Ein Reisebericht
Bevor ich den eigentlichen Bericht beginne, ein paar Worte vorweg zur Warnung:
Dieser Bericht ist persönlich und nicht immer objektiv, da ich die Aida-Fan-Brille anhabe, und zuweilen emotional. Außerdem ist hier des Öfteren vom Genuss alkoholhaltiger Getränke die Rede. Wer so etwas nicht lesen möchte, der klicke bitte jetzt hier http://www.jammern.de oder hier http://www.die-welt-ist-schlecht.de und schweige für immer. Alle anderen lade ich ein auf eine Woche Vita zwischen Palma und Lissabon.
Es geht los
Wann fängt eigentlich der Urlaub an? Also wir haben ihn am Abend vor der Abreise begonnen. Eigentlich wollten wir zum Vorabend-Check-In, haben uns dann aber entschlossen, lieber eine Flasche Sekt aufzumachen und noch ein paar Stunden mit den Chat-Bewohnern zu verbringen. Eben Urlaub von Anfang an. Am Ende des Abends hatten wir eine lange Liste von lieben Grüßen für die Crew, die wir auch alle ausgerichtet haben. Nur Gittas Fernan haben wir leider nicht gefunden. Sorry, Gitta.
Im Nachhinein stellte sich raus, dass wir die richtige Idee hatten. Wegen eines Systemausfalles bei der Lufthansa herrschte Chaos am Airport. Da sitze ich doch lieber bei einer Flasche Brause daheim.
Also sind wir ganz normal zum Flughafen raus. Leider war das Parkhaus 3 – das günstigste in Köln, 1 Woche 23 Euro – schon voll. (Ich habe bei dieser Gelegenheit gelernt, den Angaben auf der Flughafen-Site zu vertrauen. Da sind so kleine Dinger über jedem Parkplatz, die melden, wenn der Platz besetzt ist.) Also mussten wir auf Parkhaus 2 ausweichen, dass hat dann 40 Euro gekostet. 13 Euro mehr, macht 4 Corona oder 2 Caipi. Aber egal. Wir parkten.
Beim Check-In erwischten wir die Schlange mit dem langsamsten Kassierer, und die Rolle musste er auch wechseln. Geht euch das auch immer so? Es waren die ersten Aida-Mitreisenden zu erkennen, aber leider keine bekannten Gesichter. Der freundliche Banderolen-an-die-Koffer-Kleber konnte uns nur noch 2 Gangplätze gegenüber geben, direkt nebeneinander war schon alles besetzt. Entsetzen machte sich bei mir breit. Wer sollte nun beim Start meine Hand halten?
Ich bat ihn dann darum, dass er uns doch wenigstens schon mal zwei Liegen reservieren würde, so auf halben Weg zwischen Aquarium und Poolbar. Aber das ging auch nicht.
Finca
Der Flug nach Palma verlief ereignislos. Das Highlight waren die Sandwiches. Die Bemme mit Schinken fand dabei allgemein mehr Zustimmung als die Käsestulle. Unser Wodka-Orange vertrug sich ganz gut mit dem Wodka-Bull von der Flughafen-Bar, die Stimmung war gelöst.
Mit der einfachen Formel: Applaus nach der Landung plus Aufstehen, bevor der Flieger steht plus Drängeln an der Tür plus Aida-Kofferanhänger ließen sich schon die ersten potentiellen Pooldeck Liegenreservierer ermitteln.
Also stürmten wir raus aus dem Terminal, folgten den freundlichen Damen mit dem AIDA Schild und saßen … schwupps … auch schon im Transferbus zum Schiff. Zum Schiff? Klar denn ich wollte doch um 15.00 Uhr mein erstes Bier an der Poolbar trinken. Aber nix war’s. Es ging noch auf die Finca. Bähhhh. Morris war angefressen. Alle meine schönen Pläne im Eimer? Warum? Für die paar Stunden noch? Das lohnt doch kaum. 20 Minuten hin, 20 Minuten zurück.
