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  • …und schwer erkrankt – das trifft auf meine Partnerin und mich
    zu. Allerdings weder mit der „Schweinegrippe“ noch mit anderen
    unangenehmen Mikroben, sondern mit dem Kreuzfahrtvirus!


    19.09.2009, Palma de Mallorca, Balearen, Einschiffung


    Nach der Kanaren-Route im März mit der AIDAbella sollte es aus den in
    meinem ersten Bericht beschriebenen Gründen erneut auf dieses schöne
    Schiff gehen, das zwischenzeitlich den Weg ins Mittelmeer gefunden hatte
    und dort seither auf der Route "Mittelmeer 1" kreist. Abfahrthafen war
    Palma de Mallorca auf der gleichnamigen Baleareninsel, und so stand vor
    dem sehr großzügigen Bordleben auf dem Schiff das sehr viel weniger
    großzügige Bordleben in einem Germanwings-Airbus A319 bevor. Hier fiel
    uns eine Ungerechtigkeit auf: während AIDA-Gäste bei anderen
    Fluggesellschaften zum gleichen Preis des An- und Abreisepakets mit mehr
    Platz, kostenlosen Drinks und Snacks während des exakt zweistündigen
    Fluges ab Köln-Bonn verwöhnt wurden, gab es für uns - nüscht! Auch
    objektiv weniger Platz und absolut kein Service - hier müsste AIDA
    Cruises entweder für seine Gäste nachbessern oder den Preis bei Flügen
    mit dieser und ähnlichen Gesellschaften mindern. Immerhin war das
    Personal freundlich und der Flugkapitän neidisch: laut seiner Ansprache
    war er selbst in diesem Sommer auf einer AIDA-Reise und bedauerte, dass
    er nachher wieder zurückfliegen müsse. Außerdem gab es im Flugzeug einen
    ersten Vorgeschmack auf die Vakuum-Toiletten, die für die nächsten
    sieben Tage die Überreste des großartigen AIDA-Essens entsorgen würden.


    Nach dem gewohnt gut organisierten Transfer zum Schiff mit einem sehr
    gesittet fahrenden mallorquinischen Busfahrer und dem schnellen, nach
    Decks geordneten Einchecken fanden wir - die Deckspläne der Bella noch
    im Kopf - recht schnell zu unserer Kabine, die Dank unserer relativ
    späten Ankunftszeit (Landung 16.20 Uhr) bereits bezugsfertig war. Das
    Schicksal hatte uns als AIDA-Vario-Bucher eine "Außenkabine mit
    eingeschränkter Sicht" auf der Backbordseite auf Deck 6 zugedacht. Dies
    gereichte uns zu vollkommener Zufriedenheit, da sich die
    Sichtbehinderung lediglich als Dach eines Tenders/Rettungsbootes
    entpuppte und die Sicht auf Meer und Häfen keineswegs völlig verstellte -
    Prädikat: empfehlenswert!


    Sodann warfen wir einen ersten Blick in die Bordzeitung "AIDA heute",
    die jeden Abend automatisch an der Kabinentür materialisiert und neben
    Restaurantöffnungszeiten auch alle Veranstaltungen und andere wertvolle
    Informationen für den nächsten Tag enthält. Eine der dort immer wieder
    angebotenen Schiffsführungen auf der Bella brauchten wir nicht mehr, und
    so orientierten wir uns ziemlich bald in Richtung Abendessen im
    Bella-Vista-Restaurant. Um es gleich zu sagen: kulinarisch wurden unsere
    Erwartungen wieder voll erfüllt, das Essen ist einfach sensationell!
    Schnell hatten wir uns mit dem "Dessert-Manager" im entsprechenden
    Pavillon im Weite-Welt-Restaurant angefreundet und erfahren, dass es den
    von uns so begehrten und geradezu göttlich-überirdischen gebratenen
    Vanillepudding am Donnerstag dieser Reise geben würde - diesem Abend
    fieberten wir daraufhin schon entgegen. Den muss der geneigte Leser
    unbedingt probieren!


    An dieser Stelle sei ein Aufruf eingefügt, der erneut mit der Vergewaltigung des Zapfhahns in den SB-Restaurants zu tun hat:


    "Liebe Bieramateure,


    siehe meinen Reisebericht von der Kanaren-Route!"


