9a Was ist schon Rom – Malta hat mehr Kirchen …

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Kabinenkategorie
Meerblickkabine
Reisedatum von
27. Oktober 2019
Reisedatum bis
13. Oktober 2019

23. Oktober 2019 – Valletta


Wir wollten diesen Tag ein wenig langsamer angehen lassen. Aber die Einfahrt in den Grand Harbour wollten wir nicht verpassen. Prima – das klappte aber nicht … Kapitän Hanjo Müller hatte in der Nacht den Turbo eingeschaltet und als wir pünktlich um 8 Uhr das Schauspiel von den obersten Decks aus genießen wollten, war die AIDAcara schon festgemacht. Schluchz … Aber zum Ausgleich hatten wir als erstes von allen an diesem Tag einlaufenden Kreuzfahrtschiffen die Pole-Position. Nicht schlecht …

Mit dem unvermeidlichen Morgenkaffee im Magen gelang der Blick gen Himmel. Hhm … bewölkt – es war jedoch zu erkennen, dass die Sonne das Zepter übernehmen wollte. Die ersten Fotos wurden geschossen,



das Frühstück hinter uns gebracht und auf ins Gewimmel. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir in die „Oberstadt“ (P.P. € 1,--; von oben nach unten gratis) zu den Upper Barrakka Gardens, eine Parkanlage, deren Vorgängerin bereits Mitte des 17. Jahrhunderts von den italienischen Ordensrittern angelegt worden war. Aus dieser Zeit stammt der einst überdachte doppelte Bogengang.

Von hier oben gab es herrliche Ausblicke auf den Grand Harbour, z.B. auf unsere AIDAcara und andere Kreuzfahrtschiffe und auf die noch immer funktionierenden Kanonen der St. Peter and St. Paul Bastion.

Um uns herum wuselte es und aus diesem Grunde überlegten wir, wie wir anti-Getümmel-zyklisch vorgehen sollten. Die Erleuchtung kam – weg vom Menschenauflauf vor der Auberge de Castille, Léon et Portugal, in der während der Herrschaft der Johanniter Ritter aus Kastilien, Léon und Portugal untergebracht waren und die heute als Amtssitz des maltesischen Premiers dient,




und auf Richtung Nordwest-Teil Vallettas. Vorbei an der mächtigen Stadtmauer mit der Zentralbank von Malta im Hintergrund und dann zunächst zum Aussichtspunkt Hastings Gardens. Natürlich nicht auf direktem Weg, denn unterwegs wurden wir immer wieder abgelenkt. So z.B. von dem Blick über den Triton Fountain Square mit dem Mittelpunkt Triton Brunnen über die mächtige Stadtmauer auf das jenseits des Marsamxett Harbour zu erkennenden Häusergewimmels.



Von unserem Übersichtsplatz gab es keinen direkten Weg zu unserem Ziel. Aber das machte nichts, denn bei unserem kreuz und quer führenden Spaziergang stießen wir immer wieder auf interessante Altertümer. So passierten wir die Kirche St. Catherine of Italy, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der italienische Zweig der Ritterschaft bauen ließ. Logisch, dass die Kirche unmittelbar neben der Herberge für die Mitglieder der italienischen Zunge errichtet wurde. Das erste maltesische Gotteshaus lag hinter uns. Interessant ist, dass auf Malta mehr Kirchen als in Rom existieren; mehr Kirchen als ein Jahr Tage hat.

Wir hielten uns nicht weiter auf. Eine geordnete Ruinenlandschaft lag vor uns.



Das, was nach einem deutschen Luftangriff im 2. Weltkrieg vom damals knapp 100 Jahre alten Opernhaus übrig geblieben war. Ein vollständiger Abriss wurde vermieden; das Gelände wurde zu einem Freilichttheater mit ca. 900 Plätzen umgebaut.

Von hier aus schlenderten wir abwärts – der Triton Brunnen war nicht weit. Wir umrundeten ihn und wandten uns wir leicht nach oben. Beeindruckend, wie sich ein Teil der Stadtmauer zeigte.



