
22. März, Khasab/Oman, sonnig 27 Grad
Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, den Wecker zu stellen und um 6 Uhr den Sonnenaufgang zu beobachten. Ach ja, wir sind auf dem Weg nach Khasab.
Als wir die Reise ausgesucht hatten, rätselte ich eine Weile, ob die Bella hin und her fährt. Gehört Khasab doch zum Oman und der Hafen war mir noch nie aufgefallen. Zum Oman gehören Muscat und Salalah, doch wo um Himmelswillen liegt Khasab? Also machte ich mich auf die Hafensuche und siehe da, es gibt eine Exklave des Omans an der Straße von Hormus, von der ich schon gehört hatte.. Die Halbinsel Musandam ist der äußerste Zipfel zwischen dem Golf von Oman und dem persischen Golf. Das Grenzgebiet zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten haben wir im November gestreift, als wir von Fujairah aus einen Ausflug entlang der Küste gemacht hatten und auch in Dibba waren. Der Name Khasab war mir damals nicht untergekommen. Nun bin ich ein Stück schlauer. Erst im Jahr 1970 wurden die Grenze mit den VAE neu geregelt und seitdem gehört eben diese Halbinsel zum Oman. Sultan Quaboos sorgte dafür, dass eine vernünftige Infrastruktur geschaffen wurde, sprich ein Flughafen wurde gebaut, Straßen angelegt, Schulen errichtet und natürlich auch Krankenhäuser. Die Bevölkerung in den entlegenen Gebieten, den Tälern zwischen den hohen Bergen oder in den vielen Fjorden ist gut versorgt mit Elektrizität. Mehr als die Hälfte der Einwohner dieser Exklave leben in Khasab – es sind wohl so um die 25 Tausend. Der Oman liegt ungefähr 100 Kilometer entfernt. Von Muscat aus gibt es mehrmals täglich Flugverbindungen nach Khasab. Es verkehren auch Schnellfähren dort hin, aber auch zum Iran.
Eigentlich hatten wir vor, mit AIDA einen Ausflug ins Gebirge zu machen und als wir uns endgültig entschieden hatten, war der Ausflug ausgebucht. Würde ich mal als „Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen“ abhaken. Am Abend vorher haben wir mit einem netten Ehepaar ausgemacht, wir gehen einfach im Hafen von Bord und dann schauen wir mal. Auf jeden Fall wollten wir nicht mit dem Shuttle-Bus ins Stadtzentrum fahren, vielmehr interessierte uns die bizarre Landschaft. Kurz vor der Abreise hat unser AIDAfreund Ottmar von einer Fahrt mit einer Dhau durch die Fjorde erzählt. Atemberaubende Landschaft sei da zu sehen. Allerdings hatte er leider etwas Pech gehabt – seine Tour startete bei schönem Wetter und dann kam Sturm auf. War dann wohl es etwas heikel geworden mit der Rückfahrt, aber das Boot kam noch gut im Hafen an und die Stella lag nicht mehr im Hafen. Sie wurde in Sicherheit gebracht auf See und die Passagiere kamen mit Tenderbooten zur Stella zurückgefahren. Oh, ein wenig abgeschweift vom Thema. Nö, das möchte ich nicht so erleben und habe deshalb die letzten Tage genau auf die Wetterprognosen unseres Kapitän geachtet. Die Aussichten auf eine sturmfreie Fahrt durch die Fjorde stehen gut! Der Morgen ist leicht diesig, windstill ...
Nun aber zurück zum Sonnenaufgang und der Einfahrt in den Hafen. Schon von weitem fällt es auf, der Küstenabschnitt hat viel zu bieten. Kleine Inseln, steile Felsen, karge Bergkuppen und was mich immer besonders freut, die Sonne kommt hinter den Bergen hervor. Die Himmel leicht gerötet und dann schickt die Sonne ihre ersten Strahlen über die Kuppe und zack ist hell. Vor uns liegt der künstlich angelegte Hafen.
Ein schmaler Kanal auf dem kleine Boote über das Wasser rasen führt in die Stadt hinein. Polizeiboote patrouillieren und kontrollieren kleine Frachtschiffe. Der kleine Freihandelshafen ist ein beliebter Hafen für die Boote aus dem Iran. Sie haben blökende Vierbeiner geladen und unter anderem auch geknüpfte Teppiche. Was sie dann mit zurücknehmen, könnte ihnen in ihrem Heimathafen etwas Ärger einbringen - deshalb die Kontrollen. Das wäre ungefähr so, wie wenn ich 5 Liter Rum und andere verbotene Dinge mit an Bord der Bella bringen würde, grins – was ich ja nicht mache, ich kenne die Vorschriften zum Glück und will nicht unangenehm auffallen. Etwas Unerlaubtes an Bord schmuggeln ist für mich ein absolutes No Go.
In der Ferne kann ich einen Teil der Stadt sehen. Hinter hohen Palmen sind im fahlen Morgenlicht die Türme und Kuppel einer Moschee zu erkennen.
Wäre bestimmt auch interessant, dort hin gehen. Aber in den paar Stunden, die wir in diesem Hafen sind, ist es sicher nicht realisierbar – alles anzuschauen.Jetzt aber schnell runter in die Kabine, umziehen, frühstücken und dann gehen wir an Land. Unsere zwei Mitfahrer warten an der Gangway. Also ehrlich, wir Touristen werden sehnsüchtig von den Taxifahrern und Ausflugsanbietern erwartet. Ich denke mal, hier kommen nicht oft Kreuzfahrtschiffe vorbei und alle möchten ein Stück vom "Kuchen" ab haben. Wir diskutieren ein wenig herum, feilschen etwas am Preis und dann sitzen wir in einer Taxe und wissen nur, es geht zu einem Boot.
