
Welcher „Kreuzfahrer“ kennt sie nicht – Enya. Viele Mein Schiff – Sympathisanten sind – wie auch wir - mit AIDA gefahren und warteten nach dem ersten Betreten des Schiffes auf das Ablegen. Auf das Typhongetöse und vor allen Dingen auf Enya. Mit „Orinoco Flow“ begannen ihre Traumfahrten … Und an diesem
4. Juli 2023 betraten wir Enyas Boden – Killybegs
Später … zunächst mussten wir ankommen …
8 Uhr. Oben auf Deck 14. Wir fuhren parallel zur Küste Donegals. Die Spitzen der Berge waren von Wolken umhüllt.
Leichter Regen, der später verschwand. 13°. Die Sonne kämpfte sich für eine kurze Zeit durch die Wolken. Sie ließ die gerade frisch gereinigten irischen Wiesen und Weiden ansprechend aussehen.
Nun aber schnell frühstücken, denn wir wollten das Einlaufen in die enge Bucht von Killybegs nicht versäumen. Und so geschah es! Kurz vor 10 Uhr standen wir mit den Kameras bewaffnet wieder ganz oben bei angenehmen 19°. Auf Steuerbord passierten wir Rotten Islands mit seinem Leuchtfeuer.
Es war für die Schiffsführung verdammt eng. Wie eng, erkannten wir, nachdem wir den Durchlass passiert hatten.
Knappe 300 m – sie wurden problemlos bewältigt. Und schon glitt unser Schiff auf die Pier von Killybegs zu.
Vor dem Buchen dieser Kreuzfahrt war uns dieses Städtchen unbekannt. Kein Wunder, denn mit fast 1.300 Einwohnern zählt der Ort nicht gerade zu den größeren Städten der grünen Insel. Aber man sollte ihn nicht unterschätzen – auch nach der Beschränkung der EU-Fangquoten gehört Killybegs zu den größten Fischereihäfen Irlands.
Das wurde uns bewusst, als wir viele Fischerschiff im Hafen sahen, die ihre Fänge ins restliche Europa, in den nahen Osten und nach Afrika exportieren lassen. Und uns fiel eins auf: auf dem Hafengelände war eine Unmenge von Windräderteilen gelagert. Während unseres Besuchs sahen wir immer wieder, wozu sie genutzt wurden. Kein Wunder bei den im Nordwesten Irlands ewig herrschenden steifen Brisen …
Außerdem öffnet sich Killybegs und das Hinterland mehr und mehr dem Tourismus. Auch von oben sah das Städtchen gemütlich und besuchenswert aus, was uns Mitreisende bestätigten. Wir hatten keine Zeit zum Stadtbummel, denn um 11 Uhr begann die für uns Sechs bei aboutirelandtaxistours gebuchte Donegal Heritage Tour. Lohnend, wie wir am Abend einstimmig werteten. Auch wenn sie bei weiteren 100 % Regenwahrscheinlichkeit begann … Aber kein Problem, in unserem Kleinbus regnete es nicht und wir hatten Platz satt. Jeder Einzelne von uns eine Sitzreihe …
Der Größe des Orts entsprechend ließen wir Killybegs schnell hinter uns, fuhren einige Minuten an dem kleinen Meeresarm vorbei und stießen anschließend in das Hinterland vor. Es wurde hügelig und was sahen wir zwischen den Regentropfen?
Wie gewohnt saftig grüne Wiesen und Weiden zwischen den der Erosion vorbeugenden Hecken. Recht wenig Industrie. Ganz, ganz wenige Ortschaften, eher verstreut liegende Häuser. So ging es zunächst weiter. Langweilig? Nein! Wir lieben Irland und seine unterschiedlichen Geländearten.
Weiter durch die nassen Busscheiben spähend erreichten wir unser erstes geplantes Ziel. Ardara, ein farbenfrohes Dorf mit noch nicht einmal 800 Einwohnern. Ein farbenfrohes malerisches Örtchen, das 2012 von der Irish Times zum schönsten Örtchens Irlands gewählt worden war. Das mussten wir uns bestätigen lassen! Geplant war ein Rundgang. Ja, geplant … aber der inzwischen stärker prasselnde Regen war nicht geplant. Und so änderten wir die Planung – wir ließen uns gefühlte 15 Minuten durch das Dorf kutschieren
und sahen nicht richtig Farbenfrohes und Malerisches. Vielleicht bei einem erneuten Besuch?! Aber immerhin – das Graue(n) vom Himmel lockerte sich ein wenig auf und versprach hoffentlich Besserung …
Also weiter frohen Mutes durch Donegal. Von knapp 50 Höhenmetern in Ardara ging´s nunmehr aufwärts durch das Glengesh Tal. Zunächst langsam und geradeaus, dann wurde es ein bisschen steiler und kurvig mit einigen Haarnadelkurven.
Links und rechts grüne Hänge der Crocknamurrin Mountain. Wiesen, Weiden mit vereinzelten Schafen, Binsen, Farne. Sonst nicht viel, soweit wir es durch die mit Regentropfen benetzten Fensterscheiben sehen konnten. Wir fuhren auf der ungefähr 25 km langen, die Orte Ardara und Glencolumbkille verbindenden mitunter engen Straße. Keine Ortschaften, wenige einsam gelegene Bauernhöfe. Und dann waren wir oben – auf der Höhe des Glengesh Passes. Mit 275 Höhenmetern nicht überragend hoch, aber die Ausblicke waren herrlich. Z.B. auf Ardara – ganz weit weg wirkend.
