Westeuropas Flüsse, die letzte Fahrt der Aida Aura (13. Teil) // Antwerpen // Kathedrale, Schokoladenskelett, Uralt-Börse und ein dreister Hase //Der "etwas andere Reisebericht"... / Randerscheinungen und die Reiseabenteuer von Teddy Kaufhof und dem Ty

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Reisedatum von
9. September 2023
Reisedatum bis
21. September 2023


Antwerpen 2


Nello & Patrasche liegen also mitten auf dem Platz vor dem Eingang zur Kathedrale Onze Lieve Vrouwe, der Liebfrauenkathedrale.



Natürlich wieder „UNESCO Weltkulturerbe“, war diese gotische Kathedrale bereits im Jahr 1521 fertig gebaut, brannte aber schon 12 Jahre später erstmal wieder ziemlich aus. Dann hatte man schwer zu tun mit der Restaurierung und zur Belohnung und weil es so toll geworden ist, machte man sie direkt mal zur Bischofskirche des Bistums Antwerpen. Was sie jedoch nicht vor weiterem Ungemach, wie etwa Plünderungen schützte. Aber nicht nur neue Kunstwerke kamen, sondern auch neue ungebetene Interessenten, sodass auch die Freude darüber nicht ewig währte. So wurden die Kunstwerke zum Beispiel nach der französischen Revolution von den französischen Truppen beschlagnahmt.


Doch unverzagt widerstand man auch diesen miesen Einflüssen und trotzig zeigt sie sich heute, nach langwierigen Restaurierungen dem Zahn der Zeit geschuldet, in neuer Pracht.



Und das hat der Teddy in seinen Planungen berücksichtigt und eine Innenbesichtigung auf dem Zettel. Solange die mich nicht in den Beichtstuhl zwingen, bringe ich mal wieder das Opfer der zigsten Kirchbesichtigung. Zumal der Träger hier Seniorenrabatt bekommt. Bis die Trägerin auch derart von ihrem Alter profitiert, können wir nicht warten. Sind nur noch heute hier. Da sind dann 10 € und 12 € aktuell also ein Schnapper.


Was mir direkt auffällt, während ich die Wege fern der Beichtstühle sondiere, das ist, dass die Gewölbe von gigantischen Säulen getragen werden



und es bei 6 Seitenschiffen rund um das Mittelschiff schwer wird, die ganzen Beichtstühle rechtzeitig zu erkennen. Egal jetzt, die haben hier mit dem Altar, 4 Bildern von diesem Rubens und den ganzen anderen Gemälden und Sachen so viel zu besichtigen, dass die schon auf keine dummen Gedanken kommen werden.


Riesig das Bild der „Kreuzaufrichtung“ (Titelbild). Kleiner dagegen, ganz hinten beim Altar



„Maria Himmelfahrt“




An der linken Seite ehrt man dann die „liebe Frau“ extra mit der „Liebfrauenkapelle.“



Und zwischen dem ganzen Pomp



hat man auch hier natürlich wieder „Leichen im Keller“, bzw. unter dem Fußboden.



Okay, lockert ja auch irgendwie das Fliesenmuster auf…


Dieser Peter Paul Rubens ist hier in Antwerpen schon sehr wichtig und deshalb steht jetzt auf dem Groenplaats, unterhalb der Kirche, eine Statue von dem.



Ansonsten ziemlich betoniert hier dieser „Grüne Platz“, der früher als Stadtfriedhof Groenkerkhof diente und zur Liebfrauenkathedrale gehörte. Wieder mal pflastern also Leichen unseren Weg. Was die Leute aber nicht daran hindert, hier im Dezember lustig den Antwerpener Weihnachtsmarkt zu feiern.


Trotz der Sachen, die hier möglicherweise noch unter dem Beton rumliegen, dringen wir jetzt in die Erde ein und begeben uns selbst mal in den Untergrund. Von hier soll sie starten, die weitere Besichtigungstour. Um erste noch vereinzelte Quengeleien bezüglich der Laufstrecken direkt im Keim zu ersticken, will ich immer mal wieder kleinere Fahrten mit U-Bahn und Straßenbahn einbauen. Das bringt Spaß, Abwechslung, Abenteuer und lässt den Tag nicht so lang erscheinen. Und am Ende werden die gar nicht mehr wissen wo sie sind und waren. Und vor allem nicht, wieviel sie trotzdem noch gelatscht sind.


So der Plan… Damit der auch aufgeht, brauchen wir jetzt Fahrkarten. Und möglichst direkt eine Tageskarte, damit man sich in Ruhe und unbesorgt auch mal verfahren kann. Für 7,50€ pro Person wird der Plan jetzt hier unten umgesetzt, bzw. begnügt sich der Automat mit dieser zauberhaften Plastikkarte, also praktisch umsonst dieses Dayticket und noch dazu die Schwarzfahrer mit dem Fell.


