
23. März, Muscat/Oman, sonnig 27 Grad
Muttrah, ein Stadtteil von Muscat ist nach wie vor der schönste Hafen im Orient den ich bisher kennen gelernt habe. Er liegt idyllisch in einer kleinen Bucht, eingerahmt von Bergen und weit und breit keine Bettenburg oder Hochhäuser zu sehen. Dieser Stadtteil ist eine alte Hafenstadt mit verwinkelten Gassen, einem bunten Souk und einer Promenade entlang der Wasserlinie. Von Hafen aus ist man mit ein paar Schritten schon in dem kleinen historischen Stadtteil.
Heute ist Freitag, also Feiertag bzw. Wochenende … Die Moschee kann von uns nicht besucht, damit die Gläubigen dort nicht gestört werden. Gerne hätte ich sie nochmal besucht. Sie gefällt mir ehrlich gesagt besser, als die Moschee in Abu Dhabi. Die in Muscat ist schlichter und strahlt trotzdem Eleganz aus. Aber so ist es, die Geschmäcker sind verschieden und letztendlich entscheidet jeder für sich selbst, was ihn begeistert. Hier zur Erinnerung ein Foto.
Im Souk sind normalerweise freitags die meisten Läden geschlossen. Ein paar Geschäfte rechts und links des Souks haben offen und wer etwas Geld loswerden möchte, hat dafür genügend Gelegenheit. Wir lassen erst mal alle Ausflügler von Bord gehen und steigen dann in den Shuttle, der uns bis zum Hafenausgang fährt. Frei herumgehen im Hafen ist nicht erlaubt, wie in vielen anderen Häfen auch.
Vor dem Tor lauern die Taxifahrer, aber das kennen wir ja schon. Sie sind nicht aufdringlich und akzeptieren ein Nein – fertig. Unser Plan für heute: Fischhalle, kurz am Souk vorbeischauen und dann zu Fuß bis zum Sultanspalast laufen. Flasche Wasser ist im Rucksack und mein Mann hat seine Kopfbedeckung dabei. Akkus von Handy und Fotoapparat sind geladen, es kann losgehen.
In der Fischhalle der morgendliche Betrieb. Frisch gefangene Fische warten auf Käufer und ich schau dem Treiben etwas zu. Das Angebot ist riesig und man findet so gut wie alles, was dort im Meer herum schwimmt. Wer sich die Arbeit des Abschuppens und Ausnehmens zu Hause ersparen möchte, kann das Vorort erledigen lassen. Ist nicht immer ganz Blutfrei, wie man sieht. Mein Mann muss wegschauen, ich denke – das gehört einfach dazu, wenn man frischen Fisch essen möchte. Es sei denn, man greift zu Tiefkühlkost; da muss man meist nichts mehr machen. Das Gebäude ist übrigens architektonisch sehenswert. Vor allen Dingen das Dach, wie man auf dem obigen Foto sehen kann. Von der Fischhalle laufen wir gemütlich die Promenade entlang, der Wind bringt eine leichte Abkühlung und es gibt genug zu sehen.
Unser Weg führt uns entlang der Corniche zum Souk und ich staune nicht schlecht. Haben doch heute tatsächlich viele Läden offen, komisch.
So was auch, voriges Mal war freitags fast alles zu. Ich mach schnell ein paar Fotos und weiter geht es in Richtung Old Muscat.
Hinter dem kleinen Museum of Modern Art, das wir im letzten Winter besucht haben, biegen wir rechts ab und laufen ein Stück den Berg hoch. Hier sind keine Touristen anzutreffen. Gibt es was zu sehen? Ja, das im Jahr 1580 von den Portugiesen erbaute Fort Muttrah.
Leider ist der Zugang geschlossen und so können wir es nur von unten sehen.
