4 a Die irische Sonne begleitete uns fast den ganzen Tag!

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Kabinennummer
9.092
Reisedatum von
29. Juni 2023
Reisedatum bis
10. Juli 2023

Diesen Titel wählte ich schon für den Cobh-Besuch im Juni 2012. Viel hatte sich seitdem nicht geändert - die irische Sonne – sie schickte uns damals und auch aktuell feuchte Strahlen und das nicht zu knapp …


6. Juli 2023 - Cobh


Etwas strahlend Rötliches kam durch die Vorhangspalte. 6 Uhr morgens. Eine Unzeit – aber der Sonnenaufgang richtete sich nicht nach unseren zeitlichen Vorstellungen. Und wenn uns während unserer Kreuzfahrt ein Sonnenaufgang gegönnt wurde, musste ich blitzschnell aufstehen, die bereit liegende Kamera schnappen und umgehend auf den Balkon springen.



Herrlich – wenn man so angestrahlt wurde, blieb man wach. Ich zumindest. Also fertig machen für die Inspektion auf Deck 14. Es war so gut wie leer. Kein Wunder zu dieser Uhrzeit. Aber die, die sich nicht der Mühe unterworfen hatten, früh an Deck zu sein, versäumten nicht nur das Ansteuern von Cobh sondern auch den noch regenfreien Anblick des gemütlichen Städtchens.



Der alte Hafen mit vor sich in dümpelnden Fischerbooten. Das Titanic-Museum. Die verschiedenen, direkt am Wasser liegenden Restaurants. Dahinter in zweiter Reihe – und zwar an der Hauptdurchgangsstraße befindlich – verschiedene munter farbige Geschäftshäuser. Alles überragend die St. Colman's Cathedral. Sehr schöne bunte Häuser links von der Kathedrale am West View, die sogenannten Deck of Cards. 23 Reihenhäuser nebeneinander. Alle nahezu gleich aussehend – sozialer Wohnungsbau? Alle aufgrund der Hanglage auf verschiedenen Ebenen. Attraktiv allein deshalb, da sie sich farblich von den jeweiligen Nachbarhäusern unterschieden.


Cobh – ein kleines Städtchen im Süden Irlands mit ungefähr 11.300 Einwohnern. Die Engländer wussten den Naturhafen zu schätzen und bauten ihn aus, da von hier aus günstig Soldaten, Waffen und Wirtschaftsgüter in die Neue Welt verschifft werden konnten. Cobh war weiterhin Ausgangspunkt für irische Auswanderer, die dem Hunger und dem Elend entfliehen wollten. Ab 1830 entwickelte sich die Stadt zu einem Seebad, das gerne von englischen Touristen besucht wurde. In dem Hafen legten später die großen Transatlantikschiffe an und ab, auch die Titanic zum letzten Mal vor ihrer Katastrophe. Da vor 111 Jahren die Titanic unterging, stehen Stadt und Hafen noch immer voll im Zeichen der Titanic, so auch die Ausstellung im Cobh Heritage Centre, das sich direkt an der Anlegestelle befindet. Cobh steht auch in Verbindung zu einem weiteren Schiffsunglück: Im 1. Weltkrieg wurde 40 km vor Cobh das sich auf dem Weg nach Liverpool befindliche Passagierschiff Lusitania von der kaiserlichen Marine torpediert. 1.198 von 1.959 Menschen kamen ums Leben.


Noch eine halbe Stunde bis zum Festmachen. Es war nicht gerade kalt. 14°, bewölkt. Auch bei diesen nicht hohen Temperaturen kamen die Festmacher kräftig ins Schwitzen.



Fünf Personen mühten sich mit dem schweren nassen Tau ab. Sie schafften es – Mein Schiff 3 lag schließlich stocksteif am Kai. Bevor wir uns zum Frühstück aufmachten, warfen wir einen Blick auf ein kleines Juwel direkt gegenüber vom Schiff.



