Hier mal in Kurzform eine Review unserer Reise – natürlich wieder mal rein subjektiv. ![]()
Insgesamt 20 Personen fanden sich, um in stets wechselnder Besetzung Hin- und Rückflug, Hotelprogramm für vier Vorübernachtungen in Buenos Aires, diverse Ausflüge während des Vorprogramms sowie noch einen Ausflug während der Schiffsreise mehr oder weniger gemeinsam zu erleben. Die wechselnden Teilnehmer waren dem vornan gestellten Motto (passend für eine Aida-Reise) „Nichts muss, alles kann“ geschuldet, so dass zu jedem der immerhin zehn organisierten Punkte (Flüge, Transfers, Hotel, Ausflüge) stets 10 – 15 Teilnehmer zusammen fanden.
Dem unerwartet gar nicht so anstrengenden Hinflug (nonstop mit LH ab Frankfurt) folgte ein mehrtägiges Vorprogramm, welches nicht zuletzt dank unserer sehr guten, von Deutschland aus organisierten, örtlichen Reiseleitung nahezu perfekt verlief und kaum Wünsche offen ließ.
Da wider Erwarten eine organisierte Silvesterfeier nahezu unermessliche Reichtümer kosten sollte fragten wir in unserem Hotel an, ob wir für eine Silvesterfeier im privaten Rahmen den Hotelpool nutzen dürften – und entgegen allen Erwartungen gab es ein unproblematisches ok, so dass die erste Poolparty der Reise bereits zwei Tage vor der Einschiffung stattfand.
Ein wenig Chaos empfing uns dann am Einschiffungstag im Hafen-Terminal. Die erst an diesem Morgen Angereisten waren recht genervt und gereizt. Offenbar hatte die Disposition der Busse am Flughafen nicht ganz gestimmt. So ließen wir an einer Personenschleuse gerne dem nörgelnden Kappenrentner samt Gattin den Vorrang – um ihn im Anschluss bei der Passkontrolle und dem Check-in mühelos wieder zu überholen.
Die Aida Cara empfing uns in erwarteter Schönheit. Dank eines umfangreichen Werftaufenthaltes im Herbst 2009 sieht man dem Schiff das ‚Alter’ von nun bald 15 Jahren keinesfalls an. Die ‚Mutter aller Clubschiffe’ bietet eine solide Hardware, und die an vielen Stellen sichtbare aufwändige Verarbeitung beim Rohbau in Finnland ließ keinerlei Zweifel an ihrer Seetüchtigkeit Rund Kap Hoorn aufkommen.
So sehr die Inneneinrichtung doch neuwertig war, so fiel der Fäkaliengeruch im vorderen Treppenhaus sehr unangenehm auf. Je nach Schaltung der Klimaanlage war davon auch die Aida Bar betroffen, so dass man manches Mal andere Räumlichkeiten bevorzugte. Das Problem wurde während der Reise nicht behoben, und wenn ich ehrlich bin, existierte das gleiche Problem auch schon im Januar/Februar 2010, als die Aida Cara durch Südostasien fuhr. Schade, dass ein an sich sehr schönes Schiff durch solch eine Sache einen – durchaus auch im Wortsinn zu meinenden – schalen Beigeschmack hinterlässt.
Das Auslaufen verzögerte sich ein wenig, ohne dass dafür Gründe mitgeteilt wurden. Ein kleiner Vorgeschmack, denn keinen Hafen sollten wir auf dieser Reise pünktlich verlassen. Trotz der für Aida recht großzügig bemessenen Liegezeiten waren wohl oft die vom Schiff bzw. der Reederei organisierten Dinge zu knapp bemessen worden.
Zur ersten (also unserer zweiten) Poolparty zum Auslaufen wurden alsbald die Stehtische bei laufender Party eingesammelt, die persönlichen Dinge der Passagiere dabei recht achtlos beiseite gelegt. Darauf angesprochen, wurde diese ad hoc-Aktion mit dem zugegebenermaßen recht starken Wind begründet, der die Gäste durch möglicherweise umstürzende Tische gefährden würde. Vordergründig eine logische Erklärung des Verantwortlichen. Aber wäre es bei unmittelbar drohender Gefahr nicht eher angebracht gewesen, die Party abzubrechen und das Deck zu räumen?
