AIDA - vieles ändert sich
Seit 2004 sind wir inzwischen auf allen "alten" Schiffen insgesamt 7 Mal gefahren und können so über einen relativ kurzen Zeitraum recht gut vergleichen. Wir haben dabei den Eindruck gewonnen, dass sich das AIDA-Konzept nicht unbedingt zum Guten entwickelt.
Zu uns:
Wir sind mittleren Alters, machen vieles mit, sind aber keine Animationssüchtige. Wir versuchen nach dem Prinzip zu verfahren, mit gegenseitiger Rücksicht fährt man am Besten. Damit war das AIDA Konzept für uns perfekt, Animation - warum nicht, aber nicht zu aufdringlich. Was hat sich nun seit 2004 geändert:
Empfang:
Wurden man am Anfang noch zusätzlich mit einem kleinen Cocktail, einem freundlichen Animationsteam und einem zusätzliche Fotografen empfangen, so gibt es jetzt nur noch den Menschen zum Einchecken, unpersönlich, langweilig.
Fototeam:
DAS Ärgernis schlechthin, früher handelte es sich um freundliche Menschen, mit denen man noch reden konnte, inzwischen sind es äußerst sture Mitarbeiter, denen es nur noch um die Masse an Fotos geht. Mit stehts unfreundlichem Gesichtsausdruck rennen sie durch die Gegend oder erwarten einem, um möglichst viele Leute abzuschießen, damit die gewünschte Anzahl an Fotos verkauft wird. Man geht äußerst rüde vor, um Erlaubnis wird nicht mehr gefragt. In knappen Standard-Anweisungen hat man sich in Position zu setzen oder zu stellen. Durch die Masse der Fotos wird ein Wiederfinden an der Fotowand immer mehr zur Suche im Heuhaufen. Dazu explodieren die Preise, wer gibt schon fast 8 Euro für ein Foto aus. Spätestens, wenn sich nach Landfreigabe eine riesige Schlange beim Verlassen des Schiffes bildet, weil jeder noch fotografiert werden muß, betrifft es jeden.
Videoteam:
OK, für das Video haben wir uns nie ersthaft interessiert, dafür ist der Preis inzwischen einfach indiskutabel, aber seit 2004 ist das Konzept immer das Gleiche, viele lachende fröhliche Menschen filmen, ein paar Ausflüge, ein paar fertige (Werbe-)Schnipsel einbinden. Aber auch hier ist ein Trend "Weg vom Club" zu erkennen, der Film wird sachlicher, es gibt mehr fertige Standardszenen vom Schiff, dafür weniger Clubschiffmoderationen und Szenen. Ich gehe jede Wette ein, das sich 2 Filme von der gleichen Route inzwischen bis auf die Gesichter der Menschen fast nicht mehr unterscheiden.
Scouts und Animation
Wir haben beides in den Jahren nicht oft in Anspruch genommen, was uns aber aufgefallen ist: war es früher eine Gemeinschaft mit Spaß am Job, so wirken sie heute nur noch wie Menschen, die ihren Job machen. In Erinnerung ist mir noch eine "Zeremonie", wo ein Crewmitglied an seinem letzten Abend an Bord in der Anytime-Bar rührend verabschiedet wurde, bei der letzten Reise hatte ich nie das Gefühl, das die Crew ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl hatte. Es ist aber ein rein subjektives Empfinden und an Bord der anderen Schiffe kann es wieder ganz anders aussehen.
Das Essen:
Waren wir 2004 noch restlos begeistert, gab es bei der letzten Tour doch einiges anzumerken. Grundsätzlich wird mehr mit Soßen gemacht,vor allem Fisch und Fleisch hat teilweise viel zu lange geköchelt und waren entweder knochentrocken (vermutlich daher die Soßen) oder zäh. Die berühmte Vielfalt ist inzwischen ziemlich zusammengestrichen worden, viele Salate waren (egal welches Motto gerade aktuell war) täglich unverändert vorhanden, auch die Hauptgerichte und Beilagen waren nur leicht abgeändert. Im Vergleich zu vielen Hotelbuffets ist das Essen zwar immer noch überdurchschnittlich, aber das soll den Trend nach unten nicht entschuldigen.
