2. Noch wenig Schnee - Haugesund

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Kabinennummer
7.635
Reisedatum von
20. Juli 2018
Reisedatum bis
27. Juli 2018

26. März 2018 – Haugesund

Wie zwei Tage zuvor Schorsch Kluhnie verkündet hatte, befanden wir uns im Urlaub. Kein Wunder, dass ich ohne Aufforderung durch den Wecker bereits um 6.30 Uhr aus der Koje sprang. Wir fuhren noch – und zwar durch die Dunkelheit. Uns begleitende Lichter von Häusern zeigten, dass wir uns zwischen Inseln bewegten. Nun aber weg vom Fenster und fertig machen. Das erste Frühstück wartete auf Marco und mich. Marco hatte den Ausflug „Königliches Avaldsnes und Besuch bei den Wikingern“ gebucht, der bereits um 8.30 Uhr begann. Der Rest der Truppe war 1 ½ Stunden später an der Reihe. Ein Grund, dass er das Frühstück später zu sich nahm. Für mich war es ein Nachschlag …

Bis zum um 9.30 Uhr terminierten Treffen war genügend Zeit für einen Rundgang auf Deck 10. Das Fährschiff MS Bergensfjord lief gerade ein (oder aus

passierte uns und verschwand aus unserem Blickbereich.



Was sollten wir vom Wetter halten? Hmh, so richtig toll sah es nicht aus, als wir über die Vår Frelsers Kirche in die Richtung schauten, in die unserer Tagesausflug „Erlebnis Natur: Åkrafjord und Wasserfall Langfoss“ gehen sollte. Dicke Wolken – Hochnebel! Das musste nicht sein … Ápropos müssen: Da mussten wir durch! Aber zunächst mussten wir runter von unserer AIDAcara und den Ausflugsbus entern. Und los gings. Zunächst über die steile Risøy bru mit Ausblick auf den Smedasundetimmerhin gab es einen blauen Streifen am Himmel. Das war´s dann erst einmal. Schnell verließen wir Haugesund und unser Bus wurde umhüllt vom bekannten Dichter. Mist! Eine Landschaftsfahrt, bei der wir wenig von der Landschaft sahen …

Doch unser Flehen wurde erhört – zunächst tauchten vor uns zaghafte Ansätze auf: Die Sonne versuchte, sich durch den Nebel zu kämpfen. Sie gewann nach einiger Zeit – über uns gab es auf einmal einen strahlend blauen Himmel. Ganz verließ uns der andere Dichter nicht – der Dichter Bodennebel, der sich nicht ganz von uns trennen wollte. Er legte sich über Fjordausläufer …



… mystisch und wunderschön. Lange konnten wir dieses Naturschauspiel genießen. Und es zeigte sich wieder bei unserem ersten Stopp in Ølen an einem Nebenarm des Åkrafjords. Dass ein Haupterwerbszweig in dieser Gegend die Ölindustrie – genauer die Instandsetzung von Bohrinseln – war, ließ sich nicht verleugnen. Nicht nur eine aus dem Nebel ragende Bohrinsel lag am anderen Ufer. Die Sonne nahm die Bohrinseln ins Visier – und auch die Werkstatt einer Spezialistin für die Rosenmalerei. Die Rosenmalerei ist eine bäuerliche Kunstrichtung in Norwegen (s.a. die Rosenkirche in Stordal am Storfjorden), der sich die Inhaberin dieser Werkstatt, Unni Marie Lien, verschrieben hatte. Wir fanden uns zwar nicht in einer Verkaufsveranstaltung wieder – aber die knappe Stunde Aufenthalt war für unser Gefühl zu lange. So schön auch die verschiedenen Exponate waren … Aber es gab um die Werkstatt herum genug zu sehen und zu fotografieren.




Nicht zu vergessen die lebensgroßen Schnitzereien.



Uns faszinierte noch immer, wie Nebelschwanden die Landschaft richtig attraktiv machten. Wer die restliche Zeit nutzte, konnte am kleinen Hafen über Boote auf die andere Uferseite und auch auf den Åkrafjord schauen.



Nun aber weiter – eine Landschaftsfahrt vom Feinsten begann. Unser Busfahrer meisterte ausgezeichnet die enge und kurvenreiche Straße, die immer wieder neue Ausblicke gab. Schnee war auf sowie links und rechts der Straße ein Fremdwort. Wir sahen ihn nur auf den fernen Bergen, die hinter dem Stordalsvatnet aufragten.