Am nächsten Tag dann die übliche Begrüßung im Theater durch die Schiffsleitung. Es war die einzige Gelegenheit, bei der ich den Kapitän Lutz Leitzsch während zwei Wochen an Bord sah – und anderen erging es nicht anders. Das Verhältnis des Kapitäns zu seiner (menschlichen) Fracht entsprach wohl ziemlich dem eines Containerschiff-Kapitäns – und in dieser Position würde wohl jeder Gast Herrn Leitzsch gerne wieder auf den Weltmeeren begegnen.
Offenbar war sich der Kapitän zu dieser Stunde noch nicht bewusst, dass die rund 1.000 zahlenden Gäste an Bord (eine genaue Zahl wurde nie offiziell genannt; auch das Durchschnittsalter der Passagiere wurde nur inoffiziell und dann wechselnd zwischen 54 und 57 angegeben) im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte für diese Reise entschieden hatten. Wie sonst ließe sich erklären, dass er freimütig erklärte, gar nicht zum Kap Hoorn fahren zu wollen – und wer wolle schon zu den Falkland-Inseln? Er sicher nicht, verkündete er, denn vier Schafe, ein Mensch und ein paar Pinguine hätten doch so rein gar nichts zu bieten. Und so stellte er den recht sprachlosen Gästen schon mal in Aussicht, dort eventuell bereits um 14 Uhr statt um 17 Uhr den Anker zu lichten – falls er überhaupt dorthin fahren würde.
Die ‚Begeisterung’ des Kapitäns für die Routenführung hatte sich offenbar auch auf einen Großteil der ‚Streifenträger’ an Bord übertragen. Anders lässt sich kaum erklären, mit welcher Lustlosigkeit diese Herren und Damen ihrem offenbar ungeliebten Job nachgingen. Ganz anders dagegen die übergroße Mehrheit der unteren Dienstränge, die meist mit den Passagieren neuen Häfen, Erlebnissen und vielleicht Abenteuern entgegen fieberten. Schließlich war noch nie ein Schiff der Aida-Flotte dort zuvor gefahren.
Da es sich um eine vollständig neue Route im sonst so eintönigen Aida-Routenplan handelte, welche in dieser Saison ‚dank’ einer Umroutung der Aida Cara ab Februar nach Nordwest-Europa zudem die einzige Befahrung der Route darstellte, waren Erstfahrer in der absoluten Minderheit. Die meisten Gäste an Bord waren bereits vielfach mit (Aida-)Schiffen gefahren. So musste der sog. Vielfahrertreff (und Aida hat wohl weltweit die strengsten Kriterien, um einen Gast so zu bezeichnen; der Autor gehört selbst nicht zu diesem Kreis) im Theater stattfinden.
Wohl wegen dieser Zusammensetzung der Gäste fielen Veränderungen des Konzeptes ungleich eher auf als zu anderen Reisen und führten oft zu Diskussionen.
Nach zwei Seetagen erreichten wir Puerto Madryn, den Ausgangshafen für unseren privat organisierten Ausflug zur Halbinsel Valdés. Den Bus hatten wir analog der Reiseausschreibung und der bis zuletzt im Internet verfügbaren Informationen für 8 Uhr bestellt, da überall eine Liegezeit von 8 – 18 Uhr verzeichnet war. Überall? Nein – in den Reiseunterlagen war in der Auflistung der Anlaufhäfen 9 – 18 Uhr vermerkt, und dies war auch der Zeitplan an Bord. Ein anderer Hinweis erfolgte nie; offenbar ging man im Rostocker ‚Kompetenzzentrum’ davon aus, dass dies den Gästen genüge. Nun, das tat es nicht.
Rund 400 Kilometer Strecke mussten an diesem Tag per Bus bewältigt werden, überwiegend auf Schotterstraßen. Entsprechend gestrafft wurde der Ablauf, wobei sich Zeit im Prinzip nur zu einem kleinen Teil beim Mittagessen und ansonsten bei den überaus sehenswerten Orten mit Tierbeobachtung sparen ließ.
Rechtzeitig zurück am Hafen mussten wir jedoch feststellen, dass die von Aida Cruises vermittelten, von lokalen Anbietern durchgeführten Ausflüge (diese rechtliche Feinheit wird später noch bedeutsam) nicht an die verkürzte Liegezeit angepasst wurden. Entsprechend verzögerte sich das Auslaufen um rund 1,5 Stunden, die auch alle anderen Passagiere sehr gerne noch in Gesellschaft der Tierwelt vom Pampas-Hasen bis zum See-Elefanten verbracht hätten.
