
… Fischerboote waren in östlicher Richtung unterwegs. An den Ufern verliefen Landstraßen und Eisenbahnlinien, und alle hatten dasselbe Ziel. Es muss einen Ort im Osten geben, wohin jetzt alle am Morgen streben."
--> Zitat aus Selma Lagerlöfs „Nils Holgersson“; die Graugans meinte mit „die edle Stadt, die auf dem Wasser schwimmt“ Stockholm
4. Juli 2017 – Stockholm
Leise erinnerte uns um 5.00 Uhr (zur Klarstellung: morgens!) der Wecker daran, dass wir uns planmäßig inmitten der Schären vor Stockholm befinden müssten. Raus aus der Falle und ein Blick aus dem Fenster! Tatsächlich: Drei oder vier der ca. 24.000 Inselchen und Inseln zogen an uns vorbei. Das Wetter? Immerhin kein Regen. Aber auch keine Sonne – dafür dicke Wolken. Was sollte es – schnell die morgendlichen Reinmachepflichten erledigt und dann noch schneller nach oben. Kaffee stand bereit und gemeinsam mit der faszinierenden Inselwelt machte er mich blitzschnell hellwach. Das Deck war nass – der Himmel hatte erst kurz zuvor seine Schleusen geschlossen. Es tropfte noch ein wenig.
Viel war nicht auf dem Wasser los. Hinter uns ein schneeweißes Schiff. Die Silver Wind. Schon wieder eine alte Bekannte, die uns verfolgte. Ein Schiff der Luxusklasse, also nicht unsere Hausnummer. Vor uns nichts außer Wasser und Schären – wir waren in der Poleposition.
Trotz der frühen Stunde waren schon viele Mitreisende auf den Decks. Nicht nur bei den Kaffeespendern – auch an den Relings. Sie begeisterten sich an dem, was auch ich sah. Bewaldete Inselchen, manche größer. Viele mit Felsbegrenzungen und mit Häusern. Wochenendhäuser und auch ganzjährig bewohnte Häuser. Personen- und auch KFZ-Fähren brachten Passagiere und Autos von einer Insel auf die andere. Inzwischen kam auch Gaby05 im Außenbereich des Calypso-Restaurants an. Wie wir konnte sie es nicht mehr in der Koje aushalten und wollte die Schärendurchfahrt inhalieren. Und mit Fotos festhalten.
Zeitweise erschien auf der Backborseite blauer Himmel. Aber auf der anderen Seite … besser nicht hinschauen … Trotz der sich immer mehr bevölkernden Decks herrschte eine herrliche Ruhe. Die Ruhe, die sich von der Inselwelt mit kleinen Hütten und auch repräsentativeren Häusern auf uns übertrug. Wir näherten uns einem langgestreckten Felseiland, bevölkert mit größeren Vögeln. Komorane, die sich bereit machten, mit ihren Ausscheidungen der Vegetation den Garaus zu machen. Auf diesem Felsbuckel hatten sie bereits vollen Erfolg.
Unsere AIDAcara zog weiterhin an den Schären vorbei. Die Inselchen wurden zu Inseln und – je nach Ausdehnung – vermehrt mit ganz normalen Wohnhäusern bebaut. Leben im Grünen und ganz nahe am Wasser. Die Silver Wind ließ sich nicht abschütteln. Sie folgte mit gleichem Abstand. In unserem Windschatten? Nein, auch wenn es ein wenig frisch war – starker Wind war an diesem Morgen ein Fremdwort. Gut sahen die von der AIDAcara entstandenen Wellen aus, wenn sie eine Kurve fuhr. bzw. schwamm.
Die Schärenlandschaft wurde immer fesselnder. Ein richtiggehendes Paradies. Es war nicht schwer, ins Träumen zu kommen. Ein ganzer Sommer auf dieser Insel. Im eigenen Haus. Unerreichbar …
Dann wurde es richtig spektakulär. Nein, noch nicht – aber kurz darauf. Zunächst fiel ein Gebäude ins Auge. Das der Oxdjupets Snickerier & Co. Liebe Meerelfe – Schwedischstunde! Alles klar? Nein? Hier handelte es sich um ein Unternehmen am Oxdjupet, das sich mit Holzkonstruktionen beschäftigt. Also so etwas wie eine Tischlerei. In herrlicher Lage. Kann man dort arbeiten, wenn häufig kleine und große Schiffe vorbeiziehen?
So, dann wurde es eindrucksvoll. Die Inseln schoben sich immer näher an unsere AIDAcara heran. Es wurde richtig eng. Links und rechts von uns sahen wir auf den direkt ins Wasser fallenden Felsen ältere, gut gepflegte Gemäuer.