Kein Wunder, dass die angreifenden Osmanen Mitte des 16. Jahrhundert an diesem Bollwerk verzweifelten und anschließend Leine zogen. Ach ja, Leine – die Gardinen auf Valletta waren außen angebracht …



Sie hielten uns nicht länger in ihren Bann und schließlich erreichten wir unsere beiden Ziele: zum einen die Flucht in eine Gegend ohne Touristengewimmel und zum anderen Hastings Gardens, eine kleine, ruhige und lauschige Parkanlage, die zu Ehren von Francis, Marquis of Hastings, angelegt wurde. An ihn erinnert ein von seiner Familie gestiftetes Monument. Dieses steinerne Denkmal interessierte uns weniger. Viel attraktiver waren die vom erhöhten Standort gegebenen Aussichten auf die Stadtteile Floriana



und auf die auf der anderen Seite des Marsamxett Harbour liegenden Stadtteile.



Beeindruckend – und aus diesem Grunde folgten wir einige Minuten der Stadtmauer bis sich vor uns die alles überragende Kuppel der katholischen Carmelite Church und daneben der spitze Turm der anglikanischen St Paul´s Pro Cathedral aufbaute. Dort verließen wir unsere erhöhte Position neben der Stadtmauer und stießen ins Gassengewirr.



Eine lang gezogene enge, im Einbahnverkehr zu befahrene Gasse, die von der nordwestlichen Stadtmauer nach unten führte, ihren Scheitelpunkt in der Mittel der Altstadt hatte und dann wieder nach oben Richtung südöstlicher Stadtmauer oberhalb des Grand Harbour führte. Wie das Foto zeigt – nix los … Das änderte sich aber ganz schnell …



… der Touristenalltag hatte uns eingeholt … Und wir kamen an der nächsten Kirche vorbei – der Church of St Barbara. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren die maltesischen Handwerker und Sklaven neben der Befestigung der Stadtmauern anscheinend fast nur mit dem Bau von Kirchen beschäftigt. St. Barbara wurde für die geistlichen Bedürfnisse der provenzalischen Ritter zur Verfügung gestellt.

Von hier aus war es nicht weit bis zur Prachtkirche Vallettas, der St. John’s Co-Cathedral.



Auch sie wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert aus dem Felsboden gestampft. Der Malteserorden benötigte ein repräsentatives Gotteshaus und er hatte es nach fünf Jahren Bauzeit. Von außen eher pfui, nein, schlicht und einfach. Von innen auf jeden Fall hui – dabei bleibe ich. Ich hatte es bei einem Besuch vor etwas mehr als 40 Jahren erkennen können; eine Besichtigung ersparten wir uns auf Grund der auf Einlass wartenden Besucherschlangen. Also weiter – nur um die Ecke und schon standen wir vor einem Denkmal, das an die große Belagerung Vallettas durch ein osmanisches Heer im Jahre 1565 erinnerte.

Das erste von weiteren Denkmälern, die wir im Laufe des Tages sehen sollten. Das nächste sahen wir auf dem Republic Square am Rande des ehrwürdigen Gebäudes der Credorax Bank



und schräg gegenüber vom Großmeisterpalast.



Das Sette Giugno Monument erinnert an den 7. Juni. An den Tag, an dem Tag im Jahre 1919 britische Truppen bei aufgrund von Lebensmittelknappheit entstandenen Unruhen auf die Protestierenden schossen und vier Bewohner Maltas töteten. Der 7.6. ist übrigens der Nationalfeiertag Maltas.

Auch auf die Besichtigung des Großmeisterpalastes, in dem sich seit Jahrhunderten die jeweils Herrschenden gut gehen ließen, verzichteten wir. Wesentliche Teile waren aufgrund Renovierungserfordernisse nicht zugänglich. So warfen wir nur einen Blick in den Innenhof.

Ein Blick in eine enge Nebenstraße zeigte, dass es sich lohnte, sich auch abseits der üblichen Touristenpfade treiben zu lassen.



Malta ist ein einzigartiges und lebendiges Freilichtmuseum! Das erkannten wir auch an dem quasi um die Ecke erbauten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert „La Borsa“, in dem das Pendant der deutschen Industrie- und Handelskammer untergebracht war.