Als wir auf den Parkplatz der Finca fuhren, war ich schon wieder fast versöhnt. Das sah ja schon mal sehr nett aus hier. Alte Olivenbäume, ein ehrwürdiges Gemäuer, ja, einem Kaiser durchaus angemessen. Beeindruckend war auch der Speisesaal. Seeeeeeeehr hohe Decke, alte, rauchgeschwärzte Balken, Natursteinmauern, wirklich toll.
Weniger beeindruckend waren allerdings die Reste des Mittagessens, an denen wir uns laben sollten. Ein paar Hühnerflügelchen schwammen einsam in der Soße, ein Rest klebriger klumpiger Reis trocknete vor sich hin, und in der kalten Paella gelierten Kaninchenfleisch und Muscheln langsam zu einer Sülze. Vom Salat waren noch Dosenmais und ein paar welke Blätter Eisberg übrig, die Töpfe mit dem Dressing sahen aus wie der Rhein letzten Sommer – trocken, öd und schlammig. Das war wirklich kein Aida-Standard.
Dafür aber der Wein. Der Weiße war trocken, fruchtig, kalt und süffig. Frei nach dem Motto: Das bisschen was wir hätten essen können, können wir auch trinken, stellten wir kurzerhand auf flüssige Ernährung um. Also leerten wir zusammen mit Gudrun und Michael – die beiden hatten im Flieger schon neben Moni gesessen und sind sehr nette Aida-Ersttäter – drei Flaschen von dem guten Zeug, bis wir rausgekegelt wurden.
Dann haben wir uns die Finca angeschaut. Den Ausblick von der Terrasse fanden wir überwältigend. Die Sonne schien, es hatte 24 Grad, der Pool schimmerte hellblau in der Nachmittagssonne, wir waren leicht illuminiert, es war klar, der Urlaub hatte wirklich begonnen. Ich war nun versöhnt, und das nächste Mal werde ich wohl gerne auf die Finca gehen, früher am Tag sollte auch das Essen besser sein. Wir saßen noch lecker eine halbe Stunde in der Sonne, dann war Abmarsch. Wir gehörten zum letzten Transfer.
Wir berichteten gerade der örtlichen Reiseleitung über unsere grundsätzliche Zufriedenheit mit der Finca, da hatten wir das Vergnügen, Ralf von Seetours zu treffen. Viele Grüße an dieser Stelle an Dich, und nochmals Danke für das nette informative Gespräch.
Und dann sahen wir sie endlich: Die Vita. Das Einchecken ging wie immer reibungslos, Pass gegen Bordkarte getauscht, und endlich konnten wir aufs Schifferl.
Erste Schritte an Bord
Da ich Biken wollte, hieß es Bike-Touren buchen. Also führte einer der ersten Wege zum Fitnessfelsen. Dort trafen wir…...Björn. Den guten lieben alten Radversenker Björnemann (siehe auch hier: Aktuelle Pics 2004/Januar/AIDAvita Bike Story), den Herrn der Räder. Nach einer kurzen Schrecksekunde entschied er, sich ebenso wie wir über das Wiedersehen zu freuen, und wir drückten uns kräftig (Moni hat ihn glaube ich sogar geküsst, aber ich wollte es gar nicht wissen….).
Dort trafen wir auch gleich eine weitere Aida-Legende: Kroko-Joe. Er wurde begrüßt, Rolfs Grüße waren schnell ausgerichtet, und schon wieder hatte Moni einen fremden Mann geküsst. Na das konnte ja noch heiter werden. Ich buchte einfach alle vier Bike-Touren der Route, die Invasion der gelben Trinkflaschen konnte also weiter gehen.