Wir fuhren gerade auf dem Oxdjupet, übersetzt in etwa Ochsentiefe. Ein enger, lediglich 17 bis 38 m tiefer sowie 180 m breiter Sund, durch den üblicherweise sämtliche Schiffe mit Ziel Stockholm fahren. Nicht nur in unserer Zeit, auch vor Jahrhunderten. Das erkannte Mitte des 16. Jahrhunderts der schwedische König und ließ zur Gefahrenabwehr Hindernisse versenken. Darüber lachten Anfang des 18. Jahrhunderts russische Kräfte, als sie große Verwüstungen im Schärengarten vornahmen. Das Ende vom Lied: Schweden erbaute oberhalb des Sunds die Festung Fredriksborg, beseitigte zur Förderung des Schiffsverkehrs die Unterwasserhindernisse und legte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beiderseits des Sunds die Festung Oskar-Fredriksborg an. Heutzutage vollkommen unnütz. Auch deshalb fristet Oskars Fredriksborg sein Dasein nur noch als staatliches Baudenkmal. Aber gut anzuschauen, besonders mit der Silver Wind im Hintergrund. Oder auch, wie sie vorwitzig um die Ecke schielt …
Okay, auch sie wagte die Fahrt durch den Oxdjupet. Schließlich zeigt Kapitän Krüger, wie man vorgehen sollte …
Weiter Richtung Stockholm – und plötzlich tauchte vor uns etwas Schlankes und Weißes auf. Ein Kreuzfahrtschiff, das sich als die Artania entpuppte. Sie hatte Stockholm bereits ihr Heck zugekehrt. Es waren nur wenige Passagiere auf den Decks oder den Balkonen zu sehen. Schliefen sie noch? Wenn sie wüssten, was sie verpassten … Interessant, wie sich Artania und Silver Wind näher kamen.
Die Blicke weg von den Schiffen und auf Richtung Schären. Platz gab es auf den Inseln noch zur Genüge – immer wieder waren Zeichen der Bautätigkeit zu erkennen. Aber keine Zeichen von Arbeitern – es war noch zu früh. Imposant, wie einige Fleckchen für den Hüttenbau ausgenutzt wurden. Das Häuschen schien zu schweben.
Und weiter in unserer Fahrrinne. Das Wetter schien sich zu bessern, je weiter wir uns Stockholm näherten. Es kamen Wünsche auf. Sollte das unser Sommerhaus sein?
Ja – prima! Oder doch nicht? Herr über eine Insel – das wäre doch ´was …
Nein, dort wollten wir nicht hin. Zu wenig Natur. Gut, dass die Errichtung von Plattenbauten nicht erlaubt war …
Wir staunten nur noch darüber, dass eine Idylle der nächsten folgte.
Trotzdem bekamen wir am Rande mit, dass im Außenbereich des Calypso eingedeckt wurde. Unsere Magenfalten klatschten Beifall und das Kleinhirn befahl dem Großhirn … aber das kennt Ihr ja schon. Auf zum Buffet – Zeit war´s! Wir hatten kein Problem, unsere Kauwerkzeuge tätig werden zu lassen und nebenbei alles, was an uns vorüberzog, zu bestaunen. Besuch kam. Ruckys Lieblingsfeinde mit großem, leeren Magen. Wussten die Flattermänner nicht, dass wir in Punkto Frühstück Egoisten waren? Freiwillig gaben wir nichts ab. Aber lediglich freiwillig, denn kaum holte ich mir Kaffeenachschub, klaute so´n M…vieh den Lachs von meinem Teller. Sturzflug und weg! Nun gut – das verschmähte Rührei schmeckte auch mit Bacon …
Schon wieder Gegenverkehr. Der Kapitän der Baltic Prinzess schaute bestimmt neidisch auf meinen inzwischen fast geleerten Teller. Auch Du bekommst nichts! Versuchs ´mal mit dem Sturzflug – dann könnten wir darüber diskutieren!
