Sofia, ich finde gut, dass Du auf die Kritik eingehst (auch wenn ich bei dem Satz mit den neuen jungen Reiseleiterinnen kein gutes Gefühl habe - ich weiß aus eigener Anschauung, dass es bezüglich der Mitarbeiterführung in russischen Unternehmen sehr anders läuft als hierzulande, aber das ist ein anderes Thema).
Jedenfalls: Ich habe jetzt tatsächlich den ganzen Thread gelesen. Bestimm 90% handeln von Touren von Sergej, Irina und Sofia, und hauptsächlich geht es darum zu schreiben, wie ausgezeichnet die Tour war und sich zu bedanken. Ich kann verstehen, warum das gemacht wird, aber für jemanden, der wirklich Informationen über die Besichtigungen von St. Petersburg sucht, ist das doch sehr einseitig. Ein unerfahrener (im wahrsten Wortsinn) Ostseereisender bekommt den Eindruck, er müsse unbedingt eine dieser Touren buchen, sonst hat er St. Petersburg gesehen.
Die Touren sind bestimmt hervorragend, es wird viel geboten und man kann viel sehen. Aber ist die Auswahl wirklich die "absolut" richtige?
Mich wundert doch sehr, dass bei nahezu jeder Tour Petershof und/oder Katharinenpalast angeboten werden, und ich frage mich, warum das so ist. Sind das wirklich die Wünsche der Kreuzfahrer? Ich bin erstaunt. Man betreibt einen sehr hohen Zeitaufwand (pro Ziel je insgesamt mind. 2 Stunden Fahrtzeit), um sich dann Schlösser mit Gartenanlagen anzusehen. Zugegeben, beide Paläste sind prächtig (ja, ich war schon dort!). Aber wer vielleicht schon Versailles, Schönbrunn, Sanssouci, Nymphenburg, Herrenchiemsee gesehen hat, der kennt solche Schlösser. Sie ähneln sich alle auf gewisse Weise, und wer sich ein bisschen für Geschichte interessiert, weiß das im Grunde auch.
In der Stadt selbst gibt es so viele aufregende Ziele, sowohl historische als auch, was das Alltagsleben der Russen betrifft. Für die meisten von uns ist Russland ein sehr fremdes Land. Es ist eine völlig neue Erfahrung, die Stadt aus dieser Perspektive zu betrachten. Wer mit offenen Augen durch die Stadt läuft oder mal eine Runde Trolleybus fährt, hat ein intensiveres Erlebnis, als wenn er die sterilen Touristenattraktionen außerhalb der Stadt besichtigt.
Ich schreibe das jetzt bewusst hier hin, um mal die Gegenposition zu vertreten. Man kann überwältigende Eindrücke von St. Petersburg mitnehmen, auch ohne in Petershof und Puschkin gewesen zu sein. Mein Mann übrigens hat noch einen anderen Angang. Als ich ihn wegen des Katharinenpalasts fragte, meinte er: "Das Bernsteinzimmer ist doch nur nachgebaut." Ja, so kann man es auch sehen. Man kann natürlich auch die Pracht bewundern. Aber da sind die Meinungen eben verschieden.
Prächtig sind auch die Paläste in der Stadt. Und nur um der Wasserspiele willen finde ich den Aufwand und die Zeitinvestition zu hoch, um nach Petershof zu fahren. (Als Aidafahrer kennt man außerdem möglicherweise auch noch ganz andere Fontänen).
Wer also seine Petersburg-Tour plant und im Zweifel ist, ob er seine knapp bemessene Zeit für Petershof und/oder Katharinenpalast verwendet, sollte sich evt. folgendes überlegen: Angenommen, er hat nur einen oder zwei Tage Zeit für Paris und ist das erste Mal dort. Würde er nach Versailles fahren, oder wäre es ihm wichtiger, die Hotspots in Paris selbst zu besuchen und die besondere Atmosphäre der Stadt aufzunehmen? Die Antworten sind bestimmt ganz unterschiedlich, aber das wäre meine Empfehlung: sIch nicht davon verrückt machen lassen, dass der Tenor hier im Thread ein anderer ist.