Schade, denn die Halbinsel Valdés ist durchaus einen längeren Aufenthalt wert. Was an eintöniger Vegetation ernüchtert, wird von der Tierwelt, die hier oft im Wortsinn zum Greifen nah ist, bei Weitem aufgewogen. Hier will ich unbedingt noch mal hin!
Die abendliche Poolparty fiel dem Wind zum Opfer. Obwohl die Anzeige der Windgeschwindigkeit in den Kabinen wohl aufgrund eines Defektes der Messeinrichtung nur sehr eingeschränkt vertrauenswürdig war, kann wohl davon ausgegangen werden, dass alle Fahrstrecken mit Winden zwischen 4 und 10 begleitet wurden. In den Häfen betrug die Windstärke entsprechend stets zwischen 3 und 7, in Ushuaia auch darüber.
Der nächste Seetag wurde vorab eigentlich von allen als recht kühl erwartet. Um so angenehmer überrascht waren alle Gäste, dass das Thermometer in der Sonne durchaus die 25° überschritt. Dessen ungeachtet sah der Rostocker Fünf-Jahres-Plan heute Glühwein im Angebot vor. Da dieser aber erst am Folgetag interessant wurde, blieb die Bar-Mannschaft darauf jedoch weitestgehend sitzen.
Wind- und Wetterbedingt fielen ab jetzt bis gegen Ende der Reise auch die beliebten Pool Brunches aus. Bei kühlem Wind hätte aber wohl auch kaum ein Gast Interesse an Essen im Freien gezeigt.
Der folgende Tag bestand aus der Passage der Magellanstraße, und die erwartete kühle Witterung hatte sich nun auch eingestellt. Das hieß aber nicht, dass die innen liegenden Bars nun bewirtschaftet würden. Bis 16 Uhr war innen nur die oft nach Sch… stinkende Aida Bar geöffnet. An der Pool Bar und der Calypso Bar (beide außen gelegen) langweilte sich das frierende Personal. Die innen gelegenen Bars Lambada und Anytime blieben dagegen bis 16 Uhr nach dem bereits erwähnten Rostocker Kompetenzplan geschlossen.
Dies führte dann dazu, dass die Anytime Bar, von der man eine sehr gute Sicht voraus hat, sich zunehmend füllte und die Animateuse auf dem Pooldeck Selbstunterhaltung betrieb. Dies fiel übrigens nur deswegen den Gästen auf, weil man ja drei Decks tiefer die Getränke holen musste. Dass dies alles kein Versehen war bewies die Antwort der Verantwortlichen auf einen entsprechenden Hinweis: Vor 16 Uhr wäre an diesen Bars kein Bedarf. Ein bloßer Blick zum leeren Pooldeck und zur vollen Anytime Bar hätte genügt, aber dazu war man wohl zu Betriebsblind. Nicht zuletzt dank dieser Argumentation blieb meine Bordrechnung die niedrigste (gemessen an den Reisetagen) aller meiner 11 bisherigen Aida-Reisen, und das, obwohl es die Reise mit der meisten Zeit an Bord war.
Noch eine Sache verdient Erwähnung: War Minze an den Bars zuvor schon knapp bemessen und längst nicht an jeder Bar immer vorhanden, gab es nun keine Minze mehr auf dem gesamten Schiff. Dumm, dass Aida Cruises die Barkarte vor einigen Monaten ‚optimiert’ hat und die Anzahl der benötigten Zutaten reduziert hat. Entsprechend viele Cocktails waren nun auf das Vorhandensein von Minze angewiesen, die jedoch durch Abwesenheit glänzte. Nun ja, es gibt ja gute Flugverbindngen nach Ushuaia, und ein Paket Minze lässt sich recht günstig auf dem Luftweg transportieren, zumal dafür drei volle Tage zur Verfügung standen.
Die Magellanstraße an sich bietet recht viel Eintönigkeit, so dass das Bewusstsein, gerade dort lang zu fahren, den optischen Eindruck in der meisten Zeit überwog. Abends legten wir planmäßig in Punta Arenas an.
