
21. Januar 2020 – Bangkok – Wetter: warm am Abend
Es war eine Wohltat, kurz die Füße hochzulegen. 6 Stunden durch die Stadt laufen mit einer kleinen Pause waren bei der hohen Temperatur und der enormen Luftfeuchtigkeit eine echte Herausforderung und so meldet sich jetzt der Hunger. Wir sind beim Thema: ESSEN in Asien generell und in Chinatown speziell. Hier wird nicht nur drei mal am Tage gegessen, ich habe das Gefühl, die Menschen essen öfters. Das wahnsinnige Angebot an Speisen den ganzen Tag über bis in die späte Nacht hinein spricht Bände. Draußen vor unserem Hotel steht jeden Tag ein Mann, der heiße Maroni (Esskastanien) verkauft. Irgendwelche Kräuter sind noch mit dabei und kaum verlassen wir die Lobby, strömt uns dieser Duft entgegen.
Zur Mittagszeit sind im Umkreis viele Stände aufgebaut mit einem reichhaltigem Angebot an Obst und Gemüse. Glänzend und sauber liegt es in den Kisten oder ist kunstvoll aufgestapelt. Mandarinen verpackt in Zellophan und mit einer schönen Schleife zugebunden. Frauen sitzen auf niedrigen Hockern und teilen saftige gelbe Honigmangos in Streifen, sie wandern in eine Tüte und mit dabei ist ein Holzspieß, damit man die Früchte gleich aus der Tüte essen kann. Ebenso gibt es kunstvoll geschnitzte Ananasstücke zum Mitnehmen.
In den schmalen Seitenstraßen geht es eng zu. Die Läden sind geöffnet und haben auf dem Bürgersteig Kisten und Kartons mit allen möglichen Dingen stehen. Ständig kommen Autos mit Ladeflächen angefahren, halten, versperren die Straße, laden ab und fahren weiter. Mopeds und Motorroller quetschen sich durch die Enge und mittendrin sind wir, die Fußgänger. Auch hier sind Männer mit Karren unterwegs, die Berge von Kartons vor sich herschieben. Aber erfreulicherweise, es wird weder gehupt, herum geranzt, noch mit den Armen wild gefuchtelt. Fußgängern begegnet man respektvoll und wartet, bis sie eine Lücke gefunden haben und man dann im Schritttempo vorbeifahren kann.
Nun
zurück zum kulinarischem Angebot: beliebt sind zum Beispiel
getrockneter Fisch und Krabben, die landen in Salaten oder Suppen. Man kann sehr schnell ausmachen, wo ein Laden ist, der so was
verkauft.
Vor der Tür stehen Säcke mit getrockneten Meeresbewohnern und verströmen intensiven, fischigen “Duft“. Gerne hätte ich etwas davon mitgenommen – doch der Inhalt meines Koffers würde sicher nach kurzer Zeit riechen, wie ein Fischladen. Ich werde mal schauen, ob ich so was beim heimischen Asiaten bekomme und eventuelle auch die Papayas für den schmackhaften Salat.
An
Straßenecken und Bürgersteigen haben die unzähligen kleinen
Restaurants ihre Tische und Stühle nach draußen gestellt. Und auf
den niedrigen Sitzgelegenheiten schlürfen die Menschen ihre heiße
Nudelsuppe oder essen ein Fleischgericht mit viel Gemüse.
Natürlich kann man auch fertige Gerichte kaufen, abgefüllt in Plastiktüten werden sie mitgenommen. Entweder als Imbiss oder für den Abend zu Hause, braucht nur aufgewärmt werden und fertig.
Die Preise sind für unsere Verhältnisse gering. Einkaufen und Zubereitung entfallen - einfach erwärmen und essen. Ich kann es gut verstehen, dass hier die Zubereitung von Mahlzeiten anders ist wie bei uns. Bedenkt man die Wohnsituation in dieser Stadt, viele Menschen leben oft im beengtem Raum zusammen, die Wäsche hängt an Kleiderbügeln auf dem Balkon, Kühlschrank ist selten vorhanden. Die Menschen hier verwerten nur frische Zutaten, das schützt auch vor dem gefürchteten Durchfall. Das Motto lautet: zwei mal am Tag Zutaten einkaufen und frisch kochen und alles aufessen!
Zur Nachmittagszeit ändert sich das Bild etwas. Kleine Garküchen sind gekommen und es wird frittiert, was das Fett hergibt – diesmal aber keine Garnelen. Es gibt kleine süße in Fett gebackene Teile, dick in Puderzucker gewälzt. Läden haben einige ihrer Sachen wieder eingeräumt und dafür stehen in hübschen bunten Kartons verpackt Sortimente von Keksen. Wir haben das ein andere mal was gekauft und ich mochte das Zeug, auch wenn es süß ist.
