
Eine Reise in eine andere Welt, eine Reise ans Ende der Welt, eine Reise in verschiedene Klimazonen – eine Reise, die wir sicher so schnell nicht vergessen werden.
Also wenn ich an Südamerika gedacht habe, hatte ich natürlich vor Augen: Karneval in Rio - warten wir mal ab.
Mein letzter AIDA-Urlaub lag schon eine ganze "Weile" zurück, zwei Wochen vor Antritt der Reise war ich erst mit meiner Mutti vom Roten Meer zurück, grins. Und mein Mann wollte doch so gerne auch wieder eine Reise mit mir auf einem AIDA-Schiff machen. Aber wohin, die Frage. Also waren wir fleißig auf der Suche und so stießen im Juni bei JUST-ADIA auf das Glücksspiel Südostasien oder Südamerika. Wir waren uns einig, Südamerika ist unser Favorit, aber wenn es Südostasien werden wird, wir fahren auf jeden Fall. Und? Wir hatten Glück: Südamerika vom 24.11. bis 9.12.2011.
Wichtige Entscheidungen waren zu fällen, was nehmen wir mit, damit wir nicht frieren und wo und wie warm wird es sein. Ob ich noch eine neue Camera kaufe oder nicht? Doch ja, sie wurde gekauft. 20 kg Gepäck pro Person für 2 Wochen, für mich als Frau schier undenkbar, Wanderschuhe, Schuhe für den Abend, Schuhe für die Strandpromenade, Badelatschen und und … Da, wo ich mehr einpackte, packte ich für meinen Mann wieder heimlich aus und so hatten wir am Ende genau zusammen 39,5 kg!
Abreise Frankfurt: erster Versuch am 24.11. und zweiter Versuch am 25.11.2011
Wenn einer bzw. zwei eine Reise machen, können sie was erzählen. Und so fing unsere Reise am 24.11. eigentlich ganz gemütlich an. Mit dem Zug nach Frankfurt, so rechtzeitig, dass der ICE hätte mindestens zwei Stunden Verspätung (inzwischen hasse ich dieses Wort, grrrrrrrrr) hätte haben können. Um 21 Uhr am Gate trafen wir schon die ersten Fans aus dem AIDA-Forum und alle waren wir voll freudiger Erwartung: morgen Mittag sind wir auf der CARA– Buenos Aires sehen, südamerikanischen Feeling spüren. Was dann kam, war mehr als ärgerlich. Verspäteter Check-In, die Maschine rollt zu spät los und wie geht des Sprichwort? Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Beim Leben, ich hielt es nicht aus: Wir durften wegen dem Nachtflugverbot in Frankfurt ab 23 Uhr dann nicht mehr starten. Chaotische Zustände anschließend und so lagen mein Mann und ich, ohne Zahnbürste und Gepäck um 2 Uhr morgens im Sheraton-Hotel im Bett und waren doch etwas leicht säuerlich und die anderen Passagiere der Maschine sicherlich auch.
Kurzum, der Flieger startete am nächsten Morgen so um 10 Uhr und mit einem Zwischenstopp in Recife landeten wir dann am 25.11. kurz vor Mitternacht in Buenos Aires. Was hatten wir uns auf diese Stadt gefreut – da war nun nichts mehr mit „Buenos dias Argentina“, es war dunkel und warm. Eine Bombendrohung am Airport hat uns dann noch den Rest gegeben. Aber wie gesagt, jeder Albtraum hat einmal ein Ende und um 2 Uhr standen wir nach einem guten Mitternachtsimbiss an Bord an der Reling, endlich angekommen - nicht mehr ganz munter.
Das argentinische Abendessen und die Tangoshow haben wir wohl verpasst, schade. Wir hatten dafür einen traumhaften Transfer vom Airport zum Hafen, Buenos Aires by night, tolle Fotos gemacht und der Bus kam schnell durch. Obwohl wir hundemüde waren, harrten wir aus, bis zum ersten Sail away, das kam um 3.25 Uhr und dann endlich, schlafen. Wegen Ersatzansprüche denken wir morgen nach, war mein letzter Gedanke und ja nicht verschlafen, Seenotrettungsübung morgen früh.
Samstag, 26. November, 1. Seetag – auf dem Weg nach Puerto Madryn, Argentinien
sonnig, 25 Grad, Erste Etappe 1563 Kilometer
Die Nacht war kurz, das Frühstück nicht so wirklich entspannt, weil wir ja noch so müde waren und dann schon um 10 Uhr die Seenotrettungsübung. Danach Koffer weiter auspacken und ins Rossini, die Tischreservierung bestätigen lassen und ich habe mich dann noch zu einem Kochkurs mit Rico Marter angemeldet. Alles abgearbeitet und dann ab aufs Deck, herrlich warm und eine leichte Brise ist zu spüren.
