
Eigentlich sind wir mit unseren Freunden verabredet und wollen gemeinsam den Shuttle nehmen, da wir nicht wie bei unseren früheren Aufenthalten in Stockholm am stadtnahen Anleger „Stadsgården“ liegen, sondern weiter draußen am Cruise Pier von „Frihamnen“ festgemacht haben. Aber irgendwie brauchen wir heute nach dem Frühstück noch eine extra Runde in der Kabine und so können unsere Verabredung zeitlich nicht einhalten. Deshalb erkunden wir getrennt Stockholm.
Schon während des Frühstücks wecken Schiffe meine Neugierde, die im Pendelverkehr unterwegs sind und stark nach Fähren aussehen. So orientieren wir uns nach Verlassen des Schiffes erst einmal in Richtung der Spitze des Terminals, wo wir einen Haltepunkt der Fähre vermuten. Und richtig spekuliert. Hier legt alle halbe Stunde die Fähre 80 an und auch wieder ab und zwar zum Nybroplan in Schlossnähe. Das ist für uns Shuttlemuffel genau das Richtige, zumal wir wieder mal Kaiserwetter haben. Zu unserer Verwunderung steigen mit uns nur ein paar Mitreisende an Bord, so dass wir einen schönen Sitzplatz finden. Bezahlt wird mit der Kreditkarte. Kurz vor den Scanner gehalten, dann leuchtet es grün und unsere Kreditkarte ist unsere Fahrkarte. Gut, dass meine Frau ihre eigene Karte dabei hat. Da die SL-Fähre zum ÖPNV gehört, kostet die einstündige Fahrt nur wenige Kronen.
Ein Blick zurück zum Cruise Terminal.
Vor uns ist die Svindersviksbron zu sehen.
So langsam nähern wir uns unserem Ziel. Im Hintergrund ist schon die Silhouette von Stockholm zu erkennen.
Vorher laufen wir noch die Haltestelle „Nacka Strand“ an. Hier gibt es Kunst.
Vier Anleger und eine halbe Stunde später erreichen wir den Stopp auf der Insel „Djursgården“. Hier befindet sich der sehr beliebte Vergnügungspark Gröna Lund. Wenn ich das laute Gejohle richtig deute, bereiten die Achterbahnen ihren Insassen viel Spaß und Vergnügen.
Kurze Zeit später fahren wir am Vasa-Museum vorbei. Das Museum ist über einem Trockendock einer alten Schiffswerft errichtet worden, in das man die Vasa im Dezember 1988 hineinzog und zwar als der Bau erst halbfertig war. Danach wurde das 34 Meter hohe Gebäude über der Vasa zu Ende gebaut und im Juni 1990 eröffnet. Zuvor war das Schiff nach seiner Bergung im April 1961 provisorisch in der Vasa-Werft untergebracht, wo es zur Konservierung mit Polyethylenglykol behandelt wurde. Gesunken war der Stolz der schwedischen Kriegsmarine 1628 auf seiner Jungfernfahrt nach 20 Minuten und hat dann 333 Jahre unter Wasser gelegen. Schon ein laues Lüftchen hatte das mit 64 Kanonen auf zwei Batteriedecks völlig überladene und topplastige Schiff so sehr in Schieflage gebracht, dass es durch die wegen der Salutschüsse geöffneten Kanonenpforten voll Wasser lief und grußlos versank.
Der Prachtboulevard Strandvägen mit seinen wunderschönen Fassaden ist eine der Topadressen Stockholms. Wer hier residiert, ist nicht nur Nachbar von Björn Borg, er hat es auch ökonomisch geschafft.
Am Westende des Strandvägen liegt der Nybroplan. Hier haben wir unser Ziel unserer einstündigen Fährfahrt erreicht. Es ist eine tolle Alternative zum Shuttle und wir beschließen das Schiff auch für den Rückweg zu nehmen. Mehr Entspannung geht nicht.
Nachdem wir das Schiff verlassen haben, über- und durchqueren wir den Nyroplan mit viel Verkehr und den ruhigeren Berzelii Park. Unser erstes Ziel ist das Schloss und Gamla Stan. Daher nutzen wir die „Norrbro“, von der wir einen schönen Blick auf einen kleinen Park haben. Die Skulptur von Carl Milles heißt „Solsångaren“, der Sonnensänger. Hinter der Strömbro sehen wir links das imposante Grand Hotel und rechts das mächtige Nationalmuseum.
Auf der kleinen Insel Helgeandsholmen befindet sich das „Riksdagshuset“, in dem das schwedische Parlament tagt.
Das Schloss ist heute nicht sehr fotogen. Entweder liegt die Fassade im Schatten oder sie ist eingerüstet. Daher nur ein Bild vom seitlichen Slottsbakken mit der Ritterstatue von Carl XIV. Johan, dem Obelisken von Gustav III. und dem im Stile der Backsteingotik gebauten Dom von Stockholm, die Nikolai Kirche oder auch die Große Kirche. In der „Storkyrkan“ hat im Juni 2010 die Kronprinzessin geheiratet.
Der zentrale Punkt in Gamla Stan ist der Stortorget (der große Platz). Er ist ja eigentlich nicht wirklich groß in seinen Abmessungen, aber durchaus groß in seiner historischen Bedeutung. Der Platz wird eingesäumt von schönen Gebäuden aus dem 13. Jahrhundert, in welchen heute Restaurants, Kneipen und Cafés untergebracht sind. Stortorget ist nicht nur der schönste, sondern auch der älteste Platz Stockholms. Um diesen zentralen Platz herum entstand die Stadt Stockholm. Hier befand sich auch bis zum 17. Jahrhundert die „Rådstuga“ von Stockholm, also das damalige Rathaus. Von hier wurde die Stadt verwaltet und hier fand auch der Handel statt.
Besonders schön ist die Westseite des Stortorget. Hier stehen die farbigen Häuser.Das grüne Gebäude links ist das Runstenshus. Daneben befindet sich in rotbraun das Schantzka hus von 1605. Das orangene Gebäude ist das Seyfritzka hus aus dem Jahr 1520. In dem gelben Haus rechts, dem Scharenbergska Stortorgshus, befand sich die erste Apotheke Schwedens.
Auf der Nordseite des Platzes steht ein großes Gebäude, das zwischen 1773 und 1778 erbaute Börshus. Es war von 1863 bis 1998 Sitz der Börse und beherbergt heute das Nobelmuseum sowie die Schwedische Akademie und die Nobelbibliothek.
Anschließend laufen wir kreuz und quer auf den schmalen Gassen von Gamla Stan.
Über die Reichstagsinsel und quasi durch das Reichstagsgebäude verlassen wir das historische Areal. In der Verlängerung sieht man schon die Fußgängerzone Drottningsgatan.
Von der Riksbro haben wir einen schönen Blick auf den Turm des Stockholmer Rathauses, dem „Stadshuset“ mit den „Tre Kronor“ auf der Spitze. Die drei Kronen sind ein beliebtes schwedisches Symbol, wie z.B. beim Eishockey.
Nachdem wir ein paar Kühlschrankmagneten in unserem Lieblingsladen in der Drottningsgatan 7 erstanden haben, kehren wir zu dem Fähranleger am Nybroplan zurück. Dabei kommen wir ein wenig vom Kurs ab und landen vor dem Nationalmuseum, von wo wir das Schloss und Teile von Gamla Stan sehen können. Dann müssen wir uns aber sputen, denn unsere Fähre legt in 10 Minuten ab.