
23. Januar 2020 – Bangkok – Wetter: warm
Leise summt der Wecker: los aufstehen, heute haben wir wieder viel vor und wollen beim Frühstück nicht hetzen. Schließlich gibt es heißes Süppchen, das man nicht so schnell hinunter schlürfen kann. Der Tag fängt nicht gut an, wenn am frühen Morgen die Hektik der Begleiter ist. In unserem Hotel wohnen mit uns ein paar Europäer, man hört es an der Sprache und ein paar aus Asien. Auch sie scheinen es zu genießen, hier in diesem gemütlich eingerichteten Raum auf bequemen Bänken oder weichen Sesseln das Frühstück einzunehmen. Die junge Frau, die uns bedient, hat ein schönes glänzendes rotes Kleid an – also so eins, das ich unbedingt haben wollte und mir bei einer Blitzaktion zugelegt habe.
Bewappnet mit ausreichend Wasserflaschen im Rucksack und unserem Mundschutz ( zu der Zeit noch gegen Smog !! ) machen wir uns auf den Weg. Der freundliche Portier fragt, ob wir eine Taxe bräuchten. „Nein danke, wir werden heute wieder zu Fuß die Gegend erkunden!“ Er fragt nach, wo wir denn hin wollen und als wir sagen zur Snake-Farm, schaut er uns mit großen Augen an. „Wirklich, dorthin zu Fuß?“ Er kann es nicht glauben und wir nicken. Ich glaube, wir haben ihn außer Fassung gebracht mit unserem Vorhaben. „Have a nice trip and enjoy“ kommt von ihm und weg sind wir.
Wir haben zwar einen Plan mit der Adresse, aber keine Ahnung, wie weit entfernt das liegt. Also muss das Handy her und wir suchen auf der Karte nach dem Ziel. Nun, besonders weit sieht es nicht aus und ich muss grinsen. Was sind schon knapp 3,5 Kilometer – das heißt 45 Minuten vom Hotel aus. Mit dem Auto wären wir in 10 Minuten da …. Aber, wenn das ABER nicht wäre. Bestimmt gibt es unterwegs genug zu entdecken, denn in diese Richtung sind wir bisher noch nicht gelaufen.
Etwas abseits der Straße erblicken wir einen Tempel, der uns doch sehenswert erscheint, denn viele Menschen stehen davor und schauen auf das Gebäude und einen Baum davor. Der Baum wurde im Jahr 1877 vom König gestiftet und er soll persönlich während einer feierlichen Zeremonie reines Wasser auf den Baum gegossen haben.
Ewig trödeln können wir nicht, stelle ich beim Blick auf meine Uhr fest, denn die Schlangenvorführung ist um 14.30 Uhr und wir haben keine Ahnung, wie voll es dort sein wird. Also geht es weiter. Am Khlong Padund Krung Kasem sieht es nicht so schön aus wie am gestrigen Khlong, fällt mir auf.
In Bangkok kann man laufen, wo man will, irgendwo ist immer ein Tempel zu sehen - das läßt sich nicht umgehen. Übergroß sind die Gemälde des Königspaares und feierlich der Fahnenschmuck, gelb weiß - wie es sich gehört.
Durch
ein paar ruhigere Seitenstraßen führt unser Weg und wir treffen auf
die Rama IV Road. Diese zu überqueren dauert eine Weile.
Ampelanlagen und Verweil-Inseln zwischen den Fahrbahnen geben uns ein
Gefühl der Sicherheit.
In beide Richtungen sind mehrere Fahrstreifen zu überwinden und ich bin froh um unsere Masken. Die Luft ist stickig bei dem nicht endenden Verkehr und ein Gespräch ist nicht möglich, denn der Lärmpegel ist hoch. Über unseren Köpfen hören wir auch Autos fahren. Es ist enorm, wie man in Bangkok die Straßenführungen gebaut hat – sehr modern. Da fällt mir ein, als wir vor langer Zeit mal in Bangkok waren, haben wir eine private Tour gemacht und es war schier unmöglich für den Fahrer, uns zurück ins Hotel zu bringen. Das Navi wusste bei dem Straßengewirr – Straßen unten und in 2 Etagen übereinander- nicht, wo die Abfahrt war und schon waren wir wieder auf der Schnellstraße in eine andere Richtung.
An der Rama Road sieht nun alles anders aus. Die kleinen Häuschen sind verschwunden und riesige Wolkenkratzer säumen beide Straßenseiten. Hotels, Bürogebäude und Banken ragen in den Himmel. Palmen spenden uns etwas Schatten und nach 1 3/4 Stunde erreichen wir das Ziel – doppelt soviel Zeit, wie mein Handy es mir angezeigt hatte.
Es ist kurz vor eins und wir haben genügend Zeit, uns umzuschauen. An der Kasse sitzt ein freundlicher Herr, der uns pro Person 200 Bath abnimmt, einen Übersichtsplan in die Hand drückt und etwas zu uns sagt, was wir nicht verstehen. Die Eintrittskarte ist schön gestaltet. Eine Kobra reckt sich hoch und es ist zu lesen „Queen Saovabha Memorial Institute, The Thai Red Cross Society“. Auf der Rückseite ist ein Lageplan, aufbewahren, damit man beim nächsten mal nicht suchen muss. „Schau mal, der Lumpinipark ist auch nicht weit entfernt. Es ist der größte Park Bangkoks, quasi die grüne Lunge“, höre ich von meinem Mann. Er war vor 20 Jahren schon mal hier. Könnten wir ja aufsuchen, aber heute schaffen wir es nicht mehr. Vorbei an einem Kiosk, suchen wir uns erst mal ein Plätzchen im Schatten – ein wenig ausruhen und was trinken. Viele Menschen sind nicht da und so genießen wir die kleine Oase der Ruhe.
