3. Bodø - dieses Mal im Winter

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Kabinenkategorie
Innenkabine
Reisedatum von
7. Juni 2019
Reisedatum bis
14. Juni 2019

27. März 2018 – Bodø

Sollte man zu lange schlafen, wenn man sich den interessanten, d.h. schneereicheren Gegenden Norwegens nähert? Nein – ich beherzigte es und war schon wieder gegen 7.30 Uhr an Deck. Selten gab es Schöneres als am frühen Morgen auf einem auf dem Nordmeer schwimmenden Schiff von der Sonne begrüßt zu werden! Auf Backbord das freie Meer, auf der anderen Seite begleiteten uns wieder schneebedeckte Gebirgsketten. Beim Blick auf die hinter diesen nicht nur sieben Bergen aufsteigende Sonne zeigten sich Farben, wie ich sie immer geliebt hatte.



Schade, dass die Frühstückszeit so schnell kam. Oder auch nicht – der immerwährende Kreuzfahrerhunger musste gestillt werden. Während des Frühstücks liefen wir in den Hafen von Bodø ein. Also Zeit, dass wir uns für unseren Ausflug bereit machten. Ein Großraumtaxi sollte uns Fünf Freunde auf die Halbinsel Kjerringøy und zur gleichnamigen Stadt bringen, bekannt als Perle des Nordlands – aber davon gibt es unzählige …

Als wir kurz nach 10 Uhr die AIDAcara verließen, zeigte das Thermometer 4°. Plus, wohlgemerkt. Das hatte zur Folge, dass wir auf dem Platz vor dem Hafenausgang nicht nur Eis und Schnee sondern auch Schneematsch und Tauwasser vorfanden. Wir stapften durch diese Wasserelemente und fanden schnell unser Taxi. Hinein und nach einer kurzen Abstimmung durch unseren Englischspezialisten Marco begann unsere Tour. Schnell verließen wir Bodø und wir wurden von einer Zauberwelt umringt. Rechts nicht allzu hohe Berge. Natürlich mit Schnee bedeckt. Links Weiden, von denen man nichts sah. Logisch – schneebedeckt. Ab und zu fuhren wir an kleinen Häfen vorbei mit hytters direkt an der Wasserlinie – bunt und wunderschön anzusehen. Wir baten unseren Fahrer Tommy, auf dem Weg nach Kjerringøy einen diesen kleinen Häfen anzusteuern. Und logisch – unser Wunsch wurde erfüllt. Wir stiegen in Skivika aus dem Mercedes-Sprinter und wären beinahe auf unsere Nasen gefallen – es war glatt …

Vorbei an den uniformen, betuchten Norwegern gehörenden Wochenendhäusern eilten wir Richtung Hafen.



Kam Neid auf die Hauseigentümer auf? Wahrscheinlich nicht, denn ein Boot in diesem kleinen Hafen und eine „Hütte“ waren unerreichbar. Selbstverständlich mussten wir uns die Wochenendhäuser auch von vorne anschauen.



So, einen Programmpunkt konnten wir abhaken – der Hafenbesuch war zu unserer Zufriedenheit erledigt. Also weiter zu unserem Ursprungsziel. Lange fuhren wir auf der Nebenstraße. Links Berge, rechts das Nordmeer. Langweilig? Nee …

Die Straße wurde recht eng. Sehr oft war sie schneefrei. Nämlich dann, wenn die Sonne sie erreichen konnte. Doch immer wieder lag sie im Schatten und es wurde glatt. Kein Problem für unseren Sprinter, denn bei diesen Wetterverhältnisse waren vor Ort Spikes vorgeschrieben. Nach einiger Zeit führte die Straße bergauf und sie wurde kurvig. Auch kein Problem für unseren Profi am Lenkrad. Nur einmal – bei einer scharfen, im Schatten liegenden und vereisten Kurve – brach der Sprinter hinten aus. Aber auch kein Problem für Tommy. Er fing den Wagen sofort ab und es ging zügig weiter. Bis es nicht mehr weiter ging. Die Straße endete am Fähranleger von Festvåg. Und dort standen wir. Eine Fähre war nicht in Sicht. Aus diesem Grunde nutzten wir die Zeit und frönten unserem Lieblingsurlaubshobby. Die Kameras waren bereit und wir machten unsere Fotos von der Umgebung. Noch sah das Wetter ganz passabel aus.