Das Essen im Rossini
Einmal pro Reise haben wir uns den Luxus des Rossini-Restaurants gegeben.2004 hatten wir einen Sternekoch an Bord und haben das auch in der Qualität bemerkt, auf der 2ten Tour kam der Koch nach dem Essen noch zum Tisch und hat sich vorgestellt und nachgefragt, ob es uns gefallen hat. Danach wurde es zwar teurer, ein Koch hat sich aber nicht mehr blicken lassen, zudem wurde auch das Personal unaufmerksamer. Zur Besonderheit des Rossinis gehört nun mal, dass leere Gläser wieder aufgefüllt werden. Klappt das nicht mehr, kann ich auch in die normalen Restaurants gehen.
Die Shows:
Einige Shows hätten wir inzwischen 7 Mal sehen können, für Wiederholer ist das Theater irgendwann fast witzlos. Waren wir 2004 von Musicaldarstellern noch restlos begeistert, hat uns danach nichts mehr so richtig von den Socken gehauen, und AIDA Eigenproduktionen (z.B Atlantis) oder die Lasershow sind einfach nur schrecklich kitschig und langweilig.
Abendprogramm:
In der AIDA Bar zu 99% die gleiche Band mit immer den gleichen Programm ist irgendwann einfach nur noch nervig. Stimmung kommt dabei grundsätzlich nicht auf.
In der Anytime Bar bzw auf dem Pooldeck immer die gleichen Lieder und dazu in wilder Stilmixreihenfolge animiert nicht unbedingt zum Tanzen, geschweige denn zum Dauertanzen.
Die Miturlauber:
- Liegenreservierung ist ein ewiges Thema, aber jetzt auch schon in der Sauna!! Die wenigen Liegen im Saunabereich können nur optimal genutzt werden, wenn sie zwischen zwei Saunagängen wieder freigegeben werden. Gut, wenn es voll ist, dann kann man auch mal Pech haben und keine Liege zur Erholung bekommen, aber wenn es relativ leer ist und auf 50% der Liegen erholen sich nur Handtücher und Bücher?
- Im Restaurant wird es immer mehr zur (Un-)Sitte, dem Personal Geldscheine zuzustecken, um immer den gleichen Tisch zu bekommen. Da wird das (schwindende) frühere AIDA-Konzept zusätzlich noch mit Füßen getreten.
- Ebenfalls verschwunden ist das "Du", ich habe dieses Konzept eigentlich gemocht, im Urlaub vergisst man die Förmlichkeiten und duzt sich einfach.
- "Hey, AIDA ist doch Clubschiff, da geht es zwanglos zu". Immer mehr nehmen das zu ernst, da sitzt man dann abends im Theater im gleichen (inzwischen verschwitzten) T-Shirt, in dem man schon den Landgang am Nachmittag unternommen hat. Ich bin froh, dass es keinen Dresscode bei AIDA gibt, aber muß man das gleich so ausnutzen, das man nur noch bequemste Alltags-Klamotten trägt? Zu Hause macht man sich für Theater und ein gutes Restaurant doch auch ein wenig schicker.
Warum trotzdem so oft AIDA.
Viele veränderungen vollziehen sich schleichend und man wird erst nach und nach auf sie aufmerksam, was bleibt ist aber das geniale Prinzip, sich an einer festen Örtlichkeit einrichten und (fast) jeden Morgen woanders aufwachen, neue Städte und Stätten erkunden und viel erleben. Dabei gut versorgt sein (Essen fast rund um die Uhr) und wunderbar entspannen.
Fazit:
Anfangs haben wir wegen dem Flair "AIDA" eine weitere Reise unternommen, später wegen der Route ("da waren wir noch nicht"). Ich glaube nicht, dass wir noch einmal mit AIDA Reisen werden. Der "Pauschal All Inklusive Urlauber" entdeckt mehr und mehr das Kreuzfahren mit AIDA, das Konzept wird dem immer mehr angeglichen und dabei sichtbar mehr und mehr an Kosten gespart (weniger Personal, weniger Service). Das Besondere geht verloren.
PS: ich finde es übrigens Schade, das diese Beiträge nicht kommentiert werden können, gerade Kritik ist sehr subjektiv und könnte durch eine Diskussion bestätigt oder relativiert werden.