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Wir kamen an. Im Restaurant „Castellino“. Hoch oben am Berg. Und vom Parkplatz aus mussten wir noch höher. Weiter im Restaurant. Noch zwei Etagen bewältigt. Aber die Mühen hatten sich gelohnt. Ein großer Speisesaal, an einer Seite offen mit Ausblick auf Paleokastritsa, die von uns zuvor besuchten Buchten, die grüne Umgebung.
Überwältigend … Zum Glück stand das Essen noch nicht parat. So konnten wir von den Balkonen und Fenstern genießen, was unter uns lag.
Einfach nur traumhaft. Und dann das Menue, bei dem Gaumen und Augen verwöhnt wurde.
Die Speisen entsprachen vom Geschmack her nicht den bei uns in Deutschland in griechischen Restaurants servierten Speisen. Eher landläufig – wie man eben auf Korfu oder in Griechenland kocht. Neben dem üblichen erfrischenden Bauernsalat gab es – natürlich für jeden - einen Vorspeisenteller. Drei kleine Teigtaschen gefüllt mit Schweinefleisch, Spinat bzw. Käse; dazu Taramosalata (Creme aus Fischrogen, Weißbrot, Olivenöl und Zitrone) und Tzatziki. Als Hauptgericht genossen wir Stifado, ein sehr gut gewürztes Ragout mit viiiiel Knoblauch, mit frittierten frischen Kartoffelspalten und Reis. Die Mahlzeit rundete ein Stück Ravani ab – ein in Zuckerguss (leider zu stark) getränkter Grießkuchen. Dazu ein leichter Wein und/oder Wasser. Herrlich – und das bei dem Ausblick.
Irgendwann mussten wir unsere vollen Bäuche wieder in den Bus verfrachten. Kam Müdigkeit auf? Nein, denn der weitere Teil der einstündigen Panoramafahrt quer über die Insel hielt uns wach. Die im Grunde gleich bleibende Natur faszinierte. Und auch die vielen Serpentinen sorgten dafür, dass wir nicht zu einem Nickerchen kamen. Dann zwischendurch das Erreichen des Troumbéttas – Passes. Leider ohne Fotostopp. Von dort aus ging es wieder runter. Selbstverständlich mit vielen Serpentinen. Bis wir den Beginn der Halbinsel Kanoni erreichten. Wer diesen Flecken nicht besucht hat, war nicht auf Korfu. Zunächst erspähten wir im Vorbeifahren bei Paleopolis die Ruinen einer frühchristlichen Kirche. Nach kurzer Weiterfahrt ergatterte unser Busfahrer einen Parkplatz am Rande eines Aussichtsplatzes. Von dort aus „schossen“ in der Vergangenheit die Besucher die meisten Fotos während ihres Korfu-Aufenthaltes. Mit Sicherheit auch die zukünftigen Besucher.
Schon wieder einfach nur toll … In der Bucht zwei Inseln. Im Hintergrund die Mäuseinsel. Von ganz oben soll die Insel in Form einer Maus erkennbar sein. Der Sage nach soll der Meeresgott Poseidon voller Wut das Schiff von Odysseus in Stein verwandelt haben, damit der Held nicht mehr zu seiner Heimatinsel Ithaka zurückkehren konnte. Na ja, ob das der Ursprung der Insel war, wissen nur die alten griechischen Götter. Wir wissen, dass der Blick auf die Insel unvergesslich war. Mitten in Zypressen ein kleines, malerisch anzusehendes Kirchlein aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Daneben – von weitem zum Glück nicht zu sehen – ein Andenkenladen. Auch Sissy gefiel die Insel außerordentlich gut. Sie soll mehrmals zu ihr geschwommen sein. Heute hat man es einfach. Per Boot wird man von der Anlegestelle der Insel Vlacherna
hinüber befördert. Diese Klosterinsel ist über einen Damm zu erreichen. Im im 17. Jahrhundert erbauten Kloster wohnten bis 1980 Nonnen. Das integrierte Kirchlein Panagias tou Vlachernon ist für Besucher geöffnet; ab und zu werden in ihr Messen gefeiert und sie ist aufgrund ihrer Lage und Schönheit ein bevorzugter Ort für Hochzeiten.
