
Doch da ich schon einmal in Alt-Bergen bin, muss ich natürlich unbedingt erst einmal kreuz und quer durch die beschaulichen Gassen bummeln. Auf die Pirsch braucht man hier wirklich nicht gehen, denn die Trophäen in Form von Foto(aus)beute fallen einem regelrecht in den Schoß. Was mir dieses Mal besonders auffällt, sind die leuchtend-gelben Blüten des Islandmohns, der hier überall blüht und seine Stängel mit den filigranen Blütenblättern, die jetzt schlaff im Regen hängen, durch jeden noch so kleinen Riss im Asphalt und entlang der Hauswände schiebt.
Rankender Clematis, Fuchsien, Geranien, Petunien, Rosen, Rittersporn, Lavendel und Sonnenblumen, Margeriten und Kresse - vor den bunten, oft aber weißen Holzwänden grünt und blüht es überall üppig und wunderschön.
Eine Rose - benetzt von Regentropfen, entstanden in Bergens pittoresker Altstadt ... Symbolisch soll sie für diesen Regen-Tag in Bergen stehen. Doch wie ihr bis jetzt lesen konntet, habe ich daraus das Beste gemacht und sollte am Ende des Tages das Resümee ziehen können, dass es dennoch für mich ein schöner Tag war.
Ich habe noch ein paar mittlerweile ungültig gewordene Norwegische Kronen-Scheine, die ich in der Tourist-Information umtauschen möchte. Der Weg dorthin führt mich unwillkürlich über den berühmten Fischmarkt von Bergen, auf dem man neben jeder Menge Meeresgetier auch aus heimischen Früchten hergestellte Marmeladen und Obst der Saison kaufen kann.
Ihm statte ich jedoch zunächst nur eine Stippvisite ab. Zum Schauen, Staunen und vor allem hier etwas Essen habe ich nachher noch genügend Zeit. Mein nächstes Ziel ist die "Ice Bar" auf der anderen Seite des Vågen, in der C. Sundts gate 50. Inzwischen hat es wenigstens mal aufgehört zu regnen, so dass ich meinen Schirm zusammenklappen und im Rucksack verstauen kann.
Flotten Schrittes umrunde ich die Hafenbucht Vågen, denn es ist doch eine kleine Strecke bis zu meinem Ziel. Die historische Häuserzeile, welche aktuell teilweise verhüllt ist, befindet sich nun genau gegenüber der Wasserfläche. Und auch der Blick zum Hausberg Fløyen lässt sich von hier aus uneingeschränkt genießen. Auch einen Blick hinüber zu meinem schwimmenden Zuhause kann ich erhaschen.
Schließlich entdecke ich schon von weitem blaue Schrift an der Fassade eines eigentlich eher unscheinbaren, mehrstöckigen grauen Gebäudes: "MAGIC ICE". Hier bin ich richtig. Es ist Mittagszeit und eigentlich nicht die optimale Zeit für ein höherprozentiges alkoholisches Getränk. Doch das gehört nun mal zum Eintrittspreis. Doch zunächst trete ich ins Gebäude ein und finde mich in einem einladenden Foyer (natürlich "zufällig" mit angrenzendem Souvenirshop) wieder.
Ein gutaussehender Norweger nimmt mir erstmal mein Geld ab: den Eintrittspreis ins Eisparadies in Höhe von 195 NOK. Bargeld oder Kreditkarte - Beides geht. Dafür bekomme ich ein kleines Schildchen, welches ich in der Bar gegen ein in einem Eisglas servierten Getränk eintauschen kann. Danach kleidet er mich ein. Die schweren, dicken dunkelblauen bodenlangen Kapuzenmäntel und die Handschuhe kenne ich schon von meinem Besuch der Ice Bar in Stockholm. Einmal die Arme hoch und schon stülpt er mir das Kleidungsungetüm über den Kopf.