    Nach dem ausgiebigen ersten Abendmahl begaben wir uns vor die
    Pooldeck-Bühne, wo uns Club- und Entertainment-ManagerIn willkommen
    hießen. Hier trat dann auch das Show-Ensemble mit Hits der Fünfziger
    und Sechziger-Jahre auf, und es gab den Welcome-Drink, für den hunderte
    Sektgläser kunstvoll in den Farben und dem Schriftzug "AIDA" angeordnet
    worden waren. Kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Palma lief auch
    die Lasershow dieser Route ab, die die Häfen und Aktionen dieser Reise
    darstellte.


    Nach ersten Tanzversuchen bei der anschließenden Poolparty wurde
    klar: es wird Zeit für einen Tanzkurs, und dieser fand dann am nächsten
    Tag statt.



    20.09.2009, 1. Seetag auf dem Weg nach Neapel


    Bevor wir nun aber großartige Tanzschritte auf den Fliesen der
    AIDA-Bar machen konnten, galt es, an der gigantischen Choreografie der
    obligatorischen Seenotrettungsübung mitzuwirken. Da ich bereits am
    Vortag den Weg zu unserer Musterstation gesucht und gefunden hatte,
    gehörten wir nicht zu den Personen, die namentlich vom Kapitän per
    Durchsage aufgefordert werden mussten, sich nun doch bitte endlich zu
    ihren Sammelpunkten zu begeben. Nach Aufhebung des Übungsalarms begann
    für uns der Tanzkurs (an diesem Vormittag Discofox, wir übten uns im
    Verlauf der Reise aber auch in Cha-cha-cha und Foxtrott). Tanzlehrerin
    Martina vom Clubteam machte das toll: geduldig und mit viel Gespür für
    die Schwierigkeiten übte sie mal nur mit den Herren, mal nur mit den
    Damen, bis auch das letzte Pärchen die Schritte beherrschte.


    Hungrig von diesen Anstrengungen und natürlich der ganzen Seeluft,
    fielen wir anschließend über das Mittagessen her, um uns dann im
    erfreulich milden Klima (auch abends konnte man auf der ganzen Reise
    problemlos bis in die Nacht im Kurzarm-Hemd draußen sitzen oder tanzen)
    auf die Liegen am Pool zu begeben. Auch ein Saunabesuch stand auf dem
    Programm, bevor nach dem Abendessen das Showprogramm im Theatrium begann
    - wie immer absolut professionell und sehenswert! An diesem und einigen
    folgenden Abenden gab es jeweils um 20 Uhr das Programm einiger
    Gesangssolisten. Hier wurde tolle Unterhaltung in sehr familiärem Rahmen
    geboten, denn offenbar waren die meisten Gäste noch auf die Restaurants
    verteilt, und so saßen nur wenige Zuschauer in den Reihen.
    Bedauernswert für die Künstler, denn die haben ganz sicher mehr
    Aufmerksamkeit verdient! Richtig voll wurde es dagegen, als sich gegen
    21.45 Uhr die Vorstellung der nautischen Offiziere anbahnte. Allen voran
    der für uns neue "Erste Mann" der AIDAbella (da ist man mal ein halbes
    Jahr nicht auf dem Schiff, und schon ändert sich alles!), Kapitän Nico
    Berg. Ich hoffe für nachfolgende Gäste, dass er auf jeder Reise die
    gleiche Ansprache hält, denn der Mann ist nicht nur Nautiker, er ist
    auch Entertainer: ich bin vor Lachen fast von der Bank gerutscht, als er
    über die Häfen dieser Reise, die Aufgaben eines Kapitäns und andere
    Dinge beinahe im Stand-up-Comedy-Stil sprach - dieser Mann gehört
    einfach auf ein Clubschiff, auf einem Containerschiff wäre das
    vergeudetes Talent!


    Später am Abend vertieften wir die gewonnenen Tanzkenntnisse bei
    Live-Musik in der AIDA-Bar, bevor wir nach einem letzten Spaziergang
    über Deck ganz sachte schlingernd den bizarren Blitzformationen der
    aufziehenden Gewitter im Thyrrhenischen Meer entgegensegelten...






