
Freitag, 2. Dezember auf dem Weg nach Ushuaia/Argentinien
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich unseren Kapitän Thomas Mey erwähnen. Er hat uns nicht nur gut durch die Magellanstraße geschippert sondern uns immer informiert, wenn es spannend wurde, wenn es was zu sehen gab und das er mit dem Lotsen gemeinsam eine kleine Überraschung für uns in der Tasche hat. Abwarten, dachten wir. Auch der Lektor Axel Brüggemann war eine große Hilfe, die Geschichte der verschieden Länder kennenzulernen und uns vorab zu zeigen, was uns an den einzelnen Zielpunkten erwartet. Er hat verstanden, trockene Geschichte auf eine Art und Weise zu vermitteln, dass sie nie langweilig wurde. Das Theater war immer proppenvoll. Ein großes Gesprächsthema der vergangen Tage, das Wetter – wir hatten nicht nur Uuuuuuuurlaub, nein, wir hatten auch ein super Wetter!!! Eigentlich völlig untypisch, aber es war so.
Auf dem Weg nach Ushuaia durch den Beagle-Kanal tat sich eine Weile nichts, der Himmel leicht grau verhangen, ganz in der Ferne ein kleines blaues Loch am Horizont. Je näher wir an das Loch kamen, desto mehr veränderte sich das Licht. Es tat sich vor uns ein Panorama auf, das sehr verheissungsvoll war. Unsere Heckwelle hinterließ einen leichten Streifen. Ein Lotse kam an Bord.
Schneebedeckte Berggipfel der chilenesischen Anden vor einer ruhigen See in einem unnatürlichem blau.
Wohin die Fahrt ging, das haben dann der Lotse und der Kapitän entschieden. Die Wetterlage sei geradezu einladend, die See ruhig und so fuhr unsere kleine Cara der Überraschung entgegen. Gut, wir haben uns nicht wirklich vorstellen können, was uns erwartet. Rechts und links des Ufers tauchten die schneebedeckten Berge, die Fahrrinne wurde immer schmäler.
Die Hügel teils bewaldet und in Felsspalten stürzten Wasserfälle hinab. Ja und was das mit der Überraschung auf sich hatte, sahen wir dann tatsächlich. Die Cara fuhr langsam um in den schmalen Fjord ein. Der Kapitän war ganz aufgeregt, aber nicht nur er. Alle Passagiere sowie Crewmitglieder , möchte ich behaupten, befanden sich irgendwo im Freien. Wir kamen in den ungewöhnlichen Genuss am Beagle-Kanal in einen Gletscher-Fjord einzufahren. Nie zuvor war ein AIDA-Schiff dort gewesen, eine sogenannte Jungfernfahrt also. Langsam drehte die Cara und fuhr in der relativ schmalen Fahrrine in den Garibaldi-Fjord ein.
Es war sehr still auf den Decks, man hörte die Spannung förmlich wachsen, Kameras klickten und dann, gleich um den Punta Leon geht vor uns ein Tal auf, ausgefüllt mit einem Gletscher, der bis ins Wasser herunter reicht.
Unglaublich dieser Blick auf den Garibaldi-Gletscher. Eine Stimmung, die ich mit Worten fast nicht beschreiben kann. Der Schnee weißer wie weiß, das Eis in einer überirdischen Farbe, helltürkis. Auf dem Wasser schwimmen Eisbrocken herum und die Cara steuert frontal auf den Gletscher zu. Bleibt stehen – Stille. Nur der Gletscher in seiner Schönheit, wir genießen diesen Moment der Ergriffenheit. Ein Blick zur Seite, wir sehen noch mehr Gletscher und glitzernde Berge.
Ein Tenderboot wird zu Wasser gelassen, der Bordfotograf sowie Crewmitglieder kreuzen vor dem Gletscher, einer macht Fotos, die anderen fischen Gletschereis aus dem klaren Wasser. An manchen Stellen war es milchig trüb, dort vermischte sich das Schmelzwasser mit dem Fjordgewässer.
Wofür?? Na, für die Cocktails, die wir dann anschließend trinken werden. Huch, mit echtem Gletschereis, das schmilzt sehr langsam. Das Eis soll sehr Mineralstoffreich sein.
Langsam dreht das Schiff und fährt aus der Bucht raus. Ich sitze mit einem kurzärmligen T-Shirt später auf dem Pooldeck und lass mir den Poolbruch schmecken.
So richtig kann ich mich nicht auf das Essen konzentrieren, denn der Blick wandert ständig hin und her und die Gletscher, an denen wir vorbeifahren sind berauschend schön.
Aber nicht nur dieser imposante Gletscher wurde gesichtet, auch der Mont Darwin, der 2.488 m hohe Berg, sowie der romanische, der deutsche, der italienische, der französische und der holländische Gletscher.
Ehrlich, man muss das wirklich live gesehen haben, um die Ausmaße zu begreifen, um die Farbschattierungen des Gletschereises, des Wassers und der Berge zu verinnerlichen.
Riesige Wasserfälle entsprangen teilweise den Gletschern und das Wasser stürzte den Kanal.
Die Gletscher entschwinden unseren Blicken und wir sind immer noch ergriffen. Was war das heute für eine Überraschung - die verdient eine Medaille.
Die Cara nimmt Fahrt auf und dann sehen wir vor uns schon unseren Hafen, in dem wir heute anlegen werden: Ushuai und wir sind jetzt in Argentinien und werden Feuerland betreten.
Ich freue mich auf einen ersten Spaziergang in den Abendstunden, mein Mann bleibt an Bord und möchte den Sonnenuntergang genießen. Ist auch gut! Über meine Abendtour berichte ich im nächsten Teil.
Nachsatz: Ich habe Anfang des Jahres Fotos vom Garibaldi-Gletscher gesehen und habe festgestellt, der Gletscher ist in den vergangenen Jahren geschrumpft ... Klimawandel ...
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