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Trotz des reizvollen Strandes hatten wir unser nächstes Ziel nicht aus den Augen verloren. Also wieder los. Und wir mussten uns entscheiden: Sollten wir die problemlosen, gut ausgebauten Straßen wählen oder die zeitaufwändigere Nebenstrecke mit engen Sträßchen? Logisch, welche Strecke wir nahmen. Nach dem Verlassen der Hauptdurchgangsstraße fuhren wir durch vornehmlich landwirtschaftlich genutztes hügeliges Gebiet. Viele kleine Maisfelder. Kiefern- und Eukalyptushaine. Kaum Ortschaften. Das kam uns sehr entgegen, denn es herrschte auf den schmalen Straßen wenig Verkehr. Gut, dass uns weder Bus noch LKW entgegenkamen … Im Ort Frixe mit der Kirche Santa Leocadia di Frixe gönnten wir uns eine kurze Fotopause
und nutzten die Gelegenheit, einen der zahlreichen Speicherbauten – sogenannte Hórreos -festzuhalten.
Das insgesamt feuchte Klima Galiciens führte dazu, dass landwirtschaftliche Vorräte bei mangelnder Belüftung schnell faulen würden. Die Lösung: Lagerung in Holz- oder Steinspeichern mit Luftschlitzen, die allerdings sehr klein sein mussten, damit sich Vögel nicht mit den Beständen Vergnügen konnten. Da die Lagerräume auf Stelzen errichtet wurden, hatte Kleingetier wie Ratten und Mäuse keine Chance, sich an den Vorräten gütlich zu tun.
Nach 15 Minuten Fahrt hatten wir unser nächstes Ziel erreicht. Wir befanden uns auf dem Camiño dos Faros. An einem der gefährlichsten Abschnitte der spanischen Atlantikküste. Schroffe Felsen bedeuteten besonders im Winter oftmals das Ende kleiner und auch großer Schiffe. Aus diesem Grunde reiht sich an dieser Costa da Morte quasi ein Leuchtturm an den anderen. An der Spitze einer 1 km langen Halbinsel ragten die Leuchttürme des Cabo Touriñán empor.
Auf einem 50 m über dem Meer gelegenen Plateau. Der alte Leuchtturm aus dem Jahr 1898 und seine 44 Jahre alte Verstärkung.
Ein einsamer Ort – der westlichste Punkt des spanischen Festlands. Aber auch ein schöner Ort – sehr ruhig. Wir waren zwar nicht die einzigen Besucher; ggü. Cabo Fisterra war er fast menschenleer. Uns fiel eine Wanderin mit größerem Rucksack auf, die im Schatten eines Felsblocks ein Nickerchen machte. Ob sie auf einem der zahlreichen Ableger des Jakobswegs unterwegs war?
Wir machten in dieser kargen Gegend einen längeren Spaziergang
und erkannten die Notwendigkeit, an dieser – je nach Jahreszeit; wir hatten Glück – windumtosten Costa da Morte Leuchttürme zu erreichten. Steile, schroffe Küsten lauerten auf Schiffe …
Wir wollten diese wilde Gegend Galiziens weiter kennenlernen und machten uns auf den Weg nach Muxia. Dabei fuhren wir an mehreren langgestreckten einsamen Stränden vorbei. Sie waren menschenleer. Wir hatten den Eindruck, dass in dieser Gegend der Tourismus vorerst nur einen Fuß in die Tür gestellt hat; das unsichere Klima schreckt anscheinend noch die Besucher ab.
Später ging es durch das Hinterland. Wieder durch landwirtschaftlich genutzte Gegend, in der wir kein Vieh sahen. Bis auf einmal: Aus einer Nebenstraße schoss eine Herde Lämmer auf uns zu. Zum Glück waren wir nicht zu schnell. Trotzdem Vollbremsung … alles ging gut …
Schon von weitem sahen wir den Atlantik, eine nicht in diese Gegend passende große Ferienanlage und eine recht schmale Landzunge mit dem 1.500 Seelen Dorf Muxia, das Herz der Costa da Morte.
Ein alter Fischerort, wie wir bei der ersten kurzen Ortsdurchfahrt feststellten. Die Gassen waren enger als eng. Bei Gegenverkehr war Schritttempo unabdingbar. Aber auch in diesem Fall ging alles gut … wohl auch aufgrund der vielen Einbahnstraßen. Google maps behielt den Überblick. Wir auch. Und wir nutzten am Rande der Promenade einen der vielen freien Parkplätze. Zunächst spazierten wir auf der Promenade; anschließend kletterten wir einige Minuten auf der felsigen Küste herum.
