
Die Anreise
27.06.2022. Acht Uhr. Montag Morgen. Wir haben im Testzentrum den ersten Termin gebucht. Zwanzig Minuten später kommt das negative Testergebnis per SMS. Nun haben wir alle Unterlagen beisammen. Auch die beiden Reisetaschen sind seit gestern gepackt. Ganz gegen unsere Gewohnheit. Bei Abfahrten von Hamburg haben wir immer erst morgens gepackt. Heute müssen wir jedoch nach Bremerhaven.
Es gibt ein letztes Mal zuhause ein entspanntes Frühstück. Und dann kann es auch losgehen. Halt. Noch nicht ganz. Das Navi braucht noch die Zieladresse: Bremerhaven, Grauwallring 32. Dort haben wir über TUI Cruises bei der Hafenpark GmbH einen Hallenstellplatz incl. Personen- und Gepäcktransfer in 15 bis 20 Minuten für 165 Euro gebucht. „Parken, wo ihre Kreuzfahrt beginnt“. Schwerer Fehler, wie sich später herausstellt.
Aber noch ist die Welt in Ordnung. Unsere angepeilte Abfahrtszeit um zehn haben wir auf die Minute eingehalten. Sagenhaft. Wir haben uns entschieden, auf die Autobahn zu verzichten und lieber querfeldein durchs Elbe-Weser-Dreieck zu fahren. Wir fahren durchs Alte Land und weiter in Richtung Stade und Himmelpforten, wo sich das Postamt des Weihnachtsmanns befindet. Geest- und Moorlandschaften mit so bedeutenden Gemeinden wie Moorausmoor begleiten unseren Weg nach Bremerhaven. Und auch jede Menge Störche, die auf den Feldern nach Fröschen suchen.
Unsere Ankunftszeit pendelt zwischen 12:00 und 12:15 Uhr in Abhängigkeit vom landwirtschaftlichen Verkehr. So ein Trecker kann einen schon mal in die Verzweiflung treiben, wenn er dann genauso breit ist wie die Straße. Aber irgendwann muss auch mal der langsamste Trecker auf sein Gehöft abbiegen.
So nähern wir uns schließlich voller Urlaubsvorfreude gegen 12:00 Uhr unserer Zieladresse. Und geraten prompt in ein Verkehrschaos. Wir sind nicht die einzigen, die beim Hafenpark einen Stellplatz gebucht haben. Es staut sich auf der Zufahrt und auch auf dem Parkgelände. Nach Abstellen des Autos queren wir das Gelände und erreichen den Shuttlebus mit einem Gepäckanhänger, wo sich meine Frau zwecks Abgabe der Reisetaschen in die Schlange stellt. Auf mich wartet die Schlange fürs Bezahlen und Abgeben des Autoschlüssels. Und das dauert. Ich bin heilfroh, irgendwann Autoschlüssel und Geld übergeben zu haben. In der Zwischenzeit sind die Reisetaschen im Anhänger verschwunden. Wenigstens hat es während der ganzen Warterei nicht geregnet. Glück muss man haben. Aber es ist lange noch nicht vorbei. Als Nächstes warten wir auf Abfahrt des Shuttles.
Schnell kommen wir mit der sympathischen und fröhlich plappernden polnischen Busfahrerin ins Gespräch. Sie kann ja schließlich nichts für die langwierige und unprofessionelle Organisation. Trotz der kurzweiligen Unterhaltung habe ich mittlerweile das Gefühl, dass unser Auto in einem sehr, sehr abgelegenen Industriegebiet parkt. Dafür wird uns erst einmal das gesamte Hafengebiet gezeigt. Und so ein Hafen hat noch einen Nachteil. Da muss das eine oder andere Wasser per Brücke überquert werden. In der Schleusenstraße ist es dann soweit. Die Klappbrücke öffnet sich, um eine Barkasse durchzulassen. Unsere Busfahrerin ist total genervt, Es hat sie heute schon das dritte Mal erwischt. Und so eine Brücke hat es nicht unbedingt eilig. Nach etwa vierzig Minuten Fahrtzeit erreichen wir das Kreuzfahrtterminal. Fazit: eine Stunde für die Fahrzeugabgabe und eine Stunde für den Transfer. Beim nächsten Mal machen wir es anders. Zumindest erspart uns der separate Eingang mindestens eine weitere Stunde.
Das erste Mal "Mein Schiff" nach 21 Mal AIDA
Wir können zügig einchecken. Unsere Kabine ist bezugsfertig. Also schnell durch die Sicherheitskontrolle und rauf auf Deck 10 zu unserer Kabine backbord mittschiffs.
Die Reisetaschen haben es verständlicherweise noch nicht auf die Kabine geschafft. Dann brauchen wir sie jetzt wenigstens noch nicht auspacken. Schnell ein Foto vom Balkon. Es gibt wirklich schönere Terminals.
