Eine Reise in eine andere Welt, eine Reise ans Ende der Welt, eine Reise in verschiedene Klimazonen – eine Reise, die wir sicher so schnell nicht vergessen werden.
Montag, 5. Dezember, Port Stanley, Falklandinseln
leicht bewölkt, 10 Grad, nächste Etappe 1935 Kilometer bis Montevideo
Blick vom Gang Deck 5, upps, wo ist der Hafen? Wir sehen nichts, nur eine Bucht und dann sehen wir auch schon die lange Schlange im Treppenhaus. Anstehen zum aus schiffen per Tenderboot. Haben wir noch nicht erlebt und es war eine interessante Sache. Rein ins Boot, setzen, ja nicht aufstehen! Vorne, steht oben über uns der Steuermann und schaut aus einer Luke in Richtung Hafen. Die Wellen schlagen an die Außenwand und dann aufgeregte Rufe, ein Delphin da, da!!! Und schon war er wieder weg.
Ach, was war das für ein kleiner anschaulicher Hafen in Stanley. Ein schmaler Steg, durch die Kontrolle und schon waren wir dort, wo es wirklich very, very british ist. Überall die Flaggen, die netten Häuschen mit den Vorgärten, blühende Sträucher und Blumen.
Mit rund 2300 Einwohnern ist Port Stanley der einzige größere Ort und gleichzeitig auch die Hauptstadt der Falklandinseln. Neben den beiden Hauptinseln (Ost- und Westfalkland) gibt es noch rund 750 kleine und klitzekleine Inseln, die zu diesem Verbund gehören. Insgesamt leben 3000 Menschen auf den Falklandinseln. 350 Kilometer östlich der argentinischen Südspitze liegt dieses großartige 12.173 Quadratkilometer große Naturparadies. Seit 1833 stehen die Falklandinseln unter britischer Verwaltung, gehören als britisches Überseegebiet aber nicht zur Europäischen Union.
Was tun, die große Frage. Ratlos und unentschlossen stehen wir und andere Mitreisende am Anleger herum. Stadt erkunden oder eine Tour machen? Natürlich warten dort auch Menschen, die uns gerne mit ihrer Taxe oder einem Minibus irgendwo hin fahren würden – aber wohin? Einige Mitreisende wollen Pinguine sehen und wie ist das mit dem Gruppenzwang – letztendlich sitzen wir bei Ellen im Bus und es geht an die Küste – Gypsy Cove. Eine Bucht, unbeschreiblich schön. Wir haben sie schon vom Schiff aus gesehen. Weißer Sand und karibisch blaues Wasser, Postkartenmotiv. Mit Poole's Cabs geht es erst mal ein Stück durch Port Stanley. Ellen, spricht natürlich englisch, wir haben einen Mitreisenden im Bus, der dolmetscht. Voller Stolz erzählt sie uns etwas über Land und Leute und unser erster Halt ist die 2009 eröffnete Liberty Lodge, eine Erholungsstätte für Kriegsveteranen des Falklandkrieges (1982). Gemütliche Zimmer, teilweise mit Blick auf das Meer, sollen dafür sorgen, dass diese Menschen einen Ort der Ruhe und Erholung für zwei Wochen haben. Die Einrichtung wird nur durch Spenden finanziert.
Weiter geht es vorbei an dem Totem Pole (Totempfahl). Ursprünglich wurde er von britischen Soldaten auf einer kleiner Anhöhe erreichtet, um die Entfernung zu ihren Heimatorten anzugeben. Inzwischen, so war ersichtlich, haben natürlich auch Besucher der Inseln weitere Schilder hinzugefügt, sodass man auch Städte aus vielen anderen Ländern darauf findet.