Um 17 Uhr schließen eine Reihe von Läden und dann verändert sich das Straßenbild radikal. In der verkehrsreichen Straße vor unserem Hotel wird eine Spur einfach mit Metallgittern abgetrennt und dann kommen aus allen Himmelsrichtungen die kleinen Garküchen an. Manche haben Sitzmöglichkeiten dabei und andere auch noch kleine Tische. Die Lichter der Stadt gehen an, über der Straße baumeln leuchtend rote Lampions sanft im Wind …. Abendstimmung über Chinatown.
Wir wissen wo wir hin wollen – zweite Straße links abbiegen, dann sehen wir schon das gelbe Schild der Burmesen und als wir dort eintreffen, kommt eine Mitarbeiterin auf uns zu und sie ruft mit einem lachendem Gesicht „Oberschiene“, als sie mich sieht. Letztes Jahr habe ich ihr gesagt, wie man das lilafarbene Gemüse bei uns nennt und sie fand das Wort witzig. Sie kann ein paar wenige Brocken englisch, aber um sich zu verständigen benötigt man hier nicht viel. Ein freundliches Lächeln reicht oft schon aus und man muss als Tourist nicht unbedingt wissen, wie das Gericht heißt, das man bestellen möchte. Es gibt Karten, auf denen sind sie abgebildet, man zeigt drauf und dann mit den Fingern 1 oder 2 zeigen und Chang (Bier) sagen und die Bestellung ist gemacht. Wunderbar. Übrigens, man trinkt hier Bier zum Essen, meist aus der Flasche. Ein Glas bekommt man auf Nachfrage. Wein wird nicht getrunken, zu teuer hier. Die Touristen bestellen oft auch eine Cola oder stilles Wasser in einer Flasche.
Ich bin ein großer Fan des Fleischgerichts mit einer Pfeffersoße. Einfach genial und so lecker. Mein Mann mag alle Nudelgerichte mit knackigem Gemüse, die pikant abgeschmeckt sind.
Die Klapptische stehen dicht an dicht und so bleibt es nicht aus, dass man direkte Nachbarn hat und logischerweise versteht man auch, in welcher Sprache sie reden und sieht, was sie sich bestellt haben. Aber den vielen asiatischen Sprachen können wir natürlich nicht sagen, woher die Menschen kommen.
Okay,
wir setzen uns immer so hin, dass wir uns gegenüber sitzen. Ist
einfacher, wenn man mal was vom anderen probieren möchte und man
muss nicht immer seitwärts reden. Wie sich herausstellt, sitzen
rechts von mir 2 Kanadier und neben meinem Mann ein weiterer und ganz
außen am Tisch ein Pole. Nun geht es los … man sagt sich
freundlich „Guten Abend“ - wir zu den Kanadiern auf französisch
„Bon Soir“, denn sie sprechen ja französisch und zum Polen hin
natürlich auf deutsch „Hallo“. Es kommt eine schöne
Unterhaltung zustande. Man tauscht sich aus über den Grund der
Reise, was man schon besichtigt hat und so weiter. Plötzlich springt
einer der Männer auf und kommt mit einer Tüte zurück. Er fragt
mich, ob ich das nette Tierchen gerne probieren würde.
Ich essen schon viele kuriose Sachen, wie während der Reise getrocknete Insekten oder so aber einen Skorpion, da schüttel ich den Kopf und sage zu ihm nur „no, merci“ und er? Er verspeist das Tier sehr bedächtig und an seiner Mine kann ich erkennen, so ganz überzeugt ist er nicht vom Geschmack.
Am Wok wird gebrutzelt, im Grill knistert die heiße Kohle und Fische landen auf dem Rost. Die Frauen schneiden Gemüse und richten die Teller in einer Windeseile und flitzen mit den Tabletts zu den kleinen Tischen um die Gäste mit einem leckeren Essen zu beglücken.
Irgendwann kommen noch zwei Paare, die auf der anderen Seite Platz nehmen, wie folgt: die 2 Frauen neben mir und die beiden Männer neben meinem Mann. Irgendwie lustig, finde ich – Frauenseite/Männerseite. Sie grüßen freundlich auf???? Ja, französisch und irgendwie habe ich das Gefühl, Franzosen kommen gerne nach Thailand bzw. nach Bangkok.
Sie diskutieren ein wenig und dann kommt die Bestellung. Himmel nein, ich bin schon satt, aber ich könnte gleich wieder zulangen. Es gibt Austern, Hummer und Krebse, frisch zubereitet und angerichtet.