Der nächste Weg führte uns an die Poolbar. Dort überraschte mich jemand mit den Worten: „Dich kenn ich, du bist der Morris aus dem Forum.“ Olli29, der ja eigentlich 31 ist, und seine Frau Nadine waren gefunden. Außerdem lernten wir bei dieser Gelegenheit Silvia und Thorsten kennen. Wir nahmen das erste Getränk zu uns, stellten fest, dass wir möglicherweise Spaß haben werden, und dann machten sich Moni und ich auf, mal in der Aida Bar nachzusehen, ob der dortige André wohl der André ist, auf den wir hofften.
Moni sah ihn zuerst und rief quer durch die Bar: „Huhu….André…!“ Ein kurzer Moment des Zögerns, ein kurzer Moment des Wiedererkennens, ein Ausruf des Schreckens: „Ach du sch……!“ und schon wieder lagen sich Menschen in der Armen und erneut küsste Moni fremde Männer. Zeit für ein Getränk, befand André, und so geschah es. Zwei flotte Wodka-Bull waren fällig. Wir waren wieder angekommen, in der wundervollen AIDA-Welt.
Zum Abendessen waren wir mit Michael und Gudrun verabredet. Der Maitre D’ persönlich verschaffte uns Platz für 4 Personen im Calypso draußen, denn heute war es etwas eng. Das einzige Mal übrigens, dass es nicht sofort klappte. Für 2 haben wir immer recht schnell einen Platz gefunden. Das Wetter war glücklicherweise immer so gut, dass wir immer draußen essen konnten, morgens und abends.
Das Abendessen war wie immer lecker, es gab eine Riesenauswahl Fleisch, Fisch, Geflügel; Kartoffeln in allen möglichen Zubereitungen, Vorspeisen, Nachspeisen, Gemüse, Salate, Käse, Obst, dazu Weißwein, Rotwein, Bier, Softdrinks, Wasser mit und ohne, Kaffee, Tee und eine wundervolle Aussicht an einem lauen Herbstabend bei 22 Grad.
(Das Buffet war natürlich täglich so wunderbar, wir haben nichts vermisst, im Gegenteil, manchmal wussten wir gar nicht, womit wir anfangen sollten, deshalb werde ich mir weitere Beschreibungen des Essens sparen. Das Frühstück war ebenso reichhaltig, es gab das Übliche von Brot, Brötchen, Müsli, Obst, Fisch, über Würstchen, Eier gespiegelt, gekocht, gerührt, Pfannkuchen, Wurst, Schinken, Käse, das Aida-Fit-Frühstück, Milchreis, Bananenshake. Ebenso ausführlich konnte man zu Mittag speisen, das hab ich allerdings meistens verpasst. Deshalb empfehle ich gerne die fünf Sorten Pizza, die Wraps und die Sandwiches des Snack-Corner. Zu Kaffee und Kuchen gab es übrigens auch Softdrinks, nicht nur Kaffee, Tee und Kakao. Der Nächste, der also behauptet, es gebe auf der Aida weniger oder weniger gut zu Essen als wann auch immer, der sollte mal prüfen lassen, ob er noch richtig sauber tickt.)
Gegen halb neun gingen wir noch mal kurz von Bord, denn es galt, einen Freund zu begrüßen: Kiwi war da. Er machte gerade eine Woche Urlaub auf Malle, und so hatten wir uns verabredet. Er stand unten auf der Pier, bei der Security. Unser Reiseleiter Tom war auch unten, denn es wurden noch Gäste erwartet. Nur mal so zum Spaß ließ Kiwi den Tom nachschauen, ob denn noch was frei wäre auf dem Dampfer. Eigentlich, so meinte Tom, wäre das Schiff ausgebucht, aber es hätten vor einer Stunde Gäste angerufen, dass sie nicht anreisen werden, Kiwi könne also, wenn er denn wolle, eine Kabine jetzt und sofort bei Tom buchen.
Tja, falsche Frage, falsche Antwort.