Natürlich stießen wir auch in den Ort vor. Ein gewachsener Ortskern mit mehrfarbigen Häusern.
Gemütlich sah es aus. Nahezu menschenleer. Wie auch eine Häuserzeile.
Wer Lust hat, kann in diesem Ort investieren. Ein ökologisches Haus mit Dachbegrünung. Na ja, in der kalten Jahreszeit wird die Pflanze wieder ausschlagen. Schräg gegenüber setzte sich der Ausverkauf fort.
Ein gut durchlüfteter Hórreo. Von mir ein Tipp: Wartet ab, Hórreos sind im Moment nicht der Renner – die Preise werden bestimmt noch fallen!
Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass wir die Rückfahrt antreten mussten. Zunächst genossen wir nochmals das Vergnügen der engen Gassen; nach dem Verlassen des Ortskerns fuhren wir am Hafen und sich am langsam belebenden Stadtstrand vorbei. Weiter ging´s durch das Binnenland und wir erreichten schließlich A Coruña. Hätten wir doch bei der ersten Tankstelle am Stadtrand getankt … Ja, hätten … Im Stadtkern hatten wir ein sehr großes Problem, eine Tankstelle zu finden. Wir fuhren hin und her – mit Hilfe eines Passanten hatten wir endlich Erfolg und gaben kurz darauf das Auto ab. Endlich wieder Bewegung – auf zum Schiff. Durch die belebten Straßen der Innenstadt. Durch die Gärten von Méndez Núñez, in denen wir erkannten, was die Stunde geschlagen hatte.
Ein sehr schöner kleiner Park mit vielen Palmen und einigen Denkmälern. Wie das 1915 erschaffene für María de la Concepción Jesusa Luisa Petra Vicenta del Arenal y Ponte,
eine Vorreiterin des spanischen Feminismus. Oder das für Daniel Carballo.
Nun gut, in Wirklichkeit war der Kopf noch dran (Mea culpa!). Er war u.a. Journalist und Lokalpolitiker mit großen Verdiensten für A Coruña; ansonsten hätte man ihn nicht so hoch leben lassen. Viel interessanter ist das Gebäude im Hintergrund. "La Terraza", ca. 100 Jahre alt, ist aktuell Hauptsitz eines spanischen Radio- und Fernsehsenders. Und so sieht das besonders schöne Gebäude mit Hafenblick aus:
Nicht schlecht – die Verwendung der Rundfunk-/Fernsehgebühren ...
Nur noch wenige Schritte und wir konnten uns auf dem Schiff ausruhen. Aber nicht lange, denn pünktlich um 18 Uhr begann das sail-away. Mit uns an der Reling. Vor uns zunächst wieder die Marina und die traumhaft schönen Galerias coruñesas, hinter denen sich die Altstadt mit der Stiftskirche Santa María do Campo verbarg.
Die AIDAsol verließ langsam den Hafen. Auf der Promenade war wenig los; mehr im Schwimmbad. Kein Wunder bei den Temperaturen.
Wir passierten das Castillo de San Antón. Die Festung stammt aus dem 16. Jahrhundert und „beherbergt“ heute das Historische und Archäologische Museum der Stadt.
Im und um den Hafen herum gab es aufgrund der strategischen Lage einige Vorfälle bzw. Seeschlachten. Die unbesiegbare spanische Armada verließ 1588 A Coruña, um England in die Knie zu zwingen. Sie scheiterte. Sir Francis Drake versuchte 1589, den Hafen zu erobern. Er scheiterte. Sozusagen unentschieden …
Wir passierten den am Ende des langen Wellenbrechers stehenden Faro do Dique de Abrigo;
imposant sah der sich am Anfang des Wellenbrechers erhebende Kontrollturm aus. Leider zog sich Dunst um die Westküste. Trotzdem war der Herkulesturm gut erkennbar.
Es wurde Zeit für eine Stärkung. Wir suchten das East Restaurant, genauer die Sushi Bar auf.
Asahi Beer, Miso-Suppe und Sushi kalt/warm/süß mundeten ausgezeichnet.
Vom Essen erschöpft waren wir froh, einen freien Strandkorb belegen zu können, selbstverständlich mit Meerblick, den wir lange ausnutzten.
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