
22. Januar 2019
Das Einlaufen spüre ich, stehe aber trotzdem nicht auf. Es ist noch dunkel und nicht einmal 7 Uhr. Ich kann es langsam angehen lassen, denn mein Ausflug startet erst mittags. Als es hell wird mache ich mich bereit für die morgendlichen Rituale. Ich befreie meine Fensterbank von Kissen und Decken und was ich sehe gefällt mir nicht. Regen! Aber es gibt einen Lichtstreifen am Horizont.
Ein guter Grund die Reihenfolge zu tauschen. Erst das Frühstück, dann der Morgenspaziergang. Gut gestärkt und warm angezogen mache ich mich auf „den Weg“. Schön ist anders, aber es hätte schlimmer sein können. Auch der Blick auf den Hafen ist nicht wirklich schon.
Wir liegen außerhalb, der Strand des Sieges (Praia da Vitória) ist 4 km entfernt. Ein Shuttleservice ist eingerichtet auf den ich aber verzichte. Stattdessen hole ich nach, wozu ich gestern nicht gekommen bin. Na gut, wozu ich gestern keine Lust mehr hatte.
Zum einen die Aida Heute. Aha! Das ist ja schon mal interessant. Es findet eine Sicherheitsübung der Crew statt. Und warum ich das so interessant finde? Weil die Übung schon am Vortag stattfinden sollte. Aber dies war beim Tendern nicht möglich. Eine Vermutung der Hobbyseeleute gestern war, dass das Tendern die Sicherheitsübung der Crew ist und wir als Statisten mißbraucht werden. Gut, diese Theorie wäre dann jetzt vom Tisch.
Das nächste Studium gilt dem heutigen Reiseziel. Aida war so nett, die Routenplanung dem Namen der Insel anzupassen. Wir sind auf Terceira, was übersetzt die Dritte heißt. Es war die dritte Insel, die im 15. Jahrhundert von portugisieschen Seefahrern entdeckt wurde. Auch für uns ist es die dritte Insel, die wir entdecken.
Natürlich spielt Vulkanismus auch auf Terceira eine große Rolle. Eigentlich sollten wir den feuerspeienden Bergen dankbar sein. Denn ohne diese heißen Ungeheuer würde es die Azoren überhaupt nicht geben. Für die kleine Reisegruppe, die sich hier bereits gebildet hat (für die anderen natürlich auch) noch eine kurze unbebilderte Information: Es gibt drei große, aber relativ flache Vulkansysteme. Wanderwege sind gut beschildert. Ich weiß auch schon sicher, was ich mir bei meinem nächsten Besuch auf den Azoren ansehen werde: Die Höhle von Algar do Carvão. Stufen führen 100 m nach unten, wo sich ein kleiner See mit kristallklarem Wasser befindet. Wie in einer Tropfsteinhöhle gibt es Stalagmiten und Stalaktiten. Die Sonne soll alles in ein magisches Licht tauchen. In der Nähe befinden sich heiße Schwefelquellen, die Furnas do Enxofre.
Diesmal habe ich ein anderes Ziel. Ich möchte mit dem Ausflug PRV01A Angra do Heroísmo und das Umland besichtigen.
Es geht pünktlich los und wieder weichen wir ganz spontan von der vorher geplanten Route ab. Unsere Reiseleiterin sieht, dass ein Aussichtspunkt gerade frei von Nebel ist und beschließt, dort zuerst hinauf zu fahren. Gut gemacht! Die meisten Ausflüge werden streng nach Programm durchgezogen. Hier auf den Azoren ist das anders. Jeder Reiseleiter ist bemüht, uns das Optimalste zu bieten. Da wird dann auch ein Umweg in Kauf genommen oder ganz einfach der Ausflug verlängert, wenn wir an einem Stopp mehr Zeit benötigen. Während wir zum Aussichtspunkt Serra do Cume fahren erklärt unsere Reiseleiterin, dass die Nebelgrenze auf den Azoren bei 300 m liegt. Wir fahren auf eine Höhe von 545 m und haben Glück. Es herrscht zwar keine klare Sicht, aber im Nebel stehen wir auch nicht.
Von diesem Bergrücken, der eigentlich der Rest eines Kraterrandes ist, aus haben wir eine schöne Aussicht auf die Bucht von Praia da Vitória. Auch unsere Cara ist in der Ferne erkennbar.
Die gesamte Hochebene ist von einem Flickenteppich mit unterschiedlichen Grüntönen bedeckt, ab und an strahlt die Sonne einen kleinen Bereich wie mit einem Scheinwerfer an.
Am Himmel, fifty shades of grey, am Boden fifty shades of green. Es wirkt, als wären die einzelnen grünen Flicken mit vulkanischem Gestein zusammen genäht. Dieser Vulkan wirkt so gar nicht bedrohlich. Ganz im Gegenteil, er hat irgendwie etwas Beruhigendes. Trotzdem ist er mit 15 km Durchmesser der größte Krater der Azoren.
Weiter geht die Fahrt über die 29 km lange und 17,5 km breite Insel, auf der etwa 56.000 Menschen leben.
Während der Fahrt können wir die Landschaft genießen.
Oder im vorbei fahren die kleine Kapelle bewundern, die wieder im typischen Stil der Azoren gebaut wurde.
Ursprünglich nannten die Entdecker diese Insel Brasilien oder Ilha de Jesus Cristo (Insel Jesus Christus). Aus dieser Zeit stammt der Name Monte Brasil, ein Berg bei Angra do Heroísmo, der Inselhauptstadt. Dieser erloschene Vulkan ist als vorgelagerte Halbinsel mit der Stadt Angra do Heroísmo verbunden und er ist unser nächstes Ziel. Die Fahrt erfolgt über Serpentinen. Hinter jeder Kurve öffnet sich ein neues sehenswertes Panorama.
Auf dem Weg kommen wir an der Festung São João Baptista vorbei. Wir bekommen plötzlich Angst um die Lackierung unseres Busses. Unsere Sorge war umsonst. Es hätte noch eine Zeitung zwischen Tunnelwand und Bus gepasst.
Dann erreichen wir den wunderschönen Aussichtspunkt mit Blick auf Angra do Heroísmo.
Hier findet man nicht nur interessante Pflanzen und Tiere,
sondern auch einen Picknickplatz und ein nettes Örtchen. Man sollte sich aber rechtzeitig dort hin bewegen, denn der Weg ist nicht eben und auch nicht kurz.
Auf diesem Foto erkennt man links direkt neben dem auffälligen dunkelgelben Gebäude das Rathaus mit dem Rathausvorplatz.
Wer schon einmal in Lissabon war hat sicher auch von dem schweren Erdbeben 1755 erfahren. Weniger bekannt ist, das dieses Erdbeben damals einen Tsunami ausgelöst hat, der die Stadt getroffen hat. Das Wasser kam bis zum Rathausplatz (Praça do Município) und zerstörte am Hafen die Zollmauer und das Tor Porta do Mar. Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen.
Aber nun wird es Zeit, sich die Stadt auch aus der Nähe anzusehen. Fortsetzung folgt......
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