Somit darf ich durch eine von innen mit einem Eisfilm beschlagene Tür eintreten. Ein Ehepaar folgt mir auch noch. Ansonsten sind wir aktuell allein in den eisigen "vier Wänden". Es ist toll, das wieder einmal zu erleben: die vielen Eisfiguren, welche durch wechselnde Beleuchtung perfekt in Szene gesetzt werden. Kleine Nischen, Tische, auf denen heimelige Teelichter warmes Licht verströmen, eine gut bestückte Bar - natürlich auch aus Eis, dicke Felle, die zum Verweilen auf eisigen Sitzgelegenheiten einladen. Und tolle Hintergrundmusik.
Na, dann mal ab an die Bar. Schnell stelle ich jedoch fest, dass dieses inkludierte Getränk bei weitem weniger Prozente hat als die himbeerige "Absolut Wodka"-Kreation in Stockholm. Aber trotzdem lecker.
Gern kommt das nette Ehepaar meiner Bitte nach, ein Foto von mir eingemummelten Person zu machen und auch ich banne die Beiden auf die Speicherkarte ihrer Kamera. Schließlich gesellen sich noch zwei lustige Mädels aus der Schweiz zu uns.
Nachdem ich noch ein paar weitere Fotos gemacht habe und meine Füße trotz dicker Schuhsohlen langsam etwas kühl werden, wird es Zeit, den Eispalast zu verlassen. Ich lasse mich wieder aus dem dicken Mantel befreien und befinde mich kurz darauf wieder im Freien, wo mir die überschaue Anzahl an "Grad über Null" dennoch total warm vorkommt.
Die Ice Bar grenzt ans Haugeveien-Viertel, einem ebenfalls alten Stadtteil von Bergen. Neugierig geworden durch Fotos und Berichte von joachimmeertal stand ein Besuch dieses steilen Viertels schon im Vorfeld der Reise auf meinem Besuchsprogramm. Es ist kleiner als Alt-Bergen oberhalb der "Floibanen", aber dennoch genauso sehenswert. Auch hier sollte man schon immer mal schauen, wohin man tritt. Und gerade jetzt, nach dem Regen, ist das unebene Kopfsteinpflaster ziemlich rutschig.
Meine Kamera muss sich erstmal wieder auf die wärmeren Temperaturen einstellen. Die Linse scheint noch im "Eis-Modus" zu sein, denn sie beschlägt erstmal permanent.
Einer von vielen bergab führenden Wegen bringt mich direkt zur "Tourist-Information" am Fischmarkt. Hier tausche ich nachher meine ungültig gewordenen Geldscheine um. Doch zunächst melden sich der inzwischen etwas größer gewordene Hunger und mein Appetit auf Meeresgetier.
Fotogen und ansprechend wird die super-frische Ware auf jeder Menge Eis präsentiert. Man ist es hier schon gewöhnt, dass immer irgendwo Touristen mit ihren Kameras zugange sind, so auch ich wieder. Dennoch habe ich meist ein schlechtes Gewissen, weil ich ja unmöglich überall etwas kaufen kann. Doch heute ist das anders. Mit meiner bevorstehenden Essenswahl erfülle ich mir einen Wunsch. Bereits zu Hause habe ich mir ganz fest vorgenommen, dieses Mal unbedingt Königskrabbe zu probieren - jene langbeinige Krabbe, deren Spannweite schon mal bis zu 1,80 Meter betragen kann.
Die eigentlich "Kamtschatka-Krabbe" heißende leuchtend-rote Krabbe wurde in den 1960er Jahren mit nur wenigen Exemplaren von russischen Forschern in der Barentssee vor Murmansk ausgesetzt. Sprunghaft hat sich das aufgrund seines etwas furchterregenden Aussehens auch als "Monsterkrabbe" bekannte Meeresgetier vermehrt. Mittlerweile ist sie bis zu Lofoten vorgedrungen und verdrängt durch ihre schnelle Fortpflanzung immer mehr einheimische Meerestiere. Somit fand sie als wohlschmeckende Delikatesse schnell den Weg in die Küchen der Nordeuropäer.