Eine wichtige Sache dort, sozusagen von übergeordneter, chilenischer Bedeutung, lernten wir gleich abends kennen: Pisco Sour, das (alkoholhaltige) Nationalgetränk der Chilenen, um das wohl die meisten Gäste die Chilenen nun beneiden.
Gute 24 Stunden Liegezeit ließen ausreichend Zeit, die südlichste Großstadt der Welt zu erkunden. Nur Temperaturen und (vor allem) Wind ließen einige (auch mich) den großzügig gewählten Rundgang vorzeitig abbrechen. Dass die Hafeninfo von Aida Cruises zwei Museen durcheinander gewirbelt hatte merkte ich erst, als ich im falschen Museum die erwarteten Ausstellungsstücke suchte. Nochmal zwei Kilometer zurück wollte ich aber nicht gehen, und so bin ich nun recht gut über das feudale Leben der Großgrundbesitzer informiert, statt mehr über die Ureinwohner zu erfahren. Nun ja, auch hier muss ich also irgendwann noch mal hin.
Ein privater Ausflug kam hier übrigens nicht zustande. Die Stadt kann man recht gut ohne Führung oder Bus erkunden, in der näheren Umgebung warten meist Schafe und Estancias (mit Schaf am Spieß) auf touristische Gäste, und die Naturschutzgebiete als große Sehenswürdigkeit der weiteren Umgebung, sind dank der weiten Entfernung nur mit dem Flugzeug schaffbar.
Derartige Rundflüge (also ohne Landung, Begehung, Erläuterung etc.) wurden von Aida Cruises für recht stattliche ca. 560 € vermittelt. Dennoch bekam kein Gast einen Flug, da diese wegen widrigen Wetters zunächst verschoben, und später ganz abgesagt wurden. Da die Gäste jedoch zunächst zum Flughafen gekarrt wurden wurde ihnen zeitlich jegliche Gelegenheit genommen, stattdessen etwas anderes zu unternehmen. Immerhin kostete der wiederholte Flughafentransfer letztlich nichts, aber ärgerlich war es für die Betroffenen schon.
Mit der bereits gewohnten Verspätung ging es weiter, dem pazifischen Ausgang des Beagle Kanals entgegen.
Dieser wurde auch am frühen Morgen gefunden; die aus dem offenen Pazifik heranrollenden Wellen ließen die Aida Cara sanft schwanken. Schon früh war insbesondere das vordere Aussichtsdeck (sowie die weiterhin ohne Bewirtung harrende) Anytime Bar besetzt, denn nach der anschließenden Einfahrt in den Beagle Kanal ergriff die Natur Besitz von den Gästen.
Die Passage war überwältigend. Der von Kapitän Leitzsch während der Begrüßung zu Beginn der Reise angeführte Vergleich: „Letztlich sehen alle Fjorde dieser Welt gleich aus, und wer Norwegens Fjorde kennt, findet im Beagle Kanal nichts Neues“ wird wohl seine einsame Meinung bleiben. Dreimal war ich bislang in Norwegens Fjorden unterwegs, aber der Beagle Kanal wäre eher mit einer Fahrt durch die Alpen, vorbei an den Dolomiten, zu vergleichen – vorausgesetzt, man würde die Alpen bis auf 1.800 Meter Höhe fluten. Durch die Fahrtroute vom Pazifik in Richtung Atlantik gelang der Natur eine Dramaturgie durch immer neue, noch schönere, noch höhere Berge und Gletscher, derer sich Rostocks Kompetenz wohl eher unbewusst bedient hat.
Kurz vor dem abendlichen Tagesziel Ushuaia dümpelte die Aida Cara dann rund 1,5 Stunden. Ob dies nun der Ländergrenze zwischen Chile und Argentinien geschuldet war, ließ man offen. Information war nicht das A und O dieser Reise. Letztlich erreichten wir Ushuaia dennoch halbwegs pünktlich, und zum Einlaufen gab es dann auch eine Durchsage des Kapitäns, dass der Hafen von Ushuaia wegen Starkwindes gesperrt gewesen sei, wir aber nun einlaufen dürften.
