
17.01.2019
Die Etappen werden immer kürzer. Diesmal musste die Cara nur 107 sm zurücklegen um an das nächste Ziel zu gelangen: La Palma.
Die Szenerie wiederholt sich. Die Gäste verlassen bereits am frühen Morgen scharenweise das Schiff während ich mit einer Tasse frisch gekochtem Kaffee eine erste Runde über Deck 6 drehe. Heute ist der Himmel wolkenverhangen, die Luft ist feucht und der Wind heftig. Ab und zu findet die Sonne eine Lücke und überzieht die Landschaft mit einem güldenen Schleier.
Von den 8 bewohnten Kanareninseln habe ich in der Vergangenheit bereits 6 mehr oder weniger intensiv kennen gelernt. Die Kanaren, so dicht sie auch beieinander liegen, so unterschiedlich sind sie dennoch. La Palma ist die grünste Insel von allen, geologisch sehr aktiv und steht auf meiner persönlichen Rangliste auf Platz 2.
Dies ist nun die 3. Kanareninsel die wir anlaufen und mein vierter Blog-Beitrag, aber zu den Kanaren selbst habe ich bisher kaum ein Wort geschrieben. Ich würde das auch so beibehalten, weil ich denke, dass ihr die Kanaren kennt und euch weder für Bevölkerungsdichte noch für die Fläche oder den Namen des Inselrates interessiert. Und wenn doch, für konstruktive Kritik habe ich immer ein offenes Ohr Auge. Bei weniger bekannten Ziele schreibe ich ausführlicher – versprochen.
Die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma ist eine beschauliche gemütliche Hafenstadt mit ungefähr 15000 Einwohnern.
Es lohnt sich durch den Ort zu bummeln und nicht nur die Kirchen und die Santa Maria zu betrachten, sondern auch die kleinen Gassen, die Häuser selbst, insbesondere die Balkone.
La Palma ist bisher vom Massentourismus verschont geblieben. Zumindest dachte ich das. Ich wollte, wenn das Wetter etwas besser ist zu einer Art Fotosafari durchstarten. Punkt 1 funktionierte, es wurde trockener und die Sonne wurde bei ihrem Kampf durch die Wolkendecke mehr und mehr erfolgreich. Die Berge blieben in dichten Wolken verhüllt, aber die waren auch nicht mein Ziel. Ich ging nach meinen vormittäglichen Ritual (ein gemütliches Stündchen mit Buch auf dem Pooldeck) los. Nur beschaulich und gemütlich war Santa Cruz de La Palma heute nicht. Die Straßen waren überfüllt, fotografieren ziemlich unmöglich (wenn man keine lebenden Objekte mit auf den Bildern haben wollte) und die Amtssprache sollte doch eigentlich Spanisch sein. Ich hörte nur Deutsch. Die Lösung war einfach.
Mit uns lag eine Mein Schiff (ich glaube die 1, oder war es doch die 2?) an der Pier. Ich schätze so 3000 Passagiere, dazu die gut 1000 Gäste unserer Cara. Was für ein Gegensatz! Die Cara sieht aus wie ein Spielzeug. Wir – die Kreuzfahrttouristen – haben den Ort förmlich überflutet. Es wirkte auf mich, als wenn die Einheimischen in Deckung gegangen sind und auf die Abfahrt der Schiffe gewartet haben. Bis auf diejenigen, die ein Geschäft gewittert haben.
Bezüglich der Nova gingen gestern meine Gedanken genau in diese Richtung. Nun ist MS nicht die Nova, und die Nova legt auch (noch) nicht
auf La Palma an, aber selbst die Passagierzahl, die wir an dem Tag hatten ist zu viel für den Ort.
Jetzt, wo ich nach ca. 10 Wochen diesen Beitrag schreibe habe ich noch viel mehr Zweifel an den Riesenpötten, wie die Nova einer ist. Ich denke an die Viking Sky. Wäre sie nur etwas größer und hätte daher mehr Tiefgang und mehr Segelfläche, darüber möchte ich gar nicht weiter nachdenken. Und dann der Werftunfall der Oasis of the Seas. Nach ersten Untersuchungen kam es zu dem Unfall, weil die Oasis zu schwer für das Dock war. Ich will die Nova nicht schlecht reden, nur weil ich selbst auf ihr keinen Urlaub machen möchte. Aber ich bin der Meinung, dass der Trend, immer größere Schiffe für immer mehr Personen ein Ende haben muss. Aber genug der kritischen Worte. Ich werde mich ab jetzt zurück halten und “beim Thema” bleiben.
Ich verlasse die “Innenstadt” und bummele über die Uferpromenade. Hier sind zwar auch viele Menschen, aber es wirkt nicht überfüllt. Der Strand wirkt nicht einladend. Jedoch ist die Uferpromenade breit und lang und lädt zum Bummeln ein.
Und ein paar gute Motive für die Speicherkarte findet man auch.
Bevor ich wieder zurück auf's Schiff gehe bummle ich noch an der Kaimauer entlang und habe einen schönen Blick auf den Yachthafen.
Auf dem Schiff ist in der Zwischenzeit das Handballfieber ausgebrochen. Vor 2 Tagen hatte Deutschland bereits ein Spiel und viele Gäste haben darum gebeten, das Spiel doch zu übertragen. Dem Wunsch wurde entsprochen und ab sofort wurden alle Deutschlandspiele auf Großleinwand gezeigt. Heute Deutschland – Serbien. Endstand 31:23. Die Stimmung war entsprechend gut unter den Sportsfreunden.
Da das Mittagessen ausfiel (nicht auf der Cara, nur bei mir) bin ich recht früh zum Abendessen gegangen. Das Thema war heute Provence. Ein Kellner kümmert sich auch unaufgefordert darum, dass ich mein Essen nicht trocken genießen muss. Und ich kümmere mich unaufgefordert darum, dass die Qualität des Softeisautomaten kontrolliert wird.
Pünktlich um 20 Uhr verlassen wir die Insel. Genauso pünktlich stehe ich an der Reeling und genieße das Auslaufen. Ein Abschied von La Palma und ein vorläufiger Abschied von den Kanaren. Von Teneriffa und von der Nova werde ich im Verlauf der Reise noch einmal hören.
Mich zieht es heute Abend ins Theater. Die Show “Musical Moments” steht auf dem Spielplan und Tobi, der Entertainmentmanager hat eine ganz besondere Showeinlage versprochen. Ich hatte das Glück einen Sessel an einem der Tische vor der Bühne zu bekommen. Die Gelegenheit nutze ich und gönne mir einen Aperol Sprizz. An das eigentliche Programm kann ich mich nicht mehr erinnern, es war also weder besonders schlecht noch besonders gut. Aber an die Showeinlage erinnere ich mich um so besser. Es war ein Tanz der Highland-Boys. Die Highland-Boys sind 12 Crewmitglieder, die uns im Stil von Riverdance perfekt unterhalten haben. 12 Crewmitglieder, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, vom kleinen Philippino bis zum großen Deutschen. Aber 2 Dinge hatten die 12 gemeinsam, man sah ihnen den Spaß an, den sie bei ihrem Auftritt hatten. Und alle trugen die passende Kleidung, einen Schottenrock. Wir waren alle völlig aus dem Häuschen und forderten Zugaben, die wir auch bekamen.
Vor dem Schlafen gehen laufe ich nur eine Runde, während die Cara bereits Richtung Nordwesten läuft.
Urlaub auf dem Meer…….
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