Neu Cherbourg - gemütlicher Bummel durch die Altstadt und am Abend fühle ich mich wie ein Star. Teil 1

9. Juli 2025 – Cherbourg, Wetter sonnig 19 Grad

Herrlich, Cherbourg am Ärmelkanal empfängt uns mit blauem Himmel und es ist etwas wärmer als gestern. So können wir unserem Spaziergang ganz entspannt entgegen sehen. Wir haben keinen Ausflug gebucht, und so haben wir nach dem Frühstück keine Eile. Da wir mit vielen Franzosen befreundet sind, haben wir in den vergangenen Jahren auch über die Zeiten der Kriege gesprochen, das ist auch in dieser Stadt noch Thema. Im Laufe der Jahre haben wir verschiedene historische Orte besucht, die leidvolle Zeiten erlebt haben. Auch Soldatenfriedhöfe und Denkmäler haben wir uns angeschaut. Ich habe mitbekommen, dass Passagiere heute den Friedhof „Cimetiére Militaire Allemand de La Cambe“ besuchen, wo 21.200 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte haben. 1944 tobte die Schlacht der Alliierten um Cherbourg und viele Zivilisten verloren ihr Leben. Bis heute haben wir, mein Mann und ich, manchmal erleben müssen, dass einige ältere Franzosen uns nicht mochten, weil wir Deutsche sind. Der Krieg hat seine Spuren in den Köpfen hinterlassen und wir bemühen uns, solchen Menschen versöhnlich gegenüber zu treten. Uns hält das nicht ab, jährlich längere Zeit in Frankreich zu verbringen, denn der größte Teil der Leute ich sehr freundlich und offen uns gegenüber.

Die Stadt liegt auf der Halbinsel Cotentin und der Golfstrom sorgt für ein mildes Klima. Als wir uns den Hafen vom Schiff aus anschauen, fällt uns auf, der ist riesig. Es gibt Platz für die Jachten, die Fischerboote und Containerschiffe. Das Militär nutzt den Hafen auch für ihre Schiffe. Der große künstliche Hafen bietet den Schiffen, wenn sie hier liegen, einen guten Schutz. Auch die Queen Mary II hat hier schon anlegt. Ich habe gelesen, dass es hier oft nautische Veranstaltungen geben soll. Muss bestimmt schön sein. Und wer per Schiff nach Irland möchte, kann das ab Cherbourg bequem mit der Fähre machen. Auch die berühmte Titanic hat 1912 den Hafen bei der Jungfernfahrt angesteuert. Die Sol liegt direkt gegenüber der Cite de la Mer, dem Meeresmuseum. Schauen wir nachher rein. Das Terminal selbst gleicht einem Museum und die Geschichte ist präsent. Es scheint, als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Die große Uhr, die Einrichtung und Fotowände lassen uns das ein wenig spüren. Da müssen wir erst mal etwas durchatmen, als wir draußen vor dem Terminal stehen. Wie friedvoll liegen da die Boote im Jachthafen, das entspannt uns. Ein großes buntes Gemälde bringt uns zum lachen, sowie ein super bemaltes Motorboot. Da hat sich jemand echt was einfallen lassen. Von einer Brücke aus haben wir einen guten Überblick und erkennen, wie riesig dieser Hafen wirklich ist. Unsere Sol liegt weit hinten und dahinter gibt es noch das große Becken, das mit einer Wellenbrechermauer umgeben ist. Kurz überlegen wir, in welche Richtung wir jetzt weiterlaufen. Ein Glück, mein Mann hat bei der Touristinformation einen Lageplan, sogar mit deutscher Beschreibung geholt und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind markiert. Natürlich auch die Bars und Restaurants, schließlich sind die Touristen immer auf der Suche nach einem guten Essen oder Drink. Die Hotels sehen auch sehr nett aus. Schauen wir mal, wo wir hängen bleiben.
„Guck mal, das sieht hier doch wirklich schön aus!“ ist mein Kommentar zu den schmalen Straßen mit den verschiedenen Häuserfronten. Und dann fällt uns eins besonders auf. Das Wort Salon kommt bei uns eigentlich nur vor, wenn man an den Friseur denkt – ist ein Besuch im Frisiersalon fällig oder? Hier in Frankreich gibt es das Wort in Verbindung, wie in diesem Fall, mit The (Tee). Natürlich gibt es mehr, wie nur Tee. Auch selbstgemachtes Eis wird angeboten und Waffeln. Über dem Eingang prangt ein Schild mit einem speziellen Namen. „Moustache“ – sprich Schnurrbart. Nein, es ist nicht der Besitzer gemeint, es ist der Markenname des Eises, das angeboten wird und es wird in Saint-Malo produziert. Die Gourmets kommen hier übrigens voll auf ihre Kosten. Es gibt eine reiche Anzahl Spezialitätengeschäfte mit Käse, Wein und Seefood. Ich könnte glatt schwach werden! An einigen Stellen haben wir Schwierigkeiten durchzukommen, denn es gibt in der Altstadt viele Baustellen. Aber das ist nicht tragisch, wir haben ja Zeit und ich finde immer ein Fotomotiv, das mich verweilen lässt.

"Jetzt aber …“, mein Mann stupst mich an und zeigt auf ein kleines Restaurant und schon haben wir Bestellung aufgegeben. In Bordeaux haben wir eine Galette to go gegessen, aber hier gibt es sie, wie wir sie kennen, auf dem Teller. Einfach göttlich lecker. La vie est belle et bon appetit. Und dazu trinken wir einen erfrischenden Cidre – der gehört einfach dazu.

Gestärkt machen wir uns langsam auf den Rückweg, die Basilika Ste-Trinite (auf deutsch Basilika der Heiligen Dreifaltigkeit) wollen wir unbedingt aufsuchen. An dieser Stelle hat vor dem 15. Jahrhundert eine romanische Kirche gestanden und sie wurde zerstört. Es wurde beschlossen, es muss eine neue Kirche dort stehen und sie wurde im gotischen Stil errichtet. Mit einer Unterbrechung der Bauarbeiten durch die Belagerung der Stadt, wurde 1423 weiter gebaut. Völlig ungewohnt ist der Anblick des Kirchturms. Er ist nicht spitz, sondern hat ein Satteldach, unter dem sich die Glocken befinden. Nachdem die besetzte Stadt an Frankreich im Jahr 1450 zurück gegeben wurde, konnte der Bau weiter ausgeführt werden und am 24. Mai 1466 fand dann die Weihe statt. Wir werfen noch einen Blick in das Innere und steuern auf den Place de la Republique zu. Das Hotel de Ville liegt gleich neben der Kirche und ich mag die hübschen Straßenlaternen. Hoch zu Ross sitzt Napoleon I. auf einem Sockel und man sieht ihm an, wie er das Ross im Zaum hält. Das Denkmal wurde 1858 errichtet und ist sozusagen das Maskottchen der Einwohner hier. Mit seinem Finger deutet Napoleon in die Richtung des Militärhafens. Er hat den Bau mitverfolgt, der von Ludwig dem XVI initiiert wurde. Der anliegende kleine Park hat eine südliche Ausstrahlung, denn dort stehen Palmen. Der gesamte Platz ist sehenswert, wir könnten noch verweilen - aber es gibt noch so viel anzuschauen. Mehr seht ihr im Teil 2.