    21.09.2009, Neapel, Italien


    Zitieren wir das "AIDA heute" von diesem Tag einmal wörtlich: "Sie
    [Neapel] hat den Ruf, eine der schönsten Städte der Welt zu sein".


    Der Abgleich mit der Wirklichkeit legt die Vermutung nahe, dass die
    Verfasser dieser Zeilen der Bordzeitung das Schiff in diesem Hafen
    niemals verlassen haben. Deshalb der Tipp: Sollten Sie nicht
    beabsichtigen, nach dem Landfall in Neapel diese Stadt umgehend wieder
    ins Umland zu verlassen, dann BLEIBEN SIE AN BORD! Sie verpassen nichts.
    Neapel scheint nur deshalb von Kreuzfahrtschiffen angelaufen zu werden,
    weil das Umland dieser drittgrößten und wahrscheinlich verkommensten
    und schmutzigsten Stadt Italiens (ich liebe dieses Land, und es fällt
    mir schwer, das zu schreiben, aber es stimmt leider!) einiges zu bieten
    hat. So sind der Vesuv und die berühmten Ruinenstädte Herculaneum und
    natürlich Pompeji auf jeden Fall einen Besuch wert, auch die Amalfiküste
    und die Inseln Capri und Ischia sollen sehenswert sein; wenngleich auch
    extrem von Touristen überlaufen, wie wir von anderen Reisenden erfahren
    konnten. Trotz des zwar warmen, aber leicht regnerischen Wetters
    begaben wir uns nach Pompeji. Dorthin brachte uns ab Neapel-Hauptbahnhof
    (Stazione Centrale) die "Circumvesuvia"-Bahn, vergleichbar mit einer
    deutschen S-Bahn. Die Fahrt kostet hin und zurück 4,80 Euro pro Person
    und dauert ca. 40 Minuten, Haltepunkt ist "Pompei Scavi - Villa dei
    Misteri". Dies wurde uns am Bahnschalter mitgeteilt und sogar
    aufgeschrieben, hier war man sehr hilfsbereit. Noch ein Hinweis: Keine
    Angst vor Warteschlangen an Bahnschaltern, in Italien geht das offenbar
    um ein vielfaches schneller als in Deutschland, wie wir am Folgetag auch
    in Civitavecchia erfahren konnten. Das liegt möglicherweise daran, dass
    die Mitarbeiter dort die Fahrkarten einfach von einer guten alten Rolle
    abreißen, anstatt sich durch zwar hochmoderne, aber komplizierte und
    langsame Programme zu klicken und dann auszudrucken. Sei's drum: in
    Pompeji erhält man für 11 Euro Eintritt pro erwachsener Person einen
    kleinen Führer (auch auf Deutsch) und einen Lageplan des überraschend
    großen Geländes (gibt's links vor den Kassen an der Information). Festes
    Schuhwerk und sicherer Gang sind unbedingt erforderlich, denn die
    original antiken Römerstraßen in der Stadt sind nicht gerade das, was
    man rollstuhlgeeignet nennen würde! Zu sehen gibt es exzellent erhaltene
    Wohn- und Geschäftshäuser, lateinische Inschriften, grenzwertig
    pornografische Darstellungen aus dem Liebesleben der alten Römer und
    jede Menge Amerikaner, Japaner und andere Touristen, auch von fremden
    Kreuzfahrtschiffen. An dieser Stelle sei ein dickes Dankeschön an AIDA
    Cruises für den Verzicht auf peinliche Gruppen-Kleidungs-Aufkleber für
    Ausflüge eingefügt! Immerhin waren so z.B. die Reisenden von
    MSC-Kreuzfahrten eindeutig als solche zu identifizieren.


