Dass sich auch ältere Schiffe gewinnbringend betreiben lassen, beweisen aber auch andere. Es schwimmen ja genügend Kreuzfahrtschiffe auf den Meeren, die deutlich älter als Baujahr 1996 sind (im Extremfall der aktuellen Astoria 1948 = 70 Jahre!). Und auch im Carnival-Konzern gibt es ein paar Schiffe, die deutlich älter sind und von daher vorher zur Ausmusterung anstehen müssten.
Nun haben sich die Kreuzfahrtwelt und das Umweltbewusstsein in den letzten 20 Jahren aber auch stark gewandelt. Es werden immer mehr Schiffe auf den Markt geschmissen, Flotten aufgestockt und zu allem Leidwesen fangen die Städte nun an, die ganzen Dreckschleudern aus den Häfen zu verbannen. Momentan wird die Kuh noch gemolken. Aber ich fürchte dass die Blase irgendwann platzen wird und die Kreuzfahrtgesellschaften es zunehmend schwerer haben werden die Schiffe zu füllen. Den Preisen nach tut man sich da jetzt schon teilweise schwer. Es herrscht einfach ein Überangebot. Die Reedereien haben heute viel mehr Schiffe als damals, was sicher auch der Nachfrage geschuldet ist. Aber was passiert, wenn das Interesse an Kreuzfahrten rückläufig wird? Und das wird über kurz und lang passieren, denke ich. Dann schippern die Schiffe halbleer über die Weltmeere und ob sich das rentiert ist fraglich. Von daher gehe ich davon aus, dass die Reedereien ihre Schiffe zukünftig schneller abstoßen werden als noch vor 20 Jahren und nicht wie früher bis zu 30-40 Jahren in der Flotte halten. Aber wohin dann mit den alten Schiffen? Es wird zunehmend schwieriger werden alte Schiffe zu veräußern. Die Kreuzfahrtbranche läuft Gefahr zum Zauberlehrling zu werden - "Die Schiffe die ich schuf, werd ich nun nicht los".
Die ganze Umweltpolitik tut da ihr übriges. Immer mehr Städte wollen Kreuzfahrtschiffe aus ihren Häfen verbannen. Alternative Antriebsformen kommen erst langsam in Mode und die ganzen "Dreckschleudern" werden mehr und mehr zur Belastung für die Reedereien, weil auch deren Einsatzgebiete eingeschränkt werden. Ich bin kein Schiffsbauer, aber ich kann mir vorstellen, dass ein Umbau von Dieselmotoren auf beispielsweise LNG nicht so ohne weiteres möglich ist und mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden ist.
Möchte damit nicht sagen, dass Kreuzfahrtschiffe in Zukunft nicht auch 70 Jahre alt werden können. Abwracken ist keine Option, dafür sind die Baukosten zu hoch als dass man sie nach 20 Jahren schon wieder vernichtet. Einfach brach im Wasser liegen lassen rechnet sich auch nicht. Denkbar wäre, dass sich die Kreuzfahrtwelt von den Meeren an Land verschiebt und die Schiffe als Hotelschiff irgendwo im Hafen liegen - Queen Mary und Queen Elizabeth 2 tun dieses als Beispiele ja heute schon. Es ist ohnehin der Trend zu beobachten, dass das Schiff das Ziel ist und nicht der Hafen. Warum also überhaupt um die Welt schippern!? Die Stromversorgung kann dann von Land erfolgen und die Schiffe pusten nicht 24/7 Schadstoffe in die Luft. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass AIDAcara auf lange Sicht in Rostock irgendwo an der Promenade liegen wird als kleines AIDA-Museum und Hotelschiff. Das eröffnet auch ganz neue EGeschäftsfelder für die Reederei. So ein Schiff hat ja auch viel mehr zu bieten als ein normales Hotel.
Das ist ja ein doller Hecht, dieser Norwegian-Chef. Dann machen diese ganzen Kreuzfahrt-Konzerne und Konzerntöchter massiven Verlust, denn es wird wohl kaum ein Schiff, das zur Zeit fährt, dieses biblische Alter erreichen? Erstaunlich, wieso dann soviel Gewinn bei diesen Firmen anfällt. Kein Schiff von Norwegian fährt bereits seit 50 Jahren in deren Flotte, nicht mal annähernd. Auch nicht bei TUI, Costa usw. Der Gewinn muss dann wohl vom Himmel fallen.
Vielleicht habe ich aber die Ironie in dem Beitrag verpasst, das möge man mir nachsehen.
Die Reedereien werden sich da nicht so ohne weiteres in die Karten schauen lassen, ab wann ein Schiff rentabel wird. Das möchte man wohl weder den Mitbewerbern noch dem Finanzamt gerne mitteilen und schmeißt daher einfach mal mit illusorischen Zeiträumen um sich um die wahre Rentabilität zu verschleiern. Aber das is nur eine Vermutung - ich habe keinen Einblick in die Bücher
Die Queen Mary 2 ist offiziell auf 40 Jahre Nutzung ausgelegt. Ob sie dann auch bereits schuldenfrei ist, wurde nicht bekannt gegeben. Die Queen Elizabeth wurde bereits nach 35 Jahren für 100 Millionen Dollar verkauft - inflationsbereinigt knapp ein Viertel ihrer damaligen Baukosten. Ich denke spätestens danach war das Schiff abbezahlt.

allerdings viel Wein - da kann man schon eimal durcheinander kommen!