So, auf einmal verließen wir die Silver Wind. Sie steuerte direkt die Poleposition in Sichtweite der Stockholmer Altstadt an. Uns war dieser Premiumplatz nicht vergönnt, da die AIDAcara erst am Vortag für diesen Tag in Stockholm gemeldet worden war. Wir legten ein wenig abseits vom Touristengeschehen im Industriehafen Frihamnen an. Zwei alte (oder auch nicht!) Schweden „banden“ unser Schiffchen fest. Ganz schön kräftig, die beiden …
Bereits am Vortag hatte sich die Zehnerbande auf das Tagesprogramm geeinigt. Und auf Zeit- und Treffpunkt. 9.30 Uhr vor dem Schiff. Los ging es dann – mit Tagesticket und Bus in die Innenstadt. Vor dem riesigen Hauptbahnhof stiegen wir aus und malträtierten unsere Füße bis wir den U-Bahnsteig erreichten. Wo? Unten natürlich! Sie kam nach kurzer Zeit – unsere U-Bahn und brachte uns schnell und bequem Richtung Süden und zwar zur Haltestelle Globen. Schnell nach oben ans Licht und wir erkannten nach einigen Metern unser erstes Tagesziel – den Ericsson Globen. Kreuzfahrergerd hatte vorab den Besuch dieses attraktiven Baus vorgeschlagen. Und schon standen wir davor und bereuten es nicht.
Ganz schön hoch – 85 m; an der „Spitze“ befindet man sich auf 130 m über dem Meeresspiegel. Ganz schön breit – 110 m. Und was macht man in einem so großen rundlichen Ding? Veranstaltungen – es ist die größte und meist frequentierte Veranstaltungshalle Nordeuropas mit jährlich 1,4 Mio. Besuchern. Nur einige „Hausnummern“: European Song Contest 2000 und 2016, zwei Eishockeyweltmeisterschaften, Heimat von zwei schwedischen Erstliga-Eishockeyclubs. Und was macht man mit einem so großen rundlichen Ding? Man steigt nach einem fünfminütigen, vorbereitenden Filmchen ein – an der Außenseite. In eine der beiden Glasgondeln, die gegenläufig an der Außenhaut auf Schienen nach oben fahren. Insgesamt 20 Minuten hatten wir die Möglichkeit, Stockholm während der Auffahrt und später von ganz oben zu betrachten. Z. B. die futuristische Tele2Arena, in der auch Veranstaltungen stattfinden und die als Heimspielstätte der Erstligavereine Djurgårdens IF Fotbollsförening sowie Hammarby IF fungiert.
Auch der Ausblick über die Stadt war nicht ohne. Dann auch das Häusergewimmel in anderer Richtung.
Auffällig war, dass die Stadt mit viel Grün aufgelockert war. 20 Minuten gingen zu schnell vorbei und damit ging´s „bergab“.
Nach kurzem Spaziergang noch weiter. Hinab in den U-Bahn-Schlund, der sich für uns nach kurzer Zeit im U-Bahnhof Slussen öffnete. Direkt am Rande der Altstadt. Nun hieß es: Kampf! Kampf durch das Menschengewimmel und durch die unzähligen Baustellen. Doch wir waren geübt – wir erreichten die Anlegestelle der Personenfähre (Fahrten dieser Linie waren im Preis des Tagestickets enthalten), die uns zu einer Panorama-Rundfahrt mitnahm. Nicht nur wir hatten diese Idee – das Bötchen war einigermaßen voll. Und auf ging´s – als erstes fiel die Silver Wind auf, die an für Stadtbesichtigungen hervorragender Stelle angelegt hatte – im Stadsgårdshamnen am Rande des Stadtteils Södermalm.
Und weiter – vorbei an einem Teil des Königlichen Nationalstadtparks (!), der winzigen Insel Kastellholmen mit dem gleichnamigen Kastell, das in den letzten Jahrhunderten eine Basis für die schwedische Kriegsmarine war.
Mit einem Schwenk näherten wir uns dem von dem Deutschen Jacob Schultheiss bereits 1883 eröffneten Vergnügungspark Gröna Lund. Es war einiges los – unmittelbar neben Gröna Lund spuckte unser Bötchen viele Mitfahrende aus. Interessant, wie sich Wagemutigen den Attraktionen des Parks anvertrauten …
Nach wenigen Minuten tauchten vor uns zwei Museen auf, das Nordische und das Vasa Museum. Es begann die Rückfahrt. Eine der Prachtstraßen Stockholms, die Strandvägen, zeigte prächtige Bauten mit der Kuppel der Hedvig Eleonora Kyrka im Hintergrund.
Kurz darauf lag die kurze „Hafenrundfahrt“ hinter uns. Das Panorama der Altstadt hätte bei blauem Himmel besser ausgesehen.