Auch an der Landseite gab es Hingucker. Das Fischerboot, das eine wohlverdiente Pause hatte.




Die gefrorenen Wasserstrahlen am Fels. Auf einmal kam der Hinweis – die Fähre nahte!



Hinein in den Bus und dann machten wir lange Gesichter – es war die von uns erwartete Fähre. Unser Fahrer informierte uns nach der Sichtung des Fahrplans, dass wir noch eine Stunde warten mussten. Mist! So viel Interessantes gab´s in Festvåg doch nicht zu sehen. Deshalb baten wir Tommy um ein einstündiges Alternativprogramm. Er machte den Vorschlag, den Strand von Mulstrand aufzusuchen. Mulstrand sollte nicht sehr attraktiv sein – aber besser als nichts. Wir fuhren los und kamen nach kurzer Zeit am Strand an. Dort sollte es nicht so attraktiv sein? Wir sahen es anders …



Wir mussten nur einige Meter laufen, um die richtigen Motive zu finden. Außer uns befand sich kein Mensch am Strand – eine Ruhe. Und ein Wetter … und Lofotenblick. Sie waren weit weg; man konnte sie dennoch gut erkennen.



Hin und her gingen wir, um alles, was uns gefiel, auch als Foto mitzunehmen!



Unser Fahrer machte sich bemerkbar – es wurde wieder Zeit für den Sprinter. Als wir am Fähranleger ankamen, mussten wir nicht lange warten. 10 Minuten dauerte die Überfahrt zur Halbinsel Kjerringøy; wir fuhren sofort weiter zum Hauptort Kjerringøy. Am Ortsanfang passierten wir das im Winter grundsätzlich nicht geöffnete Museumsdorf. Ende des 19. Jahrhunderts war Kjerringøy einer der wohlhabendsten Handelsplätze in Nordnorwegen; 15 historische Bauten kündeten davon. Allerdings nicht für uns, denn wir wurden erst am Hafen aus dem Auto entlassen und widmeten uns sofort dem „maritimen Bereich“.

Irgendwie ähnelten die am Hafen aufgestellten Häuschen denen, die wir bei unserem ersten Stopp gesehen hatten.



So, genug auf den Pontons herumgeschlendert. Was gab es noch in Kjerringøy zu sehen? Die „Produkte“, mit denen in den letzten Jahrhunderten viel Geld gescheffelt wurde; heutzutage nur im eingeschränkteren Rahmen.



Stockfische – die nicht der Dekoration dienten, wurden erst kürzlich ausgenommen der trocknenden Nordpolarluft überlassen.

Als wir zum Sprinter zurückschlidderten, kündigte sich starker Schneefall an. Und schon ging es los – draußen mit dem Schnee und wir im Wagen mit der Fortsetzung unserer Tour. Eine Landschaftsfahrt, bei der wir lange nur dicke Schneeflocken und dahinter verschwommen die an uns vorüberhuschende Natur sahen. Wir sahen keine Ortschaften; vereinzelt tauchten Häuser und kleine Höfe hinter der Schneewand auf. Die Straße verschwand unter dem Schnee, der an vielen Stellen Eisflächen bedeckte. Nicht sehr oft gab es fast schneefreie Straßenflecken. Dort, wo die Sonne ungehindert hinkam. Auch bei geschlossener Schneedecke konnten wir dem Straßenverlauf folgen – die langen roten Stangen links und rechts der Straße boten einen prima Kontrast zum Weiß! Viel sahen wir ansonsten nicht, denn wenn der Schnee nicht gerade Flocke an Flocke fiel, verhinderte die dicke Dunstwand die Blicke auf Landschaft, Küste und Meer. Endlich kamen wir an – am Ende der Welt. Die Straße endete in Tårnvika, lediglich 44 km von Bodø entfernt. Was gab es in Tårnvika zu sehen? Nicht viel – vereinzelte, bei unserer Ankunft nicht zu erkennende Bauerngehöfte und eine Rorbuersiedlung. Sie sahen wir – der Sprinter hielt mitten in ihr. Und dann hatten wir Glück. Es hörte auf zu schneien und über uns erschien sogar ein Stückchen blauer Himmel … Es blieb sogar einige Minuten … aber nicht lange. Der Himmel zeigte dann wieder eine monotone und düstere Farbe. Die nicht zu weit entfernten Berge waren nur noch schwer zu erkennen.