… und eben auch den Weg auf den Fischmarkt von Bergen … Ich suche mir einen der vielen Stände aus. Ein sympathischer junger Mann lacht mich schon erwartungsvoll an und zeigt auf die Köstlichkeiten, die auf seinem Grill vor sich hin brutzeln. Hier also werde ich mir meinen Traum vom Königskrabbenessen erfüllen … Was ich generell schön finde: Damit sich die Besucher die auf den Speisekarten aufgeführten Menüs besser vorstellen können, findet man in den Auslagen auch "Musterteller". Kurzerhand frage ich nach, ob es möglich ist, auch nur Königskrabbe zu bekommen. Gar kein Problem. Er schaut mich kurz von oben bis unten an und meint dann: "I think, one leg is enough for you", was mir sofort ein Lachen ins Gesicht zaubert. Soso, ein Bein ist also genug für mich. Okay, wenn er meint … Ich lasse mich mal überraschen. Nach dem Preis frage ich nicht, denn der ist mir in diesem Moment völlig egal. Hauptsache, ich kann dieses Monster endlich einmal probieren. Es wird mir in Knoblauch gebraten und mit gegrilltem Gemüse, Salat und dunklem Baguette vorgesetzt. Kurzerhand ordere ich noch ein einheimisches Bier dazu - "7 Fjell", extra für den "Fisketorget" abgefüllt. Ich solle mir schon mal einen Platz suchen. Das Essen wird mir serviert. Ob er mich zwischen diesen Touristenmassen wiederfinden wird?!
So nehme ich im angrenzen Zelt Platz zwischen lauter Menschen aus aller Welt und warte auf die Dinge, die da auf mich zukommen. Am Tisch nebenan wird einem paar gerade eine große Platte mit jeder Menge leckerem Getier serviert. Wow, das sieht alles so gut aus. Und wo bekommt man Fisch und Meeresfrüchte frischer als hier?!
Schließlich ist es soweit. Ich bekomme natürlich kein ganzes Bein am Stück. Die Krabbe wird bereits in kleine Stücke gehackt auf dem Teller angerichtet. So brauche ich das leckere weiße Fleisch nur noch mit der Gabel herauspicken. Boah, sieht das lecker aus. Ich bin so glücklich in diesem Moment! Auf abenteuerlichem Wege und über die Köpfe etlicher Besucher hinweg findet meine Kreditkarte schließlich den Weg zum Kellner, der ihr einen ordentlichen Betrag abbuchen wird. Aber das mir von vornherein klar. Mit rund 30 Euro bin ich dabei.
Was soll ich sagen?! Diese leckere Spezialität ist jeden einzelnen Cent wert! Ich genieße jeden Bissen. Generell soll man ja sein Essen mindestens 30 Mal kauen, bevor man es herunterschluckt. Ich glaube, ich habe jeden Bissen mindestens 50 Mal gekaut. Soooo lecker! Ein Erlebnis, an das ich sicher noch sehr lange zurückdenken werde.
Und - JA, ein Bein ist tatsächlich genug für mich, denn ich bin echt satt, nachdem ich meinen Teller bis zum letzten Baguette-Krümel leergegessen habe. Und auch das einheimische Bier war wirklich gut.
Gestärkt und glücklich kann mein Tag in Bergen weitergehen. In der modernen "Tourist-Information" ziehe ich zunächst eine Nummer und dann heißt es, eine Zeitlang warten, denn der Andrang ist groß. Als ich schließlich an der Reihe bin, werden mir völlig problemlos meine alten Kronen-Scheine in neue getauscht. Sehr schön.
So ganz langsam mache ich mich auf den Rückweg, denn ich möchte ja noch durch Bryggen bummeln und ein Geschäft, das diese "Turist frimerker" verkauft - die "Touristen-Briefmarken" mit den Motiven norwegischer Naturschönheiten - was schließlich auch klappt. Somit gehen hübsche Postkarten mit ebensolchen Briefmarken auf die Reise an die Lieben daheim.