Besonders nachts musste es in dieser Gegend eiskalt gewesen sein. Der Strodalsvatnet war zum großen Teil noch vereist;



eine freie Wasserrinne, später freie Wasserflächen zeigten allerdings, dass der Frühling und damit das Tauwetter nicht mehr fern waren.

Nicht lange danach folgten wir wieder dem Åkrafjord. Wir fuhren oberhalb der Uferlinie mit phantastischen Ausblicken auf Wasser, Ufer und Bergen. Aber nur dann, wenn wir nicht durch einen der zahlreichen Tunnel fuhren; der längste wollte mit seinen mehr als 7 km nicht enden. Doch dann sahen wir ihn – den Langfossen, den wir auf Steuerbordseite passierten. Wie auch den gegenüberliegenden Parkplatz … schade … Oder auch nicht, denn wenige Minuten später hielt unser Bus vor der Eljervik-Farm. Pause? Nein, denn wir waren an der Reihe, direkt zum Bootsanleger für die geplante Fjordfahrt zu gehen. Und wir sahen ihn in seiner ganzen Pracht – den Langfossen!




Ein weißer breiter Strich – Wassermassen stürzten 612 m nach unten. Eingerahmt von Eisresten, wie wir später sehen sollten. Wie toll musste der Wasserfall zwei Monate vorher ausgesehen haben, als er voll vereist war … er zeigte uns, dass der Frühling kam und der Eisvorhang nach und nach verschwinden würde. Bevor uns die MS Stein Viking zum Wasserfall brachte, steuerte sie Richtung Ende des Åkrafjords. Auf der Steuerbordseite stiegen die Felsen aus dem Wasser steil nach oben. Wir sahen sie zweimal – der Åkrafjord war wie ein Ententeich und sorgte für eine unheimlich tolle Spiegelung.



Die von der MS Stein Viking verursachten Wellen schufen ein wunderschönes Wassergemälde.



Der Langfossen lag bereits weit hinter uns



und schließlich kam das Ende des Åkrafjords mit dem Ort Piravik. Über uns sorgte der unvergleichlich blaue Himmel für die passenden farblichen Kontraste.



Leider nur für wenige Minuten, denn unser Bötchen wendete und fuhr Richtung Langfossen. Wir erkannten, dass an den nicht von der Sonne erreichbaren steilen Felswänden der Frühling sich nicht richtig durchsetzen konnte. Am Fels klammerte sich das Eis – die Wasserfälle ließen auf sich warten. Auf der anderen Seite des Åkrafjords sah es bunter aus - die Häuseransammlung von Lyngnesvika.



So sehr wir uns auch bemühten, eine Straße zu erkennen – wir sahen keine. Die Bewohner dieses malerisch gelegenen Ortes waren auf Boote angewiesen; im Winter auch auf den Hubschrauber. Welche Wasserspiegelungen … Nun fuhr die MS Stein Wiking Richtung Langfossen. Zunächst zügig; kurz vor Erreichen des Wasserfalles tastete sich das Schiff ganz langsam an ihn heran. Gewaltig, was vor uns lag. Die senkrecht an den Fels gewachsenen Eis- und Schneefelder. Der noch spärliche Wasserfluss, der sich in der endgültigen Tauphase immens steigern wird. Das Boot näherte sich einem Steg, ein Besatzungsmitglied sprang an Land, verschwand und kehrte nach kurzer Zeit – so wurde es uns „verkauft“ - mit einem mit Langfossenwasser gefüllten Eimer zurück. Ein Wassergelage begann – jeder, der wollte, erhielt einen Becher Wasserfallwasser. Auch ich wollte und merkte bei der Trinkprobe – es war in erster Linie eiskalt. Aber es wurde vernichtet! Inzwischen hatte sich die MS Stein Wiking vom Langfossen entfernt und zu schnell erreichten wir den Anleger unterhalb der Eljervik-Farm. Nun aber hinauf zum Farmhaus, wo sich die Ausflügler trafen.

