Kann schwere See zum Bau einer Kathedrale führen?

Als unregistrierter Nutzer ist Dein Zugriff eingeschränkt. Bitte melde dich an oder registriere dich einfach mit ein paar Klicks hier, um alle Funktionen in vollem Umfang nutzen zu können.
Kabinenkategorie
Balkonkabine
Reisedatum von
25. August 2019
Reisedatum bis
5. September 2019

Ja, das kann sie. Und ja, das hat sie auch, nämlich diese Kathedrale hier, die Kathedrale Santissimo Salvatore in Cefalù.




Es ist eher ungewöhnlich, dass sich in einer Stadt mit nur 15.000 Einwohnern ein Dom befindet. Ein Sturm und die damit verbundene sehr raue See waren ausschlaggebend. Der eine findet es toll, wenn er mit der Aida auch mal die Wellen reiten kann. Ein Vergnügen, dass viele nicht teilen. Auch Roger II. fand das nicht lustig. Im Gegenteil, als sein Schiff im schweren Sturm mit hohen Wellen vor der sizilianischen Küste zu kämpfen hatte bekam er es mit der Angst zu tun und betete. Ja, auch so ein Normannenkönig hat mal Angst. Verständlich, Aida war zu der Zeit noch nicht auf den Weltmeeren unterwegs. Dann hätte die Geschichte vielleicht ein anderes Ende. So aber hat er Gott in seinen Gebeten versprochen einen Dom zu bauen, wenn er lebend das Festland erreicht. Und Gott hatte ihn erhört! Roger konnte sich aufs Festland retten und strandete in Cefalù. Und er hielt Wort. Aus Dankbarkeit für seine erhörten Gebete ließ er genau an der Stelle den Duomo San Salvatore bauen. Baubeginn war 1131.


Aber zurück in die Gegenwart. Die Treppe zum Dom ist für gehbehinderte die erste Prüfung. Die Stufen sind ausgetreten und sehr hoch, ein Geländer gibt es nicht. Dafür gibt es etwas anderes. Nämlich jede Menge Touristen die den Blick nur für eine Sache haben. Dem Dom? Nee, nee, falsch! Dem Selfiestick! Man muss also nicht nur auf den Weg, sondern auch auf lebende Hindernisse achten. Der eingezäunte Vorplatz scheint ungepflegt und wirkt auf mich wenig einladend. Von hier oben offenbart sich ein interessanter Blick in eine der engen Gassen.




Die Kathedrale sieht von außen eher etwas plump aus. Mir fällt gerade kein besseres Adjektiv ein. Der Charme des Doms liegt für mich an seiner Position. Wie angelehnt an den 270 m hohen Felsen Rocca di Cefalù steht er da wie ein winziges Spielzeug. Zugegeben, ich bin kein Fan von Innenbesichtigungen, egal ob ein Museum oder eine Kirche. Hier ist das anders. Gesang zieht mich magisch an. Die Tür steht offen. Es ist gerade Gottesdienst. Die Kirche ist rappelvoll. Sie wäre sicher noch voller, wenn nicht so viele Touris gleich am Portal abgewiesen worden wären. Es liegt nicht an der Fülle im Innenraum, sondern an der unangebrachten Kleidung dieser Touris. Da ich während eines Gottesdienstes nicht auf Fotosafari gehe kann ich nur dieses eine Bild zeigen.



Das habe ich so nicht erwartet. Nur dieser eine Blick vielleicht 10 m vom Eingang entfernt und der tolle Klang des Kirchenliedes haben mich eines besseren belehrt. Man soll sich eben nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen. Einen Moment lausche ich noch den Worten des Priesters, dann schleiche ich mich leise wieder hinaus. Am Fuße der Treppe wartet die Reiseleiterin, die uns zur Verkostung sizilianischer Spezialitäten führen möchte. Die nächste Überraschung! Ich habe geglaubt, dass wir in ein kleines Café gehen. Nein, am Rande des Domplatz war ein Tisch aufgebaut. Die Köstlichkeiten erweisen sich als süße Verführungen. Es ist Mittagszeit und so ist auch genug Platz für diese Kostproben vorhanden.




Wir haben genügend Zeit um unsere Raumleere zu bekämpfen. Auch wird ständig für Nachschub gesorgt. Das Süßkram macht durstig, aber Wasser und Orangensaft gibt es auch reichlich. Interessant zu sehen, dass doch immer wieder Leute versuchen sich in unsere Gruppe zu schummeln. Noch interessanter aber, dass die beiden Frauen jeden "Fremdling" sofort identifizieren. Das ist eine Sache, die mich im Juni auf der Costa Favolosa schon fasziniert hatte. Wir wurden immer mit der richtigen Sprache angeredet. Woran erkennt man uns Deutsche so ganz ohne Badetuch zum Reservieren?

Viel Zeit zum Nachdenken bleibt mir nicht. Die Reiseleiterin bietet eine kleine Zusatzführung durch den Ort an. Ich nehme gern an. So gelangen wir an ein Fenster, dem ich nie Beachtung geschenkt hätte.