Sommerwetter im November, wie traumhaft. Aber Vorsicht, wer sich da nicht mit genügend Sonnenschutz eingerieben hat, der sah dann am Abend aus wie eine hochreife Tomate. Viele vergessen, die Sonne scheint dort einfach intensiver. Die Sonne tat meinem Kreuz gut, ich hatte mir vor der Reise einen Nerv eingeklemmt und war noch nicht wieder ganz fit. Abends saßen wir dann im Calypso-Restaurant und ließen uns das argentinische Angebot an Speisen schmecken. Danach ab ins Theater zur Vorstellung von Kapitän Mey und seinen Offizieren und im Anschluss sahen wir noch die Welcome-Show „Leinen los“. Schon eine Umstellung für uns, bisher waren wir ja immer mit den großen jungen Schwestern der kleinen Cara unterwegs, auf denen sieht das Theater eben nicht wie ein Theater aus. Ich muss sagen, auf der Cara gefiel es mir, klein und überschaubar. Der Tag klang für uns an der AIDA-Bar aus mit ein paar netten „Mädels“ und einem Ehepaar, die mit uns im Flieger gesessen haben.
Sonntag, 27. November 2. Seetag – auf dem Weg nach Puerto Madryn
sonnig, 21 Grad sollte es sein – der Morgen war diesig, Regen bis Nachmittag
Ich lasse meinen gestressten Rücken massieren und spüre den leichten Seegang. Auf den Wellen kleine Schaumkronen – alles im grünen Bereich.
Ach, es ist ja Adventssonntag. In der Lambada-Bar ertönen Adventslieder aus aller Herren Länder. Abends dann flink das „Kleine Schwarze“ angezogen und gepflegt im Rossini gespeist. Ich hatte mich so auf 5 Gänge fixiert. Der nette Kellner, der die Bestellung annahm, schaute mich ungläubig an. Ich frage ihn, ob ich denn davon satt werde? Er sagte nur: „den fünften Gang würde ich ihnen für morgen empfehlen!“ Recht hatte er, die vier Gänge haben mich sowas von gesättigt, dass ein Dessert nur noch in Form eines Espresso mit Pralinen reinpasste. Auch mein Mann schien satt zu sein – er sah sehr zufrieden aus. Denke ich an das Rindercarpaccio mit Trüffel-Vinaigrette und das zarte Ringerfilet, läuft mir gleich das Wasser im Munde zusammen. Kurzer Verdauungsspaziergang auf der Deckpromenade und ein kleiner Absacker in der Aida-Bar schlossen diesen Tag für uns ab. Leider haben wir die fantastische Michael Jackson-Show wegen dem Essen im Rossini verpasst, soll toll gewesen sein. Na ja, man kann nur an einem Ort sein.
Montag, 28. November Puerto Madryn/Argentinien
sonnig, 21 Grad, nächste Etappe 1411 Kilometer nach Punta Arenas, Chile
Strahlend blauer Himmel am Morgen und dann sahen wir sie, die kleinen Pinguine. Sie schwammen im Hafenbecken aufgeregt um die Cara herum. Puerto Madryn gehört zur Region Chubut in Patagonien und ist die Hauptstadt des Departements Biedma. Die Stadt mit ihren 70.000 Einwohnern liegt am Golfo Nuevo, einer natürlichen Meeresbucht und nicht, wie man denkt, direkt am Südatlantik. Der Brasilstrom sorgt dafür, dass das Wasser dort eine angenehme Badetemperatur hat und die Badefreudigen haben rund 30 Kilometer Strand zur Verfügung und auch Taucher kommen dort voll auf ihre Kosten. Unweit von dort entfernt liegt die Halbinsel Valdés, seit 1999 UNESCO-Weltnaturerbe. Und dort wollen wir hin, mit unserem gebuchten Ausflug „Halbinsel Valdes“. Im Hafenbecken gibt es einen gewaltigen Tiedenhub mit 5 Meter Unterschied. Und so kann es sein, Ausgang ist auf Deck 3 oder Deck 5 oder 6. Wir hatten Ebbe, also Deck 3.
Im Bus hatten wir eine nette englischesprechende Reiseleiterin und unseren Bordlektor Axel C. Brüggemann dabei. Er hat uns während der gesamten Reise immer wieder mit seinen interessanten Vorträgen in den Bann gezogen.
