
21. September 2025 – Triest
Erbarmen, Wecker – 4.30 Uhr! Aber wir hatten ihm ein Schnippchen geschlagen. Wir waren schon vorher wach! Kein Wunder, denn unser Urlaub begann. Unser Sohn fuhr uns zum Flughafen. Web Check-in war bereits erledigt; die Koffer wurden wir beim Drop-Off los und zu unserem vorab gebuchten Sicherheits-Zeitfenster war wenig los. Dafür startete unser Flug mit 15 Minuten Verspätung. Kein Problem – Rückenwind und Turbo sorgten für eine pünktliche Landung. Der Flug war übrigens angenehm ruhig – der Ausblick auf die Alpen phänomenal:
Im Gebäude des Weltstadtflughafens Aeroporto Friuli – Venezia Giulia ging es ruckzuck weiter. Kurze Wege; unsere Koffer standen nach kurzer Zeit zur Verfügung. Aber die Schlange vor den Shuttle-Bussen … Die von oben herab knallende Sonne gab uns einen Vorgeschmack auf Bella Italia. Wider Erwarten fanden wir uns doch recht schnell im Bus wieder und die Fahrt durch die äußerst grüne Gegend Norditaliens begann. Hügel, Laubwälder – fast so wie in unserer Heimat. Nur die Häuser sahen anders aus. Obstplantagen, in Reihen stehende Weinstöcke und zwischendurch eine SMS: „Willkommen an Bord – Ihre Kabine ist jetzt für Sie bereit.“ Schööööön …
Endlich – ein Zipfel der Adria zeigte sich. Ein wenig später immer mehr. Blaues Meer, Segelbötchen, Schiffe auf Reede. Und in den Vororten Triests der Beginn einer kilometerlangen Beton- und Steinpromenade über der Steilküste mit Zugang zum Wasser. Die Promenade war gut besucht und belegt. Liegestühle, Handtücher, Sonnenanbeter. So gut wie keine Liegenbesetzer … grins … An diesem mit 28° C warmen Sonntag zog es viele Bewohner an die Küste. Vereinzelte Restaurants, die nicht gut besucht waren – es war noch recht früh. Der Bus kam nur langsam voran. Die Innenstadt kündigte sich an. Doch vorher passierten wir riesige Fabrikkomplexe, die bessere Zeiten gesehen hatten. Marode, teils mit Bäumchen und Sträuchern auf den Dächern und in Fenstern. Zwischendurch renovierte Gebäude. Dann der Beginn des Kopfbahnhofs von Triest. Hmh … würde man die im Grunde genommen attraktiven langen und geduckten Anlagen irgendwann entkernen und aufmotzen? Lange sollte man nicht mehr warten …
Endlich – wir erreichten den Teil von Triest, der für Besucher sehr anziehend wirkt. Hohe Gebäude im neoklassischen Baustil. Die meisten Gebäude sehr gepflegt. Enge Gassen, die unser Busfahrer bewältigen musste. Dann eins der Schmuckstücke der Stadt – die Piazza Unità d'Italia. Nicht weit von unserem Mein Schiff 6 entfernt, das hoch aus dem Meer ragte. Links davon der Terminal; daneben die MS Oostendam, ein wenig kleiner als unser Schiff.
Raus aus dem Bus, das Gepäck geschnappt, das wir selbst aus dem Kofferraum ziehen mussten; gerade für Ältere wäre Hilfe angebracht gewesen. Das Gepäck abgegeben, Check-in schnell durchlaufen und kurz vor 12 Uhr bezogen wir unsere Kabine. Eine herrliche Aussicht von unserem Balkon:
die lange Molo Audace, die Piazza Unità d'Italia, die weite, die Bucht umsäumende Promenade.
An unserem Eingangsritual nach dem Entern eines Mein Schiff kamen nicht vorbei: Verputzen eines Hamburgers in der Tag und Nacht – Bar. Es war schließlich Mittagszeit – passte!
In der Zwischenzeit hatten unsere Koffer unsere Kabine erreicht. Wir waren im Auspacken nicht ungeübt – auch dieses Mal klappte es vorzüglich und schnell. Und dann? Mittagsschlaf oder Stadtbesuch? Fifty – fifty … Ich war die Hälfte des Stadtbesuchs. Bereits beim ersten Ausblick von unserem Balkon fiel mir ein Hügel mit einer Burg auf.