Das den Hafen bewachende Cobh Museum, untergebracht in einer ehemaligen schottisch-presbyterianischen Kirche. Es widmet sich in erster Linie der kulturellen, sozialen und maritimen Geschichte der Stadt; geführt und unterhalten wird es von ehrenamtlichen Mitarbeitern.


Nach dem Frühstück eilten wir nach unten zum Bus, der uns zum Ausflugsziel „Malerisches Blarney Castle“ incl. Stadtrundfahrt in Cork begleiten sollte. Es begann eine Landschaftsfahrt entlang des Flusses Lee und des Lough Mahon. Dieses Mal war der Fluss voll Wasser – Flut! Links und rechts des Flusses leicht ansteigende Hügel, unten gesäumt mit Reihenhäusern in Pastellfarben.



Auf dem Hügel durfte selbstverständlich das Herrenhaus nicht fehlen. Nicht schlecht bei dieser Aussicht. Weiter – vorbei an nicht nur einer Golfanlage sowie Industrie- und Wohnbebauung bis wir Cork erreichten.


Cork ist mit ca. 222.300 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Republik Irland, Universitätsstadt, Wirtschaftsmetropole und Kulturhauptstadt 2005. Die ersten Einwohner gruppierten sich im 6. Jahrhundert um die vom heiligen Finbarr erbauten Kirche. In den folgenden Jahrhunderten wechselten sich als Herren dieser Gegend die Wikinger, Normannen und damit auch die Engländer ab, die die strategische Stärke des nahen Naturhafens erkannten und schätzten. Während der Zeiten der Unabhängigkeitsbewegung wurde Cork „The Rebel City“ genannt. Es kam zu schweren Gefechten zwischen Unabhängigkeitskämpfern und Engländern; Teile der Stadt wurden zerstört und viele prominente Unabhängigkeitskämpfer ließen bei und nach den Kämpfen ihr Leben. Im Zuge der Ernennung zur Kulturhauptstadt kam es zu einem Bauboom, auch in Hinblick auf die Restaurierung älterer Stätten.


Einige der Sehenswürdigkeiten Corks sollten wir sehen. Falls wir sie sehen konnten. Man saß rechts im Bus und die Sehenswürdigkeiten wurden links passiert. Oder umgekehrt. Und das passierte laufend … Okay, es kam ab und zu vor, dass der Bus im Morgenstau stand und wir tatsächlich Fotos „schießen“ konnten.



Vom River Lee und von den nicht weit vom bezähmten Ufer entfernten Wohn- und Geschäftshäusern incl. Guinness-Tempel. Wir sahen (oder auch nicht) die Trinity Church am Fr. Mathew Quay. Schade, dass wir nicht am Father Matthew´s Denkmal vorbeikamen. Von ihm war besonders die weibliche Bevölkerung der Stadt angetan, denn er wetterte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Apostel der Mäßigung gegen Bier- und Whiskeytrinker – klar, dass dieses Wettern nicht so richtig bei den Männern ankam …


Unsere Mitreisenden auf der anderen Busseite erfreuten sich an der St. Colman’s Cathedral wie auch an der Saint Fin Barre's Cathedral. Neben vielen anderen Gotteshäusern drei riesige Kathedralen, eine anglikanisch und zwei katholische.


Wir oder andere sahen außerdem die pompöse City Hall und den noch geschlossenen English Market. Cork war für uns nicht der Renner. Viel Grau, ab und zu unterbrochen von irisch-bunten Häusern, besonders im Universitätsviertel mit – wie konnte es anders sein – haufenweisen Pubs. Darüber hinaus konnten wir im Vorbeifahren viele futuristische Neubauten erkennen; vermutlich aus der Zeit vor der Kürung zur Kulturhauptstadt. Übrigens harmonierten Neubauten sehr gut mit älteren, gut gepflegten Gebäuden.



Irgendwann lag das Grau hinter uns und es wurde irisch-grün. Eine Fahrt über ein oder zwei Hügeln und schon wurde unser Bus auf dem Parkplatz abgestellt. Zwei Dinge waren bemerkenswert: Rechtzeitig beim Verlassen des Busses begann das Tröpfeln; zum Glück zunächst nur kurz. Und wir hatten eine Blütenpracht vor uns.



