
7. April 2018, Seetag nach Valetta, leicht bewölkt, 18 Grad
Heute am Seetag ist es manchmal schwierig sich zu entscheiden, was FRAU machen kann oder möchte. Das Programm ist am Vormittag voller toller Angebote … Küchenführung, Tanzkurs Cha-Cha-Cha, Workshop mit Gitta Sax und Tanja Krodel, Reisetipps im Theatrium, Mandala malen mit Sarah und juhuu - Vortrag vom Lektor Axel C. Brüggemann über das Thema „Mallorca – Traumpfade statt Schinkenstraße“. 11 Uhr ist eine gute Zeit, Kabine aufgeräumt, gut gefrühstückt, etwas Frischluft genossen und wir sitzen entspannt im vollem Theatrium. Ich schaue gebannt auf die Präsentation, der Mann ist echt der Knaller. Anders kann ich ihn nicht bezeichnen.
Frau und Mann müssen einfach zuhören. Er zieht uns in den Bann. Über Mallroca wissen wir schon recht viel, aber eben noch nicht alles … Geschichte ist eben spannend und wenn man in der Schule nicht aufgepasst hat, kann man hier echt noch was dazu lernen. Schon mal vom Königreich Aragon gehört? Oder von Maurischen Türmen oder dass Palma Siegespalme heißt? Nö, ich nicht und deshalb höre ich zu und lass mich auch von den Ausführungen zur Gegenwart beeindrucken. Klar weiß man, dass Mallorca ein großes Problem wegen der steigenden Touristenzahlen und deren Auswirkungen hat. Touristen sind willkommen, aber nicht unbedingt die Strandurlauber – man möchte Touristen anlocken, die sich für die Insel und deren Kultur interessieren. Ist aber nicht so einfach. Andererseits gibt viele Deutsche die auf der Insel leben, für die gibt es einen deutschen Radiosender und eine deutsche Zeitung die einmal wöchentlich erscheint.
Die Kathedrale der Heiligen Maria, die fast jeder Besucher Palmas kennt, wurde 800 Jahre lang erbaut, alleine 400 Jahre dauerten die Bauarbeiten des Hauptschiffes und so geht es weiter mit den den Stichworten. Mein Kopf schwirrt und Axel ist so richtig in seinem Element. Ehrlich, Geschichte war noch nie so spannend für mich – wenn ich da an meine Schulzeit denke.....und an meinen Geschichtslehrer? Das schreibe ich jetzt lieber nicht … aber man kann es sich gut vorstellen. Zum gibt es lang anhaltenden Beifall und es ist Zeit für einen kleinen Imbiss, dass Theater leert sich rasch.
Den Rest des Tages verbringen wir an der frischen Luft und am Abend schauen wir uns nochmal Rafael de Alcalá an. Weil es zu kühl ist, findet die Veranstaltung nicht wie geplant auf dem Pooldeck statt, sondern im Theatrium. Sein spanisches Temperament reißt das Publikum mit und zum Schluss singen wir mit und Olli kann sich nicht mehr drücken, er muss mit Rafael im Duett singen – super gelungen.
Danach ist eine kleine Deckrunde angesagt und ab in die Falle, denn morgen heißt es früh aufstehen. Wir wollen das Einlaufen in Valetta nicht verpassen – Sonnenaufgang über der Stadt, wann haben wir das mal wieder? Ich bin sehr gespannt.
8. April 2018, Valetta, sonnig, 16 Grad
Es ist kurz nach 6 Uhr und wir springen aus den Federn. Schnell was überwerfen und hoch aufs Deck. Wunderbar, über der Stadt liegt noch etwas Dunkelheit, die Pier ist in diffuses Licht getaucht und in der Ferne hoch über der Stadtmauer erkennen wir einige Gebäude, die angeleuchtet sind. Die Gebäude direkt an der Uferpromenade stammen aus dem 17. Jahrhundert und waren ehemals Lagerhäuser. Wie man sieht, alles schön renoviert und einladende Lokalitäten locken sicher viele Besucher an.
So langsam kämpft sich das Tageslicht durch die Dunkelheit und dann geht die Sonne am Horizont hinter dem Fort St. Angelo auf. Welch ein Anblick, einfach schön.
in wenig erinnert es uns an Venedig mit den vielen Türmen der Kirchen. Wir werden heute noch dort drüben unterwegs sein. Die Ortsnamen klingen sehr italienisch, finden wir. Mal schauen, ob es dort auch aussieht wie in Italien? Jetzt aber schnell duschen, umziehen, frühstücken und dann sitzen wir schon im Bus. Man gut, wir haben eine warme Jacke mitgenommen, die Temperatur lässt zu wünschen übrig.
Was machen wir die nächsten Stunden? Der AIDAausflug „Drei-Städte-Tour“ steht auf dem Programm. Der Bus wird nach Senglea fahren, dann geht es nach Vittoriosa und wir fahren mit einer traditionellen Dghajsas (was auch immer das sein wird) und mit dem Bus dann noch in das Fischerdorf Marsaxokk. Also los …
Auf Malta sind wir bisher noch nicht gewesen und so ist es für uns eine Neuentdeckung. Oft haben wir darüber nachgedacht dorthin zu reisen, weil Kinder von Freunden dort eine Sprachschule besucht hatten und von Valetta voller Begeisterung berichtet haben. Naja, ich glaube sie haben nicht unbedingt die Sehenswürdigkeiten gemeint, vielleicht eher das Nachtleben.