    Nach Rückfahrt mit der Bahn ging es möglichst schnell wieder per
    pedes durch Neapel und aufs Schiff. Vor dem Betreten der Gangway musste
    man sich - wie schon beim Einschiffen auf Mallorca, wo man zusätzlich
    noch einen Fragebogen zur Einschätzung des Grippe-Infektionsrisikos
    auszufüllen hatte - einer Händedesinfektion unterziehen. Gut, nach dem
    Neapel-Erlebnis hat man das gerne gemacht, aber uns wurde schnell klar, dass die Desi bei den allermeisten Leuten
    vollkommen ineffektiv war. Als Mitarbeiter im Gesundheitsdienst wissen
    wir, wie eine hygienische Händedesinfektion korrekt durchzuführen ist
    (also mindestens 30 Sekunden lang die Hände mit dem Desinfektionsmittel
    feucht halten und ganz bestimmte einfache Bewegungen ausführen). Was wir
    bei nahezu allen anderen Gästen sahen, war eine Karikatur davon. Kein
    AIDA-Mitarbeiter gab hier Hilfestellung oder Hinweise, auch eine
    bildliche Information (wird zumindest im Gesundheitswesen kostenlos von
    AIDA-Waschmittel-und-Desinfektionspartner Ecolab zur Verfügung gestellt)
    fehlte. Um auf der Grippe-Aktionismuswelle oben zu schwimmen, reicht
    das; wenn man wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen möchte, sollte hier
    nachgebessert werden.


    Abends gab es im Theatrium die AIDA-Gameshow "Globetrotter", bei der
    das Publikum per TED-Gerät mitspielen und durch die Beantwortung
    verschiedener Fragen Preise gewinnen konnte. Eine für uns neue und
    durchaus spannende Angelegenheit. Weiterhin wurden an diesem Abend die
    Rock-Show "Born to be wild" und das artistische Programm "Varieté,
    Varieté" geboten. Bei letzterem kam das bis dahin unbeachtet unter der
    Glaskuppel des Theatriums baumelnde Trapez zum Einsatz, das zusammen mit
    der wie immer aufwendigen Bühnen- und Lichttechnik für atemberaubende
    Szenen hoch oben in der Luft sorgte. Nach dem Kurz-vor-Mitternacht-Snack
    in der Pizzeria Mare fielen wir todmüde von den vielen Kilometern, die
    wir in der Ruinenstadt Pompeji und der Ruinenstadt Neapel zurückgelegt
    hatten, in die Kojen.






    22.09.2009, Civitavecchia/Rom, Italien


    Dieser im Gegensatz zum Vortag erfreulich sonnige Tag (das sollte
    fortan übrigens so bleiben - nur nachts schien die Sonne nicht auf die
    AIDAbella) begann mit einem gottseidank ganz anderen Eindruck von
    Italien. Nach dem kostenlosen Bustransfer vom Schiff zum Eingang des
    Hafens und kurzem Fußweg durch die freundliche, saubere und gepflegte
    Kleinstadt Civitavecchia, die die Ehre hat, den offiziellen modernen
    Hafen Roms zu beherbergen, erreichten wir den Bahnhof. Per Internet
    konnte man im Vorfeld auf der "Trenitalia"-Homepage und durch diverse
    Foren (Suchmaschine) herausfinden, welche Züge wann fahren und welches
    Ticket man benötigt. Nach kurzer Auseinandersetzung mit einem
    Fahrkartenautomaten musste ich hier jedoch mein Scheitern eingestehen
    und wir uns wieder am Schalter anstellen. Nach etwas Wartezeit in einer
    Schlange mit vielen Touristen (ein kleines bisschen Zeit sollte man hier
    vorsichtshalber doch einplanen) waren wir an der Reihe und erhielten
    schnell das gewünschte: das "Biglietto Integrato Regionale Giornaliero",
    kurz B.I.R.G., mit einer Gültigkeit für fünf Zonen (A bis D), kostet
    9,00 Euro pro Person und berechtigt den ganzen Tag zur Hin- und
    Rückfahrt nach bzw. von Rom sowie zur Nutzung von Bussen, Straßen- und
    U-Bahnen in Rom. Billiger geht's nicht, und nach nur 43 Minuten recht
    pünktlicher Fahrt mit einem modernen Doppelstock-Zug (vergleichbar mit
    einem Regionalexpress der DB) erreichten wir den Haltepunkt "Stazione S.
    Pietro" unweit des Petersdoms. Dieser stellte folglich gemeinsam mit
    dem Vatikan auch unser erstes Ziel dar. Lassen Sie sich von der unter
    Umständen sehr langen Schlange vor der Sicherheitskontrolle zum Einlass
    in den Petersdom nicht abschrecken, das geht sehr schnell voran, und das
    Innere dieser größten Kirche der Christenheit sollte man auf keinen
    Fall versäumen! Hier sei angemerkt, dass man zumindest temporär die
    Schultern und Knie bedeckende Kleidung tragen sollte! Das gilt im
    weiteren Verlauf der Reise auch für Kirchen in Marseille oder Barcelona
    und stellt sicher, dass man auch wirklich in die Gotteshäuser
    hineinkommt. Entsprechende Jacken, Umhänge o.ä. gehören also schon im
    Vorfeld in den Rucksack.