Auf dem Weg zum Einlass begleiteten uns viel bunte Blumenampeln – eine Augenweide. Die hatten wir auch einige Minuten später, als wir am Rande des 24 ha großen Parks standen. Wir staunten bestimmt so wie illustre Vorgänger, nämlich Winston Churchill, Ronald Reagan, Walter Scott, Stan Laurel, Mick Jagger und viele andere Prominente. Warum besuchten sie Blarney Castle? Die Antwort kommt …


Auf unserem Weg zum Schloss bewältigten wir den River Martin und den Blarney River. Wir befanden uns inmitten einer gepflegten Natur mit dem einen oder anderen Farbtupfer.



Allein das Castle war für die damaligen Besitzer nicht ausreichend. Ein separater Aussichtsturm musste her …



Und dann baute sich Blarney Castle vor uns auf. Der restaurierte Teil bzw. Reste aus der nicht so guten alten Zeit.



Vor ungefähr 600 Jahren hatte in der Gegend um das Dorf Blarney ein gewisser Dermot MacCarthy, König von Munster, das Sagen. Dermot ließ den Bau des Turmschlosses beenden. Bei den Kriegen gegen die Engländer stand der MacCarthy-Clan selbstverständlich auf der Seite der Iren, was zur Folge hatte, dass nach der endgültigen irischen Niederlage sämtlichen irischen Clan die Besitztümer genommen und englischen Gefolgsleuten übertragen wurden. So auch Blarney Castle, das zunächst einer – so nennt man es heute –Heuschrecke(ngesellschaft) übertragen wurde und irgendwann einmal bei den Familien Jefferyes/Colthurst landete. Der heutige Eigentümer, Baronet Charles St John Colthurst, ist mit Sicherheit froh darüber, dass er Eigentümer des Gesamtanwesens ist.


Warum – das erkannten wir, als wir im Schloss standen. Eine Treppe mit 120 Stufen ging nach oben. Aber auf jeder, zumindest jeder zweiten Stufe stand ein Besucher. Und wir ganz hinten. Noch nicht auf einer der Stufen. Was wollten die Touristen? Eine der größten Touristenattraktionen Irlands besuchen. Nämlich den Blarney Stone – auf gut deutsch den Laberstein – abknutschen. Was bringt das Küssen eines nach dem fortwährenden Ablecken nicht mehr kalten Steins? Der Überlieferung nach soll jeder nach erfolgreichem Kuss mit absoluter Beredsamkeit gesegnet werden. Nee, das sollten wir uns nicht antun. Wer weiß wie lange warten bis man oben ist, in die Horizontale gehen muss und dann wie auf Wolken hinunter schweben. Meine Entscheidung auf das Knutschen am frühen Morgen zu verzichten, kam mit Sicherheit auch bei meiner Familie und Bekannten gut an – noch mehr Geschwätze hätten sie nicht ausgehalten …


So, nun kommen wir noch einmal zu Winston Churchill, Ronald Reagan, Walter Scott, Stan Laurel, Mick Jagger. Warum besuchten sie Blarney Castle? Vielleicht kamen sie als Stotterer und gingen nach dem Küssen des Blarney Stone als redegewandte Mitmenschen freudig nach Hause. Ich frage mich nur, wie der nicht gerade sehr schlanke Winston die 120 Stufen nach oben geschafft hatte. Spuren eines abgebauten Treppenliftes konnte ich unten nicht feststellen …


Nun aber endlich an die frische, wieder und noch trockene Luft. Wir wollten die uns zugestandenen 1 ½ Stunden Freizeit nicht im engen Turmaufgang verbringen sondern lieber die Gartenanlage genießen. Und beim Rundgang Kalorien abbauen. Vor dem Ausgang standen Vorrichtungen, die für die nicht auf die Obrigkeit Hörenden gedacht waren.



Und für Spötter. Ich schlich schnell daran vorbei und schaute am Burgzugang noch einmal zurück.