Über eine schmalen Landstrich fahren wir dann auf einer Schotterstraße nach Gypsy Cove. Als erstes sticht uns auf dem Parkplatz ein ausrangierter Bus ins Auge, Teatime gefällig im „Coach Tee Room“? Von hier aus laufen wir dann vor zur Küste. Vorbei an bunt blühenden niedrigen Blumen, Gestrüpp und knallgelbem Ginster, der einen Honigduft verbreitet, der uns fast berauscht. Der Weg, gezäunt von Stacheldraht und Hinweisschildern, ist auch ein Teil der Geschichte der Falklandinseln– immer noch liegen Minen herum. Es ist strengstens verboten, abseits der Wege zu laufen. Dann tut sich vor uns diese unsagbar schöne Bucht auf, der weiße Sandstrand leuchtet nur so und das Wasser in einer Farbe, die uns an die Karibik erinnert und mitten drin – die Magellanpinguine. Sie stehen an der Wasserlinie, gemeinsam mit den Wasservögeln. In der Ferne können wir von einer Felsnase aus die Cara sehen. Mit viel Glück kann man hier auch die Commerson's Delphine sehen, wir sahen keinen – schade. Aber nicht nur am Wasser sehen wir die Pinguine, auch im Gestrüpp laufen sie herum und schauen uns neugierig an. Wir können uns gar nicht sattsehen an dieser Landschaft hier und die Luft, so frisch und voller Duft. (Mein Gedanke zu der Bucht: „hätte ich einen Bikini drunter an, ich würde mich ausziehen, vor der Bucht fotografieren lassen und dann zu Hause erzählen – wir haben noch einen Abstecher in die Karibik gemacht. Die Pinguine dort am Strand sind aus Plastik!“ Mein Mann lacht darüber und meint, „du hättest dann aber Gänsehaut auf dem Foto“) Als ich Ellen frage, ob man hier denn auch im falkländischen Sommer badet, lacht sie herzhaft und sagt: „my dear, to cold“. Man kann, wenn man möchte, diese Tour auch zu Fuß machen von Port Stanley aus, hin und zurück 12 km. Ich bin froh, dass wir mit dem Bus gefahren sind.
Wieder in Richtung Stanley kommen wir am Wrack der „Lady Elisabeth“ vorbei. 1879 lief dieser mit seinen drei gusseisernen Masten versehene Segler in Sunderland vom Stapel und kam 1913 schwerbeschädigt durch die Felsen im Berkeley Sound in Stanley an. Lange wurde das Schiff noch als Lagerraum genutzt, bis es von seinen Bojen losbrach und zur jetzigen Stelle getrieben wurde. Über den Verbindungsweg geht es zurück in Richtung City zum Britannia House, dem Falklandmuseum. Wir schauen uns die Außenanlagen an und verzichten auf den Besuch, die Zeit treibt uns. Ellen verabschiedet sich und wir haben die Tour mit ihr sehr genossen.
Entlang der Roos Road reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die andere. Vorbei am Jhelum Shipwreck, auf dem sich Vögel niederlassen haben, geht es zum Battle Memorial. Dies Mahnmal erinnert an die Seegefechte vom 8. Dezember 1914 zwischen der britischen und deutschen Flotte in den Gewässern rund um die Falklandinseln herum. Geschichte, egal wohin wir laufen. Das Haus und Büro des Gouverneurs stammt aus der Zeit um 1840 herum, sehr schön anzusehen. Überhaupt sehen wir viele typische Landhäuser der Kolonialisten. Diese Landhäuser mit ihren Wellblechdächern und bunten Fassaden passen in diese Landschaft. Natürlich haben wir auch das einzigste Backsteingebäude auf der Insel gesehen, das Stanley Cottage. Und überall wehen die britischen Flaggen im Wind.