Ushuaia – kaum einen Hafen habe ich bislang im Vorfeld derart unterschätzt. Die südlichste Stadt der Welt empfing uns mit blauem Himmel vor einer atemberaubenden Bergkulisse. Eine schöne Stadt, in der der Landgang bis zum Folgetag um 13 Uhr viel zu knapp bemessen war. Den Abend nutzten wir zu Mehreren um der zunehmend eintöniger werdenden Bordkost zu entgehen und die vorzügliche lokale Spezialität King Crab zu kosten.
Der nächste Vormittag bestand für mich in einer Fahrt mit der südlichsten Eisenbahn der Welt. Übrigens, wer sich die kleine Mühe macht und das Ticket am Hafen kauft, spart gegenüber dem Preis des von Aida vermittelten Ausflugs runde 40 %.
Einen ausführlicheren Besuch des Nationalparks, Ziel des Zuges, verkniffen wir uns. Der Fahrplan des Zuges war wohl auf einen einzigen Zug auf der meist einspurigen Strecke ausgelegt. Mit uns zusammen lagen aber noch zwei Expeditionsschiffe sowie die Celebrity Infinity im Hafen (sowie die Le Boreal, jedoch aufgrund eines technischen Defektes ohne Gäste), so dass alle vorhandenen vier Züge nacheinander eingesetzt wurden und entsprechend der Fahrplan für die Rückfahrt durcheinander geriet.
Zurück an Bord mussten wir feststellen, dass wiederum mehr als eine Stunde auf verspätete Ausflugsgäste gewartet wurde. Schade drum, denn diese Stunde hätte man gerne noch im schönen Städtchen mit seinen freundlichen Bewohnern verbracht. Als dann, deutlich nach 14 Uhr, auch der letzte Ausflugsbus zurück und die letzten 50 fehlenden Gäste an Bord waren – war der Hafen wegen Starkwindes gesperrt. Jedenfalls ließ es so Kapitän Leitzsch verlauten; freilich ohne zu erklären, warum die viel kleineren und daher Wind und Wellen ungleich mehr ausgesetzten Ausflugsboote ungehindert ein- und ausliefen.
Mit rund drei Stunden Verspätung ging es dann los, noch ein Stück den Beagle Kanal entlang – um dann wieder einmal für etwa 1,5 Stunden im Kreis fahrend, wieder eine Grenze zu Chile zu passieren. Dieser Stopp ist wohl nicht nur für einen Lotsenwechsel notwendig. Direkter Verkehr zwischen Argentinien und den Falkland Inseln ist schlicht nicht möglich. Da Argentinien Anspruch auf die Falkland Inseln (Islas Malvinas) erhebt, würde keine Ausklarierung erfolgen, was dann in anderen Ländern für Probleme sorgen würde.
Dann ging es aber los: Mittlerweile hat wohl auch Kapitän Leitzsch gemerkt, dass er um das Erreichen von Kap Hoorn nicht herumkommen wird. Mit 20 Knoten (nahezu Höchstgeschwindigkeit der Aida Cara) ging es nun im Abendlicht und zunächst im Zickzackkurs zwischen den Inseln und Untiefen des Beagle Kanals hindurch dem berüchtigten Kap entgegen. Ein wohl letzter Versuch des Kapitäns den Gästen die Lust zu nehmen indem er von aktuell 5 m hohen Wellen und Windstärke 10 berichtete löste eher Begeisterung aus. Bislang war auf dieser Reise von Seefahrt nicht viel zu spüren.
Genau um 23:25 Uhr an diesem 10. Januar 2011 erreichte die Aida Cara, nur knapp nach dem Einbrechen der totalen nächtlichen Dunkelheit, Kap Hoorn. Der Wind pfiff ziemlich, aber bei sehr ruhiger See (!) waren fast alle Gäste draußen und erahnten den dunklen Felsen gegen den gerade noch ein klein wenig helleren Nachthimmel. Wieder war die Schiffsleitung offenbar überrascht, dass recht viele Gäste auf diesen Anlass anstoßen wollten – zwar nicht der Sekt, aber die Sektkübel gingen an der vollkommen überlasteten Poolbar aus. Kein Wunder: Nach der zielsicher vorausberechneten Nachfrage war das Personal gerade in drei Bars im Innenbereich dabei, sich zu langweilen…
Kap Hoorn wurde übrigens, mit dreimal tuten, innerhalb von fünf Minuten zum zweiten Mal passiert. Da die Aida Cara von Osten kam, wurde etwa eine Schiffslänge hinter Kap Hoorn gewendet – denn die Hauptfahrtrichtung war wiederum gen Osten.