    Unterbrochen von Cappuccino- und Snackpausen führte uns unser
    zugegebenermaßen recht anstrengender Fußweg durch die Ewige Stadt von
    Vatikan, Engelsburg und -brücke über die Piazza Navona, das Pantheon und
    den Trevi-Brunnen hin zur Piazza di Spagna, wo wir nach dem
    obligatorischen Kurz-Sit-in auf der Spanischen Treppe die Metro zur
    Piazza del Popolo und dort ein kleines Mittagessen zu uns nahmen.
    Anschließend ging es wieder mit der Metro zu Kolosseum und Forum Romanum
    auf dem Palatin, dem antiken Zentrum nicht nur Roms, sondern sogar der
    damaligen Welt. Diese imposanten Bauten eingehender zu betrachten,
    fehlte uns leider die Zeit, was auch für alle anderen Museen etc. galt,
    so dass wir uns vom Kolosseum über den Hauptbahnhof (Stazione Termini)
    mit dem Zug auf den Weg zurück zum Schiff machten. Bei einem köstlichen
    Gelato in Civitavecchia ließen wir die gewonnenen Eindrücke der
    römischen Hauptstadt noch einmal Revue passieren, bevor wir uns der
    üblichen Abendvöllerei an Bord hingaben und anschließend die große
    Schlagernacht mit Show-Ensemble, DJ und wilden Tänzen auf dem Pooldeck
    genossen.



    23.09.2009, 2. Seetag auf dem Weg nach Marseille


    Schon am Vorabend war klar geworden, dass wir uns offenbar eher
    Richtung Marseille treiben lassen statt richtig zu fahren: Treibstoff
    sparende sieben Knoten wurden unter "Nautische Daten" im
    iTV-Kabinenfernsehen angezeigt (entsprechen knapp 13 km/h). Damit
    schlichen wir um Korsika herum (sehenswert: die Passage des Cap Corse in
    nur 800 Meter Entfernung) und genossen die Vorteile dieser gemütlichen
    und dank des fantastischen Wetters extrem ruhigen Überfahrt. Es war
    wieder Tanzen angesagt, genauso wie ein Besuch des "Body & Soul
    Sport" und natürlich sämtlichen Pools an Deck. Langweilig konnte einem
    gar nicht werden, auf den Seetagen hat man endlich einmal Zeit, die
    Angebote und Einrichtungen des Schiffes ausgiebig zu nutzen. Da ist
    garantiert für jeden was dabei! Eine Besonderheit war nachmittags das
    Cocktailshaken der Entertainment-Crew. Analog zum bekannten
    Offiziersshaken (was zwei Tage später stattfand) mixten und verkauften
    z.B. das Clubteam oder die Live-Band "Soul of the Seas" die
    wohlschmeckenden und hochwertigen Cocktails zum Preis von 1,90 Euro das
    Stück (via Bonsystem mit Gummibällen, die an zwei eigens aufgebauten
    Kassen gekauft und an der Cocktailtheke in Sektkühler geworfen werden).
    Das lockerte die Stimmung sichtlich auf, und spätestens beim abendlichen
    "Alpenglühn" in der bayrisch geschmückten AIDA-Bar bei Brezeln und
    Schmalzbrot, Weißbier und Nagelklotz kam mit der passenden Musik auch
    auf See zünftige Oktoberfeststimmung auf.




