
24. Januar 2020 – Bangkok – Wetter: gut warm
Also heute habe ich eine Menge erfahren: Es gibt Salzgewinnung vor den Toren Bangkoks und gesehen wie Palmzucker hergestellt wird. Einen bekannten Markt besucht – ohne Marktbetrieb heute – und wunderschöne goldene Buddhas angeschaut.
Obwohl
das Frühstück ja deftig war, haben wir wieder Hunger … Ich
glaube, wir haben uns dem Lebensstil der Menschen hier angepasst...
es wird oft gegessen! Nicht weit entfernt von den Buddhas, kehren wir
in einen Imbiss ein. Ein paar Tische, eine offene Küche und um die Ecke herum kann ich gleich ins Wohnzimmer schauen. Und am hinteren Steg fällt mein Blick auf ein paar Wasserbecken und erkenne Salinenfelder.
Und auch dort sind wir die einzigen Touristen, aber das wird sich sehr bald ändern, meint unsere Freundin. Unterwegs hat sie es raus gelassen, wir fahren heute noch mit DEM Zug und das ist sicherlich das herausragende Ereignis des Tages. Es ist ja kein „normaler“ Zug ...
Das
Essen kommt schnell, frisch zubereitet. Ich bestelle mir Pad Thai,
wie üblich. Ein würziges Wokgericht und ich sage euch, es macht
süchtig. Mein Mann hat sich ein vegetarisches Gericht bestellt,
etwas mit Reis und Spiegelei. Und wie wir so gemütlich am Tisch
sitzen, pirscht sich langsam eine kleine Eidechse an seinen Teller
heran.
Ich denke sofort an das Märchen von Schneewittchen, in dem es heißt … „wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“. Hier lautet die Antwort: die Eidechse. Aber soweit lassen wir es nicht kommen. Ein freundlicher Wink mit der Hand und sie entfernt sich ein Stück. „Ach komm“, sage ich zu meinem Mann, „du kannst ihr ruhig was abgeben, es gibt ja heute Abend wieder ein Essen!“ Er legt etwas Reis auf die Tischplatte, die Eidechse lässt es sich schmecken und weg ist sie, mit gefüllten Bauch.
Ein Blick auf die Uhr, wir müssen los zum Bahnhof in Lat Yai, denn dort besteigen wir den Zug, der uns nach Mae Klong fahren wird. Es sind nur knapp 8 Kilometer, doch die Ankunft dort werden wir sicher nie vergessen. Im Fernsehen sahen wir mal in einer Doku, wie eben dieser Zug in den Bahnhof einfährt und von vielen fotografierenden Menschen empfangen wird. Wir sind sehr gespannt.
Wir hätten auch schon ab Bangkok fahren können. Allerdings dann den Abschnitt bis Mahachai. Entfernung 31,22 Kilometer und diese Strecke wird stündlich befahren. Wer allerdings nach Mae Klong möchte, muss dort auf eine Fähre umsteigen, die die Reisenden rüber bringt nach Ban Laem und von dort geht die Reise über 33,57 km bis nach Mae Klong – allerdings nur 3 mal am Tag.
Als wir auf dem „Bahnhof“ Lat Yai (Samut Songkram) ankommen, muss ich doch schmunzeln. Unter einem Bahnhof stelle ich mir eben Bahnhof vor. Jetzt sitzt mein Mann im Schatten des Unterstandes.
Hinter uns gackern ein paar Hühner und außer uns ist niemand da. Es scheint nicht ungewöhnlich zu sein, dass die Menschen sich hier auf die Gleise stellen für ein Erinnerungsfoto.
Ich denke an Deutschland und
da hätte ich sicher eine Anzeige am Hals. Okay, ich mach es und mein
Mann drückt auf den Auslöser. Aber keine Angst, der Zug kommt nicht
aus dieser Richtung. Plötzlich vernehmen wir Stimmen und dann kommen
Menschen aus allen Richtungen herbei. Der Bahnhof gleicht einem
Wespennest. Die Schranke senkt sich und dann hören wir das Getröte
des ankommenden Zuges.
Der Zug hält, die Menschen steigen ein und
unsere Freundin hat eine Überraschung für uns parat. Wir dürfen
ganz vorne sitzen, gleich hinter dem Lokführer – in dem
abgesperrten Bereich, der sich Schaffnerabteil nennt.