Wenn man die Idylle von oben betrachtet, denkt man, dass man sich an einem Ort der Stille befindet. Weit gefehlt – in unmittelbarer Nähe der Inseln beginnt die Start-/Landebahn des Flughafens. Besonders in der Haupturlaubszeit herrscht ein „Kommen und Gehen“ – Planespotter kommen von verschiedenen Aussichtspunkten voll auf ihre Kosten.
Die Zeit des Fotostopps war wie üblich zu schnell zu Ende und nach wenigen Minuten Fahrt verließen wir den Bus am Rande der Altstadt von Kerkyra. Und zwar in Höhe des alten Forts.
Zum näheren Verständnis der verschiedenen Baustile kurz einige geschichtliche Fakten. Auf Korfu herrschten u.a. Hellenen, Römer, Normannen, Venezianer, Oströmer, dann wieder Venezianer, die die Osmanen erfolgreich abwehrten, Franzosen, Russen, Franzosen, Briten und seit 1864 kam Korfu zu Griechenland; die kurzzeitige Besetzung durch Italiener und Deutsche im letzten Jahrhundert sei auch erwähnt.
Unsere Stadtführung durch die Altstadt von Kerkyra begann am Spianada-Platz, auch Esplanade genannt.
Insgesamt waren für Kerkyra 1 1/2 Stunden vorgesehen; wieder fifty fifty für eine begleitete Führung und Freizeit. Wir blieben länger auf dem größten Platz des Balkans, der bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das mit Häusern bebaute Zentrum der Stadt war. Aufgrund der zu dieser Zeit permanent drohenden Angriffe durch die Osmanen beschlossen die damals herrschenden Venezianer, innerhalb von 12 Jahren 2.500 Häuser dem Erdboden gleich zu machen, um vor der Festung ein freies Schussfeld zu erreichen. Diese freie Fläche wurde von den Venezianern als Exerzierplatz genutzt; unter den Franzosen wurde sie mit Bäumen bepflanzt. Heute ist sie der Treffpunkt der Korfioten und die Esplanade dient über das ganze Jahr für verschiedene Veranstaltungen wie z.B. Konzerte.
Der Platz wird z.T. durch eine Fußgängerzone begrenzt – The Liston,
gestaltet in den Zeiten der napoleonischen Besatzung. Der Vater des Erbauers des Suez-Kanals, Mathieu Maximilien Prosper de Lesseps, war federführend. Ursprünglich dienten die Häuserblöcke der Unterbringung der französischen Armeeangehörigen; nunmehr „beherbergen“ die Arkadenbauten Cafés, Restaurants und Geschäfte mit hochwertigen Angeboten.
Die Esplanade ist der ideale Ausgangspunkt für die Besichtigung der Altstadt. Nach kurzer Zeit erkannten wir, dass die Verleihung des Titels „UNESCO Weltkulturerbe“ unbestritten richtig ist. Von der die Esplanade begrenzenden Straße führen rechtwinklig Gassen in den Häuserdschungel. Für uns hieß es: „Hinein in den Trubel“!
Von einer Fußgängerzone in die andere. Vierstöckige Häuser, Arkaden, Restaurants, Geschäfte, gefühlt immer mehr Menschenmassen, je enger die Gassen wurden. Oder anders ausgedrückt: Menschengeschiebe.
In mehreren Gassen haben sich Geschäftsleute auf Touristen spezialisiert. Wir sahen die Touristentempel, in denen man kaufen konnte, was einem beim Anschauen gefiel, was aber zu Hause irgendwo rumliegen würde. Wir kaufen nichts … Zwischendurch eine kleine Kirche.
Die 1943 durch Bomben zerstörte und 7 Jahre später mit Spenden der Gläubigen aufgebaute Agios Eleftherios und Agia Anna Kirche. Leider geschlossen und so spazierten wir weiter.
Vorbei an Cafés und Restaurants und an der orthodoxen Spiridon Kirche, in dem der Schutzpatron der Insel, der heilige Spiridon, in einem Sarg ruht. An bestimmten, für Korfu wichtigen Tagen wird er durch die Straßen der Stadt getragen.