Mit gemütlichen 14 Knoten ging es weiter. Es wäre also ausreichend Zeit gewesen, Kap Hoorn nach Sonnenaufgang zu passieren – dann hätte man auch das dort befindliche Denkmal sehen können. Hier hat die Schiffsleitung das Zelebrieren eines wohl für die Gäste einmaligen Moments erfolgreich in die Tonne gehauen. Schade drum.
Wer nun dachte, Aida Cruises hätte sich für die am nächsten Tag anstehende ‚Kap Hoorn Taufe’ eine Sache einfallen lassen, die einer Erstpassage in irgendeiner Weise angemessen war, der irrte gewaltig. Das gleiche Spiel (auf Grundschul-Niveau) betreibt Aida Cruises auch mitten auf dem Atlantik, oder bei der ersten erst im Herbst stattgefundenen Äquator-Passage. Allerdings fiel diese „Taufe“ nun noch ein wenig flacher aus, da witterungsbedingt statt auf dem Pool Deck an der Aida Bar und folglich ohne die Verwendung jeglichen Wassers getauft wurde.
Minze war übrigens keine an Bord gekommen. Und außer vier Kisten mit Kohlköpfen keine weiteren Lebensmittel. Davon konnte man sich bereits am folgenden Seetag überzeugen. Das Obst-Angebot, für das Aida vor wenigen Jahren noch allseits gerühmt wurde, bestand nun nur noch aus roten Äpfeln, grünen Äpfeln, Birnen und der uns schon die gesamte Reise begleitenden unreifen Ananas. Dafür gab es dies alles aber auch bis zum Schluss der Reise und in allen denkbaren (und undenkbaren) Variationen: am Stück, in Scheiben geschnitten, gewürfelt, gemischt als Obstsalat, als Apfelringe, in und auf dem Kuchen, als Mus und als Kompott – und sogar in der Apfel-Zimt-Sauce zu den immer häufiger auf dem Buffet erscheinenden Hähnchenteilen. (Letzteres stellte dann eher den Bereich der zuvor undenkbaren Variationen dar.)
Offenbar wurde auf Nachfrage von den Offizieren geantwortet, die Knappheit einiger Güter an Bords wäre dem Umstand geschuldet, dass man „einen ganzen verdorbenen Container wieder zurück nach Deutschland“ hätte schicken müssen. Größeren Blödsinn habe ich selten gehört, denn das hätte bedeutet, dass Aida Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Papier, Limonadenflaschen etc. im gleichen Container hätte transportieren lassen. Es wäre allerdings wiederum kein Wunder, dass deswegen die Ware verdorben wäre…
Die See war übrigens auch auf diesem Weg zu den Falkland Inseln ruhig und auch der zwar kräftige, aber konstant blasende Wind führte zu keinen nennenswerten Schiffsbewegungen. Insgesamt eine meiner ruhigsten Seereisen. Erzähle mir noch mal einer was von Kap Hoorn… ![]()
Einen Seetag später ankerten wir pünktlich auf Reede vor Port Stanley, oder Puerto Argentina, wie es die Argentinier gerne hätten. Mit uns zusammen dort: die Star Princess. Rund 4.000 Passagiere überschwemmten die Insel, und die liebenswerten, äußerst britischen Bewohner waren geschäftig dabei, die Wünsche möglichst aller Gäste zu befriedigen.
Der Doppelanlauf war uns bereits seit langem bekannt und hinderte uns daran, auf eigene Faust einen Ausflug zu buchen: Die Kapazitäten in Port Stanley waren schlicht durch die Reservierungen beider Schiffe erschöpft. Bereits vorab wollten wir Ausflüge buchen. Dies war jedoch nur für einen Teil der Gruppe möglich, da – wie sich im Nachhinein heraus stellte – teilweise nur 24 Plätze je Ausflug zur Verfügung standen. Zusammen mit einem Mitreisenden hatte ich also vorneweg in die Röhre geschaut, weshalb wir unmittelbar nach Betreten der Aida Cara nach der Einschiffung den Ausflugsschalter aufsuchten. Favorisiert hatten wir den Ausflug mit der Nummer 6 (von insgesamt etwa neun Möglichkeiten), alternativ hätten wir auch die Nummer 5 gerne genommen. Erste Überraschung: Die Nummer 6 gab es gar nicht, dafür eine neue 10, auf die aber bereits alle Gäste umgebucht wurden, die vorab die Nummer 6 gebucht hatten. Entsprechend blieben uns die Wartelistenplätze 1 und 2. Auch für Ausflug Nummer 5 waren keine Kapazitäten mehr frei; hier hieß es, auf den Wartelistenplätzen 5 und 6 Platz zu nehmen.