    24.09.2009, Marseille, Frankreich


    Vorweg: die zweitgrößte Stadt Frankreichs präsentierte sich allen
    Befürchtungen zum trotz als überraschend schön und sauber. Leider hat
    sie aber auch den größten Hafen des ganzen Landes, und das macht
    Kreuzfahrern schwer zu schaffen: über 8 Kilometer vom Stadtzentrum
    entfernt legte die AIDA an, und man kam laut Auskunft der Rezeption ohne
    Shuttlebus nicht vom Hafengelände runter. Leider kostete dieser Bus
    aber pro Person und Tag 9,00 Euro. Eigentlich ein noch zu vertretender
    Preis, aber der dahinter stehende Zwang ("Zahl oder bleib an Bord!")
    missfiel sehr vielen Gästen, zumal der Ticketverkauf für weit über 2000
    Passagiere am Ausflugstag ab neun Uhr (und keine Minute früher) nur
    schleppend an zwei Schaltern vonstatten ging. Der Transfer selber
    funktionierte dann wieder reibungslos, und wir erreichten den "Alten
    Hafen" (Vieux Port), der das Zentrum von Marseille darstellt. Dort
    hatten wir uns mit einer Verwandten meinerseits verabredet, die in
    Marseille wohnt, und konnten uns so an einer ortskundigen Führung
    erfreuen. Von der sehr schönen und hoch über der Stadt gelegenen Kirche
    "Notre Dame de la Garde" hat man einen fantastischen Ausblick; vom
    Fischmarkt an der Nordseite des alten Hafens (Quai de la Fraternité)
    fährt einen die Buslinie 60 für 1,30 Euro hoch, runter geht's über
    einige Treppen und Gässchen überraschend schnell und einfach zu Fuß:
    immer nur den kürzesten Weg bergab nehmen, dann kommt man automatisch
    wieder zum Vieux Port. Hier angekommen, umrundeten wir das Hafenbecken,
    besuchten die uralte kleine Kirche St. Laurent und die große "Cathédrale
    de la nouvelle major" am östlichen Ende des modernen Fährhafens. Hier
    stiegen wir hoch in die aus kleinen Gassen und Plätzen bestehende
    Altstadt mit dem "Hospice de la Charité" (heute Kunstmuseum) und das
    Panier-Viertel mit vielen kleinen Galerien und Kunsthandwerkerläden.
    Abschließend besuchten wir einen Markt im afrikanischen Viertel unweit
    der großen Prachtstraße "La Canebière", wo Gemüse, Fleisch, Fisch und
    Gewürze feilgeboten werden und man beinahe das Gefühl hat, auf einem
    ganz anderen Kontinent zu sein. Nach der Verkostung des berühmten
    Pastis, einem Anislikör, mussten wir dann schon wieder per Shuttlebus
    zurück auf die Bella. Das Schiff legte alsbald ab und nahm Kurs auf
    Barcelona, das nächste Ziel unserer Reise. Während unser bescheidenes
    Wasserfahrzeug zunehmend mehr - aber immer noch harmlos - in den
    Gewässern des Golf von Lyon arbeitete, schwitzten am späten Abend auf
    der Bühne Sängerinnen und Sänger, die man dort nicht unbedingt erwartet
    hätte: "Crew meets Band" heißt dieses empfehlenswerte Event, bei dem
    Mitarbeiter aus Housekeeping, Küche, Bar oder Clubteam, ja sogar aus dem
    Bordhospital zum Mikrofon griffen und ihre Hits zum besten gaben. Alles
    in allem ein gelungener Abend in der gut gefüllten AIDA-Bar! Und ja,
    ich musste schon daran denken: es war schon der vorletzte! Heul!