Wir ließen Kiwi zurück und machten und bereit zum Sail Away. Punkt 22.00 Uhr ertönte der Typhoon, Enya erfüllte die Luft mit den uns so wohlbekannten sphärischen Klängen und schon ging es ging los. Hinaus aus der Bucht von Palma und Richtung Cadiz. Doch zuerst: Lasershow. Poolparty. Wir machten uns mit DJ Jörg bekannt …and we danced the night away……
By the way: Über die Shows im Theater können wir nichts berichten, wir haben keine einzige gesehen.
Seetag
Ich wachte mit der von Schlemihl so treffend beschriebenen Maus im Mund auf. Bah, gestern Abend hatte das doch alles noch so gut geschmeckt. Wo war er hin der köstliche Geschmack der Biere, Weine, Wodkas und Caipis? Wie auch immer, liegen bleiben gilt nicht, also auf, duschen, waschen, putzen, anziehen und frühstücken. Und dann: Rettungsübung!
Einige Minuten vor der Zeit waren wir auf unserer Kabine. Das Fenster ging hinaus auf Deck 6. Dort versammelten sich schon die ersten Gäste mit ihren Rettungswesten, manche hatten sich gleich eine Weste zu ihrem Liegstuhl mitgebracht. Bevor die erste Durchsage kam, war ein Drittel der Gäste schon da. Ich hoffe nur, dass ein echtes Feuer auch rechtzeitig bekannt gibt, wann es denn gedenkt, auszubrechen, sonst werden die armen Leute ja nie rechtzeitig raus kommen.
Die Übung verlief wie immer. Die Trillerpfeifen kamen zum Einsatz – igitt – wer da schon alles rumgelutscht hat, es wurden Nachzügler ermahnt die erstens ohne Rettungsweste und zweitens betrunken zur Übung erschienen waren. Noch schnell ein Foto, und dann war’s auch schon wieder vorbei.
Der Poolbrunch war wieder köstlich, es gab Thun- und Schwertfisch vom Grill. Am Freibier standen die Gäste Schlange, man hätte meinen können, es würde das letzte Bier der Reise ausgeschenkt. Wir verbrachten den Tag mit Lesen, Dösen und Sport. Unterhalten sollte uns das Trio „Swinging Pool“, das taten sie auch, allerdings mehr schlecht als recht. (Es dauerte etwas, bis ich merkte, dass die Band gar nicht so übel war, sie aber furchtbar schlecht abgemischt wurde. Nach drei Tagen hatte man aber auch das im Griff). Zum ersten Mal überhaupt gingen wir auch zum Kaffee. Na, das war ein Erlebnis.
Also, die Auswahl war – wie nicht anders zu erwarten – riesig. Es gab Torten mit und ohne Sahne, drei Sorten Obstkuchen, Streuselkuchen, verschiedene trockene Kuchen und Diabetikertorte. Am meisten beeindruckt aber hat uns, was Menschen mit einer Sahnetorte anstellen können und vor allem, wie schnell. Innerhalb von 2 Minuten wurde eine Schokosahnetorte regelrecht niedergemetzelt, massakriert, geradezu geschlachtet. Es war kein schöner Anblick, eigentlich hätte man Uno-Friedenstruppen zur Hilfe rufen müssen, aber es war ja nur eine Torte.
Erschütternd fanden wir auch, wie viele Hängeärsche durch das Restaurant geschoben wurden. Dabei kritisieren wir nicht den Hängearsch an sich, den kriegen wir alle mal. Sondern wir kritisieren, dass er mit nicht mehr als einer knappen Badehose oder einem knappen Bikinihöschen bedeckt wurde. Und das zum Essen, bah. Dabei hatte der Shop doch Shorts für 9 Euro im Sonderangebot. Ich glaube wir haben sogar Peter Schlemihl gesehen. Wer sonst käme wohl im Bademantel zu Kaffee und Kuchen?
Am Abend gewann Moni beim Aida-TV – dem Fernsehen zum Gernsehen – der ersten von vielen Cocktails und einen Gutschein für einen Yoga-Workshop am 2. Seetag (Joe war ein kleines bisschen beleidigt, als sie später versuchte, den Yoga-Gutschein gegen einen Gutschein für den gleichzeitig stattfindenden Cocktail-Workshop einzutauschen.)