Also zurück zur Corniche. Von Meer her weht immer noch eine leichte Brise, wir laufen ein Stück im Schatten unter den Palmen durch einen kleinen Park. Die Straße überqueren ist an normalen Werktagen etwas problematisch, denn jeweils 2 Spuren mit fliessendem Verkehr sind nicht einfach zu schaffen. Aber heute alles kein Problem. Ab und zu fahren Taxen langsam an uns vorbei und hupen, Fenster runter und die Frage: „Taxi??“ ertönt. Ein freundliches Kopfschütteln und die Taxe fährt weiter auf der Suche nach Touristen, die gefahren werden möchten. Wird schwierig gerade, denn vor und hinter uns ist kein Tourist zu sehen. Wir sind so ziemlich alleine unterwegs.
Kurze Rast im Riyam-Park. Hier war voriges Jahr übrigens das Ziel des Radrennens „Tour of Oman“. War schön, das miterlebt zu haben, wie die Radfahrer über die Ziellinie fuhren und über uns ein Helikopter seine Runden flog. Zwischen den riesigen Betonblöcken der Uferbefestigung sind heute jede Menge Krebse zu sehen. Sie krabbeln in den Zwischenräumen herum und einige haben es sogar fast ganz nach oben geschafft. Über uns strahlt die riesige Weihrauchschale, das Wahrzeichens Muscats in der Sonne.
Vor uns liegt eine schöne Straßenüberführung. Lesen können wir das hier nicht, haben jedoch heraus gefunden, dass es das Muscat Gate Museum ist. Es wurde erst im Jahr 2001 eröffnet und sollten wir nochmal hierher kommen, werden wir auf jeden Fall reinschauen.
An einer Polizeistation, nicht weit vom Museum, fragen wir nach dem Weg zum Sultanspalast. Der Polizist zeigt gerade aus und dann links. Zwischen den Palmen sehen wir das Al Mirani Fort mit den schönen weißen abgerundeten Zinnen. Es ist zu heiß, um hochzusteigen. Zumal wir gar nicht wissen, ob es für die Allgemeinheit geöffnet ist. Man hätte bestimmt eine schöne Aussicht von dort oben.
Auf der Straße sind auf einmal viele Männer unterwegs und alle strömen in die gleiche Richtung. Aus der nahegelegen Moschee schallen aus den Lautsprechern die Worte des Vorbeters zu uns rüber. Verstehen tun wir gar nichts, aber es scheint so, als er würde zum Gebet rufen. Unterhalb des Forts liegt die Al Khor Moschee mit den leuchtend blauen Kuppeln. Ein Tip für Männer: wenn „Mann" eine Toilette sucht, im Vorhof hinten rechts kann man eine finden. Das hat uns ein freundlicher Omani verraten. Ich darf den Hof nicht betreten, weil ich nicht so gekleidet bin, wie es vorgeschrieben ist: Hose nicht knöchellang und Blusenärmel zu kurz und kein Kopftuch.
Endlich, der Sultanspalast ist erreicht – aber so erkennen wir ihn fast nicht wieder. Himmel nein, wir sind auf der Rückseite gelandet. Auch nicht schlecht, von vorne kennen wir ihn ja schon und ein schöner Rücken kann auch entzücken.
Wir treten den Rückweg an, suchen etwas Schatten, denn die Sonne meint es gut mit uns.
Die Schritte werden schwerer und wie ein Wunder taucht neben uns eine Taxe auf. Fenster wird runter gelassen … 15 Dollar! Wir schauen uns an und der denken „der hat einen Knall!“ Schütteln den Kopf, der Preis geht runter und wir einigen uns auf einen Preis. Der Fahrer öffnet die Tür und wir steigen ein. Zack, Tür verriegelt – er telefoniert mit der Zentrale. Ich schon wieder Herzklopfen, was machen wir wenn die Zentrale nein sagt zu dem Preis und er lässt uns nicht aussteigen? Der Fahrer schaut etwas mürrisch in den Rückspiegel und fährt endlich los bis zum Souk. Die Fußgängerampel davor zeigt gerade rot und er sagt, wir sollen schnell bezahlen und aussteigen. Wir drücken ihm 10 Dollar in die Hand, er schenkt uns sein Lächeln, entriegelt die Tür und wir sind zufrieden vor dem Souk angekommen. Normalerweise ist es nicht unbedingt unser Ding zu handeln, aber die Fahrstrecke war nun wirklich nicht weit und dafür soviel zu verlangen, empfanden wir als Abzocke. Aber mit den 5 Dollar extra haben wir ihn dann doch überrascht!