Aussicht- und Wachtturm standen noch immer einträchtig gegenüber. Am Fuße des Wachtturms gab es Reste eines Wachhäuschens, eines Hundezwingers und den Eingang zum – o Schreck – Verlies zu sehen. Nicht sehr aussagekräftig – lediglich Mauern ohne Einrichtung, Wächter, Hunde und Gefangene …


Wir begannen mit der Besichtigung der verschiedenen Gärten. Zunächst immer in Sichtweite des Schlosses.



Von der Burgmauer hatten wir freie Sicht auf unterschiedliche Rabatten.



Zunächst interessierte uns der Giftgarten. Fast 100 verschiedene Giftpflanzen wie Nieswurz, blauer Eisenhut, roter Fingerhut, hoher Rittersporn, Rhododendron, gefleckter Schierling (War da nicht etwas mit dem Schierlingsbecher von Sokrates? Aber in einer anderen Welt und Gegend!), … warteten auf Abnehmer. Meine bessere Hälfte beobachtete mich sehr genau. Ein Anlass, auch sie nicht aus den Augen zu lassen … Besonders angetan hatte uns die Farbenpracht fleischfressender Pflanzen.



Sie hatten Hunger und bei einem Pflänzchen war eine Fliege unaufmerksam. Oder sie ließ sich anlocken.



Die Fliege hatte verloren, die Pflanze gewonnen …


Unsere Parkerkundung führte uns Richtung Blarney House. Durch das Arboretum,



in dem sich Bäume auch aus anderen Kontinenten wohl fühlten. Auffällig war, dass immer wieder so etwas wie Kunstwerke in den Beeten drapiert wurden. Dann kam – my goodness –das Blarney House in unser Blickfeld.



Hochherrschaftlich, wie es sich für die Nachkommen der Jefferyes/Colthursts gehörte. 1874 begann man mit dem Bau. Wie man sieht, war das nötige Kleingeld vorhanden, um Lady Colthurst einige Jahre nach dem Zusammenschluss der Familien mit einem kleinen Domizil zufriedenzustellen. Erker, Türmchen, repräsentabler Eingang … das, was in der damaligen Zeit gefiel und auch heute noch beeindruckend wirkt. Dazu noch ungefähr auf der höchsten Stelle des Anwesens, so dass man immer im Bilde war und auch ist, was rundherum ablief. Heute noch wohnt der aktuelle Spross der Familien in diesem Häuschen. Die Unterhaltskosten sind bestimmt nicht gering. Doch mit den Einnahmen aus den Eintrittsgeldern von Blarney Castle (€ 20,-- für einen Erwachsenen) dürften zumindest Teile der Kosten gedeckt werden. Abgesehen davon haben die Colthursts mit Sicherheit noch andere Quellen. Wenn man bedenkt, dass Sir Charles Colthurst auch noch mietfrei in dem palastartigen Gebäude wohnt … aber wohlweißlich nur außerhalb der Touristensaison. Denn Teile des Hauses können besichtigt werden. Wir verzichteten darauf.


Noch eine ¾ Stunde bis zum Treffpunkt vor dem Bus. In welche Teile der Gartenanlage sollten wir uns verziehen? Ins Himalayan Valley? In den Irish Garden? In die Belgian Beds? Oder in den Rock Close? Wir entschieden uns für den Felsengarten und wurden nicht enttäuscht. Auf dem Weg dorthin kamen wir an verschiedenen verwunschenen Ecken vorbei.



Nun ja, zum längeren Verweilen lud die Steinbank nicht ein, zumal sich die Hortensienblüten auf ihr breit gemacht hatten.


Fortsetzung folgt – ehrlich! Falls nichts dazwischen kommen sollte …

Kommentare 1

  • Cobh - so eine schöne bunte Stadt. Wie sieht sie dann bei Sonnenschein aus?

    Aber Du hast auch einen Ausflug gewählt wo es bunt wurde- sehr bunt sogar und uns wieder mit Deinen wunderbaren Reisebericht mitgenommen.

    Nun warte ich gespannt auf die Fortsetzung und die Auflösung was es mit den Promis auf sich hat. :sdanke: