
9. September 2021 – Stavanger
Der Tag begann richtig gemütlich mit einem ausgiebigen Frühstück. Wir hatten bis zum Beginn unseres erst am späten Vormittag beginnenden Ausfluges „Bootsfahrt auf dem Lysefjord“ genügend Zeit. Zeit, auf dem obersten Deck einen Rundgang zu machen. Was zeigte der Himmel?
Hmh, so richtig optimal sah er nicht aus. Aber immerhin regnete es nicht. Auf der anderen Seite begrüßte uns Thore Horve, nach dem 2. Weltkrieg Oberbefehlshaber der norwegischen Marine, vor der imposanten Altstadt von Stavanger.
Wir grüßten zurück und vertraten uns die Beine. Wir umrundeten den Vågen, den Hafen. Die alten aus Holz gefertigten Lagerhäuser waren wie so oft in diesem Lande liebevoll restauriert und gepflegt.
Auf der anderen Seite des Hafenbeckens lag unsere AIDAmar. Endlich einmal wieder unter blau-weiß. Nein, weder Schalke noch Bayern. Der Himmel … ein Grund, das Schiff zu verewigen.
Dann war es so weit. Die Ausflügler trafen sich vor der AIDA und schlenderten gemeinsam zum Ausflugsboot. Schnell hinein und hinauf – wir fanden oben einen geeigneten Ausguck direkt an der Reling. Die Fahrt durch die Schärenwelt Stavangers begann. Zunächst langsam bis wir die Bybrua unterquerten. Aber dann … Unser Kapitän drückte auf die Tube und viele kleine und mittelgroße Inseln flogen an uns vorbei.
Neidische Blicke gingen zu den hytter. Hütten? Nein, nicht im deutschen Sinn. Eher gut ausgestattete Wochenend- und Ferienhäuser.
Ein Träumchen … Viele Norweger haben es für sich verwirklicht. Den Traum von einer „Hütte“ und einem Boot. Mehr als 400.000 dieser Wochenendhäuser soll es in Norwegen geben.
Inzwischen befanden wir uns auf dem Høgsfjord. Immer wieder vorbei an klitzekleinen Inselchen. Mal reine Felsbuckel, mal von der Flora übernommen. Oder mit den in Norwegen üblichen rotbraunen Hütten bebaut. Weiter – auch in Sichtweite des Festlandes.
Kleine Ortschaften mitten im Grün. Wälder und Felder. Fast so wie im Allgäu. Wenn nicht die Lage am Fjord gewesen wäre. Unser Kapitän gab weiter Gas.
Herrlich, wie unsere Haare im Fahrtwind wehten. Nicht lange; die Motoren wurden gedrosselt. Das Schiffchen schob sich bei Oanes in den 42 km langen und bis 422 tiefen Lysefjord. Und kurze Zeit später Richtung Anleger. Ziel war das in der Nähe der Einmündung in den Lysefjord gelegene Lysefjordsenteret, in dessen Restaurant uns sehr leckere norwegische Waffeln mit Schmand und Marmelade geboten wurden. Und das bei tollem Ausblick auf den Fjord.
Nach der Kaffee- und Waffelpause wurde die Schiffchenfahrt fortgesetzt. Vorbei an einem der unzähligen Wochenendhäuser
und von Gletschern und Wasser glatt geschliffenen und mit dunkler Streifenfärbung versehenen Felsen
sowie an einem im Schutz einer mächtigen Felswand gelegen Anwesen
erreichten wir eine Kluft in der Felswand,
in Norwegen Fantehola (Landstreicherhöhle) genannt. Vor vielen, vielen Jahren flüchteten Landstreicher vor der Polizei, die bei ihnen Steuern eintreiben wollte. Die Vagabunden sprangen an dieser Stelle an Land und kletterten die Felsen hoch bis zu einer Höhle. Polizisten folgten ihnen, wurden aber mit Steinwürfen abgewehrt, so dass sie letztendlich aufgaben. Eine heute nicht mehr zeitgemäße und anwendbare Art, sich der Steuerschuld zu entziehen.
Damals war ein Zuschauer dabei – unmittelbar neben der Felskluft:
ein Troll, der wie viele andere seiner Zeitgenossen es verpasste, rechtzeitig vor Sonnenaufgang in seiner dunklen Höhle zu verschwinden. Sonnenstrahlen erwischten ihn und schwupps – bewacht er seitdem, inzwischen - im wahrsten Sinne des Wortes - steinalt den Lysefjord …
Von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Hauptziel unseres Ausflugs – hoch oben „schwebte“ der Preikestolen (Predigtstuhl) über uns.
Eine Folge der Eiszeit, in der dieses 25 m x 25 m große Felsplateau entstand.
Es ist DIE Touristenattraktion in dieser Gegend. Allein von unten war der Blick auf den sich in 604 m Höhe über uns befindlichen Felsen phantastisch. Noch phantastischer ist natürlich der Ausblick von oben … Bis zu 300.000 Besucher musste der Preikestolen pro Jahr ertragen – im Juli 2019 schafften es 5.342 an einem Tag bis zum Plateau. Dass der Fels diese Masse überhaupt aushalten konnte … Ob an diesem Tag der norwegische Touristenfunk Staus auf dem Weg zum Preikestolen gemeldet hatte? An diesem Tag waren auch unsere Mitreisenden Cindy und Bodo auf dem Wag zur Felsplattform – ich beneidete sie.
Unser Schiff kreuzte ca. eine Viertelstunde am Fuße des Massivs, so dass alle Mitreisenden das Gesamtmassiv mit dem tatsächlich kleinen Preikestolen
bestaunen konnten.
Beim damaligen optimalen Wetter war es ein regelrechter Genuss, der schließlich mit dem Beginn der Rückfahrt enden musste. Ja, für uns war der Preikestolen von unten ein recht kleiner Teil des Massivs. Genauso klein erschienen uns die neu errichteten Häuschen vor dem gigantischen Hintergrund der norwegischen Bergwelt.
Unser Kapitän gab voll Stoff, so dass nach ca. ½ Stunde Stavanger vor uns auftauchte. Was fiel uns sofort ins Auge? Natürlich unsere AIDAmar,
teilweise verdeckt vom Versorgungsschiff Hermit Galaxy. Vorbei an der mit Appartementhäusern dicht bebauten Stadtinsel Grasholmen und einer Marina
erreichten wir die Hafeneinfahrt. Langsam glitt unser Schiffchen in den Hafen und was setzte uns in Erstaunen? Das Hurtigruten-Schiff Otto Sverdrup trug die Spitze eines älteren Feuerwachtturmes!
Oder täuschte ich mich?
Zum Glück war es von der Anlegestelle des Ausflugbootes nicht weit zur AIDAmar und somit auch nicht fern von den Töpfen. Nach einem nicht sehr umfangreichen Mittagsimbiss zog es uns wieder nach draußen. Wohin? Das könnt Ihr Euch denken! Falls nicht, erfahrt Ihr das in der nächsten Folge.
Wer sich über meine einige Jahre zurückliegende Wanderung auf den Preikestolen informieren möchte, schaue bitte hier rein.
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