
4. Mai 2017, Stavanger Wetter - 16 Grad, sonnig
Wir
sind wieder ohne Wecker wach geworden. Es ist 4.34 Uhr und die Sonne taucht den
Lysefjord in ein magisches Licht.
Nach
einen kurzen Frühstück gehe ich nochmal zurück in die Kabine, meine zwei Hübschen wünschen mir Hals- und Beinbruch. Ich reiß die Augen auf und sage entsetzt,
„das meint ihr aber nicht wirklich ernst oder?“ und weg bin ich.
Die Fahrt dorthin dauert ungefähr eine halbe Stunde und es gibt so allerhand zu sehen. Was mir auffällt sind die Bäume, die ihre ersten grünen Blätter bekommen. In den Vorgärten blühen Frühlingsblumen und auf den Wiesen leuchtet der gelbe Löwenzahn.
Der Hangar für die Helikopter liegt direkt neben dem großen Flughafen in Sola. Dort wartet schon unser Pilot mit seinem Heli auf uns.
Da ich
klein bin, darf ich vorne direkt neben ihm sitzen mit den Steuerknüppel des
Copiloten zwischen meinen Beinen.
Hilfe
…. er sagt mir ausdrücklich, ich solle das Teil nicht anfassen. „Nein, sie
brauchen keine Angst haben, das mach ich ganz sicher nicht!“ Neben mir hat eine
Mitreisende Platz genommen und die anderen 4 sitzen auf der Rückbank. Es gibt
jede Menge Glasflächen an dem Helikopter, so dass jeder gut hinaus schauen
kann. Der Pilot wird sehr dienstlich. Er drückt Knöpfe, schaltet Hebel und
redet ohne Unterlass mit dem Tower, immer sowas wie Mamapapa. Er sagt, wir
sollen die Kopfhörer mit den Mikros aufsetzen und dann schaltet er den Motor
ein.
Ganz
langsam beginnen sich die Rotorblätter zu drehen, schneller und schneller und
ein leichtes schwanken und wir erheben uns in die Luft. Über
der Startbahn fliegen wir ein Stück in niedriger Höhe und dann dreht er hoch
und ab geht die Post!
Ich bin
zwar schon mal mit einem Heli geflogen, aber das ist so lange her, ich kann
mich nicht mehr erinnern, was für ein Gefühl das war. Es geht ein Stück über
die Stadt, die Berge kommen näher. Zwischen den Bergen sind grüne Täler und
viele Seen mit kleinen Inseln zu sehen, mit vielen Wochenendhäusern,
Ferienhäuschen und auch ganz normalen Wohnhäusern. Man muss halt das Boot
nehmen, wenn man zur Arbeit will und am Ufer mit dem Auto weiterfahren. Das
Wasser der Seen wird teilweise aufgestaut; es ist auch das Schmelzwasser der
Schneemassen auf den Bergen. Klar und sauber sei es, man kann es ohne bedenken
trinken. Wird ein See zu voll, wird Wasser in den nächsten darunter liegenden
See abgeleitet. Ein ausgeklügeltes System sorgt für einen optimalen
Wasserstand, dass nichts überschwemmt werden kann.
Die
Maschine neigt sich zur Seite und wir überfliegen wir den Lysefjord in Richtung
Prekestolen (Predigerstuhl). Das ist ein Felsvorsprung bzw. eine Felsplattform
mit 25 x 25 Metern Grösse. Es gibt kein Geländer herum und an der Kante geht es
604 Meter kerzengrade hinunter bis zum Wasser. Da muss man echt Schwindelfrei
sein, wenn man da dicht an der Kante steht. Im Internet habe ich einen Film
gesehen, dass dort oben auch Hubschrauber landen können. Wir werden dort aber
nicht niedergehen. Wanderfreunde kommen hier auf ihre Kosten, schweißtreibend
ist wohl der Aufstieg dort hoch, doch man wird mit einem wirklich fantastischen
Blick auf den Fjord in beide Richtungen belohnt. Da wir so früh drüber fliegen,
sehen wir nur 2 Menschen in der Sonne sitzen.