Doch wir hatten noch einen Tag …Und nach dem Verlassen des Schiffes Kaffeedurst. Kein Wunder, da einige von uns früher als im Urlaub eigentlich üblich aufgestanden waren. Also hinein in die hinter der Anlegestelle beginnenden Altstadt. Hin zum Järntorget, einem der Plätze der Altstadt Gamla Stan. O Wunder, wir hatten Glück und fanden für die gesamte Zehnerbande freie Plätze im Außenbereich eines Cafés. Schön, dort zu sitzen, die den Platz begrenzenden historischen Häuser und die an uns vorübergehenden Menschenmassen zu beobachten. Suchten sie etwa freie Außenplätze? Wir erbarmten uns und machten uns nach dem Kaffeegenuss auf. Das Schöne an der Stockholmer Altstadt war, dass man sich nicht so richtig verlaufen konnte. Irgendwann stieß man an das die Insel umgebende Wasser oder an eine Brücke als Orientierungspunkt. Nun gut, wir hatten keine Probleme mit dem Verlaufen und stießen weiter in die Altstadt hinein. Schön langsam, denn es ging mal bergauf, mal bergab. Nicht so gut für unsere alten Knochen … Noch hielten sie alles aus – in dem Häusergewirr der Altstadt. Häuser, die schon einige Jahre auf dem Dach hatten und die dort gebaut wurden, wo gerade Platz war. So entstand nicht nur das Häuser- sondern auch das Straßengewirr. Ein Sträßchen fiel dabei besonders auf: Mårten Trotzigs gränd. Sie gilt als schmalste Gasse der gesamten Stadt.
Durch dieses Sträßchen Wandelnde sollten ein Durchmesser von maximal 90 cm aufweisen – mehr dürfte zu längeren Staus führen … Menschenmassenstaus …
Wir wären durchgekommen – keine Probleme. Irgendwo um die Ecke dieser Gasse führte ein Turm ganz nach oben. Bevor wir seine Höhe bestaunen konnten, mussten wir ein Tor durchschreiten, über dem stand: "Fürchtet Gott! Ehret den König!" Kurz darauf bekamen wir einen steifen Nacken. Sooooooooo hoch …
Ehrfurchtsvolle 96 m. An der Spitze würde man sich auf dem höchsten Punkt der Altstadt befinden. Doch so groß war unser Ehrgeiz nicht … Irgendwie passte die überragende Stellung dieses Bauwerks zu den Erbauern. Es war die Tyska Kyrkan – die Deutsche Kirche. Die Hanse ließ 1571 grüßen, als die deutsche Gemeinde gegründet wurde. Nach ca. 70 Jahren war die Tyska Kyrkan nicht mehr groß genug – sie wurde den Ansprüchen der Deutschen angepasst und naturgemäß erweitert. Dabei entsprechend ausgestaltet – Zeugnis der Großmannssucht der Hanse ausstrahlend … Aber immerhin – der Kirchenleuchter
war dagegen schlicht und einfach. Eben nicht aus den Zeiten der Hanse …
Wenden wir uns von deutschen Zeiten ab hin zu dem wunderbaren Zusammenleben von Dänen und Schweden. Das beste Beispiel dafür ist der Stortorget, der ehemalige Marktplatz.
Dort wurde in früheren Zeiten gehandelt und gefeilscht. Heute weniger – mehr geguckt und ins aufzunehmende Bild gerannt (Einer steht immer im Bild! Immerhin war die Person dann im Bilde). So, zurück zu der guten alten Zeit. Zur Wende des 15./16. Jahrhunderts. Dänemark war eine Großmacht mit einem Lechzen nach mehr. Das Mehr bedeutete Schweden. Also zog der dänische König mit einem Heer nach Schweden. Im Sinne einer vertrauensvollen skandinavischen Zusammenarbeit sollte aus zwei Nationen eine gemacht werden. War aber nix – die Dänen erhielten eine Abreibung, die sich gewaschen hatte. Und waren sehr beleidigt. So beleidigt, dass die sie erneut ins Land fielen. Dieses Mal waren die Dänen erfolgreicher und die Schweden riefen unisono: „Es lebe der dänische König, der nun auch der schwedische war!“ Das musste gefeiert werden. Großzügig saßen Schweden und Dänen zusammen, Ersteren wurde Vergebung, Gnade und Pardon versprochen. War aber wieder nix – nach einem dreitätigen Gelage wurden 80 schwedische Adlige himmelwärts geschickt. Und zwar vom Stortorget aus. Die Dänen waren jedoch unvorsichtig. Sie vergaßen einen: Gustav Eriksson, der entkam und nicht viel später mit einem neu aufgestellten Heer viele Dänen ins Jenseits schickte. Oder zumindest über den Øresund. Aufgrund seiner Verdienste wurde Gustav Eriksson der neue schwedische König und nannte sich fortan Gustav I. Wasa. Eine Erfolgsgeschichte begann …
Das den Stortorget überflutende Blut wurde im Laufe der Jahrhunderte weggewaschen und ist heute ein pieksauberer Touristenmagnet mit wunderschönen Häusern aus dem 17. Jahrhundert. Besonders ins Auge fielen das rote Schantzka Huset und das schmale Seyfridtska Huset. Im rechten Winkel zu dieser Häuserfront wurde – passend zum Markttreiben - die repräsentative Börse erbaut. Für aktuelle Anforderungen wurde sie als zu klein befunden und neuen Zwecken zugeführt. Wer sich über Nobel informieren will, kann das dort untergebrachte Nobel-Museum stürmen. Schade, wir suchten die Eisdiele, die vor drei Jahren in dem Prachtbau untergebracht war. Schon wieder: war nix! Ob man sich verspekuliert hatte? Bei den Preisen wie vor drei Jahren?