Die Bahnen fahren alle Nase lang und zack sind wir drin. Braucht euch aber alle gar nicht erst zu setzen, war praktisch nur ein Test. Denn schon die nächste Station geht es wieder raus, diente nur der Auflockerung, praktisch ne Schnupperfahrt.


Schon wieder entsteigen wir dem Untergrund, raus ans Tageslicht und zu meiner Überraschung sind wir tatsächlich da wo ich hin wollte. Haltestelle „Meirbrug“ am Anfang der Fußgängerzone Meir. Na, das war ja einfach und gibt Hoffnung für den weiteren Tagesablauf.


Hinter uns der Boerentoren (Bauernturm). Der wurde anlässlich der Weltausstellung des Jahres 1930 im Art-Déco-Stil errichtet und war mit seiner 97-Meter-Höhe damals Europas erster Wolkenkratzer. Irgendwie erinnert er daher an das Empire State Building. Aber eben nur so viel, wie es im Vergleich dazu klein ist. Früher Geschäftshaus ist es heute ein Wohnkomplex mit Ausstellungszentrum, Kunst und einem Skulpturengarten. Und nichts davon wird jetzt fotografiert, - ein Missverständnis. Na ja, also ich bin mit dem Stadtplan beschäftigt.

Ein Blick von weitem muss dann auch reichen, wir müssen jetzt die nächste Querstraße finden, da geht es zur alten Handelsbeurs. Und da ist Innenbesichtigung angesagt. Soll sich wohl lohnen.


Aber irgendwie finde ich diese „Twaalfmaanderstraat“ nicht, die ist irgendwie verschwunden. Was wir stattdessen und überraschend finden, das ist ein Riesen- Weihnachtsladen, bestimmt 500 qm groß und prall gefüllt mit Weihnachtszeug. Da sind die jetzt erstmal abgelenkt und fragen nicht mehr nach der „verschwundenen“ Börse. Allen möglichen Plunder und Kitsch haben die hier, aber nicht eine einzige Kugel mit „Antwerpen“-Motiv…


Weiter ziehen wir über die Fußgängerzone Meir, Antwerpens bekannteste Einkaufsstraße.




Oftmals alte palastähnliche Gebäude des 18. und 19. Jahrhunderts stehen hier und werden heute von internationalen Modeketten, aber auch Fast Food Restaurants „bewohnt“.


Das Rubenshuis, den „Palazzo an der Schelde" lassen wir aus. Die Fellbande zeigt sich da mal als Kunstbanausen. Und nur für den Innenhof mit dem Barockgarten rennen wir da nicht hin. Wir schauen aus der Ferne, aber da sieht das Gebäude recht nichtssagend aus.


Anders als der Paleis op de Meir. Den hat mal im 18. Jahrhundert ein reicher Kaufmann gebaut und später gehörte es mal der holländischen und auch der belgischen Königsfamilie. Und irgendwie ist auch mal Napoleon in den Besitz geraten. Bei solchen Interessenten muss der alte Kasten also irgendwas Tolles an sich haben.



Beim ersten Blick meint der Ty „Na ja, ist halt alt…, sonst sehe ich erstmal nichts, was mich jetzt vom Hocker, bzw. aus dem Rucksack haut.“ Boah Ty, man muss sich auch mal auf was einlassen. Es soll hier so einen „Spiegelzaal“ geben, wo exklusive Events stattfinden.

Aber ich glaube, im Moment ist der gerade entdeckte Schoko-Laden da schon eher was für uns. Hätte ich jetzt gar nicht erwartet in diesem Palais. Und noch dazu ist er größer als ich dachte. Hinten kann man sogar bei der Schokoladenherstellung zuschauen.



Also wohl keine importierte Ware. Und der Genuss weckt offenbar sogar Tote auf…



Aber die Sponsoren halten die Taschen fest geschlossen, wir kaufen nichts von der schön drappierten edlen Ware,



fühlen uns aber auch ohne noch fit und unternehmungslustig.


In der Ferne da hinten, noch ein Stück weiter die Fußgängerzone hoch, sehen wir die Kuppeln vom Staadsfestzaal.



Der ist nicht ganz so alt und 2000 abgebrannt. Hinter der alten Fassade befindet sich jetzt ein modernes Einkaufszentrum. Und modern gibt es bei mir jetzt nicht.


Daher wird jetzt, direkt gegenüber vom Palais, abgebogen zur Sint Jacobskerk. Bau und Ausstattung hat sie den vielen reichen Bürgern, Adligen und Kaufleuten von damals im Einzugsbereich der Kirche zu verdanken. Angeblich sollen da auch 23 Marmoraltäre drin sein. Aber weshalb ich die wirklich hier hin locke, dass ist wegen dem Grab von diesem Rubens. In genau dieser Kirche ist er gelandet, wohl weil er eben in der Nähe, eben im Rubenshuis wohnte. Auch Kunstwerke von ihm soll es da drin geben.