Hinein in die gute Stube! Auf uns wartete ein kaltes und warmes Buffet mit heimischen, z.T. von den Farminhabern selbst hergestellten Produkten. Es gab Schweine-/Hirschbratwurst und -frikadellen an (nicht mit!) Rosmarinkartoffeln. Die kalte Auswahl lockte mit frischem Brot und selbstgemachter Butter sowie auf Cognac geräucherten Lachs; köstlich – wir schlugen zu! Dafür hauten sie bei genauso gut schmeckenden/r Schinken und Salami rein. Der Magen wurde (fast) geschlossen mit Kuhkäse sowie verschiedenen Ziegenkäsesorten. Fast? Ja, denn es gab noch gefüllte dünne Pfannkuchen und zum Abschluss Brunost mit Flatbrød. Es war ein ausgezeichnetes Buffet – so ganz anders als gewohnt. Selection? Jaaaaaaaaaaa …

Mit vollem Bauch sollte man nicht sofort mit dem Bus fahren. Das nahmen Floppymann und ich uns zu Herzen und erstiegen einen Hügel hinter dem Farmhaus,



das auf einmal sehr klein erschien. So gut wie kein Mitausflügler genoss mit uns den Ausblick auf den Langfossen und Lyngnesvika.



Wir schossen einige Fotos von uns vor dem gewaltigen Hintergrund bevor wir den Rückweg antreten mussten. Aufgrund unseres guten Zuredens hielt unser Fahrer für einige Minuten auf dem Parkplatz unterhalb des Langfossen und wir hatten die Möglichkeit, den Wasserfall und nochmals Lyngnesvika zu fotografieren.

Nun aber hinein in den Bus – die Zeit auf dem Parkplatz musste aufgeholt werden. Zunächst ein wenig schläfrig betrachteten wir die an uns vorbeiziehenden interessanten Tunnelwände, wurden aber schnell wach, als der Åkrafjord neben uns erschien.



Konnte man bei diesen Ausblicken schlafen oder nur dösen? Nein … wir hielten durch und der Bus hielt plangemäß vor dem Nationalmonument Haraldshaugen.



Gewidmet wurde es König Harald Hårfagre, auf gut deutsch Harald Schönhaar. Harald ermunterte im 9. Jahrhundert die 28 anderen Stämme Norwegens mit im wahrsten Sinne des Wortes schlagkräftigen Argumenten, sich ihm anzuschließen und ihn als Herrscher anzuerkennen. Viele der Stammesoberen blieben dabei auf der Strecke – zum Ausgleich übernahm er einige Ehefrauen der verschiedenen Stammesfürsten (war damals mit Sicherheit üblich und praktisch!). Er heiratete sie. Oder nahm sie als Nebenfrauen. Böse Zungen behaupten, dass er mindestens 10 Ehefrauen und Konkubinen hatte.

872 hatte es der schöne Haarträger erreicht. Er einigte Norwegen. Oder das, was man damals als Norwegen ansah. Harald starb 932 und wurde dort beigesetzt, wo sich heute Haraldshaugen befindet (norw. Haugen = Hügel). Zum 1.000. Jahrestag der Reichseinigung wurde über seiner Ruhestätte das Monument mit einem 17 m hohen Granitobelisk und 29 mit den Namen der Stämme versehenen Stelen errichtet.

Als wir vor dem Monument standen, wurden wir misstrauisch beäugt. Odins Rabe saß auf einer der Stelen und erinnerte uns daran, dass unter dem Granitobelisk ein Anhänger seines Herrn begraben lag. Zum Ausgleich stand nur ein paar Meter davon entfernt auf einem Felsblock ein Kreuz, das 1.000 Jahre alt war. Diese Stelle war in früheren Zeiten ein Thingplatz. Man sagt, dass während der Versammlungen die Bauern das Christentum angenommen hatten und aus diesem Grunde das Kreuz (Krosshaugen) errichtet wurde.

Leider konnten wir uns nicht länger an diesem Ort aufhalten. Unsere AIDAcara rief und wir folgten. Als wir über die Risøy bru fuhren, genossen wir wieder – wenn auch kurz - den schönen Blick auf den Smedasundet.



Wenige Minuten nach (!) dem Alle-an-Bord-Termin um 16.30 Uhr erreichten wir unser Schiff. Direkt nach unserer Rückkehr fanden die letzten Vorbereitungen zum Auslaufen statt. Natürlich waren wir beim nahezu pünktlichen sail-away ganz oben.



