieder. Wir rennen zurück zur Bushaltestelle. Da stehen schon viele Menschen unter dem kleinen Dach und so bewahre ich den Humor und innerhalb von Sekunden tropft mir der Regen von der Nase runter. Die Frisur ist hin, die Jacke nass und die Schuhe, na ja – es geht so. Zum Glück kommt der Bus um die Ecke und es geht zurück zum Hafen. Ich denke mal, wir haben alles richtig gemacht. Livorno 2018 erkundet und dieses mal Pisa einen kurzen Besuch abgestattet.
An Bord erst mal unter die Dusche und dann die Haare richten für den Abend. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen, die Sonne versinkt am Horizont und wir gehen ins East-Restaurant, Themenabend ist Indien – lecker bestimmt.
Nach dem
Essen suche ich schnell noch die Kabine auf, kurz umziehen.
Trachtenbluse vom Bügel genommen und fertig ist das Maderl für das
Alpenglühn in der AIDA Bar. Und wie in gewohnter Manier, es ist
brechend voll dort.
Im Theatrium wird der Film „Der König der Löwen“ gezeigt und oben auf dem Pooldeck ist es leicht kühl – aber trocken. Tut gut, noch etwas Frischluft zu atmen und dann geht es auf direktem Weg zur Kabine. Der Tag war schön und jetzt überlegen wir uns noch, was wir morgen in Marseille machen werden. Gute Nacht ….