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  3. Von Italiens Stiefelschaft über die Ägäis quer durch das Mittelmeer nach Mallorca

8a Er raucht immer – der Ätna.

  • joachimmeertal
  • 17. Januar 2020 um 08:41
  • 3.125 Mal gelesen
  • 8 Kommentare

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22.10.2019 – Catania/Sizilien

Wir waren gespannt auf diesen Hafen und vor allen Dingen auf das, was Catania für Touristen interessant macht. Auf den Ätna. Das Morgengrauen näherte sich seinem Ende als die AIDAcara in den Hafen einlief.

Was sah ich? Zunächst einmal einen öden Industriehafen. Dahinter ein Häusergewimmel. In erster Linie Wohn- und Zweckbauten ohne Flair. Einige die Häuserwüste überragende Kuppeln. U.a. die des Doms.

Das war´s … Und der Ätna? Weg – hinter Wolken verschwunden. Darauf einen Frühe-Vogel-Kaffee. Das wirkte!

Die Wolken verzogen sich für eine kurze Zeit vom 3.323 m hohen Vulkangipfel; alles darunter Liegende blieb weiterhin in der weißgrauen Suppe. Einfach ´mal umdrehen – das, was die Sonne bot, war nicht von schlechten Eltern!

Aber wir hatten nicht die Zeit, den Sonnenaufgang länger zu bewundern. Unsere erste Vorbereitung auf den früh um 9 Uhr beginnenden AIDA-Ausflug „Typisches Sizilien: Ätna und Taormina“ war das Frühstück. Wir schafften es … und bevor wir den Bus bestiegen, mussten wir unbedingt unsere die Sicht auf den sowieso noch versteckten Ätna versperrende AIDAcara fotografieren.

Unser Busfahrer Guiseppe führte den Bus gekonnt durch die morgendlichen Staus. Zunächst durch die Altstadt, dann quer durch Catanias neuere, vollkommen unattraktive Innenstadt (So erschien es uns aus dem Bus heraus), schließlich durch die freundlichen, mit farbenfroher Natur versehenen Vororte. Unsere gut deutsch sprechende Reiseleiterin Laura erklärte uns monoton, ohne Punkt und Komma und dabei noch pausenlos, was an den untersten Vulkanausläufern auf fruchtbarer Vulkanasche gedieh. Im Grunde genommen alles. Neben den bekannten südlichen Gemüsearten vor allen Dingen Oliven-, Zitrus- und sonstige Obstbäume; außerdem Wein und die verschiedenartigsten Sträucher und Pflanzen, die bei unserer Vorbeifahrt in voller Blüte standen. Kleinere Dörfer wurden ab und zu durchfahren. Uns fielen gelegentlich lange anthrazitfarbene, bergab führende Geröllzungen auf. Der Ätna zeigte immer wieder, dass er gelebt hatte. Auch in dem von uns passierten Ort Nicolosi, der vor acht Jahren Glück hatte, dass die Lavaströme vier Kilometer vor dem Ortsrand keine Lust mehr hatten, noch mehr zu zerstören.

Der Ätna – schon vor unserer Zeitrechnung ein mystischer Berg. So unschuldig er auch mit einer immerwährenden hellen Rauchfahne auch aussehen mag – er war immer der Berg der Hitze und des Feuers. Die seinerzeitigen griechischen Eroberer vermuteten im Inneren des Ätnas die Schmiede des Feuergottes Hephaistos; nachdem die Römer die Griechen verjagt hatten, wurde er die Heimstätte von Vulcanus mit derselben Aufgabenstellung wie sein Vorgänger. Feuer entließ der Vulkan sehr oft. 1669 dehnten sich die zunächst Tod und Vernichtung bringenden Lavaströme bis Catania aus und begruben die halbe Stadt. Erst im Meer kam die Lava zum Stillstand – war das ein Brodeln und ein Zischen … Auch vor nicht allzu langer Zeit, nämlich 2001 und 2002/03, zeigte der Ätna seine ganze Kraft. Die Bergstation der Seilbahn, Skilifte, Häuser und Straßen kapitulierten vor der Zerstörungswut; Menschen kamen dabei zum Glück dank zuverlässiger Beobachtungen, Warnungen und Langsamkeit der Lavaströme nicht ums Leben. Ein guter Feuerberg? Auf dass es so bleibe …

Das Gebiet rund um den Ätna, rd. 60.000 ha, wurde 1987 zum Nationalpark deklariert. Sein Umfang beträgt ca. 140 km. Er hat drei Haupt- und ungefähr 200 unberechenbare Nebenkrater, deren Ausbrüche gegenüber den Hauptkratern eher überraschend kommen. Aber was alle Krater ausspucken, bringt Leben. Aus Lavagestein wurde im Laufe von Jahrtausenden fruchtbare Erde. Auch ein Grund, dass die um den Feuerberg wohnenden Einwohner nicht vermehrt und für immer Leine gezogen hatten.