Sie tragen Namen wie "Julehuset", "Enhjørningen", "Bryggen Husflid", "Juhls Silver Gallery" oder "Knut Skurtveit" … - "Wer???", "Wie???", "Was???" fragt sich jetzt vielleicht mancher. Doch wer schon einmal in Bergen war, der weiß sicher schnell, wovon ich spreche. Es sind die Namen, welche die historischen Häuser an Bergens "Waterfront" tragen - die historischen Häuser von Bryggen, Bergens ältestem, aber perfekt erhaltenem Stadtteil.
In Bryggen bin ich im wahrsten Sinne des Wortes "auf dem Holzweg". Auf vom Regen rutschigen Brettern tauche ich ein in das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Hanseviertel. Auch wenn ich hier schon mehrfach unterwegs war, fühle ich mich erneut zurückversetzt in längst vergangene Zeiten. In Zeiten, in denen die Seefahrt noch ein echtes Abenteuer mit echten Kerlen (und vielleicht auch Kapitänen mit einem Holzbein ;-)?!) war, als Rumfässer über die Pier gerollt wurden und Verkehrsmittel häufig nicht von vier Rädern, sondern von vier Hufen fortbewegt wurden. Klingt romantisch. Doch diese Häuser existierten bereits zu Zeiten, als schnell mal jemand "einen Kopf kürzer" gemacht oder ihm auf dem Scheiterhaufen "ordentlich eingeheizt" wurde. Da ist die Romantik schnell wieder dahin …
Zwar stammen viele Häuser in Bryggen nicht mehr aus dem 14. Jahrhundert, denn ein Großbrand vernichtete im Jahr 1702 diese überwiegend aus Holz errichteten Gebäude. Sie wurden originalgetreu wieder errichtet, somit wird selbst heute noch die Mittelalteratmosphäre der ursprünglich ab 1350 von Kaufleuten der Hanse erbauten Häuser vermittelt. In den Gassen der 61 eng zusammengerückten, unter Denkmalschutz stehenden Häuser findet man urige Restaurants, kleine Museen und Geschäfte mit ausgefallener Kleidung oder Kunsthandwerk.
Auch sollte man ein Augenmerk auf die vielen liebevollen Details an den Fassaden in Form von geschnitzten Figuren richten. Leider muss ich mein Augenmerk aber wieder einmal auf meine Armbanduhr richten, die mir signalisiert, dass es so gaaaanz langsaaaaam Zeit wird, sich wieder in Richtung AIDAluna zu begeben.
Da passt es mir ganz gut, dass sich ein Besuch der am Weg liegenden Festung Bergenhus heute eher nicht lohnt. Sie ist zur Baustelle geworden und der Rosenkrantzturm ist komplett eingerüstet und verhüllt.
So sage ich der schönen Hansestadt Bergen wieder einmal "Auf Wiedersehen", denn dass ich eines Tages erneut zurückkehre, ist sonnenklar (oder heißt das in Bergen "regenklar"?! ![]()
Gegen 16:30 Uhr bin ich wieder zu Hause auf meinem schönen Kussmundschiff. Schon jetzt bereite ich mich auf den Abend vor, der nach dem Auslaufen um 18:00 Uhr noch so Einiges bieten wird.
Es ist einfach unglaublich, was ich beim Betreten meiner Kabine feststellen muss. Kaum ist man mal ein paar Stunden nicht zu Hause, schon wird die Kabine untervermietet … Ich überrasche den "Kerl" sogar in meinem Bett … ![]()
Irgendwann meldet sich Kapitän Tidow. Zwei Mechaniker fliegen ein. Sie sind noch nicht an Bord, so dass sich unser "Sail Away" um ca. 30 Minuten verzögern wird. Auf unserem Weg nach Flåm werden wir bei Windstärke 3 eine ganz ruhige Fahrt haben. Es wird eine klassische Fjord-Fahrt: zunächst durch den Byfjord. Bei Fedje werden wir einen (neuen?!, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe?!) Lotsen aufnehmen. Weiter geht es durch den Sognefjord und den Aurlandsfjord, einem Nebenarm des mit 204 Kilometern Länge und bis zu 1.308 Metern tiefsten Fjords Europas, bis wir morgen früh im beschaulichen Flåm ankommen.
