4b Steine atmen Geschichte – Valletta auf Malta

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Kabinenkategorie
Meerblickkabine
Reisedatum von
11. Oktober 2018
Reisedatum bis
21. Oktober 2018

Also zurück zu unserem Schiff, auf dem wir uns im Tag und Nacht Bistro Hamburger reinzogen, um anschließend den zweiten Teil unseres Projektes „Steine atmen Geschichte“ anzugehen.




Gehen war die richtige Bezeichnung, denn wir stürzten uns auf eigene Faust ins Getümmel. Um die bereits am Vortag stark beanspruchten Waden zu schonen, fuhren wir mit dem Barracca-Lift in die Upper Barracca Gardens. Ob die Gründer Vallettas vor Jahrhunderten den Schacht graben ließen, um über mit Esel- oder Pferdestärken betriebene Körbe die Ritter mühelos nach unten transportieren zu lassen? Eine Gefahr, dass Eindringlinge mit Leitern durch den Schacht nach oben gelangen konnten, sah man nicht. Feinde wurden mit heißem Pech begossen – daher auch das geflügelte Wort: „Pech gehabt!“ …

Nein, wir hatten das Glück, für € 1,-- p.P. mühelos nach oben gebracht zu werden. Welch ein herrlicher Anblick auf die Sehenswürdigkeiten auf der anderen Seite des Grand Harbour! Dieses Mal von oben. Wie auf den Stadtteil L`Isla …



Aber nicht nur die andere Seite imponierte – auch die Hallen des Alten Fischmarktes und die Lower Barracca Gardens fesselten uns!



Schwer lösten wir uns von diesem Aussichtspunkt und strebten Richtung Stadtinneres. Am Castille Square machten wir Halt, als sich vor uns die Auberge de Castille aufbaute. Die maltesische Flagge flatterte auf dem Palast – der Präsident war anwesend, ließ uns aber nicht hinein. Waren wir nicht angemessen gekleidet? Dem Präsidentenpalast gegenüber befand sich ein für maltesische Verhältnisse kleinerer Bau. Die Börse – mehr ins Auge fiel das weiße Pferd mit Flügeln. Derartige Figuren sahen wir auf dem gesamten Stadtgebiet; ein Zeichen, dass Malta als Kulturhauptstadt 2018 herausgeputzt worden war. Von hier aus folgten wir der sehr belebten Merchants Street.



Jede Menge ältere Prachtbauten säumten die enge Straße. So eng, dass es schwierig war, Gebäude in Gänze aufzunehmen. Nach wenigen Minuten baute sich in einer Querstraße die St. John’s Co-Kathedrale, die spätere Hauptkirche des Ordens, vor uns auf.



Von außen nicht gerade prachtvoll und nicht gerade klein. Aber das Innere sollte äußerst kunst- und prachtvoll sein, wie ich schon vor Jahrzehnten gesehen hatte. Und aus diesem Grunde wollten wir eigentlich genießen, was die einstig im Inneren schlichte, nach dem Vergessen des Keuschheits-, Armuts- und Demutsgelübdes durch den Johanniterorden prachtvoll ausgestatte Kirche zu bieten hatte. Schlangen vor dem Nebeneingang hielten uns allerdings davon ab … Weiter ging´s auf der Merchants Street. Vorbei an imposanten Bauten, in denen Ministerien untergebracht waren, kamen wir zur barocken Kirche St. Dominic – natürlich geschlossen!

Schade – nun nutzten wir die durch die damalige Stadtplanung geschaffene Übersichtlichkeit (Schachbrettmuster) und bogen im rechten Winkel in die St. Dominic Street. Wir folgten dieser noch engeren Straße bis wir die Republic Street erreichten und nach kurzer Zeit auf dem Palace Square standen.