Weiter durch Gamla Stan. An der Domkirche (Storkyrkan) Richtung Schloss. Mit einem freiwilligen Halt vor einer historischen Telefonzelle, die auch als Fahrradständer genutzt wurde. Mein alter Schwede – ganz schön praktisch. Nur nicht die vielen Touristen, die die Telefonzelle stürmten. Minuten später kam der Erfolg: die Telefonzelle auf die Speicherkarte ohne eine einzige Person aus Fleisch und Blut. Und das ohne Wegpixeln, Kreuzfahrergerd!
Nur noch einige Minuten Spazierweg, vorbei an historischen Gebäuden, und dann baute sich der Prachtbau vor uns auf. Einfach übersichtlich, was die Barockkünstler zwischen 1690 und 1750 auf die Gemäuer einer älteren Burg gestellt hatten.
Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Königs wohnen nicht in diesen Gemächern. Vermutlich sind sie nicht groß genug?! Aber Königs arbeiten darin und nutzen die Gemäuer zu repräsentativen Zwecken. Z.B., falls Angela oder Donald zu einem Glögg vorbeikommen sollten …
Leider hatten wir zuvor getrödelt. Wir waren zu spät. Zu spät für die im Sommer täglich um 12.15 Uhr (ohne Königs!) stattfindende Wachablösung.
Wir umrundeten Königs Prachtbau und wandten uns dem Wasser zu. Dorthin, wo 1790 Gustav III, seines Zeichens König, nach dem siegreichen Krieg gegen Russland an Land ging. Das war natürlich ein Grund, ihm ein Denkmal zu setzen!
Die Füße qualmten. Also beschlossen wir, uns auf den Rückweg zu machen. Richtung Bushaltestelle, aber zunächst noch in Reichweite des Wassers, des Strömkajen. Ein Blick über das Wasser auf den Södra Blasieholmshamnen mit dem Grand Hôtel, den zum Hotel gehörenden Bolinderska palatset sowie Burmanska huset. Nicht gerade unsere Preisklasse – wir zogen unsere AIDAcara vor …
Bevor wir uns über die Strömbron Richtung Innenstadt aufmachten, warfen wir noch einen Blick zurück. Dort hin, wo am nächsten Tag unser Schiff festmachen würde.
Nach kurzer Zeit fanden wir eine uns genehme Bushaltestelle am Beginn der Kungsträdgårdsgatan. Direkt vor dem Gebäude des Jernkontoret, übersetzt „Eisenbüro“. In diesem übersichtlichen Gebäude war der Interessenverband der schwedischen Stahlindustrie untergebracht. Man sah es auch daran, dass die Stahlarbeiter ihren obersten Vertretern heimleuchten mussten. Direkt daneben schloss sich ein ebenso protziger Bau, nämlich der der führenden nordischen Bank, der SEB-Bank, an. Hingucker an diesem Gebäude waren verschiedene Reliefs mit Darstellungen aus dem Geschäftsleben.
Auf dem Schiff angekommen, ruhten wir uns nach den vielen zurückgelegten Kilometern erst einmal aus, um gestärkt beim Abendessen zuzuschlagen. Wir begannen erst einmal mit „Die schwedische Küche“, wechselten zu „Bella Italia“, um anschließend unsere Stammplätze in der Calypso-Bar einzunehmen. Die Dämmerung kam und damit auch die untergehende Sonne. Sie setzte die lauernde Möwe ins richtige Licht.
Auch die Umgebung des Industriehafens, die nicht gerade sehr attraktiv war. Aber die Sonne übertünchte vieles mit ihrem Gold …
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