Wir verlassen Puerto Madryn und machen uns auf die Tour über einen schmalen Landstreifen zur Peninsula Valdes. Rechts der Golfo San Jose, links der Golfo Nuevo. Wir sehen eine spärlich Vegetation, niedrige Büsche, PampasgraS und windzersauste kleine Bäume. Glück hätten wir, meinte die Reiseleiterin: „Vor drei Tagen hatten wir hier soviel Aschestaub durch den Vulkanausbruch, dass man hier wirklich keine Sicht hatte und nun hat der Wind gedreht und man kann weit schauen!“
Die Halbinsel Valdes hat insgesamt 400 Kilometer Küstenlinie und ist ein wahres Tierparadies. Wir sahen die kleinen schwarz-weißen Magellan-Pinguine, See-Elefanten, See-Kühe und sogar einen Orca. Überhaupt sind Tiere hier die Attraktion dieser Halbinsel. Unterwegs entdecken wir weidende Schafe, Nandus standen zwischen dem Gestrüpp und die frei lebenden Lamas, Guanakos genannt, sprangen über die Straße.
Auch Maras, patagonische Hasen, haben wir gesehen. Einige haben sogar ein Gürteltier gesichtet. Alle diese Tiere können hier auf dieser Insel leben, ohne dass der Mensch hier irgendwie eine große Rolle spielt. Es gibt nur ein kleines Örtchen, mit dem Namen Puerto Piramides (350 Einwohner) und zwar gleich nach der Einfahrt in dieses Reservat. Auf der unbefestigten Schotterstraße fuhren wir zu den Buchten, in denen wir die Pinguine und See-Elefanten beobachten konnten.
Es war warm und so lagen die Tiere träg am Strand oder auf den Felsen und wir hatten genügend Zeit sie zu bestaunen. Ist doch anders, wie im Zoo – die Tiere am Wasserrand zu beobachten, wie sie langsam ins Wasser gleiten und dann plötzlich schnell und wendig werden. Sich drehen, untertauchen und sich von den Wellen tragen lassen.
Aus der Ferne sah die Vegetation etwas dürftig aus, aber aus nächster Nähe entdeckte ich Flechten und Moose unterschiedlichster Farbe, kleine blühende Büsche und Pampasgras, das sich leicht im Wind bog.
Mein Mann und ich waren sehr beeindruckt von diesem Flecken Erde. Interessant war, man darf keine Lebensmittel mit in diesem riesigen Park bringen, denn es gibt keine Müllentsorgung dort. Natürlich herrscht auch strengstes Rauchverbot.
Es gab ein einzige Stelle, wo unsere Mitfahrer eine Raucherpause einlegen durften: auf einem Parkplatz vor einem Hotel.Auf dem Hotelkomplex selbst war rauchen dann wieder verboten. Die Kippe musste mitgenommen werden. Versorgt wurden wir mit einem Lunchpaket und so waren wir doch gut gestärkt und der Müll blieb im Bus. Während der Tour erfuhren wir auch, dass die Regierung seit drei Jahren bemüht ist, außerhalb von Puerto Madryn Farmen für die Landwirtschaft anzusiedeln. Was ein sehr schwieriges Unterfangen ist, denn woher das Wasser nehmen. Man benutzt sogenanntes Brackwasser (halb Salz- halb Süßwasser) für die Tierhaltung und für die alltäglichen Dinge des Lebens aber Trinkwasser muss in Tanks angeliefert. Aber hallo, wie gut haben wir es da, Hahn aufdrehen und jederzeit Wasser in Trinkqualität.
Die Zeit verging wie im Flug und schon waren wir mit vielen Eindrücken zurück in Puerto Madryn. Woher kommt der Name Madryn? Walisische Einwanderer, die respektvoll mit den Ur-Patagoniern, den Tehuelche zusammenlebten, benannten die Stadt nach ihrem Kapitän Sir Thomas Duncombe Love Jones-Parry, dem Baron von Madryn in Wales. So klein ist doch unsere Erde. Schade, ich hätte mir noch gerne den Ort angeschaut ... aber die Zeit reicht nicht für alle Wünsche.
Die Reise geht weiter - nächstes Ziel ist Punta Arenas/Chile. Vor uns liegt aber erstmal ein Seetag.
Zurück an Bord, genossen wir bei einem kleinen Cocktail, die Offiziere shakten mal wieder, das Deck bei sommerlichen Temperaturen. Zum essen ging es ins Marktrestaurant und nach einem tollen Sonnenuntergang erhellten Lichtblitze das Deck, die Lasershow. Upps, ich will den „Chicca“ nicht vergessen, der besorgte eine angenehme Bettschwere und nach solch einem ereignisreichen Tag schliefen wir tief und fest.