Die irische Sonne begleitete uns fast den ganzen Tag! Cobh

Als unregistrierter Nutzer ist Dein Zugriff eingeschränkt. Bitte melde dich an oder registriere dich einfach mit ein paar Klicks hier, um alle Funktionen in vollem Umfang nutzen zu können.
  • Ja, die irische Sonne – sie schickte uns feuchte Strahlen und das nicht zu knapp …


    14. Juni 2012 – Cobh


    An diesem Morgen konnten wir ein wenig ausschlafen. Kein Problem, denn der planmäßige Aufenthalt in Cobh begann um 10.00 Uhr und der frühe Blick aus dem Fenster führte dazu, dass ich mich noch einmal umdrehte. Grau in grau – an Deck hätten wir nichts verpasst …
    Na, irgendwann war es doch so weit. Aufstehen, Frühstück und dann auf Deck 11, um das Annähern an Irland zu beobachten. Schön war es nicht gerade, was wir sahen – weiter grau in grau … Aber der Hafen kam näher und näher und dann sah es auf einmal – übrigens war es noch trocken – ein wenig besser aus: wir näherten uns der zentrumsnahen Anlegestelle und uns grüßte das Cobh Heritage Centre und eine recht bunte Häuserzeile; alles überragte die St. Colman´s Kathedrale.
    Das Wasser war ein wenig bewegt – im Moment nur ein wenig – und die AIDAcara tastete sich langsam – auch mit Lotsenunterstützung – an den Kai heran.
    Nach dem Vertäuen dauerte es noch eine kleine Weile bis das Schiff freigegeben wurde und wir das Schiff verlassen konnten.


    Cobh – ein kleines Städtchen im Süden Irlands mit ungefähr 6.500 Einwohnern. Die Engländer wussten den Naturhafen zu schätzen und bauten ihn aus, da von hier aus günstig Soldaten, Waffen und Wirtschaftsgüter in die Neue Welt verschifft werden konnten. Cobh war weiterhin Ausgangspunkt für irische Auswanderer, die dem Hunger und dem Elend entfliehen wollten. Ab 1830 entwickelte sich die Stadt zu einem Seebad, das gerne von englischen Touristen besucht wurde. In dem Hafen legten später die großen Transatlantikschiffe an, auch die Titanic zum letzten Mal vor ihrer Katastrophe.


    Da genau vor 100 Jahren die Titanic unterging, stehen Stadt und Hafen voll im Zeichen der Titanic, so auch die Ausstellung im Cobh Heritage Centre, das sich direkt an der Anlegestelle befindet. Cobh steht auch in Verbindung zu einem weiteren Schiffsunglück: Im 1. Weltkrieg wurde 40 km vor Cobh das sich auf dem Weg nach Liverpool befindliche Passagierschiff Lusitania von der kaiserlichen Marine torpediert. 1.198 von 1.959 Menschen kamen ums Leben.
    Nun zu unserem Tagespensum. Wir hatten uns wieder mit Elsa und Lothar verabredet. Da inzwischen die flüssige irische Sonne auf uns herabtropfte, hofften wir, diesen nicht so sympathischen Strahlen entfliehen zu können, indem wir mit dem Zug nach Cork fuhren. In den Bahnhof, der sich direkt an der Pier befindet, kamen wir trocken, kauften unsere Fahrkarten und kurz danach kam schon der Zug. An sich wäre die Bahnfahrt entlang des Meeresarms, der Salzmarschen und durch die grüne südirische Landschaft schön gewesen – aber der Regen … er begleitete uns treu und brav bis Cork. So viel Anhänglichkeit wäre wirklich nicht nötig gewesen …


    Cork ist mit ca. 120.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Republik Irland, Universitätsstadt, Wirtschaftmetropole und Kulturhauptstadt 2005. Die ersten Einwohner gruppierten sich im 6. Jahrhundert um die vom heiligen Finbarr erbauten Kirche. In den folgenden Jahrhunderten wechselten sich als Herren dieser Gegend die Wikinger, Normannen und damit auch die Engländer ab, die die strategische Stärke des nahen Naturhafens erkannten und schätzten. Während der Zeiten der Unabhängigkeitsbewegung wurde Cork „The Rebel City“ genannt. Es kam zu schweren Gefechten zwischen Unabhängigkeitskämpfern und Engländern; Teile der Stadt wurden zerstört und viele prominente Unabhängigkeitskämpfer ließen bei und nach den Kämpfen ihr Leben.



