
Donnerstag 17.04.2014
Wir haben aufgegeben. Lange genug haben wir versucht, dagegen anzukämpfen. Wir haben wirklich nach Alternativen gesucht bis wir uns nach endlos langen Familiendiskussionen eingestehen mussten, es hat keinen Sinn! Wir müssen uns dem Unvermeidbaren stellen, auch Opa!
Nach unseren Möglichkeiten hoffentlich wenigstens einmal im Jahr. Als Familie, allein oder mit Freunden.
Einmal im Jahr an unseren "Sehn-Sucht(s)-Ort" AIDA.
Und dann am liebsten an Orte, die wir noch nicht kennen, oder auch an solche, die wir zwar kennen, aber vielleicht nicht genug, egal, ob im Norden oder im Süden.....
..... und so sitzen wir an diesem Donnerstag Mittag zusammen mit Opa im Zug Richtung München Flughafen.
Die Zugverbindung von Konstanz am Bodensee in die bayerische Landeshauptstadt ist unglaublich schlecht und so frage ich mich nach dem gefühlten 50. Umstieg, warum wir nicht wie sonst auch das Auto genommen haben. Irgendwie war das eine blöde Idee.
Aber bereits beim gemütlichen Abendessen im Novotel München Airport ist alles vergessen und die Vorfreude steigt...
Freitag, 18.04.2014
Anreise nach Palma de Mallorca
Unser Flieger geht früh, sehr früh. Bereits um 5.50 Uhr sollen wir mit Air Berlin Richtung Palma abheben. Außer Opa, der fliegt erst um 6.00 Uhr. Zwar auch mit Air Berlin, aber eben 10 Minuten später. Schon wieder irgendwie blöd, aber wir haben ihn nachgebucht und so kann ich nicht mal AIDA die Schuld geben. Von wegen eine Buchung und zwei Flugzeiten oder so.
Aber Opa ist tapfer und ich auch, es sind ja nur 10 Minuten Unterschied.
Wir machen aus, dass wir uns in Palma an den Kofferbändern wieder treffen. Er soll auf jeden Fall auf uns warten, könnte ja auch sein, dass wir Verspätung haben, man weiß ja nie....
Klar macht er das. Wir treffen uns in Palma an den Kofferbändern wieder. Kein Problem, er fliegt schließlich auch nicht zum ersten Mal, ruft er mir fröhlich hinterher, als ich ihn an seinem Gate platziere und zu unserem hetze.
Als hätte ich es geahnt, sehe ich gegen 6.00 Uhr früh eine Air Berlin Maschine an unserer vorbeirollen, während wir noch immer friedlich an unserer Position verharren.
Irgendwann starten aber auch wir und landen Gott sei Dank auch wieder glücklich.
Ich erwische mich dabei, wie ich bereits vor dem "Abschnallzeichen" meinen Gurt löse und pünktlich mit all den anderen ungeduldigen Passagieren beim "Andocken" die Gepäckklappe öffne, meine Tasche an mich reiße und Fuß klopfend auf dem Gang verweile bis sich die Menschenschlange endlich in Bewegung setzt. Bestimmt haben die auch alle einen Opa, der am Gepäckband wartet!!
Natürlich spüre ich die verwunderten und entgeisterten Blicke meiner restlichen Familie im Rücken, aber hey, ich muss los, Opa ist zwar tapfer, aber allein.
Und der Flughafen ist groß und Palma nicht Kärnten....
Mit letzter Kraft erreiche ich Opas Gepäckband, das zwar noch rollt, sich aber ansonsten bis auf einen einsamen Koffer auf dem Band durch gähnende Leere vor allem direkt um das Bandauszeichnet. Ich bin etwas beruhigt, als ich feststelle, dass dieser vereinsamte Koffer wenigstens nicht von Opa ist. Ich gehe davon aus, dass Papi, also mein Vater, im vorhergehenden und auch im nachfolgenden Text gerne auch Opa genannt, nun sicher bei unserem Kofferband auf uns wartet.
So schlendere ich beruhigt ein paar Bänder weiter, bis ich auf den entspannten Rest der Familie treffe, die mit unseren Koffern bereits auf mich wartet.
"Wo ist denn Opa?", sagen wir praktisch alle gleichzeitig und blicken verwundert umher. Auf jeden Fall nicht bei uns!
Mir wird schon wieder ganz heiß und selbst Ehemann und die jungen Damen überkommt doch leichte Unruhe.
Zurückgeblieben in München, verirrt in den Weiten des mallorquinischen Flughafens, mit gesundheitlichen Problemen auf der Krankenstation? Wie erkläre ich meinen Schwestern, dass ich Opa schon an Tag 1 verloren habe?
Wir entspannen uns langsam, zumal zumindest mein Mann und ich uns daran erinnern, dass wir nicht mehr in den 80igern leben und sogar Großeltern heute Mobiltelefone besitzen. Natürlich auch Opa. Nur irgendwie blöd, dass der im Moment nicht availabel ist.
Die Kinder vermuten mittlerweile, dass Opa sicher bei den Bussen auf uns wartet. Und so verlassen wir die Ankunftshalle, zwar mit einem mulmigen Gefühl, aber ein älterer, einsamer Opa war wirklich nirgends zu sehen.
Leider finden wir diesen auch nicht bei den Bussen. Klar können sich die freundlichen "Groundmitarbeiter" auf meine Nachfrage an viele nette Opas erinnern, aber an unseren im Speziellen nicht wirklich.
Ausrufen, wir können ihn nur noch ausrufen! Inzwischen sind wir uns sicher, mein Vater würde niemals ohne seine "Lieblingsurlaubsfamilie" vorweg aufs Schiff.
Wir sind gerade auf der Suche nach dem Infoschalter, als mein Handy klingelt. Unsere Freundin ist dran, die uns nach der Ostseetour im letzten Sommer, auch diese Reise begleitet. Sie ist ebenfalls in den frühen Morgenstunden geflogen, allerdings von Stuttgart. "Du, ich weiß nicht was ihr ausgemacht habt, aber ich wollte Dir nur kurz die Info geben, dass ich Opa (ja, es nennen ihn wirklich alle so!) zufällig am Kofferband getroffen habe und er gleich mit mir aufs Schiff ist. Er hatte so Hunger und wollte gleich lecker frühstücken!"
Hausarrest!! Er erhält Hausarrest für seine restlichen 80 Jahre......
Als auch wir endlich unseren "Sehn-Sucht(s)-Ort" betreten, treffen wir Opa beim 2ten Frühstück.
Er ist sich keiner Schuld bewusst. Treffpunkt am Kofferband? War höchstens eine vage Verabredung. Er sei ja noch nicht dement und schließlich sei er schon lange vor meiner Zeit gereist......
Ich rege mich nicht weiter auf, Opa geht es gut, ich habe Urlaub und bin auch schon fast wieder total entspannt und außerdem Väter und Töchter.....
Während Opa nach dem ereignisreichen Vormittag, ein leichtes Mittagessen und selbstverständlich Kaffee und Kuchen genießt, bummeln wir noch etwas mit den jungen Damen durch Palma.
Wir treffen unsere Freund und Opa, sein Appetit ist ungebrochen, pünktlich zum Abendessen, bevor es nach der obligatorischen SNRÜ bei der Welcome Poolparty endlich wieder heißt. "Sie haben Urlaub".
Lange habe ich mir keinen Sekt mehr so verdient wie diesen!!
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