
20. Januar 2020 – Bangkok – Wetter: sonnig, 28 Grad
Wir sind startklar für den Rest des Tages. Ich höre ein Geräusch vor unserer Zimmertür und schau vorsichtig raus. Oh, ich muss tief durchatmen. Vor der Tür steht ein Mann mit einer schweren Filmkamera auf der Schulter. Auf dem kleinen antiken Sofa gegenüber sitzt ein wunderschöne Frau und spricht in ein altes Telefon. Leise rufe ich nach meinem Mann, „ob die hier wieder einen Film drehen und uns ausquartieren, wie letztes Jahr?“ frage ich ihn. Er zuckt die Schulter und sagt: „Also das uns angebotene Hotel für die eine Nacht war ja wohl ein super Geschenk – allein schon die Suite und der Blick auf den Chao Phraya waren unbezahlbar!“ Okay, das Team bemerkt uns und winkt uns heran. Nein, es wird kein Film gedreht, nur ein paar Sequenzen und dann werden Fotos für ein Journal gemacht. Gut, dann ist ja alles klar. Wir verlassen unser Zimmer, aber vorher winkt die Schönheit mich heran und gibt meinem Mann ein Zeichen, er könne uns zwei fotografieren. Natürlich frage ich, ob ich das Foto für meinen Reisebericht und Film auf YouTube verwenden kann. No Problem und sie freut sich. Ich bin total fasziniert von ihrem Outfit und vor allen Dingen, wie perfekt sie geschminkt ist.
Also echt, wenn ich mir jetzt das Foto anschaue, bin ich doch wirklich ein Winzling gegen diese hochgewachsene Dame. Beim herunterlaufen der Treppen sage ich noch zu meinem Mann, „dieses Jahr kaufe ich mir aber ein rotes Kleid mit Schlitz – schließlich ist jetzt die Zeit in Bangkok, wo man so was trägt. Ist ja kurz vor dem chinesischem Neujahrsfest und Klamotten in rot sind angesagt!“ Er nickt nur lachend und meint, dann such dir aber auch noch passende Schuhe dafür. Pah, Männer …
Vor dem Hotel wartet schon der Fahrer, der uns zu unserem Freunden fahren wird. Also Taxi fahren in Bangkok ist total einfach, aber man braucht gute Nerven. Taxameter einschalten ist nicht jedermann Sache und da heißt es hart bleiben beim verhandeln. Voriges Jahr sind wir nach einem zähen Kampf in eine Taxe gestiegen, haben den Zettel mit der Adresse des Ziels auf Thai dem Fahrer gegeben und??? Er konnte damit nichts anfangen. Entweder konnte er nicht lesen oder hatte keine Ahnung, wo das sein könnte. Er fragte seinen Fahrgast, der gerade aussteigen wollte, ob er die Gegend kenne. Ui, Glück gehabt und so erklärte er dem Fahrer, wie er fahren soll. Dann hielt er unterwegs an, zeigte kurz nach rechts, kassierte das Geld und weg war. Und wir standen in Bangkok bei Dunkelheit an einer Stelle, die wir nicht kannten, können kein Thai sprechen, die Anwohner der Straße sind alle in ihren Wohnungen – da war guter Rat teuer. Zum Glück waren in einem Haus im Erdgeschoss zwei Frauen, die sich unser annahmen. Auf dem Zettel stand zum Glück eine Telefonnummer, die sie anriefen und unsere Freundin kam mit dem Auto angefahren und sammelte uns dort ein. Die beiden Frauen winkten uns nach, das nenne ich doch Gastfreundschaft!!!! Am Ziel angekommen, haben wir erstmal durchgeatmet, so haben wir gelacht. Wir waren nur 3 Straßen entfernt ausgesetzt worden. Diesmal haben wir keine Taxe genommen, denn wir wurden ja abgeholt. Es geht ein quer durch das Viertel, dann noch über den Fluss und wir kommen wohlbehalten am Ziel an.
Welch
eine Freude, unsere Freunde wiederzusehen.
Alles sind gesund und
munter und bei einem kühlen Wein auf der Dachterrasse, inmitten
eines Orchideenparadieses, sitzen wir zusammen und es gibt viel zu
erzählen.
Der Abend sinkt auf die Stadt nieder, die Lichter gehen an und wir fahren zu einem kleinen Restaurant, vor dem die Tische auf dem Bürgersteig stehen und freuen uns auch die lächelnde Köchin wieder zu treffen. Das Obst und Gemüse super frisch in der Auslage und es duftet schon so lecker aus der kleinen Küche.
Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn man
gemeinsam essen geht, bestellt nicht jeder ein Gericht. Man fragt in
die Runde – Fisch und Fleisch? Allgemeines Kopfnicken und dann wird
aufgetischt: Suppe, Gemüse, Fisch, Fleisch und Reis und natürlich
darf ein kaltes Changbier nicht fehlen. Die verschiedenen Gerichte sind sowas von lecker. Einiges ist auch schön scharf, aber noch vertretbar. Ich bin ein Fan vom Wasserspinat und der ist auch dabei.
Die Flaschen schwitzen bei der Hitze, hihiiiii und es macht zisch, zum Wohl auf unser Wiedersehen. Man bedient sich an den Platten und genießt die heiße Suppe. Neben uns rauscht der Verkehr; die Katze hat das vergangene Jahr an der verkehrsreichen Straße gut überstanden. Das grenzt schon fast an ein Wunder!