Das trifft sich gut mit dem späteren Ablegen. Da hole ich mir doch gleich mal noch meine ersten Fotos und bestelle das heutige Gangway-Motiv bei Regen.
Um 18:30 Uhr ist es soweit: Wir nehmen Abschied von Bergen, "standesgemäß" leider bei Regen
. Es war dennoch ein schöner Tag, an dem ich sehr viel erlebt habe. Wie heute Morgen schon stehe ich wieder auf Deck 5 und bin trotz der sich vor mir ausbreitenden trüben Landschaft, in der Bergen schnell verschwindet, etwas traurig. Eine Gruppe Jogger dreht ihre Runden im Hafengelände - kräftig von uns angefeuert. Sie winken zu uns herüber, lassen sich aber nicht aus ihrem Trab bringen.
Es lohnt nicht, lange draußen zu bleiben, denn der Regen wird stärker und der Wind frischt auf. Somit warte ich nicht einmal, bis wir die Askøy-Brücke passiert haben. Sie wird später noch in trüber Tristesse an meinem Balkon vorbeiziehen (… oder wir an ihr).
Stattdessen beschließe ich, schon um 19 Uhr zur AIDAluna-Exklusiv-Show "Nayeli" zu gehen. Dieser Abend wird ein ganz besonderer: An diesem Abend wohnen wir einer "Dernière" bei. Bis dato wusste ich gar nicht, dass das Pendant zur "Premiere" überhaupt einen Namen hat. Dank Thilo sind wohl einige von uns an diesem Abend etwas schlauer geworden.
Nach vier Jahren Aufführung ist Zeit für Neues. Ein anderes - besseres?! - Show-Konzept wird nach und nach auf allen Kussmundschiffen eingeführt. Egal, wie das mal aussehen wird - es wird keine Exklusiv-Shows mehr geben, und das stimmt mich traurig. Sie haben mich immer total begeistert und gehörten für mich zu den Highlights jeder Reise. Bereits um 19 Uhr ist das Theatrium komplett besetzt. Gut, dass ich mir rechtzeitig wieder einen Sitzplatz ganz vorn gesichert habe.
Die Dschungel-Show um ein vergessenes Volk tief im Regenwald überwältigt mich total. Was für ein Bühnenbild! Was für eine Choreographie! Die farbenfrohen Kostüme … Diese Geschichte … Die mitreißende Musik … Nach jeder bisher erlebten Exklusiv-Show dachte ich immer, es könne keine Steigerung mehr geben: "Nayeli" übertrifft alles! Kein Wunder, dass sie von den AIDA-Gästen zur beliebtesten Show gekürt wurde.
Ich bin so begeistert, dass ich spontan beschließe, um 21 Uhr nochmals hier zu sitzen und bei der wirklich ALLERletzten Aufführung dabei zu sein, wo auch ein paar kleine "Gags" - eine alte Tradition bei einer "Dernière" - eingebaut werden. Ich lasse mich überraschen.
Sorry, Thilo, wenn du das jetzt lesen solltest, doch deiner "Prime Time" bleibe ich heute mal - wenn auch ungern - fern. Doch irgendwann muss ich mal was essen. ![]()
Abendessen im Markt-Restaurant, wo ich heute leider mal kein Glück mit den Tischnachbarn habe. Irgendwie schwimmen wir nicht auf einer Wellenlänge, es kommt kein Gespräch zustande. So verschwinde ich relativ schnell wieder, auch wenn ich mich den skandinavischen Köstlichkeiten gern noch etwas länger gewidmet hätte.