Und Petrus hatte endlich ein Einsehen mit uns. Es tröpfelte nur noch und logisch – wir verließen für einige Minuten unseren Bus, um auf Fotos festzuhalten, wie es hier im fast wilden Donegal aussah.
Doch wir mussten weiter. Weiter auf dem Wild Atlantic Way. Die Landschaft änderte sich nicht. Geschwungene grüne Hügel, Einzelhöfe und beinahe einsiedlerisch gelegene Ferienhäuser. Urlaubsdomizile für Liebhaber der Ruhe. Bei einem Fotostopp sahen wir in der Ferne den Atlantik.
Die Glen Bay mit dem Glencolumbkille Beach. Davor gelegen das 200-Seelen-Dorf Glencolumbkille. Und unterwegs dorthin sahen wir links und rechts der Straße immer mehr Schafe;
übrigens gibt es in Irland weit mehr Schafe als menschliche Einwohner … Glencolumbkille liegt eingebettet zwischen zwei Hügeln.
Einige Häuser, teilweise weiter voneinander entfernt. Nicht nur ein Pub, Gästehäuser, eineTankstelle mit angeschlossenem kleinen Laden. Das war´s im Großen und Ganzen. Wenn nicht das sich an einem Hügel schmiegende Glencolmcille Folk Village gewesen wäre. Ein Freilichtmuseum, klein, aber fein.
Es war einmal … nein, es gab einmal einen irischen katholischen Geistlichen, der Mitte des letzten Jahrhunderts nach Glencolumbkille zog. Er merkte sofort: „Hier ist nichts los“, krempelte die Ärmel hoch und begann etwas ganz Neues zu schaffen. Das Zauberwort hieß „Tourismus“ – aber zunächst nur im Kleinen. Inspiriert von einem Besuch des Freilichtmuseum Bunratty Folk Park (Besichtigung lohnt sich – ein ganz anderes Kaliber als Glencolmcille Folk Village) im Südwesten Irlands überzeugte er die Bewohner des Örtleins, eine zwischen den 18. Und 20. Jahrhunderts errichtete Handvoll Häuser aus der Umgebung so originalgetreu wie möglich wieder aufzubauen und mit Einrichtungs-/Haushaltsgegenständen aus der damaligen Zeit mit Leben zu erfüllen. Es gelang vorzüglich – Besucher aus nah und fern hielten an diesem gastlichen Ort.
Häuser aus Baumaterialen des Umlandes und gedeckt mit natürlichen Erzeugnissen. Binsen, von denen es mehr als genug gab, wurden auf dem Dach gegen die starken Nordstürme mit Seilen fixiert.
Wir nahmen an einer kurzen Führung teil und erfuhren anschaulich, wie hart und entbehrungsreich das Leben in den damaligen Zeiten war.
Die einzelnen Räume waren möglichst originalgetreu und liebevoll eingerichtet. Einzelne Dekorationen erinnerten an ähnliche Gerätschaften des täglichen Bedarfs unserer Großeltern.
Die Häuser standen nicht einfach lieblos in der Gegend rum. Wir erfreuten uns an der Blumenpracht und an Gebrauchsgegenstände wie farbenfroh angemalte Pflüge, Anker, Fischernetze, Bojen, …
Sehr attraktive Dinge befanden sich in einem kleineren, ganz besonderen Haus, in dem man sich früher nach getaner schwerer Arbeit traf: in dem Pub, der selbstverständlich auf dem Gelände nicht fehlen durfte:
Nichts wie rein – aber es war niemand anwesend, der die vorhandenen Köstlichkeiten kredenzt hätte.
Bushmills, Silkie, Jameson, …, Burekorn, schottischer und englischer Whisky, Sliwowitz – na ja, so richtig originalgetreu war es letztendlich doch nicht. Aber egal – Hauptsache, man hatte damals einen Versammlungsort mit genügend Flüssigkeiten …
Hinter den Häusern führte ein Pfad ein wenig bergauf. Ob man von dort oben einen guten Überblick hatte? Und ob –
auf das rekonstruierte Fischerhaus, das Meer und die sich im Hintergrund ins Meer schiebende Bergzunge Glen Head. Auf ihr zu erkennen ein ehemaliger Signalturm aus napoleonischer Zeit. Einer von insgesamt 80 Türmen rund um die irische Küste; angelegt, um sich rechtzeitig auf französische Invasionen einzustellen.
Auf dem Rundweg trafen wir auf einige Stelen
mit verschiedenen Gravierungen; in diesem Fall endlich ein irisches Hochkreuz.
So, unsere Besichtigungszeit war abgelaufen und unser Fahrer zeigte uns während einer kurzen Rundfahrt die Kirche von Glencolumbkille, St Columba.
Sie steht auf einer Klosteranlage aus dem 6. Jahrhundert, die von Columban (hatten wir den nicht schon einmal?) als eine von ungefähr 35 Anlagen gegründet wurde. Mit dem Bau dieses Gotteshauses wurde Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen.
Fortsetzung folgt