Ein wahres Schmuckstück ist die Christ Church Kathedrale. Es ist die südlichste anglikanische Kathedrale der Welt. In ihrer Schlichtheit, mit den bunten Glasfenstern und dem hölzernen Kirchenschiff, strahlt diese Kathedrale wirklich was besonderes aus. Auf dem Vorplatz steht der berühmte Bogen aus Walknochen. Es sind die Kieferknochen von zwei Blauwalen, die 1933 zu diesem Denkmal zusammengefügt wurden. Gerade noch sehen wir, wie junge Leute technische Geräte und Musikinstrumente in die Kirche bringen. Zum 90. Geburtstag der britischen Legion soll hier am 7. Dezember ein Konzert stattfinden. Auch die Post und die Andenkenshops haben wir uns angesehen. Pinguine, wohin man schaut, in den Schaufenstern, auf den Postkarten, Briefmarken und sogar eine Pinguine-News gibt es hier. Was da wohl drin steht? In den Souvenir-Shops gibt es zum Teil recht nette Mützen, die aus Falklandwolle gefilzt werden. Wenn der Wind bläst, wie bei unserem Besuch, kann man so eine Kopfbedeckung sicher gut gebrauchen. Das Wetter ändert sich hier sehr schnell, Sonne, Wolken, Wind und zwischen drin Regenschauer. Erwähnen möchte ich noch, es gibt sie auch auf den Falklandinseln, die schönen roten Telefonzellen. Dort kann man mit Telefonkarten ins Ausland telefonieren. Handyempfang ist nur begrenzt möglich, eigentlich nur in einem Teil der Ost-Falklandinseln. Dies ist wichtig zu wissen, für die Reisenden, die per Mietwagen unterwegs sind. Für alle Touristen, die per Wi-Fi ins Internet wollen, stehen Hotspots in der Stadt zur Verfügung.
Der Ort ist so ziemlich schnell erkundet, von Roos Road West bis Roos Road East ist man bald gelaufen, man sieht alles, was man gesehen haben muss und so warten wir, vom englischen Flair angehaucht, auf unser Tenderboot, das uns wieder zur Cara bringt. Schade, für Fish and Chips hatten wir keine Zeit mehr. Ein Pupbesuch wäre auch nett gewesen. Naja, dafür haben wir viel gesehen.
Auf dem Schiff warten die Crewmitglieder mit frisch geshakten Cocktails auf uns, aber so richtig warm machen die nicht – meint mein Mann und eine ganz nette Mitreisende auch. Unsere Cara lichtet den Anker und langsam verschwinden die sanften Hügel der Falklandinseln im Dunst. „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ hieß die wilde Expedition von Axel, seinem Onkel dem Professor, dem Isländer Hans und Axel's Verlobter, der Gretel. Ein gesanglich und farbenprächtiges Musikspektakel verzauberte uns am Abend und erinnerte an die Reise von Jules Verne. Eine Stunde später in der AIDA-Bar, „Crew meets Band“, ein beliebter Programmpunkt auf fast jeder Reise. Von der Küche bis Housekeeping, wer singen möchte – kann zeigen, was er kann. Nach Zugaben und dem Abgesang des musikalischen Direktors, der uns mit seinem „Hey Jude“ fast heiser singen ließ, fand dieser Tagen einen gekonnten Abschluss.
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Dienstag, 6. Dezember, Seetag - Nikolaustag
leicht bewölkt, 12 Grad, nächste Etappe 1935 Kilometer bis Montevideo
Ausschlafen, gemütlich Frühstücken, Sport treiben, lesen, Fotos anschauen, Erinnerungen austauschen, Shopbummel machen (dabei kam der Nikolaus für mich vorbei), Vortrag über Uruguay hören und sehen und immer wieder auf das Meer hinaus schauen – das ist unser heutiges Tagesprogramm bis zum Abendessen. Erwähnenswert ist die Kunst(ver)führung durch Frau Brettschneider (die hatten wir ja schon im Restaurant gesehen). Sie erklärte in einer blumigen Sprache die einzelnen Kunstwerke, die die Wände der Cara schmücken, aber auch die schönen Mosaiksäulen in der AIDA-Bar. Ich hatte wirklich Tränen in den Augen, die Frau war umwerfend komisch. Danach schnell noch umziehen und ins Theater. Zackig geht es zu bei der Show „Zack Zack“. Ein witziger Wettbewerb, Passagiere treten gegeneinander an und müssen beweisen, wie pfiffig und schnell sie sein können. Das Show-Ensemble spickte diese Show mit musikalischen Einlagen und sorgt mit allerhand Späßen für eine kurzweilige Unterhaltung. 22.30 Uhr ist angezapft in der AIDA-Bar – es gibt das legendäre Alpenglühen. Brezen und Herzl zeigen, mir san in Bayern! Die AIDA-Bar gefüllt wie lange nicht mehr, die Luft geschwängert vom Duft der Schmalz- und Schinkenbrote und des gezapften Bieres. Es wird gesungen und geschunkelt, mit Maßkrügen angestoßen und getanzt, bis hin zur Riesch-Ratsch-Polka, die Erika und ich aufs Parkett legten. Zielsicher und schlagkräftig musste man sein, um den Nagel auf den Kopf zu treffen. Derjenige, der den Nagel vollends in den Holzbock klopfte, zahlt die Runde. Ein lustiger Spaß, nicht nur für die Burschen. Nein nein, auch Maderln können ordentlich draufhauen. Uffz, das war dann doch spät, als wir endlich im Bett lagen.