Soll, soll, soll…. Wir können es nicht nachprüfen. Irgendwie eine Baustelle hier, von weitem sehen wir schon das Gerüst, und so in die Straßen gequetscht ist sie, oder eher wohl umgekehrt, dass man nicht mal weit genug weg für ein Foto kommt. Die Kirche ist dicht, obwohl sie an allen Tagen von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet sein soll. Und irgendwie finden wir auch keinen rechten Grund, sehen keine Schilder. Seltsam, denn so unbedeutend ist diese Kirche ja offenbar nicht. Eher ein Geheimtipp. Ist übrigens auch der Antwerpener Startplatz für Pilgerreisen ins spanische Santiago de Compostela.


Und jetzt stecke ich in der Klemme. Wir brauchen jetzt was zum Schauen. Die Reisegesellschaft wird ungeduldig und noch dazu ist keine Straßenbahnhaltestelle in der Nähe. Ach, wenn wir jetzt schon so weit gelaufen sind, dann können wir auch gleich die paar Meter zurücklaufen zu der Haltestelle, von der wir gekommen sind. Klingt blöd, ist es aber nicht. Denn wir laufen quer und da muss ja auch irgendwo diese Handelsbeurs sein, die ich ja schon fast abgeschrieben hatte. Wie schade das gewesen wäre, zeigt sich jetzt. Ist das ein tolles Gebäude, ein echter Geheimtipp.


Seit 1531 steht hier die Börse, aber nicht das heutige Gebäude. Das hat mit Brand und Verfall zu tun. Das jetzige Gebäude ist seit 1872 im Dienst und wurde erst vor ein paar Jahren noch mal restauriert.

Das hier ist sogar die „Mutter aller Börsen“, da sie die weltweit erste eigens dafür errichtete Warenbörse war. Die Londoner Börse z. B. ist dieser nur nachempfunden, kam später. Viel später wurde aus der Warenbörse dann eine Wertpapierbörse und 1997 hatte sie ausgedient, verfiel langsam ungenutzt. Heute erstrahlt sie wieder in altem, neuen Glanz und das sieht schon toll aus mit den Säulen und den Stahlbögen für die Dachkonstruktion.




An den Seitenwänden sind noch die weltweiten Landkarten aufgemalt



und stehen noch die Holzkabinen der Händler.



Ja, hier war mal richtig was los. Heute gibt es stattdessen ein wahrscheinlich sündhaft teures Feinschmeckerrestaurant, sogar Hotelzimmer und die Halle wird für Events genutzt. In den oberen Etagen sind aktuell die „Körperwelten“, also diese plastinierten Leichen eingezogen. Von hier unten kann man aber nichts davon sehen und überhaupt können wir das dem Tiger ja sowieso nicht zumuten. Der ist ja sonst seelisch für sein ganzes weiteres Leben gestört.


Jedenfalls ist die ganze Truppe zufrieden und irgendwie sogar froh, dass die Sint Jakobskerk dicht war, denn sonst wären wir ja gar nicht hier und hätten ganz schön was verpasst.


Bei der Metrostation erklärt sich jetzt, warum wir im ersten Anlauf nicht die „Twaalfmaanderstraat“ zur Börse gefunden haben. Der Ausgang ans Tageslicht war einfach 10 m zu weit und so waren wir schon vorbei, noch bevor wir die Meir“ überhaupt betreten haben.


Zurück im Untergrund, diesmal sind es zwei oder drei Stationen und wir sind am Astridplein. Hier wollen wir den Bahnhof besichtigen. Aber erstmal stehen wir jetzt wie geplant vor dem Tor zu Chinatown,



eigentlich aber nur eine Straße. Und rotzfrech grinst mich hier ausgerechnet wieder ein Hase an...



Jetzt wollen wir aber erstmal schauen, ob die hier keinen Ersatz für unseren chinesischen Windsack im Garten haben, von dem wir damals in Singapur leider nur einen gekauft haben. Doch auf dieser Straße gibt es nur Lebensmittelläden, Wohnungen und Fressbuden. Ist nix für Touristen. Dann muss der angefledderte Fetzen zuhause eben noch ein bisschen durchhalten, fliegen ja bald nach China...


-- Fortsetzung folgt --


Und in dieser Fortsetzung drehen wir uns einfach mal um und stehen vor diesem Bahnhof,

den die Einheimischen wohl wegen dem Innenausbau "Bahnhofskatedrale" nennen.

Nicht nur architektonisch weniger schön ist dann die öffentliche Toilette...

Und ehe die zwangsweisen Nutzer ihrem Unmut darüber freien Lauf lassen können,

lockere ich Atmosphäre mit einer Straßenbahnfahrt auf, versuche mal ein abgelegeneres Kleinod zu finden,

bevor wir dann mit einer alten Tram noch mal quer durch Antwerpen zum vorletzten Ziel, dem MAS rumpeln.

Und das letzte Ziel ist dann das Schiff. Auslaufen zur letzten Fahrt als "Aura".