Unsere
Freunde fahren uns zum Hotel zurück. Unterwegs blinken und flackern bunte Lichter, da kann mir ganz anders werden.
Ich wundere mich immer, wie gelassen unsere Freunde hier Auto fahren bei dem Verkehr. Verkehrsunfall? Ich habe bei all meinen Besuchen in Bangkok erst einmal einen gesehen. Irgendwie funktioniert es gut, trotz der Verkehrsdichte. Am Eingangstor zur Chinatown heißt es gleich erstmal Abschiednehmen ...
und wir verabreden uns auf übermorgen Abend – zu einem Essen am River. Im Foyer des Hotel ist es angenehm kühl und lachend stelle ich fest, mein Kleid passt heute wunderbar zu der jungen Frau auf dem Gemälde. Im Vordergrund sieht man die Opfergaben für die Verstorbenen, ein wichtiger Bestandteil im alltäglichen Leben hier. Schnell noch aufs Zimmer und dann sind wir wieder on Tour.
Also gut, bewegen wir uns und wollen im abendlichen Chinatown unserer Streetfoodrestaurant aufsuchen mit den freundlichen Leuten, mit denen wir voriges Jahr so viel Spaß hatten. Unterwegs, alle paar Meter steigt ein neuer Duft in die Nasen. Nusprig glasierte gebratene Enten warten auf Käufer.
Süß und verführerisch ist auch das Gebäck, das überall verkauft wird. Nein, wir sind satt für heute ---
Die Straße haben wir gefunden, oh nein, die Birmesen sind nicht
da. „Halt, hier gibt es die roten Kleider“, flüstere ich meinem
Mann zu.
Er bleibt stehen und ehe er sich versieht, stehen wir in dem Laden und ich verschwinde in einer Umkleidekabine. Vorhang auf und mein Mann lächelt „Wie für dich gemacht und jetzt kann Neujahr kommen!!“ kommt von ihm. Glücklich schnappe ich die Tüte und wir laufen weiter. An einem Tisch sehen wir drei Frauen und einen Mann auf niedrigen Plastikhockern sitzen, die essen und trinken Chang-Bier dazu. Also setzen wir uns an den Nachbartisch und bestellen ein Bier, das wir nicht bekommen. Sie verkaufen keins. Fragend schauen wir auf den Nachbartisch und dann winken die Leute uns rüber zu sich, angeln aus einer Plastiktasche unter dem Tisch 2 Flaschen vor und stellen sie vor uns hin. Ich bin verdutzt, sage was auf englisch … 4 Augenpaare schauen uns an, man versteht uns nicht. Zum Glück, gibt es ja Handys. Wir sprechen englisch rein und die Antwort kommt sofort in einer Sprache, die wir nicht verstehen … dann geht das ganze wieder anders herum. Sie sprechen rein und wir hören die Antwort … sie seien aus China angereist zum chinesischem Neujahrsfest und es sei ihnen eine Freude, uns ein Bier zu spendieren. Menschenskinder, da bist du zig Kilometer von zu Hause entfernt und erlebst solche Sachen. Die Welt kann so unkompliziert sein. Unsere Unterhaltung klappt mit dem Übersetzungsprogramm prima. Es bleibt nicht aus, dass sie uns fragen, ob sie uns fotografieren können als Erinnerung an den Abend und auch für ihre Freunde zu Hause. Damit haben wir kein Problem und ich fotografiere im Gegenzug unseren unverschämt gut aussehenden Tisch und die „Dolmetschergerätschaft“.
Und
dort gegenüber, der Junge, der seine Füße im Fish-Spa-Becken
beknabbern lässt, gehört zu ihnen.
Der Vater ruft was zu ihm rüber und er winkt etwas verlegen zurück. Ich habe auch schon ein paar mal die Füße in solche Becken gehalten. Komisches Gefühl ist es schon. Oh, die machen Fußmassagen. Da werde ich die nächsten Tage sicher mal vorbei schauen. Nach einem anstrengenden Tag tut das den Füßen gut.
Gerne möchten wir uns
revanchieren und mein Mann geht in den Laden, in dem die Chinesen
das Bier erstanden hatten. Er hat bis 5 Uhr geöffnet, doch
Alkoholverkauf nach 24 Uhr geht nicht mehr. Eine Erfahrung mehr.
Okay, dann ist es so und wir plaudern eine Weile mit den Leuten,
bevor wir gehen. Wir wünschen ihnen noch schöne Tage in Bangkok und
alles Gute für das Jahr der Ratte.
Auf den Bürgersteigen werden die Utensilien der Garküchen zusammen geräumt, der Abfall steht in schwarzen Säcken verpackt am Straßenrand und Frauen schrubben die Gehwege mit Wasser. Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie sauber es hier zugeht. Voriges Jahr haben wir gesehen, dass später noch ein Tankwagen kommt und dann wird die Straße abgespritzt. Soll wohl auch wegen dem Smog sein. Wir sollen morgen unbedingt noch Mundschutzmasken kaufen wegen der Abgase. Sieht irgendwie blöd aus, mit so einem Teil herum zu rennen, aber die Auspuffgase dauernd einatmen ist nicht gut.
Im Hotel angekommen merken wir, es ist ja schon 01.55 Uhr … „One Night in Bangkok“ klingt es in meinen Ohren und wir machen bald das Licht aus. Der Tag war lang und schön.