Eine Schneewand kam auf uns zu – also hinein in das Taxi und die Rückfahrt im Schneegestöber begann. Es wurde gestocht … trotz des Schnees von oben und unten. Von oben kam auf einmal nichts mehr und wir konnten mehr von der Landschaft erkennen. Besonders die vielen vereisten Wasserfälle begeisterten uns. Tommy bekam das mit und versprach, bei einem besonders schönen Eisfall eine Fotopause zu machen. Doch wie wollte er das hinbekommen, da links und rechts der Straße keine Haltebuchten gab? Ganz einfach – der Wagen stoppte mitten auf der Straße, wir stiegen gemütlich aus, suchten die passende Stelle zur Aufnahme des Eisfalls,



schlenderten zurück zum Sprinter, stiegen ein und fuhren weiter. Null problemo … in den gefühlten fünf Minuten wollte sich kein anderes Auto an dem Taxi vorbeiquetschen. Dann aber weiter – die Straße führte durch eine Waldgegend. Die Bäume verhinderten, dass die Sonne den zusätzlichen Straßenbelag auftauen konnte. Sobald die tatsächlich auch in dieser Gegend sporadisch scheinende Sonne dem die Straße bedeckenden Schnee den Garaus machte, verschwand dieser, so dass Ölche die Straße gefahrlos überqueren konnten.




Rentiere hatten nicht den Ehrgeiz, auf die andere Straßenseite zu wechseln.

Sie grasten vollkommen entspannt vor sich hin …

So, wir mussten nicht mehr viel Kilometer zurücklegen und dann standen wir vor der Fährstation. Der Himmel zeigte wieder alles: von dicken Wolkenschichten gefilterte Sonnenstrahlen, Wolkenberge und dazwischen auch winzige blaue Tupfen. Wir warteten nicht lange auf die Fähre, sie kam,

hinauf und los ging´s.

Die Rückfahrt verlief unspektakulär; allerdings fesselten uns anfangs wieder viele Wasserfälle, die tatsächlich keine waren.



Und schon erreichten wir den Hafeneingang. Wir verabschiedeten uns von Tommy, enterten unsere AIDAcara, spülten einige Stückchen Kuchen mit Kaffee hinunter, machten unserem Kahn unsere Ehrerbietung und begaben uns auf dem Weg, der Stadt Bodø einen Besuch abzustatten. Die Stadtbesichtigung lag sehr schnell hinter uns. Außer einigen Wandmalereien fanden wir nichts Interessantes.



Da wir bis zum Abendessen viel Zeit und keine Lust hatten, sie auf dem Schiff zu verbringen, besuchten wir den Hafen. Nordische Häfen boten immer etwas … Z.B. die die frische Luft genießenden Stockfische in spe … Dass in dieser Umgebung nicht viele Arme lebten, zeigte die große Anzahl der in der Marina liegenden und im Winter „eingemotteten“ Yachten.

Uns packte der Ehrgeiz: Die sehr, sehr lange Mole sollte bezwungen werden! Wir hatten Glück – mussten nicht auf den Warnhinweis achten, da es nicht regnete.