Na, jetzt erst mal was trinken und eine Kleinigkeit essen. Kichererbsen Humus und ein Fladenbrot – das reicht und dann einen leckeren Kaffee hinterher mit ein paar Datteln und wir können den restlichen Weg zurück zum Hafen antreten.
Da die Bella diesmal an einem anderen Pier liegt, ergeben sich neue Perspektiven für mich. Ich husche noch in die kleine Mall im Hafen, nicht wegen des freien Internets – einfach aus Neugierde, was es dort alles gibt. Kleiner Souvenirshop – okay. Mich hat aber eher die Inneneinrichtung interessiert. Das Oberlicht und die Steinarbeiten, sowie die Metallplatten am Treppenaufgang gefallen mir.
Durch den Hinterausgang oder ist es der Eingang? - keine Ahnung, gelange ich auf einen anderen Pier. Da liegt der großer Dreimaster der Royal Navy of Oman und weiter hinten sehe ich, hat die Jacht des Sultans festgemacht. Vielleicht ist er ja gerade in Muscat oder doch in Salalah? Dort hat er ja auch einen Palast. Nach 5 ½ Stunden sind wir wieder an Bord. Wir sind zufrieden mit dem Laufpensum und dem, was wir heute gesehen haben – ein Dusche und dann noch etwas an Deck das schöne Wetter genießen. Den Sonnenuntergang anschauen und dann heißt es Sail away from Muscat.
In der Bella-Bar singt das Duo Heart & Soul. Wir beeilen uns mit dem Abendessen, denn heute tritt ein Gastkünstler auf, den wir nicht kennen und wir sind sehr gespannt. Kurz von 21 Uhr ist das Theater voll, aber wir finden noch ein Plätzchen in der Nähe zur Bühne. Ein großes Bild zeigt einen Mann mit einer Gitarre. Rafael de Alcala, der vor Temperament sprühende Spanier schafft es in ein paar Minuten das Publikum zu begeistern. Er singt Lieder, die man kennt wie zum Beispiel „Baila Baila“. Er schäkert mit dem Publikum, fragt, was wir hören wollen. Es wird geklatscht und mitgesungen – Olé. Sein Gitarrenspiel ist virtuos und natürlich lassen wir ihn ohne Zugabe nicht gehen. Gracias Rafael, wir kommen zu deiner nächsten Show.
Jetzt noch etwas Luft schnappen und wir ziehen uns ins hinterste Eck des Poolbar zurück. Ich schaue kurz runter auf das Pooldeck. Thema heute Abend dort: „Dancing Under the Stars“. Die Band Dragons heizt so richtig ein und Gastgeberin Sarah entführt die Zuschauer mit ihrem Bauchtanz in den Orient. Also auf tanzen habe ich echt keine Lust mehr heute Abend, bin ich sooo weit gelaufen, wie mich die Füßen getragen haben. Da sitze ich lieber mit meinem Mann noch eine Weile an der Bar und treffen dort auf Gleichgesinnte, die von ihrem heutigen Ausflug auch etwas erschlagen sind. Letzte Bordrunde, auf dem Volleyballfeld spielen Crewmitglieder noch ein Match und wir widmen uns der letzten sportlichen Aktivität heute: Treppen runter laufen bis Deck 4. Gute Nacht – wir haben einen Seetag vor uns.
Und wie immer zum Schluss, hier noch mein Film : https://youtu.be/6HXk-18B_DQ
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