Es sind Ölkrüge. Je mehr Krüge, um so reicher die Familie.

Ein paar Gassen weiter bleiben wir nicht vor dem Fenster stehen, sondern gehen einige Stufen hinab in einen Keller. Es ist die "Lavatorio Medievale", eine alte arabische Wäscherei. Sie ist in den Felsen gehauen und wurde von einem Brunnen mit Wasser versorgt, der noch heute mit dem Hausberg 'Rocca' verbunden ist.




Und nun Freizeit. Die Reiseleiterin zeigt in drei Richtungen, Kathedrale, Busparkplatz, Meer. Na klar doch, ich wähle die Richtung "Meer". Auf dem Weg sehe ich ein relativ stark frequentiertes Tor. Was ist denn da los? Ist es Neugier? Nein, nur Wissensdurst. Ich muss da also hin. Und: Überraschung - das Meer!





Ich finde kurz danach noch einen weiteren Zugang zum Strand, so ganz unromantisch ohne Tor. Hier stehe ich aber Niemandem im Weg und kann in Ruhe ein paar Fotos machen. Im Prinzip ist das die Hinterfront einer schmalen Gasse. Unglaublich!




Der Blick zur anderen Seite offenbart, dass Cefalù tatsächlich ein alter Fischerort ist.




Für mich hat sich der Ausflug jetzt schon gelohnt. Was für ein gemütlicher pittoresker Ort. Wohl oder übel muss ich mich auf den Rückweg machen. Es dauert aber. Immer wieder bleibe ich stehen, staunend, geniessend und natürlich auch fotografierend.




Für meinen Geschmack ist der einsame Schwimmer ziemlich weit draußen. Ein sportliches Völkchen hier, die Turnerin vom Hinweg, jetzt der Schwimmer.

Dann kommt auch der Leuchtturm - der Faro Capo Cefalu - wieder in mein Blickfeld. Besichtigen kann man den nicht. Er steht auf Militärgebiet.




Der Weg lädt zum Bummeln ein. Der Blick Voraus zeigt u.a., dass die Turnerin ihr Training beendet hat.




Und hier noch einmal der imposante Blick zurück. Natürlich habe ich genau dasselbe schon auf dem Hinweg gesehen, aber jetzt, nachdem ich die kleine Stadt kennengelernt habe sieht es noch viel schöner aus.




Unsere kleine Gruppe ist pünktlich beim Bus. Unsere Reiseleiterin telefoniert. Ihr Blick ändert sich sekündlich. Was hat das denn zu bedeuten? Irgendwie nichts Gutes. Ist auch so, betrifft uns aber nicht, noch nicht. Während wir hier einen schönen Sommertag verlebt haben ging in Palermo ein Unwetter nieder. So heftig, dass ein Drittel der Straßen wegen Überflutung gesperrt werden mussten.

Von Palermo trennt uns aber noch eine Stunde.


Ich halte im Bus meinen Fotoapparat einsatzbereit, um den Blick bildlich festzuhalten, den die links sitzenden Gäste auf der hinfahrt schon genießen durften. Und Überraschung: Ein ungeplanter Fotostopp.

Jetzt verstehe ich die "Ahs" und "Ohs", die im Bus zu hören waren.




Hier kommen die Ausmaße erst so richtig zur Geltung. Diese winzige Kathedrale vor dem riesigen Felsen. Und auch die Ausmaße der Kathedrale, die ich vom Domplatz aus nicht einmal ansatzweise erahnen konnte.

Der Name Cefalù stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet "Ein Felsen, der wie ein Kopf hoch über der Stadt ragt. Passt!


Die Spuren des Unwetters sind noch gut sichtbar. Dank der Vorwarnung schaffen wir es ohne Probleme zum Hafen. Und auch hier wird noch ein Terminal gebaut. Wo soll dass alles mal hinführen?




Der Himmel ist noch immer wolkenverhangen. Das Schönste am Auslaufen ist, dass die Abendbeleuchtung der Stadt ein ganz anderes, bisher unbekanntes Bild gibt.


   


Wir nehmen Fahrt auf mit Kurs auf eine weitere italienische Insel. Auf der Stella gibt es zu vorgerückter Stunde noch eine Premiere. Die Weltmeer-Premiere von Disneys Aladdin. Den Film kenne ich noch nicht und mir den Wecker stellen muss ich auch nicht. Mein Abendprogramm steht also fest: 22.45 Uhr Theatrium. Geplant, getan. Leider sehe ich das Ende des Films nicht mehr. Es liegt nicht an der späten Stunde. Es liegt einfach nur daran, dass ich nicht länger auf dieser Bank ohne Rückenlehne sitzen kann. Ich will besonders clever sein und die letzte halbe Stunde in der Kabine ansehen. Von wegen clever, der Film wurde nicht in die Kabine übertragen. Zum Glück kenne ich das Ende der Geschichte.


Da bleibt mir nur - so wie jetzt auch - ins Bett zu gehen.


Gute Nacht und Fortsetzung folgt.......