Wir
sind alle ganz still und mit unseren Kameras beschäftigt. Diesmal habe ich nur
mein Handy und meine kleine Panasonic dabei. Ich habe nicht immer Lust drauf,
so eine große Fototasche mitzuschleppen. Deshalb sind manche Fotos nicht immer
so ganz 100 Proeznt aber mir reicht es so aus. Ich könnte an dieser Stelle
gefühlte 200 Fotos einstellen, denn jeder Flugmeter war es wert, abgelichtet zu
werden. So habe ich eine kleine Auswahl treffen müssen. Aber Ich habe
echt Gänsehaut bekommen, weil der Blick von oben auf die Landschaft und das
Blau des Wasser so überwältigend ist.
Da habe
ich nachher aber was zu erzählen, wenn ich meine beiden wieder treffe. Der
Pilot fliegt noch mal eine Runde und dann geht es zurück nach Stavanger. Auf
dem Weg dorthin sehen wir wieder kleine Inseln unter uns liegen und auch die
runden Lachszuchtbecken.
Der Hafen
ist gut zu sehen und dann überfliegen wir die Luna, können auf sie runter
schauen. Sieht gut aus von oben.
Der Pilot erzählt uns, es gäbe auch schon Strände und Dünen bei Stavanger, das Wasser türkisgrün und weißer Sand wie in der Karibik – nur das Wasser sei jetzt gerade noch nicht so warm. Im Sommer immerhin um die 18 Grad. Also mir macht das nichts aus, ich bade auch kurz bei 17 Grad im Meer. An der französischen Atlantikküste sind das so die Einstiegstemperaturen und im Hochsommer hat das Wasser dort auch mal 22 Grad. Eine Schleife noch und dann haben wir die Landebahn wieder unter uns und der Pilot lässt den Helikopter sanft landen. Die Rotorblätter werden langsamer und dann öffnet er die Türen. Wir alle sechs sind hin und weg, so toll war das. Der Pilot übergibt uns dem Fahrer und wir verabschieden uns von ihm. War eine klasse Sache. "Dankeschön, das war echt ein toller Flug", ich winke ihm noch und schon ist er unterwegs zur nächsten Gruppe. Mensch Leute, denke ich, dass war echt der Hammer. Was haben wir ein Glück gehabt, tolle Sicht und Windstill. Was Mutti wohl sagen wird, wenn sie die Fotos anschaut?
Unser
Fahrer hat noch eine kleine Überraschung für uns, weil er noch etwas Zeit hat.
Er fährt nicht die Autobahn zurück nach Stavanger, sondern nimmt die Landstraße
zu einem kleinen Fjord.
Der
Hafrsfjord ist bekannt durch ein Denkmal auf einem kleinen Hügel. Dort stecken
3 Schwerter in einem Felsen.
Im Jahre 872 , so berichtet die Geschichte, besiegte dort Harald Harfagre seine Konkurrenten und legte somit den Grundstein zur Vereinigung Norwegens. Das größte Schwert symbolisiert den Sieger Harald, der auch als Harald Schönhaar den Kampf gewann, die kleineren Schwerter stehen für die unterlegenen Könige. Dass die Schwerter fest im Felsen verankert sind, soll auch als Zeichen des Friedens dienen und dass sie niemals mehr benutzt werden sollen. Schnell machen wir ein paar Fotos und weiter geht es.
Mir
fällt noch ein, an dem See gab es eine Werkstatt für Fahrräder. Es gibt dort
einen Wasserhahn, man kann sein Fahrrad putzen und einen Kompressor, um die
Reifen aufzupumpen und rechts und links hängen allerhand Werkzeuge an der
Säule. Diese Stationen findet man alle paar Kilometer, damit niemand sein Rad
wirklich lange nach einer Panne schieben muss. Das nenne ich doch eine
sinnvolle Einrichtung.
Wieder
im Hafen angekommen, gehe ich erst mal auf die Kabine.
Dies war der Teil - Stavanger aus der Luft. Im nächsten Teil sind wir zu Fuß in Stavanger unterwegs.
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