Aber nicht lange, denn Marco und ich wollten nicht beim AIDA-Clubtreffen fehlen. Es gab zur Vorbereitung auf den Abend Leckeres zum Trinken und die Offiziere stellten sich vor. Nach einer Gesangseinlage von AIDA-Stars verabschiedeten wir uns von dieser Runde. Der Hunger rief und wir gehorchten unseren Mägen. Die norwegische Küche musste im Calypso getestet werden! Ausgiebig …

Draußen war es dunkel und kalt. Uns blieb nichts anderes übrig als eine einigermaßen geschützte Stätte mit Rauchermöglichkeit aufzusuchen. Was gab es da außer Zigarettenrauch? Z.B. Mai Tai …



27. März 2018 – Seetag 2

Kurz vor 8 Uhr sucht ich die Kaffeebar auf. Wo? Natürlich in der Anytime-Bar. Mit dem gefüllten Pott bewaffnet und vom Inhalt wacher gemacht, erkannte ich bei meinem Spaziergang, dass das skandinavische Festland noch immer in Sichtweite war. Schneebedeckte Bergketten unter Sonne und blauem Himmel. Einfach überwältigend! Eine klare, kalte Luft bei 1,4°. Wer fror, konnte ins Meer springen – mit 6,2° war das Wasser richtig warm. Der Wind blies mit 10 Beaufort recht kräftig. Ich traf Marco, der bereits zum Sonnenaufgang als einer der Wenigen auf Deck 10 war. Es hatte sich gelohnt … Bei unserer gemeinsamen weiteren Deckinspektion stellten wir fest, dass die Mehrzahl der Mitfahrenden entweder noch schliefen oder sich die Bäuche vollschlugen. Platz satt ganz oben und eine himmlische Ruhe. Nach dem gemeinsamen Frühstück genossen wir die Sonne.

Unser Schiff befand sich irgendwo zwischen Island und Norwegen auf der Höhe von Kristiansund. Wir müssten ca. 76 km bis Norwegen und ca. 1.000 km bis Island zurücklegen. Schwimmend natürlich … Aber dazu hatten wir keine Lust – vielmehr zu einem Vortrag über Lappland im Theater. Er war anstrengend – aus diesem Grunde kam uns die Mittagessenszeit sehr gelegen. Die Speisen erschöpften uns und wir nahmen eine Auszeit in der Sonne auf dem Außendeck des Calypso. Vorteilhaft war, dass wir uns zur Kaffeezeit nicht weit fortbewegen mussten … Die Plätze waren gesichert und wir fühlten uns sauwohl in unseren dicken Klamotten. Es gefiel uns richtig gut in der Sonne und an der frischen Luft – so lange, bis es doch ein wenig zu kalt wurde. Kurz vor 17 Uhr verzogen wir uns in die Schiffsinnereien und beschäftigten uns mit dem, was uns gerade gefiel. Ein Nickerchen, Einkaufen, Bearbeiten von Bildern, Lesen … Rumba für Einsteiger mit Tanzlehrer Alex war nichts für uns – zu stressig … Und so verging die Zeit bis zum Abendessen in den beiden Restaurants. Wir wechselten von Griechenland in die indonesische Inselwelt. Wie gewohnt ausgiebig, so dass ein Verdauungsspaziergang angebracht war. Weit kamen wir nicht – wir wurden von einem unheimlich dramatischen Sonnenuntergang abgelenkt – gerne natürlich …



Nachdem sich die Sonne verzogen hatte, bewegten uns noch – ein letzter Inspektionsspaziergang. Und wir erwischten AIDA … Unsere AIDAcara hatte eine Schraube locker. An einer Absperrung. Nach unserem uneigennützigen Einsatz allerdings nicht mehr – wir sicherten das Schiff. Wurde uns gedankt? Nein! Auch nicht durch z.B. heiße Kakaos und Glühwein auf Kosten des Schiffs in der Poolbar …

Kommentare 8

  • Was sind das für geniale Fotos? Mit Worten nicht zu beschreiben.

  • Wie immer ein schöner Bericht.

    Die Bilder sind einfach nur toll

  • Hallo Achim,
    jetzt mit sichtbaren Fotos ist dein Bericht noch schöner.
    Mal schauen, wie s bei euch so weitergeht.
    Gruss Gerd

  • Danke für den schönen Bericht. Erinnert mich an unseren Ausflug im März 2017. Leider hatten wir ausgerechnet als wir auf dem Boot waren ziemlich starken Regen.

  • Ich kann die Fotos auch nicht sehen :(

  • Ein toller spannender Reisebericht ! DANKE und ich bin nächste Woche genau bei diesem Ausflug dabei 😊 Die Bilder kann ich LEIDER nicht sehen !liegt das an mir ? Lg Monika

    • Ein sehr schöner Bericht. Leider auch ohne Fotos. Die Bilder vom Teil über Alta sind aber da. Vielleicht kann ja ein Mod. helfen?

      Es wäre doch sehr schade wenn wir die verpassen würden.