Nach einigen Tagen erreichte mich ein Anruf des Ausflug-Teams, dass zu dieser Zeit weder Nummer 5 oder Nummer 10 frei wären – wohl aber noch zwei Plätze für Ausflug Nummer 4, mit rund 75 € für 2,5 Stunden Ausflug (davon eine Stunde Pinguine) recht überteuert. Vorsichtshalber buchten wir also diesen Ausflug, blieben aber für unsere präferierten Ausflüge auf den jeweiligen Wartelisten.
Daran sollte sich bis Port Stanley trotz dezenter Bestechungsversuche nichts ändern. Also fügten wir uns in unser Schicksal und besuchten am Vormittag Port Stanley; der Ausflug sollte um 14 Uhr beginnen.
Der Ort bietet recht wenig, aber das, was da ist, ist britischer als Großbritannien. Das Wenige reicht dennoch für einen gemütlichen Rundgang von 2 – 3 Stunden aus (einschließlich Shops, Post, Kirchen und einem der acht Pubs der Insel). Und wenn es nicht begonnen hätte Bindfäden zu regnen, hätten wir diese Zeit auch aufgewendet. Und Mitgefühl galt den Gästen, denen es gelungen war, einen Platz auf dem Ausflug ‚5 Stunden Strandspaziergang’ zu ergattern. Letztlich wog deren Foto-Ausbeute den stundenlangen Regenschauer jedoch mehr als auf, so dass der Neid auf das Gesehene wieder ein wenig Oberhand bekam. ![]()
Um 14 Uhr war also Treffpunkt für unseren Ausflug, wieder an Bord, denn mit einem lokalen Tender sollte es unmittelbar zu der zu besichtigenden Bucht gehen. Sollte… denn als wir um 14 Uhr am Treffpunkt erschienen, warteten noch die Gäste, die den gleichen Ausflug um 13 Uhr beginnen sollten, dort. Mal wieder war die Aida-Ausflugsplanung ins Hintertreffen gekommen. Mit uns warteten die für 13:30 Uhr bestellten Gäste ebenfalls dort. Und nachdem der für 13 Uhr angesetzte Ausflug kurz nach 14 Uhr gestartet wurde, wurde uns eröffnet, dass die weiteren Ausflüge nun kurzerhand ersatzlos gestrichen werden. Offizielle Begründung: Ein Boot eines lokalen Anbieters (Aida Cruises ist ja nur Vermittler) hätte einen Motorschaden, und es würde anderthalb Stunden dauern, einen Ersatz zu beschaffen. Dass wir letztlich mit 1,5 Stunden Verspätung erst den Anker hoben weil auch andere Ausflüge verspätet waren, wussten wir zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht…
Nun waren wir auf den Falkland-Inseln und sollten noch nicht mal einen Pinguin sehen?!? Das geht ja nun gar nicht, und so nahmen wir den nächsten erreichbaren Tender, denn im Hafen wurde ein Shuttle zum unspektakulärsten Pinguinstrand der Insel angeboten. Den bekamen wir glücklicherweise auch noch, und so blieb uns eine ganze Stunde, einige Dutzend Magellanpinguine (die wir zu Tausenden auf der Halbinsel Valdés bereits sahen) sowie ein einsames, dort wohl für Touristen festgenageltes Pärchen von Königspinguinen zu bestaunen. Hier waren wir allerdings durch ein noch existierendes Minenfeld von den Pinguinen getrennt; anders als auf der Halbinsel Valdés, wo sich Pinguine selbst auf den für die Menschen angelegten Wegen unerschrocken Nester gegraben hatten. Nun ja, keine Eselspinguine, keine Kolonie von Königspinguinen, keine Felsenpinguine und weder Robben noch Seelöwen… aber besser als nichts. Aber nach Port Stanley muss ich unbedingt noch mal hin!