Auch der Weg zum Leuchtfeuer war keine Herausforderung. Wir schafften es trotz vereisten Weges und Eisplatten auf den Treppenstufen. Nun aber zurück – dabei nahmen wir die Vorboten einer weiteren Wetterbesserung gerne zur Kenntnis.

Unterwegs hielten wir kurz vor einem auf alt getrimmten Einmaster – der Nordlœndingen. Auf ihr hätten wir gerne eine Fahrt durch die nordnorwegische Inselwelt genossen. Natürlich nur bei vernünftigem Wetter – wir sind doch keine Wikinger!

Vor dem Schiff wartete eine Überraschung auf uns. Und zwar in Form von Jens Heinrich Classen. Er kam gerade vom Flughafen und checkte ein. Nach einer kurzen Unterhaltung, in der wir unsere Freude über seine bevorstehenden Auftritte an Bord zum Ausdruck brachten, bereiteten wir uns auf das Abendessen vor. Amerika – entlang der Route 66 musste daran glauben. An diesem Abend allerdings nicht zu ausgiebig, denn wir wollten beim sail-away um 19.30 Uhr ganz oben an Deck sein. Ob wir es schafften?

Die Dunkelheit kündigte sich an. Eine wunderbare Stimmung, zumal die Sonne erneut attraktive Farben erzeugte.



Die AIDAcara legte ab und schob sich langsam Richtung Nordmeer. Sie ließ die Anfang des 19. Jahrhunderts zum Schutz der damaligen Handelsniederlassung Hundholmen erbaute Schanze Nyholmen hinter sich. Unser Schiff zeigte Bodø das Heck und schließlich glitten wir an den Außenposten der Stadt, den Schären, vorbei.

Nach den Schneefällen dieses Tages durfte eins nicht fehlen – der Ansatz eines Sonnenuntergangs.



Sie, die Sonne, sollte die Fünf Freunde noch ins richtige Licht setzen. Auch die Fünf Freunde setzten sich. Auf ihre Stammplätze in der beheizten Pool-Bar. Das Warten begann – Warten auf die Bedienung. Zu langes Warten machte schläfrig, nicht wahr, Floppymann?! Doch sein Flehen wurde erhört – sein kalter Grog kam.



Für den Rest der Bande etwas milchig Giftgrünes sowie Kaffee mit Vitamin C – Einlage …

Marco blieb von uns allen an längsten auf. Er war süchtig … nicht nach dem Kaffee mit Vitamin C – Einlage sondern nach Nordlichtern. Seine erste Nordlichtwache. Um 22.01 Uhr erblickten seine Adleraugen einen kleinen Fleck – den ersten Anflug eines Nordlichts! Glückwunsch, Marco! Und die Jagd nach Nordlichtern sollte weiter gehen …

Kommentare 4

  • Auch von mir danke.


    Das Wetter war auf eurer Tour bisher ähnlich.

    Hamburg im Sonnenschein, Haugsund um Nebel und Bodö mit heftigen Schneeschauern.


    Bin gespannt wie es weiter geht.

    • Wir waren über den Monatswechsel März/April im hohen Norden. Dann kann man nicht nur mit Sonnenschein und höheren Temperaturen rechnen. Das wollten wir auch nicht - wir waren mit dem Wettermix zufrieden. Es war eben der Winter im hohen Norden!

  • FANTASTISCH! Von deinen winterlichen Nordland-Erlebnissen kann man einfach nicht genug bekommen! Schön, dass es heute auch mit den Fotos klappt.

    Danke für dieses Kapitel!


    Schönen Abend und viele Grüße, Meerelfe

  • Jens Heinrich Classen kommt an Bord, da kann man doch in den nächsten Tagen mit der Erweiterung der eigenen Mathe-Kenntnisse rechnen....
    Achim, wieder sehr gut geschrieben, wie man es von deinen Berichten kennt