Vor einem nicht sehr hohen, dafür lang gestreckten Gebäude standen wir vor dem Sette Giugno Monument. Sette Giugno ist der Nationalfeiertag Maltas, der jährlich am 7. Juni begangen wird. An diesem Tag im Jahre 1919 schossen britische Truppen bei aufgrund von Lebensmittelknappheit entstandenen Unruhen auf die Protestierenden und töteten vier Bewohner Maltas. In dem lang gestreckten Gebäude, dem Großmeisterpalast, residierten seit Fertigstellung im 16. Jahrhundert die jeweiligen Machthaber wie Großmeister, britische Gouverneure und seit einigen Jahrzehnten maltesische Präsidenten. Wie die Kathedrale gab es an den Fassaden kaum Schmuck – dafür aber in den Räumlichkeiten … Wir wollten uns davon nicht überzeugen, denn die vor der Kasse anstehenden Menschenmassen überredeten uns … weiter … Und bevor wir uns abwandten, merkten wir, dass der Großmeisterpalast scharf bewacht wurde. Ein Grund, dass sich auf der anderen Seite des Palace Square die Credorax Bank breit gemacht hatte? Auch ein Palast?



In unmittelbarer Nähe der St. John’s Co-Kathedrale und des Gerichtshofs machten wir im Schutz der klerikalen und staatlichen Kräfte eine Espressopause – wir hatten es verdient, schützten aber keine Müdigkeit vor, machten uns nach kurzer Zeit auf und stiegen hinab. Hinab Richtung Marsamxett Harbour als Ausgangspunkt für die halbe Umrundung der Altstadt. Schön, wie Hafen und Sliema vor uns lagen. Wir kamen allerdings nicht richtig voran, denn nach wenigen Metern lockten die nächsten Kirchtürme,



die der Prokathedrale St. Paul, und wir keuchten die Treppenstufen Richtung Eingangsportal hinauf. War aber nichts – geschlossen. Warum auch nicht – nichts Neues … Wir ließen uns nicht entmutigen und steuerten das in Sichtweite liegende nächste Gotteshaus an. Das Karmelitinnenkloster Shrine of Our Lady of Mount Carmel mit der weiten, hohen, alles überragenden Kuppel. Und das Portal war nicht geschlossen – also hinein. Staunen kam auf. Staunen über Weite und Höhe des Kircheninneren. Und über die dezente Pracht.




Nach einer kurzen Besichtigung wurden unsere Waden weiter gefordert. Zunächst bis zum Independence Square mit einem Denkmal, das an die Unabhängigkeit des Staates erinnerte. In dieser Gegend gab es immer wieder malerische Ecken.



Beim Abstieg über Treppen bis zu den den Marsamxett Harbour begrenzende Mauern, die uns bis zur Rückkehr auf unser Schiff nicht mehr losließen, meldeten sich wieder unsere Waden. Was blieb uns anderes übrig als sie zu ignorieren?! Vorbei an dem die beiden größeren Häfen bewachenden Fort St. Elmo erreichten wir das Siege Bell Memorial. Gut, dass die Glocke bei unserem Besuch nicht läutete … Es wäre durch Mark und Bein gegangen … Von dieser Sehenswürdigkeit kamen wir nur sehr langsam vorwärts, denn immer wieder lockte die Aussicht auf die gegenüber liegenden Stadtteile, die auch von den Lower Barracca Gardens einmalig war.



Die Parkanlage erschien uns richtig lauschig – Schatten spendende Bäume und ein plätschernder Springbrunnen.



In dem Park wurde zum Gedenken an den ersten britischen Gouverneur Maltas ein neoklassizistischer Tempel gesetzt. Nicht schlecht …

Die Waden konnten sich ein bisschen erholen. Aber nicht zu lange und wir schlenderten langsam weiter. Die Erinnerung an Queen Victoria war ein kurzes Gedenken wert.



Noch ein kurzes Stück über Treppen nach oben, vorbei an pittoresken Hauseingängen und schon sahen wir die Arkaden der Upper Baccarra Gardens. Incl. Liftfahrt waren es nur noch wenige Minuten bis zum Schiff.