Nach weltlichen Bauten stießen wir auf mehrere der zahlreichen Kirchen. Zunächst auf die – wie üblich – im 16. Jahrhundert hochgezogene Basilika St. Dominikus, die Ende des 18. Jahrhunderts von Stürmen und Erdbeben schwer beschädigt worden war und nach rd. 30 Jahren im damals üblichen Stil wieder aufgebaut wurde. Sie war wie viele andere Kirchen bei unserem Besuch geschlossen.

Mehr Glück hatten wir mit der alten Kirche der Jesuiten mit einem prächtigen barocken Innenraum in der Hauptkirche und einer ebenso aufwendigen, in Restaurierung befindlichen Kapelle.

Wir fanden es genial,



dass einige Einwohner Vallettas Farbe ins Spiel brachten.

Unser erster Rundgang in Valletta war mit der Auberge d´Italie fast beendet.



In diesem barocken Prachtbau waren einst die Johanniter mit italienischem Zungenschlag untergebracht. Es ist ein insgesamt vielseitiges Gebäude. Nach der Vertreibung der Ritter Ende des 18. Jahrhunderts durch die napoleonischen Truppen diente es als militärisches Hauptquartier, Offiziersmesse, Museum, Kunstschule, Gericht, Hauptpostamt sowie für verschiedene öffentliche Ämter. Allgemein erkannten wir, dass in den uralten Gebäuden oftmals Institutionen untergebracht waren.

Nahezu genauso prächtig erschien uns der gegenüber liegende Palazzo Parisio, in dem während der französischen Besetzung Napoleon nächtigte und in dem aktuell das Außenministerium untergebracht ist. Das angrenzende Gebäude kam uns irgendwie bekannt vor –  ach ja, es war die Seitenfront der Auberge de Castille … Und dann endlich wieder einmal ein Gotteshaus - Our Lady of Victory Church.



Beinahe wären wir an ihr vorbei gegangen. Dabei stellt sie ein Meilenstein der Geschichte Maltas dar. Erbaut wurde sie ab 1566 über dem Grundstein für die von den Maltesern neu errichtete Festung und sollte schon damals an den Sieg über die Osmanen erinnern.

So, noch einige Blicke in die schnurgeraden Gassen Vallettas und nochmals auf den Amtssitz des maltesischen Präsidenten, die Auberge de Castille, und schon waren wir wieder in dem Upper Barrakka Garden mit tollen Ausblicken auf das Häuserwirrwarr Vallettas,



auf den mit dem Fort St. Angelo beginnenden Stadtteil Vittoriosa auf der anderen Seite des Grand Harbour



sowie auf die vom Fort Ricasoli begrenzte Hafenausfahrt.

Kommentare 9

  • 👍 wie immer 😊

  • Schöner informatiefer Bebericht von dir - eine Region ,die ich noch nicht bereist habe. Die schönen Fotos machen mich neugierid.

    LG aus der Rhön

  • Jede Menge Steine und so wenig Grün. Dennoch ein interessanter Bericht mit tollen Fotos und Informationen.


    Danke dir für dieses "steinige" Kapitel.


    Liebe Grüße, Meerelfe :)

    • Danke - und ich lege Dir keine Steine in den Weg ...

  • Wir waren im Mai 2011 eine Woche auf Malta. Die Bilder habe ich immer noch nicht sortiert. Vielleicht kann ich aufgrund Deines Berichts ein wenig Licht in meine Dunkelheit bringen. Danke.

  • Voll toll!!!! =P
    Wie immer!

  • Valletta hat doch ein imposante Größe, das merkt man bei einem fußläufigen Rundgang sofort. Besonders der Blick durch die fast immer schnurgeraden Straßen macht das deutlich. Die wurden seinerzeit schon mit Überlegung extra gerade angelegt. Man konnte so Angreifer schon von Weitem frühzeitig erkennen...
    Vielen Dank für deinen Bericht, Achim

    (Ob's in der Vortsetzung auch ordentlich rummst??)