Dienstag, 7. Dezember, letzter Seetag
bewölkt, 14 Grad, nächste Etappe bis Montevideo
Morgens ist es immer noch leicht diesig, aber es wird wärmer. Mein Frühstück fällt mager aus, ich gehe heute wieder zu Rico Marter in die Rossini-Küche. Aber eine kleine Grundlage habe ich mir schon gegönnt, denn ein Empfangssekt auf nüchternen Magen, das kann nicht gut gehen. Ich schau mich auf dem Schiff um, mache ein paar Fotos und trauen meinen Augen nicht. Wir haben gegenüber dem Theater vor den Toiletten eine Toilettenfrau und einen Toilettenmann sitzen, so richtig mit kleinem Tischchen, Klorolle und Porzellanteller für die Münzen. Ach, denke ich, gehste noch mal. Nachher beim Koch verpasse ich vielleicht was. Oha, die nette alte Dame vor der Tür reißt ein Stück Toilettenpapier ab und will es mir in die Hand drücken. Wie, frage ich, das soll für mich sein? Das ginge wohl zu weit, meine ich. Ich nehme doch kein Papier, das jemand Fremdes angefasst hat. Sie schaut mich grimmig an und ich darf mein Papierblättchen selbst abreißen. Als ich im Vorraum bin, muss ich doch nicht. Wasche meine Hände und werfe das Klopapier in den Papierkorb. Beim verlassen der Toilette will ich mich hinter dem Tisch wegschleichen und ernte wieder einen bösen Blick. Sage ich der Toilettenfrau, ich hätte doch nichts gemacht, raunzt sie mich doch an, wo ich dann das Papier gelassen hätte. Ich flunkere und sage, ins Klo geschmissen. Na, das ginge ja wohl zu weit zetert sie, diese Ressourcenverschwendung, nichts machen und dann Papier wegspülen. Ach, das eine nette Begegnung und andere Reisende hatten auch ihren Spaß daran, sie warteten auf die Öffnung des Theaters zum Vortrag vom Lektor Brüggemann.
Elf Uhr, Gourmet-Restaurant Rossini. Eine kleiner Gruppe hat sich zusammengefunden, um Rico Marter beim zaubern eines Menüs über die Schulter zu schauen. Auf dem Programm: Rindercarpaccio mit Senfvinaigrette und Parmesan, gespicktes Wolfsbarschfilet auf Blumenkohlpürree und Champagnersoße, Creme brulee. Beim Carpacchio konnte schon mal jeder beweisen, ob der das Stück Filet schön dünn klopfen kann. Auch beim gratinieren der leckeren Nachspeise durften wir zeigen, ob wir es schaffen, den Zucker zu schmelzen und nicht zu verbrennen. Dieses Menü war ein Gedicht, wir haben natürlich wieder alle Gänge verspeist und viele nützliche Tipps mitgenommen.
Am Nachmittag kam die Sonne leicht durch und man konnte schon wieder ohne Winterjacke draußen auf dem Deck herumspazieren. Das Wasser ohne jede Aufregung, sprich Wellen. Der Abend klang für uns mit Livemusik des Aftertea-Trios aus. Die letzten Tage haben uns irgendwie geschafft und endlich geht es mal früh ins Bett.