    25.09.2009, Barcelona, Spanien


    So weit wie unser Liegeplatz in Marseille von der City entfernt war,
    so nah war er in Barcelona an selbiger dran: nur wenige Schritte
    trennten den Anleger vom Kolumbusdenkmal und den berühmten "Ramblas",
    der Flaniermeile mit vielen Restaurants, Cafes und Verkaufsständen.
    Unbedingt sehenswert auch die Markthalle "La Mercat de Sant Josep - La
    Boqueria", in der in einem kunterbunten Mix u.a. Fleisch, Fisch und Obst
    angeboten werden. Auch kleine und große Mahlzeiten und Süßigkeiten sind
    hier an den zahlreichen Buden zu haben. Weiter ging es über die Ramblas
    zur "Placa de Catalunya", wo mit dem 7-stöckigen "El Corte Ingles" das
    angeblich größte Kaufhaus Spaniens auf unseren Besuch wartete. Da gibt
    es tatsächlich alles, sogar eine prima Aussicht aus dem
    Restaurant ganz oben! Von dort sah das Haupt-Wahrzeichen Barcelonas
    übrigens gar nicht so weit weg aus, tatsächlich war es aber noch ein
    ganz schön langer Weg zu Gaudis unvollendeter Kathedrale "Sagrada della
    Familia", die auf keinem Film bzw. keiner Speicherkarte eines
    Barcelonatouristen fehlen darf. Um diese gigantische Baustelle auch von
    innen besichtigen zu können, verlangen die Katalanen tatsächlich 12 Euro
    Eintritt. Wie wir nachher beim Essen an Bord erfuhren, waren andere
    AIDA-Gäste massiv enttäuscht davon, so dass wir gut daran taten, nur
    jeweils 1,35 Euro pro Person in ein U-Bahn-Ticket zurück in die Altstadt
    zu investieren, wo wir noch ein bisschen bummelten und eine
    landestypisches Cerveza probieren konnten.


    Zurück auf dem Schiff kühlten wir unsere heißgelaufenen Füße im Pool,
    während diesmal die Offiziere des Club- und Hotelbereichs zu den
    Cocktailshakern griffen und ihre leckeren Kreationen in der gewohnten
    Weise unters Kreuzfahrervolk brachten. Aufgelockert von den fruchtigen
    Drinks, gelang auch die vierte Discofox-Fortgeschrittenen-Tanzstunde
    sehr gut, so dass wir bei der letzten Partynacht an Bord alle gelernten
    Schritte noch einmal ausprobieren und vertiefen konnten, und nach manch
    netter Bekanntschaft und Drinks in Restaurants und Bars fielen wir in
    unsere Betten, die Koffer noch ungepackt unter dem Bett, während die
    Kabinengänge schon mit gepackten Taschen von fleißigeren Paxen
    zugestellt waren...



    26.09.2009, Palma de Mallorca, Balearen, Ausschiffung


    So kam es dann, dass wir die letzten Minuten in unserer Kammer mit
    mehr oder weniger hektischem Kofferpacken verbringen mussten, was uns
    aber nicht daran hinderte, unsere Kabine rechtzeitig um 9.00 Uhr
    freizugeben. Irgendwann zwischen Duschen und Koffer zupressen hatte die
    Bella im Hafen von Palma festgemacht, und nachdem wir unser Gepäck im
    dafür vorgesehenen bewachten Zelt auf der Pier untergebracht hatten,
    nutzten wir die Zeit bis 15.00 Uhr, zu der unser Tansferbus zum
    Flughafen ging, als halben Seetag. Das bedeutete Schlemmen, baden (wenn
    man geschickt packt und plant und abschließend in der Sauna duscht,
    geht's!), am Pool faulenzen und Cocktails genießen. Viel zu schnell
    gingen die letzten Stunden rum, und so hieß es alsbald Abschied nehmen
    von unserem Schiff. Auf dem ebenso pünktlichen wie unkomfortablen
    Rückflug gingen wir die Stationen der Reise noch einmal durch und kamen
    zu dem Schluss, dass man Neapel eigentlich streichen und durch einen
    weiteren Tag in Barcelona ersetzen sollte - die katalanische Metropole
    war neben Marseille einer der absoluten Höhepunkte der Fahrt! Mit der
    Landung um 19.39 Uhr auf dem Flughafen von Köln-Bonn endete unser
    zweites Unternehmen AIDA 2009 - es ist jedoch mit an Sicherheit
    grenzender Wahrscheinlichkeit so, dass das Kreuzfahrt-Virus wieder
    zuschlägt - man entwickelt keine Immunität dagegen! Ausnahmsweise
    wünschen wir uns hier jedoch keine "Gute Besserung", sondern sagen: Auf
    AIDAsehen - bis zum nächsten Mal!