Das war DAS Ziel! Also runter vom Schiff, kurz die MS Oostendam bestaunt und auf in den noch überschaubaren Trubel auf der Piazza Unità d'Italia.
Beeindruckend, der weitläufige, von neoklassischen und barocken Gebäuden, besser: Palästen, umsäumte Platz. Ich hielt mich an diesem Tag nicht länger auf dem Platz auf, denn die ausgiebige Stadtbesichtigung sollte eine Woche später stattfinden. Allerdings zog mich der sich vor dem Rathaus befindliche Brunnen der vier Kontinente in seinen Bann.
Vor ca. 275 Jahren sprudelte er zum ersten Mal. Die vier auf dem Brunnenrand tänzelnden, jeweils mit einem Tier versehenen Figuren aus Marmor zeigen sich als die damals bekannten Kontinente Afrika mit einem Löwen, Amerika mit einem Krokodil, Asien mit einem Kamel und Europa mit einem Pferd.
Quasi um die Ecke staunten wir über das nächste prächtige Gebäude, das wir auf der belebten Piazza della Borsa passierten.
Inzwischen hatten wir die Erfahrung gemacht, dass man nur um die Ecke gehen musste, um vor neuen Sehenswürdigkeiten zu stehen. So ging es weiter … das Teatro Romano di Trieste schmiegte sich an den Colle (Hügel) di San Giusto.
Ab Ende des 1. Jahrhunderts hatten bis zu 6.000 Einwohner der Stadt an den in diesem römischen Theater gebotenen Aufführungen beigewohnt. Damals lag der Standort außerhalb der Stadt, die sich im Laufe der Jahrhunderte vergrößerte. Das Theater wurde nach und nach überbaut; erst als unter Mussolinis Herrschaft Teile der Altstadt Triests abgerissen wurden, kam es wieder zu Vorschein.
Neben und hinter dem Theater ging es nach oben. Treppen, mehr oder weniger steile, von hohen Häusern begrenzten Gassen, teils noch mit alten Steinplatten belegt. Teils sehr gepflegt, teils … na ja … Einige Bauten waren in die alte Stadtmauer integriert; in einigen Häusern konnte man durch Fenster Reste aus der Römerzeit erkennen.
Uff, ich war fast oben. Noch einige Meter auf glatten Steinplatten
und dann war das Castello di San Giusto auf der Spitze des Hausbergs Triests in seiner ganzen Pracht sichtbar.
Die Burg musste noch warten. Zunächst nahm ich das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs in Augenschein.
Integriert im Park der Erinnerung (an die Gefallenen) zeigt es eine Gruppe von fünf männlichen Figuren im damals typischen mussolinischen Gigantismus. Na ja, Triest bot auch Eindrucksvolles. Damit meine ich nicht die als Römer verkleidete Gruppe.
Gladiatoren, Soldaten, Musiker, einfache Bürger, die auf ihrem Auftritt auf dem Forum Romanum warteten. Alles für die Touristen!
Ich sah eher Eindrucksvolleres in der auf den im 14. Jahrhundert auf den Überresten eines römischen Tempels erbauten romanischen Cattedrale di San Giusto Martire.
Vor den unter der Sonne bratenden „Römern“ flüchtete ich in ihren schattigen Bereich inmitten von „Resten“ heidnischer, weltlicher und christlicher Mauern. Vor vielen Jahrhunderten bestimmte ein Triestiner Bischof, dass die damaligen zwei nebeneinander stehenden Kirchen durch Umbaumaßnahmen als Heimstatt der Reliquien des Triestiner Schutzpatrons Justus (oder auch San Giusto) zusammengelegt werden sollten. Eine gelungene Verschmelzung von zwei Gotteshäusern, was auch im Inneren zum Ausdruck kommt.
Kunstvolle Fresken und byzantinische Mosaiken verwöhnten die Augen, die sich nach einiger Zeit wieder an die gleißende Sonne gewöhnen mussten. Bis zum Castello di San Giusto war es nicht weit. Mit der in unmittelbarer Nähe gelegenen Kathedrale bildet es auf der höchsten Erhebung Triests DAS Wahrzeichen der Stadt. Nach 160 Jahren Bauzeit kam in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Prachtstück heraus. Selbstverständlich dient die Burg heute nicht mehr militärischen Zwecken. In ihr sind ein Schloss- und Waffenmuseum untergebracht; außerdem ist in alten Gebäudeteilen eine Sammlung von 130 Steindenkmälern vorwiegend aus der römischen Zeit untergebracht.
… Fortsetzung folgt …