Eigentlich schon fast eine normale Aktion, der Teller wird zu uns
rüber geschoben, man probiert. Hmmm, sehr gut. Die Leute rechts von
uns verabschieden sich und wünschen uns noch „bon voyage“ und
verschwunden sind sie im Fußgängerstrom. Wir bleiben hocken, weil
die beiden Paare so nett sind und plötzlich sind wir mittendrin in
deren und unserem Leben. Wir verbringen jedes Jahr eine Zeit in
Frankreich und so stellen wir fest – wir könnten uns ja mal
treffen in Frankreich. Aber so einfach wird es nicht sein. Das eine
Paar lebt und arbeitet gerade in Bangkok in einem bekannten Hotel im
Restaurantbereich. Ich konnte es kaum glauben, die zwei sind
tatsächlich von Strassburg bis nach Bangkok über Kasachstan, Nepal,
China, Vietnam zu Fuß gelaufen. Sie waren ein Jahr lang unterwegs.
Hut ab !! Es gibt unendlich viel zu erzählen. Dabei kommt immer
wieder ein neuer Gang.
Das andere Paar lebt und arbeitet im Süden
Frankreichs, ebenfalls in der gehobenen Gastronomie und da kann ich
mir gut vorstellen, weshalb sie das Abendessen hier beim Burmesen
einnehmen. Fisch und Krustentiere sind von besonderer Güte und
Frisch. Voila … wir reden, trinken Bier zusammen, sind die letzten
Gäste. Hinter uns haben die Burmesen endlich Zeit selbst zu essen,
bevor sie wieder alles zusammenpacken.
Meine Lieblingsbedienung gesellt sich zu mir und es gibt noch ein Erinnerungsfoto für den Abend. Man, was ist die Frau heute herum gerannt.
Um ein Uhr dreißig verabschieden wir uns von unseren Tischnachbarn mit einer Umarmung, Küsschen links, Küsschen rechts, ganz französisch, wünschen dem Paar noch schöne Tage mit den Freunden und einen guten Heimflug und den anderen beiden noch eine gute Zeit. Wir bleiben in Kontakt. Was war das für ein schöner Abend heute.
Oh
man, es ist schon fast 2 Uhr … und immer noch wird an einigen
Stellen gegrillt, gekocht und frittiert, Menschen laufen an uns
vorbei – es ist Nacht in Chinatown. An den Straßenrändern stehen
Berge von schwarzen Müllsäcken, Tüten mit Plastikflaschen und
manche Bürgersteige werden gerade sauber gemacht.
Mir
ist noch eingefallen, die kleinen Garküchen haben ja keine
Toiletten. Was tun? Kein Problem, denn dafür ist gesorgt. Die nette
Bedienung erklärt mir per Zeichensprache, wo ich sie finde. Links
gehen, dann in die schmale Gasse hinein und dann ist dort nach ein
paar Metern rechts die Toilette.
Soweit so gut. Unter normalen Umständen würde ich da nicht alleine reinlaufen, die Gasse ist schmal und eine Funzel spendet spärliches Licht. Ruhig atmen und gehen … dann sehe ich einen Mann, der vor der Toilette Wache steht. Ich zahle für die Benutzung 5 Bath und finde ein sauberes Örtchen mit Seifenspender und Toilettenpapier. Donnerwetter, da habe ich schon andere Sachen gesehen!!!! Ich nicke dem Mann zu und gebe ihm nochmal 5 Bath, er hat sich sehr gefreut. Zurück am Tisch fragt mein Mann gleich „... und gefunden???“ „Ja, alles prima. Es riecht wie Weihnachten dort. In den Pinkelbecken liegen runde Kugeln, die nach etwas Fichtennadeln riechen. Sind wohl Reinigungstabletten."
Also, da sind wir uns einig, es war ein super schöner Abend und 10 Minuten später sind wir wieder im Hotel. Inzwischen wurden die Absperrgitter wieder demontiert und der nächtliche Verkehr kann fließen und morgen beginnt das Spiel wieder von Neuem.
Etwas müde, aber so muß es auch sein. Schließlich wollen die Tage hier in Chinatown und Bangkok nutzen und sind nicht zum abhängen hier. Und morgen??? Da werden wir wieder zu Fuß unterwegs sein und den Abend verbringen wir mit unseren Freunden am River bei einem gemeinsamen Abendessen. Danach werden wir wahrscheinlich bei „unseren Burmesen“ noch einen Absacker trinken. Auf jeden Fall wird es wieder ein mega Tag werden. Gute Nacht!
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