Es war weiterhin sehr warm – 27°. Fast windstill. Was lag näher, als die Zeit bis zum Auslaufen ganz oben an Deck zu verbringen? Die Sonne bewegte sich immer tiefer und benetzte die Forts und Prachtbauten der uns gegenüber liegenden Stadtteile mit optimalem Fotografierlicht.



Auch das Pooldeck unseres Schiffes wurde von angenehmen Farben umhüllt.

Auf einmal verschwand die Sonne und es wurde dunkel. 19 Uhr – Typhon – „Die große Freiheit“ machten darauf aufmerksam, dass das Auslaufen begonnen hatte. MeinSchiff 3 legte ab, drehte auf dem Handtuch und bewegte sich langsam Richtung Hafenausfahrt. Entlang der Reling war es rappelvoll. Wer wollte das schwer zu überbietende Verlassen von Valletta nicht miterleben?! Wir sahen kein Lichtermeer. Dafür Beleuchtung an den richtigen Stellen. Die Vendette und die St.Phillip's Church. Die einstigen Lagerhäuser an der Waterfront. Die rosa angestrahlte Auberge de Castille. Die Stadtmauern und das Gebäudegewimmel rund um die St. John’s Co-Kathedrale.



Undundund … wir blieben bei klassischer Musik, geboten vom Ozeania Streichquartett „Ocean Lounge“,



ganz oben bis Valletta weit hinter uns lag.

Während des Abendessens bekamen wir mit, dass wir längere Zeit der maltesischen Küste folgten. Irgendwann war nichts mehr von Malta zu sehen – typisch Kreuzfahrt …

Im Abendprogramm stand die Poolparty im Vordergrund. Nach unserem Eindruck wurde sie von mehr, in der Mehrzahl passiven Passagieren als bei ähnlichen Veranstaltungen auf AIDAs besucht. Das MeinSchiff-Showensemble trat auf. Es war recht gut, hatte aber nicht die Qualität wie die auf AIDAs erlebten Ensembles.

Nach einiger Zeit kam die Müdigkeit auf. Wir nahmen uns die große Freiheit, in die Koje zu springen …


16. Oktober 2018 – Seetag 2


War es 7 Uhr, als ich aufwachte? Oder war es 8 Uhr? Egal – auch wenn die Uhr in der Nacht (wer machte das???) eine Stunde weiter gestellt werden musste. Gut, ich war wach und besuchte als erstes wie immer die Außenalster. So gut wie kein Publikum – die Mehrzahl der Mitreisenden nutzte den Tag zum Ausschlafen. Bei bestimmt nicht wenigen steckte mit Sicherheit noch die Poolparty in den Knochen. Schon wieder egal – Hauptsache, die Kaffeemaschine funktionierte, was ich mit Erfolg testete. Danach begann die immer wiederkehrende Routine eines Seetags: Frühstück. Fotos im selbigen Shop sichten. Einen Platz an der Sonne suchen. Übrigens ohne Probleme! Mittagessen. Sonnenbaden.



Kaffeetrinken. An diesem Nachmittag gab es eine Auswahl köstlicher italienischer Konditoreiwaren. Neben diversen (halb)trockenen Obstkuchen verschiedene Tartelettes. Wenn wir nur von jeder Sorte hätten probieren können …

Man sollte sich eigentlich nicht mit vollem Magen in die Sonne legen. Wir machten es in der kleinen Ecke auf Deck 5 mit lediglich 20 Liegestühlen. Hier war es einigermaßen windgeschützt; seit dem Morgen herrschte eine kräftige Brise, die am Nachmittag abflauen sollte. Wir warteten darauf …

Gegen den stärkeren Wind konnten wir uns schützen und bleiben anschließend bis zum Sonnenuntergang auf Deck 14. Er kam. Schön, auch wenn die Schiebe nicht ins Meer versank …



Den Abendbeginn verbrachten wir im Anckelmannsplatz – es schmeckte uns wie auch die Cocktails in der Überschau Bar.

Kommentare 1

  • Auch die Fortsetzung ist schön geschrieben und mit Fotos garniert. Vielen Dank dafür Achim. LG Gaby