Ich nun wieder, im Leben zu viele Krimis gelesen, habe leichtes Herzklopfen. Mein Mann flüstert mir ins Ohr „nun kriege dich wieder ein, hast du hier ein Holzboot gesehen? Die liegen sicher im anderen Teil des Hafens!“ Uff, das hat gepasst … Ich schau aus dem Fenster und mach ein paar Fotos. Die Taxe ist am Pier mit den Ausflugsbooten angekommen und wie es für die südlichen Länder fast normal ist, lautstarkes Palaver zwischen Taxifahrer und Bootsführer, der aber nicht sehr freundlich schaut und dann dürfen wir einsteigen. Kaum sitzen wir, bekommen wir die freundliche Aufforderung, wir mögen doch bitteschön in das Boot steigen, welches ganz außen angebunden ist. Also wir steigen über die Brüstungen, Teppiche, 3 Boote und gelangen in angesagtes Boot. Es hat noch ein kleines Oberdeck und da die steile Treppe nach oben für uns kein Problem ist, steigen wir hoch. Himmlisch, rufe ich aus. Wir sind gerade zu viert – ein Balkon für uns allein. Es kommt noch Paar dazu, der Rest der Mitfahrer hat es sich im unteren Bereich bequem gemacht. Große Kissen und Teppiche laden ein, sich fast hinzulegen und dann wird der Motor angeworfen und wir fahren los.
Die Dhau nimmt Kurs auf die Fjorde. Was die Verschiebung der arabischen Platte unter die Eurasischen Platte hier vollbracht hat, ist sehenswert. Gesteinsschichten haben sich aufgetürmt zu schrägen Bergen, zu Hügeln im Wasser – es gibt verschiedenfarbige Streifen, Quader die sich aneinander reihen – einfach atemberaubend. So toll habe ich es mir nicht vorgestellt. Die Kulisse ist ein unvergesslichen Bild, alles karg – nur ein paar vereinzelte Bäume sind zu sehen, aber ein Farbrausch von beige über ocker, hin zu leicht rötlich. Ohne weitere Worte, einfach schauen.
Die Steinverwerfungen und Schichten, unbeschreiblich schön. In einer Bucht liegt eine kleine Siedlung und wir erfahren, es leben dort einige Familien gemeinsam in dieser Einöde. Ich frage den jungen Bootsbegleiter, was die dort genau machen – er lacht, leben und arbeiten, Fischfang zum Beispiel. Die Kinder werden mit Booten abholt und können die Schule besuchen.
Der junge Mann kommt und bringt kühle Getränke und etwas Obst, wir haben kaum Zeit das zu konsumieren, weil es so viel zu schauen gibt. Als wir um einen Berg herumfahren, springen aufgeregt ein paar Ziegen mit geschwungenen Hörnern zwischen den Felsen herum. Sie finden auch hier in der kargen Landschaft noch einiges an Grünzeug, das sie abnagen können. Ein paar Felsbrocken hängen schon sehr kippelig, dass man fast befürchtet, sie könnten abrutschen und die Tiere unter sich begraben. Der Titel des Fotos „ Ziegen, die auf Menschen starren“
Kurze Zeit ertönt ein Ruf vom unteren Decke „Delphiiiiiiiiiiiiiiiine!!!“ Wir springen hoch und dann sehen wir sie. Oh mein Gott, nicht nur einen, sondern gleich 3. Sie schwimmen parallel zu unserem Boot und sind wirklich rasant schnell unterwegs.
Es ist, als würden sie uns zeigen wollen, was sie können. Sie krümmen sich und springen in die Höhe, ein Delphin legt sich seitwärts und dreht sich hin und her.
Wie schön das ist …. der Schiffsmotor verstummt und wir dümpeln in einer kleinen Bucht, in der sich unzählige Delphine tummeln. Elegant gleiten sie durch das Wasser, tauchen unter, springen und dieser Anblick lässt für einen Moment einfach alles vergessen – weit weg von großen Städten, Hektik, Krieg und Politik.
Es wird Zeit für die Rückfahrt, ein paar Delphine begleiten uns ein Stück; dann drehen sie ab und wir nähern uns dem Hafen.
Die Dhau fährt auf die Bella zu, wir können noch ein paar Fotos machen und dann heißt es „Vielen Dank für diese wunderschöne Fahrt“, kleines Trinkgeld für die Bootsführer und seinem Gehilfen und wir streben unserem Schiff zu.
Wir sind noch ganz hin und weg , von dem, was wir in den letzten 3 ½ Stunden gesehen haben. Khasab mit seinen Fjorden, das schöne neue Ziel hat uns sehr gefallen. Kleiner Delphin, dich werde ich wohl nie vergessen.
Den Abend beschließen wir mit einem kleinen Bier in der Bella Bar bei der Lesung der Schauspieler Yvonne Gallo und Guido Fuchs, die schon seit vielen Wochen an Bord sind. Zufällig trafen wir uns im Shuttle-Bus in Dubai wieder – schön, dass sie noch da sind. Wir kennen uns von anderen Reisen. Die Geschichten von Loriot kann man gefühlte 100 mal hören, immer wieder gut. Eine kleine Deckrunde noch, auf dem Pooldeck läuft gerade die Beachparty.
Es wird nicht sehr spät heute Abend für uns, denn morgen ist schon wieder ein Hafentag und obwohl wir auch schon in Muscat waren, wollen wir unterwegs sein und zwar zu Fuß … mal sehen, wie weit uns diesmal die Füße tragen. Gute Nacht, Wecker stellen, denn auch die frühe Einfahrt in den Naturhafen von Muscat ist sehenswert.
In dem Film gibt es eine Zusammenfassung von Dubai und Khasab.