
Das Vorwort
Nach meinen Reiseberichten von unseren Reisen in die Fjorde Norwegens 2022 und ans Nordkap 2023 folgt nun die Berichterstattung von unserer Ostseetour 2023. Eigentlich habe ich gar keine Zeit. Ich habe letzte Woche mein neues MacBook bekommen und muss es nun einrichten. Für einen fast 70-jährigen Rentner, der sich fast 40 Jahre in der Windows-Welt bewegt, ist das Apple-Universum schon herausfordernd. Aber wie heißt es so schön: "train your brain".
So ein Systemwechsel ist auch ein guter Anlass auf die vergangenen 40 Jahre zurückzublicken. 1984, als ich als Assistent des Vertriebsdirektors bei Atari anheuerte, hieß der PC noch HC (Home Computer) und war eigentlich eine Spielkonsole. Mein Atari ST800 hatte genau wie das Konkurrenzprodukt C64 von Commodore einen Arbeitsspeicher von 64 Kilobyte. Mein MacBook verfügt im RAM über 64 Gigabyte, also eine Million mal mehr. Unglaublich.
Auch wenn Apple meint, dass die Einrichtung intuitiv erfolgen kann, muss ich mich mit Hilfe von YouTube Videos einarbeiten. Mit meiner Intuition ist es scheinbar nicht so weit her. Also brauche immer mal wieder eine schöpferische Pause. Da ist das Schreiben unseres Reiseberichtes eine erholsame Alternative, zumal ich die Urlaubsfotos schon vor einiger Zeit sortiert und bearbeitet habe. Kann also losgehen.
Die Anreise
12.06.2023. Montag Morgen. Erster Urlaubstag. Das gebuchte Urlaubswetter ist auch da. Strahlender Sonnenschein. Nach einem späten Frühstück starten wir gen Kiel. Eine gute Stunde später parken wir das Auto kurz vor zwölf in der Schlossgarage. Auf dem kurzen Fußweg zum Schiff am Ostseekai melden sich per SMS unsere Bochumer Freunde. Die beiden sitzen schon in der Außenalster Bar. Wir sind auch gleich dort. Dabei hilft uns das separate Einchecken, so dass uns die Schlange nicht berührt. Die Kabine ist auch schon fertig.
Unsere Freunde haben uns ein Schattenplätzchen freigehalten. Die Sonne sticht ganz schön. Es ist high noon. Die anderen entscheiden sich wegen der Hitze für alkoholfreie Cocktails. Ich entscheide mich für mein obligatorisches erstes Urlaubsbier. Noch bin ich völlig entspannt. Das soll sich gleich ändern. Um die Getränke zu bestellen, halte ich Ausschau nach dem Kellner. Und ich muss zweimal hinschauen. Ist er das nun oder doch nicht? Er ist es. Er hat zwar in der Urlaubspause zwischen dem vorjährigen und dem aktuellen Kontrakt ein wenig zugelegt, aber nachdem auch er uns entdeckt hat und uns anlacht, ist es klar. Es ist Mohammed. Unser Lieblingskellner unserer beiden Fahrten mit der MS4 in 2022. Reflexartig springe ich auf und umarme ihn. Unsere Freunde und auch der Rest der AAB gucken etwas irritiert. Mit Mohammed an Bord kann mit der Bierversorgung nun nichts mehr schiefgehen.
Irgendwann heben wir die gemütliche Runde auf. Wir brauchen noch den Haken für die Seenotrettungsübung, der Inhalt unserer Reisetaschen muss in die Schränke und unser Mittagssnack wartet in die X-Lounge. Der kleine Hunger ist schon ganz ungeduldig. Hier oben von Deck 14 hat man auch einen schönen Blick nach vorn.
Nachdem das „Pflichtprogramm“ abgearbeitet worden ist, treffen wir uns mit unseren Freunden in der AAB. Kennengelernt haben wir die beiden an der Ocean Bar auf unserer gemeinsamen Biscaya Tour im Juni 2019 auf der AIDAaura, wo wir gemeinsam viele gesellige Abende zugebracht haben. Diese einzig wahre Ocean Bar der Aura oder der Vita werden uns mit dem Ausmustern der beiden kleinen Schiffe auf immer fehlen.
Kurz nach fünf legen wir recht pünktlich ab und verlassen die Landeshauptstadt Hedwig-Holzbeins auf der nach ihr benannten Förde. Wir fahren backbordseitig u.a. am Landtag und am teuersten Wohngebiet Kiels „Düsternbrook“ vorbei, bevor wir bei der Holtenauer Schleuse einen Blick in den Nord-Ostsee-Kanal werfen können. Jährlich wird der knapp 100 km lange NOK von ca, 30.000 Schiffen befahren und ist damit die meistfrequentierte künstliche Seeschifffahrtsstrecke der Welt. Der Seeweg wird um durchschnittlich 250 sm (460 km) verkürzt.
An Steuerbord taucht dann vor dem Ende der Kieler Förde Laboe mit seinem Yachthafen und dem 72 m hohen Marine-Ehrenmal auf.
Weiter geht’s nordwärts. Zunächst fahren wir zwischen Langeland (Backbord) und Lolland (Steuerbord) hindurch, bevor wir den Großen Belt erreichen, der die Inseln Fünen (Backbord) und Seeland (Steuerbord) trennt. Bis 1998 fuhr auch hier eine Fähre, aber am 14. Juni wurde eine der längsten Hängebrücken eröffnet. Die Spannweite beträgt 1624 m und Durchfahrtshöhe bemisst sich auf 65 m. Die in Finnland gebaute und 72 m hohe „Oasis of the Seas“ konnte die Brücke nur passieren, weil sie ihre Schornsteine auf 64,75 m einziehen konnte. Die 25 cm Spielraum konnten durch die maximale Geschwindigkeit beim Unterqueren noch einmal verdoppelt werden. Ganz schön knapp. Die Baukosten in Höhe von 3,8 Milliarden sollen durch die Maut, z.B. 55 Euro für PKW, innerhalb von 35 Jahren refinanziert werden.
Heute interessiert uns aber vielmehr die Lichtstimmung, als wir gegen halb elf unter der Großen-Belt-Brücke hindurchfahren.
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