Jetzt zügig zur Seenotrettungsübung. Neu ist uns, dass es auf der Kabine keine Rettungswesten gibt. Die werden im Notfall erst auf der Musterstation ausgegeben. Wir sind bei der fünfminütigen Unterweisung zu sechst. Die Crew hat nicht richtig Lust, was bei den ständigen Wiederholungen auch kein Wunder ist. Diesen Haken haben wir uns abgeholt. Unseretwegen kann der Kapitän jetzt jeder Zeit ablegen.
Da es inzwischen nach drei ist, meldet sich der kleine Hunger. Also erkunden wir zum ersten Mal die X-Lounge. Es gibt ein kleines Buffet mit ein paar Leckereien wie Sushi oder Blinis mit Kaviar. Dazu gibt es Gin Tonic. Leicht beschwipst und keine Termine, das ist das wahre Glück. Aber übertreiben wollen wir das "mit dem Glück" auch nicht. Zumal wir doch noch „Termine“ haben. Das Schiff muss noch ein wenig erkundet werden und der Inhalt unserer Reisetaschen muss auch noch in die Schränke. So vergeht die Zeit am Nachmittag.
Für sechs Uhr haben wir einen Tisch im Surf & Turf reserviert. Es gibt Meeresgetier. Viel zu viel. Und da ich meiner Frau auch noch helfen muss, bin ich kurz vor einem Eiweißschock. Wir müssen dringend an die frische Luft. Also rein in die Outdoor Klamotten und ab in die Außenalsterbar. Ein wenig vermissen wir die intime Atmosphäre der Ocean Bar auf der Vita oder Aura. Aber das ist nach 21 Reisen mit AIDA nunmehr Geschichte und wir haben ein neues Kreuzfahrtkapitel aufgeschlagen.
Zwischenzeitlich haben wir abgelegt. Eigentlich hätte es schon vor eineinhalb Stunden losgehen sollen, wenn dann alle Passagiere bei der Seenotrettungsübung gewesen wären. Doch es gibt entweder zu viele Schwerhörige oder zu viele Ignoranten an Bord.
Das späte Auslaufen bzw. eher das Ablegen hat auch einen Vorteil. Wir sehen noch ein wenig Land. Aber viel haben wir nicht verpasst. Toll ist die Abfahrt von Bremerhaven nun wahrlich nicht. Leider meidet die Mein Schiffe Flotte den Hamburger Hafen. Sehr schade. Zumal das Auslaufen auf der Elbe einer der Höhepunkte einer jeden Kreuzfahrt ist. Aber jetzt meldet sich wohl der Lokalpatriot in mir.
Der Abend bei Bier und Grappa und einem super Sonnenuntergang ist dann noch sehr schön.
Seetag auf der Nordsee
28.06.2022. Halb acht. Dienstag Morgen. Wir haben super geschlafen. Daran ist die frische Seeluft schuld. Die Balkontür ist nachts immer einen Spalt offen. Ich gehe erst einmal ins Badezimmer unter die Großraumdusche. Um acht ist dann die Nacht für meine Frau auch zu Ende. Ich bin schuld. Aber nur wenig Protest von ihrer Seite, da das Frühstück wartet. War lecker. Egg Benedict für meine Frau, zwei Spiegeleier mit Speck für mich. Und dann noch so paar Kleinigkeiten. Gut gestärkt beginnen wir den Seetag.
Erst einmal machen wir einen Rundgang. Im 25 m Schwimmbecken gibt es noch freie Kapazitäten.
Die Außenalsterbar öffnet erst in einer halben Stunde. Also sitzen hier noch die Sonnenanbeter.
Auch die Sportarena ist nur spärlich besucht.
Me and the penguin are looking to the horizon.
Nach dem Besuch des Neuen Wall sind wir mit der inneren Besichtigung des Schiffes durch. Also geht es wieder an Deck. Hier drehen wir einige Runden um den Schornstein. Dann geht es in die Außenalsterbar auf einen Latte Macchiato und ein Bier. Wir genießen eine ganze Weile die Seeluft. Und Seeluft macht hungrig. Oder ist es nur Langeweile. Egal. Wir gehen in die X-Lounge. Danach Siesta. Alternativ Lesestunde auf dem Balkon. Nachmittags noch ein paar Runden an Deck. Zur Belohnung gibt es ein Bier in der Außenalsterbar. Für um sechs haben wir einen Tisch im La Spezia reserviert. Das Essen war nicht schlecht, aber nichts Besonderes. Der Abend klingt in der Außenalsterbar mit Bier und Grappa aus. Und mit einem schönen Sonnenuntergang.
Dann kommt uns noch Süd laufend die „Jewel of the Seas“ entgegen.
Viertel vor zwölf kommen zwei norwegische Lotsen an Bord, die uns durch alle Fjorde begleiten werden und erst in Bergen wieder von Bord gehen.
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