An diesem Abend gingen wir relativ früh schlafen, der Anreisetag und die Auswirkungen des C2H5OH-Abusus am Vortag steckten uns doch noch in den Knochen.
Anmerkung: Für alle nachfolgenden Bike-Touren gilt – Preis 49 Euro, 1 Trinkflasche zum Behalten, 1 Müsli-Riegel, Soft-Tour (außer Ibiza = Soft-Aktiv-Tour, keine Softtour im Angebot).
Cadiz
Um halb sieben ist die Nacht zu Ende, denn um acht treffen sich die Biker zur ersten Tour der Woche. Die Tour ist mäßig gebucht, es gibt 2 Gruppen zu 15 Personen. Ich schließe mich natürlich dem Björnemann an.
Die Bike-Tour ist wirklich ganz entspannt, sie verläuft zu 95% flach. Eine Tour, die auch ein Anfänger wagen kann. Es geht durch Cadiz, hinaus aus der Stadt, über eine endlos scheinende Schnellstraße, hinüber nach San Fernando (Einige sangen wohl Michael Holms „Mendocino“, schließlich ist der ja auch auf der Straße nach San Fernando unterwegs). Die Landschaft links und rechts hat allerdings nicht viel zu bieten. Es handelt sich zwar um ein Naturschutzgebiet, aber bis vor 40 Jahren war das Gelände noch eine Saline. Es ist insgesamt trostlos und leer. Wenn ihr an dem alten Gebäude der TRES AMIGOS RIO ARILLO Saline vorbei kommt, werdet ihr glauben, gleich erscheint Clint Eastwood.
Die Straße führte uns nach San Fernando, in der dortigen Altstadt gab es die ersten und einzigen Steigungen der Tour. Kurze Anstiege, für die man kaum Schalten muss. Trotzdem, eine gewisse Grundfitness ist für jede Tour Voraussetzung, es gab sogar bei dieser Tour Teilnehmer, denen es zu steil oder der Weg zu weit (etwa 40 km) war. Dies solltet ihr VOR der Buchung bedenken.
Zurück geht es über eine Schotterpiste und die schon erwähnte Landstraße, dann durch die Altstadt von Cadiz. Leider hatten weder Cadiz noch sein Umland etwas zu bieten. Eine Stadt, die man von der Route getrost streichen könnte. Die Bike-Tour war nett, weil die Leute nett waren, und wir uns an der frischen Luft bewegt haben. Das Highlight war das Café in San Fernando, in dem rasteten: Café con L?che und ein Aqua con Gas (0,5) für 1,50 Euro oder auch 2 Café con L?che und eine Portion Churros für 2,50 Euro – sensationell.
Nach der Tour ging’s zum Snack-Corner, dann an den Pool. An der Pool-Bar fallen einige grölende Besoffene auf, sie sind laut und unangenehm. Einer, der ganz besonders laut ist, verkündet lautstark er sei aus Ostwestfalen-Lippe. Ein perfekter Botschafter seiner Heimat, oder? Na ja, der Vorteil ist, wenn er noch zwei drei kippt, erlebt er den Abend nicht mehr, und wir haben dann wenigstens unsere Ruhe.
Heute gibt’s das erste Mal Volleyball. Nadine spielt mit, Olli, Moni und ich sehen zu. Nadines Team gewinnt meistens, wir haben Grund zum Jubeln. Einer der aussieht wie Heiner Brandt für Arme spielt sich zum Volleyball-Chef auf, und er brüllt dem Ani – ich glaub es war Jannick - , der das Spiel leitet, alle die Regeln zu, die es seit hundert Jahren gar nicht mehr gibt. Ein schlechter Verlierer eben. Er taucht auch an den nächsten Tagen in keiner Mannschaft mehr auf, manche Dinge regeln sich eben ganz von selbst.