Wir verließen die pittoresken Gassen und standen auf einmal vor einem imposanten Gebäude.
Vor dem von dem britischen Hochkommissar Sir Frederick Adam erbaute Palast von St. Michael und St. George. Mit ihm wurde die Folge von der französischen auf die britische Beherrschung der Insel dokumentiert. Nachdem Korfu 1864 an das Königreich Griechenland gefallen war, nutzte man das schnuckelige Häuschen bis zum zweiten Weltkrieg als Residenz des griechischen Königs. Nunmehr findet es als Museum für asiatische Kunst Verwendung; außerdem ist in ihm eine Kunstgalerie untergebracht. Sir Frederick Adam war auf Korfu aufgrund seiner Verdienste bez. der Erweiterung der Infrastruktur hoch angesehen; auch aus diesem Grunde schaut er vom Podest vor dem Palast auf die Besucher herab.
Für die Besichtigung des Palastes war die Zeit zu knapp, nicht jedoch für einen Bummel durch den mit exotischen Bäumen und Blumen gespickten Schlossgarten. Die Ausblicke vom Rand dieses Gartens des Volkes waren nicht ohne, z.B. auf den Faliraki Strand mit seinen Cocktail-Bars und dem Restaurant.
Wir mussten langsam zurück zum Bus. Vorbei an der aus dem 18. Jahrhundert stammenden, nach der Weltkriegszerstörung wieder aufgebauten Heiligen Kirche der Jungfrau Maria Mandrakina.
Die alte Festung venezianischen Ursprungs musste noch von außen in Augenschein genommen werden.
Eine exponierte Lage für Korfu, was auch im 6. Jahrhundert die Byzantiner erkannten, die auf diesem Punkt eine Festung anlegten. In den Folgejahrhunderten wurde sie ausgebaut und mit einem die Landseite trennenden Graben versehen bis Ende des 18. Jahrhunderts wesentliche Teile der Festung durch die Explosion von Pulvermagazinen zerstört wurden. Die Briten machten damit weiter, indem sie weitere Festungsteile abrissen und an ihrer Stelle neue Bauten errichteten. Besucher können sie besichtigen; außerdem sind auf dem Gelände u.a. das historische Archiv Korfus und ein byzantinisches Museum untergebracht.
So, hinein in den Bus und nach einigen Minuten hinauf auf unser Schiff – ziemlich schnell nach ganz oben, wo wir das Auslaufen der MSC Opera miterlebten. Es dauerte nicht lange bis wir an der Reihe waren. Mein Schiff 2 löste sich vom Kai und wir konnten bei langsamer Fahrt von dem im Glanz der bald untergehenden Sonne strahlenden Kerkyra Abschied nehmen.
Eine interessante und abwechslungsreiche Altstadt, die wir leider nur für eine nicht lange Zeit besichtigten. Bei einem möglichen längeren Aufenthalt werden wir voraussichtlich einen ganzen Tag durch Kerkyra streifen.
In unserer Fahrtrichtung drohten dunkle Wolkenberge. Lt. Schiffsführung bestand eine große Chance auf Regen. Glücklicherweise wurde diese Chance vertan – so konnte die White Night Poolparty am späten Abend steigen. Zunächst war es noch einigermaßen frisch. Aber als der Wind nachließ, konnten die Feiernden die Party in vollen Zügen genießen.
Das Pooldeck war so voll wie bisher noch nicht auf dieser Reise; auch auf Deck 14 drängten sich Mitreisende an der Reling. DJ und Show Ensemble heizten ein – ein gelungener Beginn der Nacht …
15. September 2025 – Seetag 2
Am „frühen“ Morgen hatten wir alles – Sonne, Wolken, leichter Wind und auch einige Regentropfen. Kein Problem, denn in den folgenden Stunden genossen wir das beste Wetter, um auf den oberen Decks auszuruhen. Und dann kam während der Kaffeezeit ein starker Regenguss – extra für die wenigen Liegenreservierer? Es war nur ein kurzes Intermezzo. Im Fahrtwind trocknete alles sehr schnell und die Liegen wurden schnell wieder belegt. Womit wohl?
Der frühe Abend kündigte sich mit einem dramatischen Sonnenuntergang an – konnte es schöner sein?