
23. Januar 2019
Obwohl die Nacht für mich relativ kurz war drehe ich meine morgendliche Runde mit der Kaffeetasse in der Hand. Viel Zeit bleibt mir nicht, denn bereits um 9.30 Uhr möchte ich zur Ausflugspräsentation von Madeira ins Theater.
Einerseits hatte ich bereits einen Ausflug reserviert. Andererseits sollte am späten Nachmittag auch die Sternstunde stattfinden. Ich musste recht lange überlegen, welchem Ausflug ich den Vorrang gebe. Die Sternstunde auf meiner vorigen Reise – eine Weinverkostung auf einem Weingut bei Palermo – war der totale Reinfall. Dabei hätte es so schön sein können, wenn damals bei einigen Gästen die Gier nicht größer gewesen wäre als der Anstand. Bei der Einladung ging es wieder um Essen und Trinken. Rodizio im Central. Die Begriffe waren mir nicht neu, denn darüber habe ich im Forum schon gelesen, Gutes und nicht so Gutes. Kurzum, die Neugierde hat gewonnen und ich habe meinen Ausflug storniert. Ich kenne weder das Restaurant noch kann ich mir etwas unter Rodizio vorstellen. Ich bin pünktlich im Theater. Aber nach so viel geführten Ausflügen der letzten Tage fehlt mir die Lust auf eine organisierte Unternehmung. Dennoch wurde meine Teilnahme belohnt. Die Scoutine kündigt eine Überraschung an. Und die war es dann tatsächlich. Auf Grund der starken Nachfrage findet eine zweite Insider-Tour statt, allerdings in etwas gekürzter Form. Also was tun? Diese Touren sind eigentlich sehr teuer. Und ich habe bereits 2011 eine Insidertour auf der Blu gemacht. Andererseits ist die Blu mit der Cara nicht vergleichbar und 2011 ist sehr lange her. Außerdem habe ich durch die Stornierung Geld gespart.
Ich bleibe gleich im Theater. Es folgt die nautische Stunde mit dem Kapitän. Der Vortrag ist in etwa immer gleich, aber die Fragen der Gäste machen diese Veranstaltung doch meist sehr interessant und manchmal auch amüsant. Zunächst kam die Erklärung für die Entscheidung in Horta zu tendern. Eine Entscheidung, die von den vielen „Kapitänen“ an Bord stark kritisiert wurde. Der Grund war ganz simpel. Das Wasser im Hafenbecken ist zu flach. Lediglich ein schmaler Bereich an und neben der Pier ist tief genug für unsere Cara. Eine Windböe während des An- oder Ablegens hätte genügt, um uns auf Grund laufen zu lassen. Und davon hatten wir an dem Tag mehr als genug. Für einige „Kapitäne“ oder „Wächter der Gewinnmaximierung von Aida“ war diese Erklärung aber nicht genug. Die nächste Frage lautete dann in etwa, ob Aida Geld gespart hat, weil zum Tendern nur ein kleiner Teil der Pier genutzt wird und nicht die gesamte Länge. Klare Antwort des Kapitäns: Es wird derselbe Betrag fällig, egal ob die Cara anlegt oder tendert. Er ergänzt sogar noch, dass der Betrag auch bezahlt werden müsste, wenn wir morgens wieder abgedreht wären. Irgendwie kam ich mir vor wie hier im Forum.
Kapitän Pannzek verkündete aber auch noch etwas ganz Erfreuliches. Ein Azoren-Hoch wird uns begleiten.
Sonst brachte die Veranstaltung nur noch die üblichen Fragen nach Müllentsorgung, Wasserverbrauch und ähnliches.
Im Anschluss schaue ich am Ausflugscounter vorbei und kehre mit einem Transferticket für Funchal und einem Ausflugsticket für den Teil-Seetag in meine Kabine zurück.
Nach einer Stärkung zieht es mich schon wieder ins Theater. Die Vorträge von Klaus Kiesewetter möchte ich mir nicht entgehen lassen. Das heutige Thema: Die Blumeninsel Madeira.
Bevor ich am Nachmittag noch meine Schulter-Nacken-Massage genieße, begebe ich mich erst mal wieder auf einen Spaziergang. Man könnte auch sagen, ich hole den abgekürzten Teil von heute morgen nach. Eine gute Gelegenheit mir das Azoren-Hoch anzusehen, dass uns laut Aussage des Kapitäns begleitet. Wir haben es tatsächlich gefunden. Unsere Suche war erfolgreich. Der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Wenige Wolkenschleier haben nur eine einzige Funktion: Schön auszusehen. Der Wind hält sich zurück. Die Cara gleitet majestätisch über den Atlantik, dessen Meeresspiegel so glatt wie Seide ist. Für diese Jahreszeit beinahe ein Wunder. Einfach nur zum Genießen. Und bei knapp zwanzig Grad lässt es sich gut aushalten.
Für mich stehen heute keine Termine mehr an. Zum Essen muss ich mich zwischen Californien und den USA entscheiden.
Hier noch schnell der Nachtrag zu den drei vergangenen Tagen. Die Softeismaschine tut ihren Dienst, immer in der gleichen Qualität und mit der selben Geschwindigkeit. Gleiches kann ich von den Kellnern nicht behaupten. Inzwischen werde ich komplett ignoriert. Ich verdurste trotzdem nicht. Ich habe mich zwischenzeitlich – sozusagen aus der Not heraus - mit der Bierzapfanlage angefreundet. Es geht mir schließlich nicht speziell um den Tischwein, sondern um ein Getränk zum Essen, dass nicht ausschließlich aus Wasser bestehen sollte. Die Idee, ein Trinkgeld hier zu lassen ist endgültig gestorben. Die Idee, den Fragebogen nach der Reise auszufüllen ist geboren.
Während wir die vierte portugiesische Insel ansteuern gehen meine Gedanken zu den drei besuchten Azoreninseln zurück.
Wir wurden überall freundlich empfangen und auch verabschiedet. Es war nirgendwo überlaufen. Die Natur ist beinahe unberührt, die Städte sind nicht durch Hochhäuser oder andere Bausünden verschandelt. Die Liebe zum Detail ist beeindruckend, sowohl an den Häuserfronten und Balkonen, als auch die Mosaike der sauberen Fußwege. Grasende Kühe auf grünen Wiesen und Berggipfel im dichten Nebel gehören auch zu meinen unauslöschbaren Eindrücken.
Das einzige was nicht passte war die Reisezeit. Diese Aussage bezieht sich nicht auf das Wetter, sondern auf die Vegetation. Wie schön muss es erst dort im Frühling sein. Ich würde die Azoren gern noch einmal bereisen. Aber in der Saison 2019/20 und 2020/21 fährt Aida wieder eine identische Route zur selben Zeit. Schade!
Ich wünsche diesen abgelegenen und von Naturgewalten bedrohten Inseln im Atlantik, dass sie so bleiben wie sie jetzt sind.
Mit diesen Gedanken beende ich meinen Abendspaziergang. Die See ist weiterhin ruhig. Das Azoren-Hoch wird für einen ruhigen Schlaf sorgen.
Urlaub auf dem Meer.........
Kommentare 3