Das wurde uns während unserer Bergauffahrt anschaulich bestätigt. Eine üppige Vegetation. Noch recht weit entfernt der Hauptkrater zwischen sich langsam verziehenden Wolken. Laura wies uns darauf hin, dass der Ätna immer wieder leichte Anzeichen von Bösartigkeit zeige. So auch in dem Moment, als wir nach oben schauten. Neben der permanenten hellen Rauchfahne zog auf einmal eine dunkle gen Himmel. Eine kleine Eruption. Harmlos, kein Grund zur Beunruhigung – es kommt mehrmals in der Stunde vor. Die Bewohner dieser Gegend lebten damit und zwar ganz gut …

Die Fahrt ging weiter. Die farbenfrohe Vegetation blieb zurück und auch die lockere Bebauung. Wir fuhren durch Waldgebiete. Vorwiegend zur Ernte anstehende Kastanien, die später von Buchen und Birken, danach auch von Pinien ersetzt wurden.

Aus dem Bus heraus konnten wir keine vernünftigen Fotos vom Berg „schießen“. Schließlich hatten Laura und Guiseppe Erbarmen mit uns. Endlich ein Fotostopp …

Immer wieder zeigte uns Laura naturgemäß erkaltete Lavaströme, die z.T. überwuchert waren.

Bis es mit dem Bewuchs vorbei war. Schwarz herrschte vor;

unterbrochen von Rottönen. Ab und zu kleine Pflanzen, die vereinzelt blühten. Und ab und zu nicht mehr bewohnbare Hütten, vor denen die Lavazungen Mitleid hatten.

Nach einigen Kilometern serpentinenreicher Fahrt waren wir angekommen. Bei der Talstation der noch knapp 600 Höhenmeter nach oben führenden Seilbahn und am Fuße des nach 1892 erfolgten Vulkanausbrüchen erloschenen und begehbaren Nebenkrater Silvestri. Auf knapp 2.000 m Höhe. Nach einer kurzen Einweisung wurden wir auf die Umgebung losgelassen. Waren wir alleine? Mitnichten … es war eine regelrechte Touristenschwemme. Viele Busse, die sich weiterhin vermehrten. Ein großer Parkplatz, gefüllt mit PKWs.

Vorbei war´s mit der relativen Einsamkeit in unserem Reisebus. Es gab einige Möglichkeiten, sich die nähere Umgebung in den „freien“ 90 Minuten anzuschauen. Stehen bleiben und einfach nur in der Gegend herum gucken. Oder einen Rundgang auf dem Rand des Silvestri machen. Oder einen schweißtreibenden Anstieg mit anfangs geschätzter Steigung von 15 % auf eine Anhöhe angehen.

Wir wählten zunächst Alternative zwei. So gut wie keine Anstrengung, denn nach einem einfachen kurzen Anstieg standen wir auf dem Kraterrand. Im Krater war alles schwarz; einige Besucher hatten aus helleren Gesteinsbrocken Worte gebildet.

Wenige Pflanzen. Zunächst hinter uns die nur mit viel Schweiß erreichbare Anhöhe. Über uns die Sonne. Vor uns eine über der Niederung liegende Wolkendecke – Catania wurde von ihr „verschluckt“.

Beeindruckend, diese Öde, die von der farbigen Bekleidung der Touristen ein bisschen aufgelockert wurde. Wir gingen einmal um den Krater herum und nahmen dabei zur Kenntnis, dass auch in dieser Höhe kleine Wälder und Strauchlandschaften ihr Dasein fristen konnten. Bis die Lava kommt …

Wir hatten noch Zeit bis zu unserem Treffen und mich trieb der Ehrgeiz. Schweiß musste fließen! Also los Richtung 15 %ige Steigung.

War das anstrengend! Der Weg bestand aus den Anstieg beschwerlich machenden Lavakügelchen. Ein Schritt vorwärts … einige Zentimeter zurück … Die Höhe und die Sonne machten sich bemerkbar. Alle paar Meter musste ich durchschnaufen – nicht nur ich … Aber immer weiter. Bis kurz vor dem obersten Punkt der angestrebten Anhöhe. Es wurde leider zeitmäßig zu eng – ich brach ab. Aber immerhin waren die Ausblicke von der erreichten Position anders und noch fesselnder als vom zuvor erreichten Kraterrand.