Moni gewinnt erneut einen Cocktail beim Aida-TV, Nadine und ich bestreiten den restlichen Telefonterror bei der 8841 - Der Nummer gegen Kummer. Danach Ausflugsticket einlösen, für jedes Ausflugsticket gibt es schließlich einen Cocktail zum halben Preis. Dann Abendessen, danach in die Aida Bar. Dort spielen heute Bine, Bert und die Schlagertörtchen auf. Während wir auf den Rest unserer Truppe warteten, kamen wir an der Bar mit einem Herrn ins Gespräch. Auf die von uns geäußerte Vorfreude auf Ibiza erwiderte er nur: „Wir leben auf Mallorca, wenn wir nach Ibiza an den Strand wollen, dann fliegen wir morgens hin und abends eben zurück.“ Außerdem sei er gerade dabei, ein ganz besonderes Event vorzubereiten, es sei ein Star an Bord, und der werde sicherlich noch zu sehen sein. Olli und Nadine kamen, und wir verschwanden erleichtert zu den beiden an den Tisch.
Bine, Bert und die Schlagertörtchen sind eine superscharfe Coverband, die uns mit deutschen Schlagern der 70er und 80er Jahre verwöhnt (Bild unter den Fanpics). Ich sage hier nochmals ein großes Lob an Bine und Bert und alle Törtchen, es war ein Riesenabend, again we danced the night away. Gegen Ende sang ein Gast – der Mike aus Köln – für alle noch Viva Colonia, aber alle Stophen, Respekt. Wir ließen den Holzmichel hochleben, und mit eingeschaltetem Schwankometer ging’s auf die Kabine (Wer macht mir eigentlich immer den Alkohol in meine Getränke?).
Lissabon
Zum Glück wird Lissabon etwas später angelaufen, wir konnten also einigermaßen ausschlafen. Allerdings wollten wir die Einfahrt nicht verpassen, deshalb hieß es, gegen halb neun auf Deck 11 sein, und genießen.
Die Fahrt den Tejo hinauf war schon klasse. Man bekam einen ersten Überblick, die Scouts erzählten etwas zur Stadt und zu den ersten Sehenswürdigkeiten; und die Brücke des 25. April im morgendlichen Gegenlicht – das war schon sehr beeindruckend. Aus den Lautsprechern ertönte Vangelis „1492“, Gänsehaut, ganz großes Kino. Im Gegensatz zu gestern war es nicht nur warm, sondern die Sonne schien von einem wolkenlosen strahlendblauen Himmel herab.
Nach dem Anlegen blieb nicht viel Zeit, um 10.00 Uhr trafen sich die Biker.
Heute war die Gruppe schon größer, es fuhren 2 mal 20 Gäste mit. Zunächst ging es quer durch die Stadt, über den Praca do Commercio Richtung Castelo da Sao Jorge. Die Strecke ist anspruchsvoll, nicht nur wegen des Verkehrs, sondern auch wegen des Kopfsteinpflasters und der Straßenbahnschienen. Der Weg ist – nun ja – wellig, zunächst einmal. Wir machten einen kurzen Halt an einem Aussichtspunkt, dort bleiben einige, denen der Weg hierher schon Schwierigkeiten bereitet hat, zurück. Mit der Ausrede, auf diese Gäste Acht geben zu müssen, verabschiedet sich auch Björn aus der Truppe, wir machen uns unter Renés Führung auf dem Weg zum Castello. Auf dem Weg dorthin finden wir noch die Cathedrale Sé, den alten Bischofssitz.