Zwei Seetage folgten nun bis Montevideo, der Hauptstadt Uruguays. Während der erste Seetag noch recht kühl war, bot der zweite Tag wieder Gelegenheit zum Sonnenbad – sofern man einen windgeschützten Bereich fand.
Am Abend vor dem Anlauf von Montevideo gab es dann die zweite Poolparty an Bord – etwas überflüssig, denn wegen des bevorstehenden Landganges war die Interessenlage der meisten Gäste eine andere, und eine weitere Poolparty als Abschluss der Reise war ohnehin für den nächsten Abend fix eingeplant.
Montevideo selbst ist eine Stadt ohne große Highlights – dafür aber wiederum mit freundlichen Menschen und es macht einfach Spaß, sich hier zu bewegen. Weitaus wertvoller als die Hafeninfo an Bord waren die zahlreich verteilten Stadtpläne vor Verlassen des Hafens. Darauf verzeichnet die touristisch interessanten Wege durch die Stadt. Auffallend: An jeder Kreuzung auf diesen Wegen waren Mitglieder einer „Touristen-Polizei“ zu sehen. Sicherlich keine Polizeikräfte im klassischen Sinne, so war aber wohl aufgrund deren Anwesenheit keinerlei Kleinkriminalität vorhanden – die Abschreckung wirkte und sorgte so für unbeschwerte Stunden in der Stadt.
Mit der üblichen Verspätung von 1 – 2 Stunden verließen wir den Hafen von Montevideo und nahmen Kurs, den Rio de la Plata hinauf, auf Buenos Aires.
Frühzeitig war unsere Reiseleitung wieder am Hafen um uns abzuholen und auch die Betreuung am Flughafen ging über das erwartete Maß hinaus. Ein ellenlanger Rückflug nach Frankfurt brachte uns nach 19 Tagen und 20 Nächten wieder zurück in die heimische Realität.
Mein Fazit: Die Aida Cara ist sicher das am besten (oder gar einzig?) geeignete Schiff aus der Aida-Flotte für diese Reise. Kein anderes Schiff verfügt bauseits über die (letztlich nicht benötigte) Stabilität von Rupf und Aufbauten, und bietet darüber hinaus (gemessen an der Passagierzahl) solche Möglichkeiten fürs Sightseeing von den Außendecks und aus dem Inneren hinaus.
Dennoch wäre die Reise mit einem Schiff einer (wohl beliebigen) anderen Reederei ungleich schöner geworden. Aida Cruises hat es in wohl maßlos übersteigertem eigenem Kompetenzanspruch geschafft, eine an sich zunächst absolut einmalige Reise zu einer möglichst gewöhnlichen Tour verkommen zu lassen. Das Desinteresse der Schiffsleitung hat dies verstärkt, so dass die sichtbaren Bemühungen der übrigen Crew dies trotz aller Anstrengungen nicht wett machen konnten. Vielleicht sollte man mit Aida Cruises einfach nur das machen, was sie können: sieben Tage im Mittelmeer im Kreis fahren. Und für alles, was von der Routenführung her anspruchsvoller ist, bitte mit anderen Reedereien.
Die Reise selbst würde ich gerne wieder machen – alle Ziele luden dazu ein, nochmals besucht zu werden. Darum heißt es nun sparen. Denn es gibt ja Angebote von Expeditionsschiffen, die dies alles auch noch mit der Antarktischen Halbinsel verbinden… ![]()
Unverkennbar war überall, wie man sich vor Ort um (Kreuzfahrt-)Touristen bemüht. Selbst hoheitliche Akte wie z. B. Zollkontrollen wurden unproblematisch abgewickelt. Die Freundlichkeit durchaus aller Menschen, denen wir in Argentinien, Chile, Uruguay und auf den Falkland-Inseln begegneten, findet sich so nur in ganz wenigen Gegenden dieser Welt. Billig (im Sinne von ‚preisgünstig’) ist diese Ecke der Welt jedoch nicht. Überall sollte man sich auf ein heimisches Preisniveau einrichten. Wenn es dann gelegentlich darunter liegt, ist man dann angenehm überrascht.
Soweit meine (möglichst kurz gefassten) Eindrücke einer Reise, an die ich – trotz aller gegenteiligen Anstrengungen durch die Reederei und die Schiffsleitung – noch lange, lange Zeit zurückdenken werde.
Gruß
Diddn