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Dienstag, 8. Dezember, Montevideo/Uruguay
sonnig, 20 Grad, nächste Etappe bis Buenos Aires, 257 Kilometer
Gut, dass wir mal früh ins Bett gegangen sind, denn unser Ausflug Montevideo Stadtrundfahrt und kleine Reise mit Dampfzug begann bereits um 8.45 Uhr. Die Sonne scheint und so steigen wir erwartungsvoll in den Bus. Unsere Reiseleiterin entpuppte sich leider zu einer Rednerin mit großen sprachlichen Pausen und so bedauerten wir, dass wir eigentlich so wenig über diese so schöne Stadt erfuhren. Sie sprach zwar deutsch und wenn sie nicht mehr weiter wusste kam der Standardsatz: „es funktioniert sehr gut oder es ist sehr wunderschön“. Wir haben uns geistig ausgeklinkt und genossen einfach die Fahrt durch die Stadt, vorbei an imposanten Gebäuden.
Montevideo, die größte Stadt Uruguays mit rund 1,4 Millionen Einwohnern, ist gleichzeitig auch die Hauptstadt dieses Landes. Erster Haltepunkt, der Plaza Independica, Platz der Unabhängigkeit. In der Mitte ein riesiges Reiterstandbild, das den Nationalhelden Jose Gervasio Artigas zeigt. Ich komme mir richtig klein vor, als ich davor stehe. Unterhalb des Denkmals ist ein Mausoleum, in dem sich die sterblichen Überreste dieses Helden befinden. Das Teatro Solis (benannt nach dem Entdecker des Rio Platas) ein protziges Gebäude säumt den Platz, ebenso wie der neue Justizpalast . Der 100 Meter hohe, (einstmals höchstes Gebäude Südamerikas im Stil der Zuckerbäckerei errichtet) ist der Palacio Salvo; erbaut im Jahre 1925. Gut gefallen haben mir die verglasten Fronten einiger Gebäude, schöne Spiegeleffekte. Riesige türkisfarbene Glasfassaden und an einem Gebäude bestückt mit vielen Klimaanlagen, die wie Vogelnester an der Front kleben. Vorbei an verschiedenen Parkanlagen mit beeindruckenden Bronzefiguren fuhren wir durch ein Villenviertel und kamen zur berühmten Rambla. Diese 22 Kilometer lange Promenade, entlang des Rio Platas ist ein zentraler Mittelpunkt – Strände auf der einen Seite und Villen, Bürogebäude, Hotels und Geschäfte säumen diese Straße auf der anderen Seite. Jogger, Hunde, Fahrräder, Autos, Fußgänger alles friedlich und ohne Hast im Rhythmus einer Großstadt. Eine wunderschöne Skulptur in einem Brunnen war zu sehen. Ich bedaure an dieser Stelle wirklich, dass ich nicht 100 mal nachgefragt habe, was wo ist. So habe ich nur die Fotos, aber vielleicht geben die mehr wieder, als 1000 Worte. Beeindruckt waren wir vom Parlamentsgebäude Uruguays. Ein Gebäudekomplex, einfach überwältigend. Man steht davor, sieht die breite Treppe hinauf, erblickt die hohen Säulen und dann die Marmorverkleidungen. Das im neoklassizistischen Stil errichtete Gebäude entstand in der Zeit ab Juli 1905 mit der Grundsteinlegung und wurde am 25. August 1925 eingeweiht. Genau an dem Tag war auch der 100. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung Uruguays. Streng bewacht betrachten wir die riesigen Gemälde im Eingangsbereich und natürlich auch die erste Verfassung des Landes. Durch bunt verglaste Fenster schauen wir in den Innenhof, laufen vorbei an den Türen, die zu den Abgeordnetenkammern führen und lassen die Finger über die kühlen Marmorbänke gleiten. Alles ist riesig, die Halle, die Höhe, die gewölbte Decke mit den Verglasungen, sogar die Fahnenmasten vor dem Eingang. Von den riesigen Freitreppen geht es hinunter auf einen schön angelegten Platz. Von hier aus hat man einen guten Blick auf das Gebäude, den Torre Antel (staatliche Telefongesellschaft). Vorbei am Prado, nördlich vom Stadtzentrum, fahren wir am botanischen und japanischen Garten vorbei und sehen auch die berühmte Gedenkstatue, die die letzten Ureinwohners Uruguays darstellen, die Charrua.