Die Schlangenfarm ist kein Zoo, dies vorweg - sie dient der Bildung der Einwohner, der Touristen, aber auch Schulen, Universitäten sowie der Polizei und Organisationen. Fachkundig werden die Menschen über die Gewohnheiten der Schlangen aufgeklärt und die Einstellung gegenüber diesen Tieren soll dadurch verbessert werden. Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes zeigen auf, welche Arten von Schlangen es gibt, welche giftig sind und was zu tun ist nach einem Schlangenbiss. Auch werden erste Hilfe-Kurse angeboten, für Notfälle. Ehrlich, mir läuft es kalt den Rücken runter, wenn ich nur dran denke, dass eine Schlange meinen Weg kreuzen würde. Ich würde wegrennen, wie eine startende Rakete. Mein Mann lacht, als ich ihm meine Gedanken zu dem Thema offenbare.
Das
ursprüngliche Si-Manseng Gebäude wurde 1929 mit Spendengeldern der
königlichen Familie, deren Verwandten und Freunden errichtet. Sie
unterstützten damit die Arbeit der Rotkreuz-Gesellschaft Siam, die
sich um die Behandlung von Menschen kümmerten, die durch giftige
Tiere verletzt wurden. Und zwar nicht nur durch Schlangen, sondern
auch durch Fische und Insekten. Die Schlangenfarm ist übrigens die zweitälteste der Welt.
Nach
rund 70 Jahren war das Gebäude baufällig und der verfügbare Platz
zu gering, um allen Aufgaben gerecht zu werden. Es wurde abgerissen
und es entstand ein neues Gebäude, das im 1. und 2. Stock Terrarien
hat und 35 Arten von lebenden Schlangen beherbergt. Es gibt noch ein
Museum, eine Ausstellung, eine Beratungsstelle, sowie eine
Notaufnahme. In einer weiteren Einrichtung daneben, wird die
Giftgewinnung vollzogen – bei uns sagt man, die Schlangen werden
gemolken. Komischer Ausdruck, denn die haben ja kein Euter! Das Gift
gelangt mit einem Biss über zwei lange Zähne in den Körper des
Opfers. Der Beruf des Schlangenmelkers ist nicht ganz ungefährlich,
geht es mir durch den Kopf.
Staunend stehen wir vor den Glasvitrinen und manchmal muss man zweimal hinschauen, um die Schlange auszumachen. Wie die grüne Peitschennatter, die aussieht, als wäre sie ein grüner Zweig. Die Tiere liegen faul und zusammengerollt am Boden oder hängen an irgendwelchen Ästen. Durch das Glas sehen sie auf jeden Fall fast harmlos aus.
Im Obergeschoss sind ein paar Schlangenskelette ausgestellt und eine riesige Informationstafel mit Ratschlägen, was im Fall einen Schlangenbisses zu tun ist.
Ein Blick auf die Uhr und wir gehen raus
zur Arena. Dort haben sich schon Zuschauer eingefunden, die darauf
warten, dass Mitarbeiter des Roten Kreuzes die Schlangen vorführen
und erklären. Wir haben alle genügend Abstand und dann sehen wir
sie. Kleine, große, dicke und dünne Schlangen ringeln sich um die
Handgelenke der Vorführer, manche scheinen bewegungslos, nur ab und
zu schnellt die Zunge aus dem Maul.
Zwei Königscobras auf dem Boden
richten sich auf und zeigen sich in ihrer ganzen Schönheit. Die
Kinder in der ersten Reihe sind mucksmäuschen still. Pro Jahr sollen
über 40.000 Touristen die Farm besuchen, davon sind 60 % aus Übersee
und der Rest sind Thailänder. Wir hören, dass auch viele
Dokumentarfilmer kommen, um über die Schlangen und die Giftgewinnung
zu berichten. Man braucht das Schlangengift um Gegengifte
herzustellen. Es sterben weltweit, so habe ich irgendwo mal gelesen,
100.000 Menschen pro Jahr an einem Schlangenbiss und verbleibende
Schäden sind bei der vierfachen Menge zu verzeichnen. Die Schlangen
waren ein Thema für uns, als wir in Sri Lanka waren, denn dort gibt
es genügend von diesen giftigen Tieren. Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat hier einen Sitz, zur
Erforschung der Schlangengifte und der Toxologie. Bürger können
sich hier auch gegen verschiedene Krankheiten impfen lassen, habe
ich aufgeschnappt.
Da kommt mein Mann um die Ecke geschossen und bleibt wie angewurzelt stehen und reißt die Augen auf. Er zieht mein Handy aus der Tasche und macht ebenfalls ein paar Fotos. Dann werde ich wieder befreit und traue mich, wieder richtig zu atmen. Junge, Junge, das war aber ein Erlebnis und ich muss natürlich berichten, wie die Schlange sich anfühlt. Kalt irgendwie und die Haut sehr angenehm. Ich bin selbst überrascht. Ein kleines Trinkgeld für den jungen Mann und dann werden die Schlangen in Körbe verpackt und es geht zurück in den Glaskasten.
Zum Ende unseres Besuches schauen wir uns in dem kleinen Park um, in dem auch ein Denkmal zu sehen ist. In tiefer Verehrung haben Besucher Blumengirlanden um die Füße geschlungen.
Dann geht es zurück zum Hotel, zu Fuß natürlich. Vom Rückweg und unserem Abendprogramm werde ich im nächsten Teil berichten.