Was jetzt kommt ist knackig. Es geht recht steil aufwärts, weiter über Kopfsteinpflaster. Eine sehr anspruchsvolle Strecke. Jetzt ist etwas mehr als nur Grundfitness gefragt. Hier gilt: Keine Gnade für die Wade. Wer nicht mehr kann, schiebt. Aber, alle kommen oben an. Wir haben einen fantastischen Ausblick über die Stadt, wir sehen die AIDA in der Ferne im Hafen liegen, und unter uns breitet sich die Altstadt von Lissabon aus. Die Abfahrt über Kopfsteine ist gar nicht so einfach, einige Biker sind nicht daran gewöhnt, mit der Hand zu Bremsen, sondern kennen nur Rücktritt, aber es kommen alle heil an, wir sammeln die Pausierer ein, und es geht hinunter in die Baixa. Dort ketten wir die Räder an, und nun haben wir eine ? Stunde Zeit, die Gassen zu erkunden.
Es ist wirklich nett hier. Gepflegte Gassen, Straßencafés und Restaurants laden zum Verweilen ein, und es gibt viele kleine Geschäfte und Boutiquen, in denen man shoppen kann, bis der Arzt kommt. Allerdings wird uns auch, nur wenig versteckt und recht öffentlich, jede Art von Drogen angeboten. Manche zeigen erst eine Sonnenbrille vor, die man kaufen soll, und wenn man genauer hinschaut gibt es feinsten Grünen Maroc oder besten Schwarzen Afghanen. Manche verzichten auf die Tarnung, und preisen ihre Ware direkt an.
Unsere Tour bringt uns nun durch die Baixa hindurch zum Rossio, und weiter zum Platz, auf dem der Marquis de Achwasachwas (der Knabe, der nach dem Erdbebeben den Aufbau der Stadt geleitet und geplant hat) sein Denkmal hat. An den Platz schließt sich ein Park an – sorry, den Namen hat mir die Sonne ebenfalls aus dem Hirn gelöscht – der links und rechts von einer breiten Allee begrenzt wird. Die Allee führt in einem langen Anstieg an das andere Ende des Parks, auf einem Hügel gelegen. Auf die Frage, wie es uns den gehe, sagten wir: „Guuuuuut“ und auf die Frage, ob wir den noch könnten riefen wir: „Jaaaaaaaaaa“ – unvorsichtigerweise. Die Klugen blieben unten.
Denn es kam wie’s kommen musste, es ging hinauf ans andre Ende. Die Sonne knallte vom Himmel, es war heiß, etwa 27 Grad, aber die wir ackerten uns nach oben. (Oben trafen wir auf einen Bus von Aida-Stadtrundfahrern, die sahen irgendwie entspannter aus als wir.)
Die Abfahrt war natürlich sehr flott, der Fahrtwind war schön kühl. Unten angekommen, sammelten wir den Rest der Truppe wieder ein, und nun ging es an andre Ende der Stadt. Natürlich galten auch hier wieder die ganz speziellen Aida-Biking-Verkehrsregeln. Rote Ampeln sind grüne Ampeln, wir haben immer Vorfahrt, und das rote Verkehrsschild mit dem großen weißen Balken in der Mitte, was ist das eigentlich? Das blaue Schild mit dem weißen Pfeil nach links, das heißt doch, man kann links abbiegen, muss es aber nicht. Oder? Allerdings sind die Spanier und auch die Portugiesen da ganz entspannt. Wenn sie sahen, da kommt eine große Horde Radler, dann hielten sie an, und ließen uns durch ohne weiteres Aufsehen. Wirklich sehr cool. Man kann schließlich nicht an jeder Ecke halten, wie soll man einen solchen Lindwurm von Radlern sonst durch die Stadt dirigieren.
Im Übrigen haben uns die Spanier meistens ungläubig angeschaut, wie eine Horde Spinner. Aber die Portugiesen konnten’s überhaupt nicht fassen. An einer Ampel stand eine Mutter mit Kind, und die Kleine zählte laut und ungläubig die Radler ab. In 5 Stunden Lissabon haben wir – außer unseren- nur 3 Fahrrädern gesehen. Es scheint, dass das Rad hier erst noch erfunden werden muss.