Der letzte Höhepunkt dieser Stadtrundfahrt ist die Fahrt mit einer historischen Eisenbahn. Der Verein AUAR, Asociación Uruguaya Amigos del Riel, betreibt einen Dampfzug, der uns von Colon aus wieder nach Montevideo bringt. Wir haben Glück, die Dampflock, die ausgefallen war, fährt wieder und so sehen und erleben wir das „Zugpferd“, die englische Beyer Peacock-Lokomotive 120 in voller Aktion. Die Lok, die von der AUAR (Vereinigung der Eisenbahnfreunde Uruguay) rekonstruiert wurde, nachdem sie bis 1990 in Betrieb war, wird bestaunt. Zwei in Holland gebaute Wagen der Marke Allen mit Platz für 192 Passagiere ergänzen den Zug und wir kommen in den Genuss, ein wenig das Gefühl zu haben – Reisen wie Anno dazumall mit Dampf und stampfenden Geräuschen und einem herrlich klingenden Tuuuuuuuuuuuuuuuut Tuuuuuuuuut. Entlang von Vorstadtsiedlungen, immer wieder mit Blick auf kleine Innenhöfe, schmale Straßen, Wasserläufe und winkender Menschen geht die Reise. Nicht verborgen bleibt uns auch die Armut, in der dort Menschen leben. Behausungen der Müllsammler fallen uns ebenso auf, wie heruntergekommene Fabrikgebäude und schlechte Straßenzustände. Eben ganz anders, wie das glänzende Stadtzentrum. Die Fahrt endet am Bahnhof Montevideo, unterhalb des Gebäudes der Telefongesellschaft. Unser Blick fällt auf das ehemalige alte nicht mehr genutzte Bahnhofgebäude, das 1897 eröffnet wurde. Die Busse warten auf uns und so geht die Fahrt zurück zum Hafen. Schnell wechsle ich den Akku meiner Kamera auf dem Schiff und wir nutzen die restliche Zeit für den Besuch der Gedenkstätte des deutschen Panzerkreuzers „Admiral Graf Spee“, der 1939 von der eigenen Mannschaft vor der Küste Uruguays selbst in die Luft gesprengt wurde. Wie auf einer Infotafel zu lesen war, durfte der Kreuzer nach einem Befehl der deutschen Seekriegsleitung dem Gegner England nicht in die Hände fallen. Die Graf Spee lieferte sich ein erbittertes Gefecht mit drei britischen Kreuzern und war, schwer geschädigt, letztendlich in den neutralen Hafen von Montevideo geflüchtet. Bis heute ist das Wrack nicht geborgen, lediglich der Anker ist im Hafenbereich an der Gedenkstätte zu besichtigen. Dieser Bereich im Hafen ist nicht öffentlich zugänglich und so können eigentlich nur die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe diese historische Stätte besuchen.
Nach so viel Geschichte besuchen wir noch einen sogenannten „Freßtempel“, die berühmte Markthalle von Montevideo. Schon von weitem riecht man es und so langsam kommt Hunger auf. In der Halle selbst unzählige kleine Grillstände, wo Würste, Schinken, Steaks und saftige Kinderfilets gebrutzelt werden. Also wenn wir schon hier sind, lassen wir uns gerne überreden, ein Rinderlomo zu essen. Ehrlich, man muss es probiert haben, zartrosa und butterweich, nur etwas gewürzt lassen wir uns dieses Stück Rindfleisch schmecken und müssen uns dann noch sputen, rechtzeitig an Bord zu sein. Die Cara legt um 16 Uhr ab und so bleibt uns noch ein letzter Blick zurück auf diese wunderschöne Stadt am Rio de la Plata. Die Fahrrinne ist schmal und so geht es ganz langsam vorwärts in Richtung Buenos Aires.