Nun aber zurück. Es wurde zur konzertierten Rutschpartie. Also merken: nach der Rückkehr auf dem Schiff Füße waschen. Und Schuhe entstauben …

Nach diesem ersten Teilziel des Ausflugs waren alle Teilnehmer pünktlich am Bus. Trieb sie der Hunger? Das versprochene und gebuchte Mittagessen wartete auf uns. In dem einem Hotel angeschlossenen Restaurant. Keine Selection-Atmosphäre. Eher wie in einem Wartesaal. Ein riesiger, sich nach und nach mit AIDA-Ausflüglern füllender Speisesaal. Die Speisefolge – doch irgendwie Selection-Art. Italienisch. Vorspeise: Pasta mit Tomatensauce à la Mama. Schmackhaft, fruchtig. Hauptspeise: Panierte, sehr dünne Schnitzel an gemischtem Salat. Nicht nach à la Selection. Vielmehr eine Zumutung. Nach Abkratzen der nicht knusprig gebackenen sondern butterweichen Panade war das Fleisch gerade so essbar. Nachtisch: Zitronenkuchen. Er schmeckte. Tja, insgesamt war es nicht gerade ein kulinarischer Höhepunkt … Das Mittagessen in dieser Form hätte man sich sparen können; ein vernünftiges Lunchpaket hätte gereicht. Ach ja, nicht zu vergessen: Den leichten Rotwein konnte man trinken …

Kein Wunder, dass danach fast alle Mitausflügler nach draußen stürzten, um die ungewohnte Umgebung zu genießen. Die Seilbahn mit der daneben verlaufenden Skipiste. Dass es im Winter hier oben schneien konnte, erkannten wir auch an den weiter unten abgebrachten Warnschildern „Schneeglätte“.

Die übrig gebliebene Mini-Lavahöhle.

Es wurde Zeit, dass wir uns im Bus auf den Weg nach unten machten. Links und rechts der gut ausgebauten Straße wurde es grüner.

Unterwegs sahen wir immer wieder den Hauptkrater des Ätna, ab und zu von nicht ganz so bösen dunklen Rauchströmen drapiert.

Wir durchfuhren die während der Hinfahrt bereits erlebten Vegetationszonen und einige Dörfer, die in der Vergangenheit oftmals von Lavaströmen heimgesucht worden waren. Dörfer mit engen Straßen und scharfen Kurven bei nicht geringem Gegenverkehr. Nerven hatte unser Fahrer! Mitunter war es Zentimeterarbeit, um Hausecken oder geparkte Autos nicht mit dem Blech des Busses zu erfreuen …

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Kommentare 8

Gaby-05
20. Januar 2020 um 21:31

Prima Bericht Achim von einem sicherlich sehr interessanten Ausflugsziel!LG Gaby

_Meerelfe_
18. Januar 2020 um 16:55

Klasse, ein Ausflug, der mir garantiert auch gefallen hätte! Die Nähe zu einem aktiven Vulkan sorgt das für ein gewisses Kribbeln ... Die Landschaft ist ja echt atemberaubend!

Danke dir auch dieses Mal fürs Mitnehmen, Achim!

Schönes Wochenende und liebe Grüße, Meerelfe

joachimmeertal
18. Januar 2020 um 17:16
Autor

Ich könnte mir vorstellen, nochmals diese Krater zu besuchen. Wenn möglich in einem Mietwagen.

Danke und auch dir ein schönes Wochenende

Achim

Kreuzfahrergerd
17. Januar 2020 um 13:08

Achim, in die "Übrig gebliebene Lavahöhle" hätte man bestimmt nicht hineingepasst, oder gar hineingehen können.
So wie hier auf Island.

Raufarhólshellir Lava Tunnel

Aber dafür hattet ihr einen richtigen Vulkan, auf den hier hochsteigen konntet, wunderbar!

Allein deshalb hat sich euer Ausflug gelohnt, bis auf die Mahlzeit, leider!

Vielen Dank für deinen interessanten Bericht, Achim.

Gruss Gerd

Pillentante
17. Januar 2020 um 12:52

Du hast mir Erinnerungen wieder aufgefrischt. Wir haben diese Tour auch gemacht, ich glaube es war 2001 auf einer der ersten Reisen der AIDAvita.

Hatten damals einen tollen Reiseführer, einen emeritierten Professor, der sich in fast allem sehr gut auskannte.

joachimmeertal
17. Januar 2020 um 13:03
Autor

Ich glaube, dass die Reiseführerin gute Kenntnisse hatte - aber sie spulte alles einfach runter.

Prassat
17. Januar 2020 um 10:21

Wie schöööön!

Nun weiß ich auch, was ich ein Jahr zuvor dank Starkregen nicht gesehen habe.

joachimmeertal
17. Januar 2020 um 13:04
Autor

Also: noch einmal hinfahren!

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