Rings um uns herum sitzen viele Menschen, die blaue Einwegmasken auf haben. Wir überlegen kurz, aber dann entscheide ich mich für Frischluft und schau aus dem geöffneten Fenster auf die vorbeirauschende Landschaft.
Meine Haare flattern vom Fahrtwind und finde die Zugfahrt sehr gelungen...
Über den Köpfen der Zuginsassen baumeln die Halteschlaufen und große Ventilatoren sorgen für Luftbewegung, wenn die Hitze groß wird. „Du erinnerst dich doch noch an ….?“ flüstere ich meinem Mann zu. Er nickt und sagt nur „Mumbai am Morgen!“ Als wir in Indien waren, haben wir ebenfalls eine Zugfahrt in aller Frühe (5.30 Uhr) gemacht. Da sah es fast genauso aus, mit offenen Fenstern und Ventilatoren. Aber dort waren während der Fahrt auch noch die Türen offen. Das war schon was, als ich durch die offene Tür filmen konnte.
Dann
hält der Zug an der vorletzten Station und dann wird es lebendig im
Waggon. Die Menschen drängeln sich an die Fenster oder in den
Mittelgang, um durch die Tür beim Lokführer die Durchfahrt des
bekannten Marktes „Talat Rom Hoop-Market“ zu fotografieren, der
rund 200 Meter vor der Bahnstation Mae Klong liegt. Im Sekundentakt
ertönt ein Signalton und ich sehe, wie die Menschen vor der Lock von
den Gleisen springen. Ich kann mich nicht aus dem Fenster beugen,
sonst bekomme ich irgendwann eine Plane an den Kopf oder einen
Holzbalken. Mir klopft das Herz, was ich da alles zu sehen bekomme.
Unter mir stehen Kisten und Kartons direkt am Gleis und Menschen
dichtgedrängt auf dem Schotter, Kameras und Handys sind Einsatz.
Wir werden mit Beifall und Hallorufen begrüßt, es wird gewunken und ich bin total begeistert von diesem Spektakel. Der Markt, durch den wir im Schritttempo fahren, heißt auch „Schirme-zurück-Markt“. Nun kann ich was damit anfangen: Zug kommt pfeifend angefahren, Schirme zurückziehen oder schließen, Zug fährt vorbei, Schirme wieder in Position bringen, bis die Rückreise beginnt. Schnell müssen die Marktbetreiber sein, denn wenn kein Zug fährt, stehen ihre Kisten auch auf dem Gleisbett.
Ein paar Meter noch und ich sehe das Gewusel auf dem Bahnsteig und die vielen Menschen, die auch hier den Zug empfangen. Erst mal aussteigen und dann überlegen wir, was wir machen. Ein wenig Zeit haben wir ja, denn unsere Freundin ist mit dem Auto hierher unterwegs. Also gehen wir doch erst mal die Lok anschauen. Sie ist begehrtes Motiv und so muss man fast anstehen, bis ein Foto ohne viel Beiwerk gemacht ist.
Unten am Mae Klong haben wir eine gute Sicht auf die gegenüberliegende Seite und dann sputen wir uns, pünktlich am Treffpunkt zu sein.
Oh,
so einfach ist das nicht, denn wir können niemanden fragen, also
zeigen wir ein Foto des Treffpunkts. Freundliches Lächeln und
Fingerzeig in die Richtung. Ein Glück, wir haben unsere Freundin
gefunden und die Fahrt kann fortgesetzt werden – aber vorher
schauen wir noch kurz in den Markt.
Das Angebot an frischem Obst und
Gemüse ist riesig – auch von den Auslagen der Fischstände bin ich
schwer beeindruckt.
Alles sieht frisch aus und es riecht keineswegs nach ollem Fisch. „Duft“ verbreiten nur die Auslagen der getrockneten Fische und Krabben, die in der Thaiküche nicht fehlen dürfen.
Die Stände, die schon geschlossen haben, sehr gut aufgeräumt finde ich.
Genug geschaut, wir laufen nochmal am Bahnsteig entlang zum Auto. Die Händler habe alles wieder ans Gleisbett gerückt und ich denke schon an die Vor- und Zurückaktion, wenn der Zug wieder in Richtung Ban Laem rollen wird. Und wir, wir fahren mit dem Auto zum nächsten Ziel und zwar zum schwimmenden Markt in Amphawa, der von Freitag bis Sonntag geöffnet hat. Davon und den leuchtenden Würmchen berichte ich im nächsten Teil.
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