    Im Zuge der Ernennung zur Kulturhauptstadt kam es zu einem Bauboom, auch in Hinblick auf die Restaurierung älterer Stätten. Und davon wollten wir uns – so weit es das Wetter zuließ – überzeugen. Beim Verlassen des Bahnhofs Cork Kent wurden sofort die Regenschirme aufgespannt und aus lauter Verzweiflung die Haltestelle des Hop-on … Busses gesucht. Auf dem Weg dorthin besuchten wir zunächst die St. Patrick´s Kirche. Ein Foto von außen ließ der Regen nicht zu – deshalb nutzten wir die Innenbesichtigung auch als Regenpause. Mit dem Bau startete man im Jahre 1832; die erste Messe wurde im Jahre 1836 abgehalten, obwohl die Kirche noch nicht ganz fertig gestellt war. Der erste Grundriss entsprach dem eines Kreuzes; Erweiterungen an den Seiten erfolgten 1894/95 – der klassizistische Baustil blieb allerdings unverändert. Der Innenraum ist in hellen Farben gehalten und besticht auch durch Schlichtheit. Das Gemälde hinter dem Altar – Das letzte Abendmahl – wurde im 19. Jahrhundert von einem italienischen Künstler geschaffen.
    Nach dem Verlassen der Kirche kam ein Hop-on … Bus um die Ecke. Wir winkten und der Fahrer hielt sofort – aus Mitleid? Ob wir schon ein wenig nass aussahen??? Und dann begann die Fahrt durch Cork. Angesetzt waren ohne Unterbrechungen ca. 1 ¼ Stunden. Zu sehen war selbst vom Oberdeck aus nicht allzu viel – Regentropfen, die an unsere Fenster klopften, hatten zur Folge, dass die Gebäude sicher recht attraktiv, aber so von uns nicht zu erkennen waren. Vorbei ging es an diversen Kirchen, öffentlichen Gebäuden, den einen und anderen Park und an vielen Pubs. Einmal gönnten wir uns den Hop-off-Stop. Und zwar an der Grand Parade, einer breiten Straße mit vielen Geschäften und dem National Monument zum Gedenken an die vielen irischen Freiheitskämpfer. Wunderbar, wie es sich in den Regenlachen spiegelte …
    Von hier aus spazierten wir direkt zu den Markthallen (English Market). Man sagt, dass sie zu den Hauptsehenswürdigkeiten Corks gehört. Zumindest beim damaligen Regenwetter konnten wir es bestätigen … Die Hallen wurden 1881 eröffnet, haben in einem Flügel einen Brunnen aus dem 19. Jahrhundert zum Verweilen und Bestaunen, bietet vorwiegend Selbstversorgern frisches Gemüse und Früchte, hat mehrere Fischtheken mit frischen Meerestieren, und wurden im Mai 2011 übrigens vom britischen Königspaar im Rahmen desersten Besuches eines regierenden britischen Monarchen in der Republik Irland aufgesucht. Einige Restaurants, Snackbars und ein Coffeeshop, den wir auch heimsuchten, locken die Besucher. Wer gute Weine und auch Spezialitäten aus Cork sucht, ist in den Markthallen richtig.
    Unsere Hoffnung, dass sich während unserer Stippvisite in den Markthallen der Regen verziehen würde, erfüllte sich nicht. Dennoch machten wir uns auf, um auch wieder die notwenige Bewegung zu haben. Wir gingen den South Channel entlang bis zur Trinity Church am Fr. Mathew Quay. Das auch Father Matthew Church genannte Gotteshaus wurde 1832 im neugotischen Stil errichtet. Auch diese Kirche ist im Inneren in hellen Farben gehalten. Recht schlicht und schön. Eigentlich wollten wir Father Matthew´s Denkmal aufsuchen. Von ihm war besonders die weibliche Bevölkerung der Stadt angetan, denn er wetterte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Apostel der Mäßigung gegen Bier- und Whiskeytrinker – klar, dass dieses Wettern nicht so richtig bei den Männern ankam … Àpropos Wetter - der Regen verwöhnte uns noch immer und wir verzichteten auf Father Matthew – so machten wir uns entlang des South Channel auf Richtung Grand Parade zur Haltestelle des Hop-on … Busses. Wir erkannten, dass auch Cork in diesem Jahr die Titanic in den Vordergrund stellt.