Das Theatrium ist erwartungsgemäß beinahe überfüllt. Rechts der Bühne finde ich noch ein schmales Plätzchen. Mit meinen verständnisvollen Nachbarn arrangiere ich mich gut. "Nayeli - The last Show". Wir erleben die definitiv letzte Aufführung. Es wird emotional werden, kündigt unser Entertainment-Manager Thilo bereits im Vorfeld an. WIE emotional es tatsächlich werden würde - ich glaube, damit hat in diesem Moment keiner gerechnet. Ja, es fließen Tränen - nicht nur bei mir. Die AIDA-Stars geben bis zum letzten Tag alles. Und das Publikum honoriert diesen Auftritt mit minutenlangen Standing Ovations, wie ich sie bisher noch niemals an Bord von AIDA erlebt hatte. Es gibt nur zwei Worte: "überwältigend" und "unvergesslich".
Ich glaube, nicht nur Thilo und unserem General Manager, der ebenfalls für diesen denkwürdigen Augenblick die Bühne betreten hat, fällt es in diesem Moment schwer, die richtigen Worte zu finden, denn diese Show war jahrelang ein Teil von AIDA. Und nun senkt sich der letzte Vorhang über "Nayeli" …
Einige Passagen wurden für mich zum Ohrwurm. Und selbst jetzt, im Frühling 2019, während ich diese Zeilen schreibe, geht mir die "Titelmelodie" noch immer nicht aus dem Kopf.
Ab nächster Woche wird es auf AIDAluna eine komplett neue Show geben: "Augenblicke". Sehr modern, sehr "eckig", sehr akrobatisch. Apropos Akrobatik. Der Jongleur, der uns bei "Nayeli" so faszinierte, kommt übrigens vom Cirque du Soleil. Wow!
Viele Gäste, darunter auch ich, nutzen nach der Show die Gelegenheit, sich inmitten der AIDA-Stars mit ihren farbenprächtigen Dschungelkostümen fotografieren zu lassen. Am Rande unterhalte ich mich dann noch eine Weile mit Thilo und Stefan, die so eine Resonanz auf eine Show bisher noch nicht erlebt haben. Thilo hat mich heute in der "Prime Time" übrigens vermisst :, erzählt er mir. Aber ich könne sie mir ja die ganze Nacht in Endlosschleife im Fernsehen angucken. ![]()
Inzwischen ist es wieder ziemlich spät geworden. Meine Pooldeck-Runde fällt heute im wahrsten Sinne des Wortes "ins Wasser", denn es regnet nach wie vor.
So beschließe ich den Abend auf dem Balkon - im Bademantel und in Kuscheldecke und mit meinem letzten Sekt. Die kleine LED-Lichterkette mit Batterie, die ich mitgebracht habe, verbreitet ein gemütliches Licht auf dem Balkon und spendet mir genügend Helligkeit, um weiter in mein Reisetagebuch schreiben zu können. Das in Bergen Erlebte will zu Papier gebracht werden, während vor meinem Balkon die Regentropfen durch die Nacht aufs schwarze Fjordwasser fallen.
Es ist bereits kurz nach Mitternacht, als der Sekt alle ist, meine Hand mir vom vielen Schreiben weh tut und ich müde bin.
Höchste Zeit, schlafen zu gehen, meine Nacht wird kurz genug. Um 4 Uhr klingelt mein Wecker. Ich möchte den beginnenden Morgen tief in den norwegischen Fjorden vom Pooldeck beobachten. Windstärke 3 kündigte Kapitän Tidow für die Nacht an, ein leichtes Lüftchen. Kein Vergleich zu unserem gestrigen "Tanz auf dem Sturm" im Skagerrak. Kein Schaukeln, eine vernachlässigbare Geräuschkulisse … Leichtes einschlummerndes Rauschen des Fjordwassers.
Sanft gleitet unsere AIDAluna durch die norwegische Nacht - umfangen von den "Armen des Meeres" …
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