Unser Weg führte uns zunächst zur Basilika da Estrela und dann weiter zum Pfeffer-Palast (von mir so getauft, da aus Gewürzsteuern finanziert), eigentlich das Kloster Jeronimos. Dem Kloster gegenüber liegt ein symmetrisch angelegter sehr gepflegter Park mit der Fonte Luminosa. Überhaupt waren alle Parks, durch die wir kamen, egal ob alt oder jung, in einem sehr guten und gepflegten Zustand. Von hier aus ging es weiter – erneut durch einen Park – zum Torre de Belem. Rechts vom Torre entdeckten wir ein Denkmal. Zwei Militärpolizisten hielten stoisch Wache. Das es sich um ein Soldatendenkmal handelt, ist klar, aber wem genau und warum es gewidmet ist, konnten wir nicht herausfinden. Also, für Hinweise bin ich dankbar. Die Inschrift lautet übrigens: Los Combatentes do Ultramar.
Während wir noch über das Kriegerdenkmal rätselten, hallte Artilleriefeuer über das Tejo-Ufer. Was war das? Versenkte man gerade die AIDA? Der Beschuss ging weiter. Was war da nur los? Einige von mir – auf Englisch – befragte portugiesische Soldaten zuckten nur mit der Schulter, die verstanden mich nicht. Wir setzten unsere Fahrt fort.
Nun ging es immer am Wasser entlang, zum Torre de Belem. Hier lösten wir endlich das Rätsel um die Artillerie. Ein Kriegsschiff lief den Tejo hinauf, und war mit Salutschüssen begrüßt worden. Eine Scheiß-Ani hatten die Bord, sage ich euch, es gab Marschmusik und Strammstehen auf dem Achterdeck. Da hatten wir es doch besser. Auf dem Weg zum Entdeckerdenkmal, das zum 500. Geburtstag Heinrich des Seefahrers eingeweiht wurde, wären wir dann beinahe mitten durch die Zeremonie geradelt.
Vor dem Denkmal ist ein großer Platz, in den eine Seekarte und eine Windrose eingelassen sind. Hier findet dann das große Ritual statt. Denn die Tour ist fast am Ende, es geht nun noch unter der Brücke des 25. April hindurch, wir hören das Schwirren und Summen der Autos, wie in einem riesigen Bienenkorb, und schon sehen wir wieder das Schiff vor uns. Wunderbar. Snack-Corner, ich hab dich wieder, 35 km durch Lissabon sind bewältigt.
Die Woche hatte ihr erstes Highlight, ich war tief beeindruckt von dieser Tour und dieser Stadt. Aber bitte, Leute, wer nur aufs Rad steigt, um Sonntags ums Eck zum Frühschoppen zu Radeln, der sollte diese Tour besser nicht buchen.
An dieser Stelle folgt nun ein Tipp von Nadine und Olli29, die an diesem Tag eine Stadtrundfahrt auf eigene Faust gemacht haben. Hier ist ihre Empfehlung:
Kauft euch für 13 Euro ein Ticket für die offiziellen Stadtrundfahrt-Busse. Diese Busse verkehren zwischen verschiedenen touristisch interessanten Stationen. Man kann ein- und aussteigen sooft man will, und im Bus stöpselt man einen Kopfhörer ein, und erfährt in seiner eigenen Sprache alles über das, was man grade sieht. Außerdem berechtigt das Ticket euch, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.
Am Abend gab es wieder Cocktails zum halben Preis auf das Bike-Ticket, und natürlich wieder einen Cocktailgutschein von der 8841, der Nummer gegen Kummer, gemixt vom Barmann Nr. 1, dem lieben André. Was haben wir eigentlich an diesem Abend gemacht? Es steht nix in meinem kleinen schwarzen Buch, das ich immer bei mir hatte. Ja, liebe Mitfahrer, ihr habt es sicher schon geahnt, ich bin’s, der Bekloppte, der immer irgendwas in sein kleines schwarzes Buch notieren musste. Ich glaube, das war der Abend, wo wir 2 Caipi mit auf die Kabine genommen haben, und den Rest wollt ihr gar nicht wissen.