Wir sind besonders gespannt auf den Ort innerhalb der trutzigen Wallanlage, wo jedes Haus der Altstadt unter Denkmalschutz steht. Seit 1980 gehört die Stadt zum Unesco-Weltkulturerbe und ist 2018 Kulturhauptstadt Europas. Übrigens ist Valetta die kleinste Hauptstadt Europas – von der Fläche und der Einwohnerzahl her. Nirgend anders sollen so viele Menschen auf einen Quadratmeter leben wie hier.
Die Reiseleiterin erzählt uns gleich zu Beginn viel über die Geschichte und natürlich über die Hauptstadt. Ich habe während der Fahrt viel mitgeschrieben und dann trat das ein, was ich schon immer befürchtet habe – ich habe meine Aufschriebe irgendwo, irgendwie, irgendwann verloren oder verlegt. Das heißt für mich jetzt zu Hause mit Hilfe der Fotos recherchieren und meinen Mann ein Loch in den Bauch zu fragen. Er kann sich zum Glück an vieles erinnern und er lebt noch mit dem Loch im Bauch, hahaha.
Gleich am Hafen sieht man die hohen Mauern der Stadtbefestigung. Im Jahr 1566 wurde durch den Großmeister des Malteserordens, Jean de la Valette, der Grundstein der Stadt gelegt. Ihm zu Ehren erhielt die Stadt ihren Namen.
Aus strategischen Gründen war die Insel in der Vergangenheit heiß umkämpft. Es kamen Römer, Griechen, Araber, Türken, Franzosen, Briten – alle wollten sie als Stützpunkt nutzen und das Sagen auf der Insel haben. Schwer gelitten hat die Insel während des zweiten Weltkriegs. Sie war den Angriffen aus der Luft und von der See her ausgesetzt. Die stabilen Befestigungsmauern jedoch blieben nahezu unversehrt.
Der Bus fährt durch Straßen, die am frühen Morgen noch menschenleer sind und es sind kaum Fahrzeuge unterwegs. Der Blick in die engen Straßen mit den sandsteinfarbenen Häusern und den bunten Holzerkern gefällt mir sehr. Ja, irgendwie schon italienisch, doch mich erinnern die bunten Holzerker eher an Spanien.
Wir erreichen den ersten Stopp, steigen aus und vor uns liegt der kleine Jachthafen Vittoriosa (die Malteser nennen den Ort auch Birgu) und gegenüber sind die Türme der St. Lawrence Church zu sehen. Was für ein gewaltiges Bauwerk!
Jetzt heißt es laufen für uns. Also winzig ist hier nichts, die Häuser hoch, die Kirchen mächtig, die öffentlichen Gebäude riesig.
Beeindruckend die Tore in der Befestigungsanlage. Was muss das für ein Geklapper gewesen sein, als die Ordensritter auf ihren Pferden hier durchgeritten sind.
Gut erhalten ist auch das Tor „Couvre Port“ mit reichhaltigen Verzierungen.
Das „Malta at War Museum“ wäre sicher auch einen Besuch wert, um die Geschichte Maltas während der Kriegsjahre näher kennen zu lernen. Leider kann man nicht alles machen in den paar Stunden, die wir unterwegs sind.
In den schmalen Straßen glänzen die Pflastersteine, Blumenkübel stehen vor den Eingängen - hier fahren in manchen Straßen keine Autos durch, erfahren wir.
Ein Gebäude schöner wie das andere, so langsam füllt sich meine Speicherkarte. Aber ich habe zum Glück vorgesorgt und noch eine zweite mitgenommen. Ach, da schau mal einer an. Dass Goethe viel herum bekommen war in seinem Leben, das wusste ich schon – aber nicht, dass er auch mal in Valetta gewesen ist. Finde ich ja schön, dass es über der Tür in deutsch angeschrieben steht.
Die Auberge de France wurde um 1533 herum erbaut, damit die französischen Ritter des Johanniterordens eine Unterkunftsmöglichkeit hatten. Heute gibt es eine Partnerstadt in Frankreich, das schöne St. Tropez. Inmitten des Ortes, eingeengt zwischen den Häusern, steht die Church of St. Anne.
Hier könnte ich Stunden verbringen! Mein Mann stuppst mich und flüstert mir zu:“Hast du schon was bemerkt?“ Ich: „nö, was denn?“ Er antwortet mir und grinst dabei …. „ganz wenig Säulen bisher!“ Was soll ich da sagen? „Ich glaube, wir werden noch welche sehen. Warte mal ab!!!“ Nicht zu übersehen auf dem Victory Square (Siegesplatz) direkt im Zentrum, ist die Statue von St. Lawrence, die 1880 errichtet wurde.
Nicht weit entfernt findet man auch die im römischen Barockstil erbaute St. Lawrence Kirche. Vorbei an weiteren imposanten Gebäuden geht unsere Tour. Die Reiseleiterin winkt uns zu, wir gehen runter zum Wasser und dann werden wir mit einem Boot fahren – dem traditionellem Teil... Wie wir dort stehen und auf das Boot warten, zückt fast jeder der Gruppe sein Handy oder Camera. Da kommt doch tatsächlich ein AIDAschiff angefahren. Ach, wie niedlich klein das ist. Einsteigen werden wir nicht, es würde untergehen - wir sind zu viele Personen für die kleine AIDA. Da gibt es keine Kabinen und kein Restaurant drauf. Da fällt mir ein, Valetta ist inzwischen zu einem beliebten Ziel verschiedener Kreuzfahrtunternehmen geworden. Im Jahr 2015 sollen gut 600.000 Kreuzfahrer die Stadt aufgesucht haben. Da muss mächtig viel los sein in der Hochsaison – zusätzlich zu den Touristen die nach Malta kommen und auch die schöne Hauptstadt besuchen. Der Bootsführer dreht den Motor hoch und ab geht die Fahrt.