    So, rein in den Bus, der uns zunächst Richtung River Lee brachte. Wir sahen zwischen den Regentropfen das alte Zollhaus, die Stadthalle sowie diverse andere öffentliche Gebäude. Dann fuhren wir zurück in die Stadt, wo trotz des miesen Wetters die Straßen voll waren – vermutlich vermehrt von Iren bevölkert, die weniger Probleme mit dem von ihnen gewohnten Wetter als wir hatten. Schon erreichten wir den Bahnhof, der Zug kam nach einigen Minuten und schnell waren wir wieder in Cobh. Dort schauten wir uns zunächst die im zeitgenössischen Stil gehaltene alte Bahnhofshalle an. In einem Teil des alten Bahnhofgebäudes ist das Heritage Centre untergebracht mit vielen interessanten Ausstellungsstücken und Informationen über die Geschichte der Stadt, der Auswanderung und der Schiffskatastrophen. In den Gängen der Bahnhofshalle erinnern Fotos und Schrifttafeln an die letzte Station der Titanic in Cobh. Skulpturen mit einer Menschengruppe veranschaulichen den Abschied der Auswanderer von Verwandten und der Heimat.
    Es war Zeit für eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Kuchen – also durch den Regen rauf auf´s Schiff. Danach war noch viel Zeit bis zum Ablegen. Also machte ich mich auf, einige Sehenswürdigkeiten von Cobh zu besuchen. Nur kamen die irischen Sonnenstrahlen nunmehr gebündelt vom Himmel – nach kurzer Zeit hielt selbst die Funktionskleidung der Nässe nicht mehr stand. Machte aber nichts, nass ist nass und das Trocknen konnte warten! Nicht weit vom Schiff führte eine kleine Promenade zu einem kleinen Museum. Der Platz zwischen Heritage Centre und Museum muss bei Sonnenschein sicher attraktiv sein!
    Nicht weit von der Promenade wurde zum Gedenken an die Opfer der Lusitania ein Denkmal errichtet.
    Von dort aus ging es recht steil bergauf, vorbei an vielfarbigen renovierten alten Arbeiterhäusern. Ziel war die St. Colman´s Cathedral. Auch sie wurde ab 1868 im neogotischen Stil erbaut. Für diese kleine Stadt war eine derartig riesige Kathedrale überdimensioniert, vor allen Dingen i.S. Finanzierung. Ermöglicht wurde die Errichtung allerdings von Spenden irischer Emigranten. Die Spendenfähigkeit und -bereitschaft der irischen Emigranten musste enorm gewesen sein, wenn man den prachtvollen Innenraum sah – phantastisch!
    Von der Kirche aus eilte ich vorbei an den an der Hauptstraße gelegenen Bürgerhäusern zurück zur AIDAcara. Ich hätte nicht gedacht, dass der Regen noch stärker werden könnte – er schaffte es und peitschte das Wasser im Hafen an die Kaimauern.
    Also schnell rauf auf´s Schiff, umgezogen, die nassen Klamotten zum Trocknen aufgehängt und die Vorbereitungen zum Abendessen angegangen. Das Marktrestaurant präsentierte „Griechenland“, im Calypso gab es „Philippinen“. Griechenland war trotz aller bestehenden Irritationen klasse …
    19.30 Uhr legte die AIDAcara ab – verließ einen kleinen Ort, den wir leider aufgrund des nicht sehr angenehmen Wetters nicht so richtig kennen lernen konnten. Aber vielleicht demnächst ´mal bei Sonnenschein…
    Kapitän Kurc informierte uns, dass die Fahrt nach Dublin ein wenig ungemütlich werden könnte. Windstärke 8; 4 m hohe Wellen. Einen Vorgeschmack bekamen wir nach dem Verlassen der Bucht. Die AIDAcara kämpfte sich in die Wellen hinein, die Gischt spritzte, was man wunderbar von Deck 6 aus beobachten konnte bis es aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde. Aber die Fotos „waren im Kasten“ … und ein kleiner Lichtblick: es regnete nicht mehr!
    Nach einer bewegten Nacht wartete Dublin auf uns.