Wir haben noch Zeit, unsere Koffer zu packen und uns frisch zu machen für den letzten Abend an Bord. Im Calypso genießen wir die leckeren Speisen, meine geliebten Hummerschwänze habe ich vermisst und auf Nachfrage erfuhr ich, in Südamerika darf AIDA keine Krustentiere einführen. Na ja, es gab dafür Kaviar zum satt werden. Verschiedenen Sorte, dazu frische Kartoffelpuffer, Creme fraiche und fein geschnittene Zwiebelchen. Als Nachtisch die Obstauswahl, eine riesige Eisbombe und die glänzende Schokoladentorte mit den süßen Marzipanpinguinen. Die Küche war wieder sehr kreativ gewesen, großes Lob. Ein letztes Mal trafen wir uns mit den neugewonnenen AIDA-Freunden zum Abschiedssekt, tauschten Adressen aus und packten nach Mitternacht noch den Koffer fertig, damit er pünktlich um 1.30 Uhr vor der Kabinentür stehen konnte.
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Mittwoch, 9. Dezember, Buenos Aires/Argentinien
Wir sind am Ausgangspunkt unser Reise vor fast zwei Wochen eingetroffen. Das Wetter, einfach super. Sonnenschein und blauer Himmel, da fällt es schon schwer, abzureisen. Nach einem schnellen Frühstück stehen wir noch auf dem hinteren Deck und lassen unseren Blick schweifen, über die Stadt, die wir leider nicht besichtigen konnten. Die wir nur im Dunkeln bei unserer Anreise gesehen haben. Um 8 Uhr stehen wir unten an der Gangway, schauen zur Cara rauf und denken „mach's gut, du Kleine“. Mit dem Bus geht es zum Terminal, Koffer einsammeln und ab in Richtung Flughafen. Die Route führt durch die Stadt und so können wir doch einen kleinen Eindruck bekommen, Bauwerke erkennen, die sicher sehenswert sind und schon bald sind wir am Flughafen. Zeit genug, noch einen Kaffee zu trinken; einen Weihnachtsbaum zu fotografieren und dann heißt es schon, bitte anschnallen.
Der Flug verlief ruhig und es gab eine Zwischenlandung in Salvador. Sicher auch eine tolle Gegend, zumindest das, was ich von oben gesehen habe. Pech hatten wir nur mit unserem Sitzplatz. Zwar genügend Platz für die Füße, weil am Notausstieg, aber arktische Zustände. An der Innenwand des Fliegers gefror über meinem Kopf das Kondenswasser und an der Innenseite des Notausstiegs bildeten sich langsam Eiskristalle. Zwei Decken, eine Steppjacke und eine selbstgebastelte Mütze halfen mir, die Zeit des langen Fluges zu überstehen. Meine Nase kalt, mein Mann mit meinem Schal um den Kopf, träumten wir von einem warmen Ort, vielleicht Buenos Aires, wo wir gerade herkamen? Wir sind gut zuhause angekommen – hatten allerdings nach dem Flug beide eine ordentliche Erkältung. Aber all die Dinge, die nicht so optimal gelaufen sind, haben die schöne Erinnerung an die unvergessliche Zeit in Südamerika nicht schmälern können.
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Ein Traum ging für meinen Mann in Erfüllung, einmal das Kap Horn umrunden. Ich freue mich für ihn und für mich war diese Reise wieder einmal die Möglichkeit, die Welt durch die „Linse“ zu sehen und viele Eindrücke des fremden Kontinents mit nach Europa zu nehmen. Danke AIDA, ohne Sie hätten wir diese Reise wohl nie gemacht und wir hoffen, dass wir noch einige Ziele finden, die wir gerne erkunden wollen.
Aber eine gelungene Reise ist wie ein gutes Essen und ohne richtige Zutaten wird es nie munden und so hat der Kapitän und die gesamte AIDA-Crew mit dazu beigetragen, dass die Reise viele unvergessliche Momente beinhaltet. Wir haben interessante und liebenswerte Menschen getroffen, viele nachhaltige Gespräche geführt, neue Freundschaften geknüpft, Pannen überstanden, 2500 Fotos mitgebracht und einen Teil der Erinnerungen nun mit Euch, den Lesern geteilt.
AIDA-sehen ...
Perlenfee und ihr Heinz, der unendlich viel Geduld aufgebracht hat, wenn ich fotografiere und meine Berichte schreibe.
Auch hier wieder die Anmerkung: Schreibfehler bitte entschuldigen, aber es gibt vor Weihnachten noch so viel zu tun ![]()